Donnerstag, 29. Mai 2014

Schlechte Neuigkeiten für Obama.



Es ist nicht gut immer nur im eigenen Saft zu schmoren.

Durch Abschottung verliert man; ökonomisch und kulturell.
Die DDR und Nordkorea haben im Vergleich zu ihren offeneren Schwester-Nationen dementsprechend in fast allen Disziplinen sehr alt ausgesehen.
Es war in der Geschichte immer so, daß die Kulturen an den Küsten, die Handel trieben und vielfältige Kontakte zu anderen Ländern hatten nicht nur reicher wurden, sondern auch enorm an Wissen gewannen, so daß die Kultur aufblühte.
Das stimmt in allen Größenordnungen.
Andere Kulturen und Kontakte befruchten. Deswegen war Hamburg auch immer sehr viel reicher und kulturell prosperierender als Berlin: Die Hanseaten hatten durch die Hanse ein über Jahrhunderte gewachsenes Netz aus Handelsbeziehungen in alle Welt, man war polyglott und noch heute hat Hamburg nach New York die meisten Konsulate in der Welt.
Berlin hat aufgrund seiner geographischen Lage keinen Hochseehafen und liegt in der Mitte von Deutschland.

Im Lichte dieser Erkenntnis wird es umso bizarrer, daß die rechten Rattenfänger Europas und Amerikas auf Isolationismus setzen. Dabei sind wir mehr denn je auf Input von Außen, auf Handel und Ressourcenaustausch angewiesen.

Weniger Einwanderer, mehr Schutz für heimische Konzerne, weniger Einmischung aus Brüssel: Die Rezepte rechter Populisten bedienen die Sehnsucht nach einem besseren Früher, das es nie gab. Eine Politik der Abgrenzung kostet Jobs und Wohlstand. Das können sich Europas Staaten nicht leisten.
Schwere Zeiten für weltoffene Politiker: Bei den Europawahlen haben in vielen Ländern Populisten massiv hinzugewonnen - oft Parteien, die pauschal die EU, Einwanderer und Globalisierung für die Probleme des Landes verantwortlich machen. […]  Triumphe sind zugleich ein Problem für die Wirtschaft, für die Firmen in Europa - und letztlich auch wieder für die Millionen Arbeitnehmer.
Weniger Einwanderer, mehr Schutz für heimische Konzerne, weniger Einmischung aus Brüssel oder raus aus der Union: Die Rezepte der rechten Populisten kommen in der Krise gut an, sie bedienen die Sehnsucht nach einem besseren Früher, das es in Wirklichkeit nie gab. Doch sie sind pures Gift für die Wettbewerbsfähigkeit. Würden die Ideen umgesetzt, kosteten sie Jobs und Wohlstand. Wir ziehen rund ums Land die Zugbrücken hoch: So eine - moralisch ohnehin fragwürdige - Politik muss man sich erst mal leisten können. Europas Staaten können es nicht.  [….]

Das passiert, wenn Menschen unter sich bleiben und ohne kulturellen Input sind. Sie verdummen und brüten destruktive Taktiken aus.

Eine Ebene zurück geschaltet erlebt man das auch im politischen Leben Amerikas.
Die USA sind zwar ein multikulturelles Land, ja sogar ein klassisches Einwanderungsland, das so sehr wie keine andere Nation von dem frischen Blut profitiert, aber es schottet sich in kleinere Einheiten ab.
Die Medien sind so einseitig geworden, daß viele Millionen Menschen ausschließlich von FOX und rechtsextremen Radiostationen gefüttert werden, ohne jemals in Kontakt mit der Realität zu kommen.
Das gilt auch umgekehrt. Wer „liberal media“ konsumiert, Bill Maher mag und Rachel Maddows zuhört, der guckt keine Sekunde FOX-news.
Es sei denn als Satire.
Nur mit viel Inzucht und radikaler Verbannung der Vernunft kann es zu solchen Vorfällen kommen:

Son of Pastor Who Died from Snake Bite Nearly Dies from Snake Bite
[…] Even though his snake-handling father Pastor Jamie Coots died from a rattlesnake bite earlier this year, the younger Coots said at the time that if he were bitten, he would just send the paramedics away as his dad did.
[…] How many people have to die before the members of Full Gospel Tabernacle in Jesus Name church stop with this nonsense?

Auf diese Weise entstanden die Teebeutler, die so unfassbar verblödete Typen wie Palin, Bachmann, Rubio und Cruz hervorbrachten.

 
Der geistigen Autoabschottung der rechten Washington-feindlichen Basis verdankt Barack Obama seine Wiederwahl im Jahr 2012.
Nach den üblichen US-amerikanischen Wahlkriterien (ökonomische Erfolge) hätte er sicherlich keinen second term verdient; zumal er auch alle bürgerrechtlich Orientierten der eher linken Seite bitter enttäuschte.
Aber die GOPer stellten sich so ungeheuer dumm an und warben mit derartig geistig verwirrten Kandidaten, daß die haushoch die Präsidentschaftswahl verloren und im Senat sogar noch Sitze abgeben mußten.

Das einzig Gute der Teeparty ist also bizarrerweise, daß sie durch ihren unbändigen Hass auf Obama (also diesen Neger aus Afrika, jedenfalls kein echter Amerikaner, zudem auch noch schwul, muslimisch und atheistisch. Versucht von purem Antiamerikanismus getrieben das Land durch Sozialismus zu zerstören!) zu seinen effektivsten Wahlhelfern wurden.
Aus Sicht der demokratischen Wahlkampfstrategen ist der Aufstieg der Teebeutler ein Gottesgeschenk. Man selbst kann gemütlich weiter vor sich hin stümpern und gewinnt am Ende doch wieder die Präsidentschaftswahlen, weil die Demographie für einen arbeitet:
Amerika wird bunter und kulturell vielfältiger.
Die WASPs (White Anglo-Saxon Protestant) werden weniger und Latinos, Schwarze und Asiaten werden von den GOPern so angefeindet, daß sie in ihrer übergroßen Mehrheit immer die Demokraten wählen.
Erstaunlicherweise gibt es aber selbst bei den Republikanern noch Restverstand.
Alte rechte Washingtoner Strategen, die sich darüber ärgern trotz der unterirdischen Obama-Performance in der Opposition zu sitzen.
Sie nutzen jetzt das Big Money und versuchen in einer großen Kraftanstrengung bei den innerparteilichen Vorwahlen die Irrsten der Irren loszuwerden.
Je besser ihnen das gelingt, desto schlechter für die Demokraten.

[…]  Mitch McConnell, 72, ist seit drei Jahrzehnten US-Senator in Washington, er ist der Anführer der Republikaner im Senat, und er möchte all das auch nach der Parlamentswahl im Herbst noch bleiben. In den Vorwahlen der republikanischen Partei hat ihn zuletzt der wesentlich jüngere Unternehmer Matt Bevin herausgefordert, ein erzkonservativer Anhänger der Tea Party. […] Am Dienstag in der Vorwahl hat McConnell seinen jugendlichen Widersacher nun mit 60 zu 35 Prozent der Stimmen geschlagen. […] Es ist nun ein Sieg des alten Washington, jedenfalls der Alteingesessenen in Washington.[…]
In anderen Staaten gingen die Vorwahlen am Dienstag ganz ähnlich aus. In Idaho setzte sich ein langjähriger Abgeordneter gegen einen rechten Herausforderer durch, ebenso in Pennsylvania. In Georgia wird eine Stichwahl entscheiden, welcher Republikaner für den Senat kandidieren darf, aber die beiden Tea-Party-Bewerber sind am Dienstag bereits ausgeschieden.
[…] Für Präsident Barack Obama und seine demokratischen Parteifreunde ist dies ein schlechtes Ergebnis. Sie hatten auf Erfolge der rechten Amateure gehofft, weil es leichter gewesen wäre, diese bei der Hauptwahl im November zu schlagen. Stattdessen müssen die Demokraten nun gegen erfahrene Republikaner antreten, die diszipliniert, gut vernetzt und finanziell bestens ausgestattet sind. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Demokraten in einem halben Jahr ihre Mehrheit im Senat, der zweiten Parlamentskammer, verlieren. Das Abgeordnetenhaus wird ohnehin in republikanischer Hand bleiben. Für Obama bedeutet das, dass er ab Ende des Jahres womöglich keine Machtbasis mehr besitzt im US-Kongress. Er würde damit, zwei Jahre vor dem Ende seiner Amtszeit, endgültig zu einer "lahmen Ente".  […]

Mangels eigener Erfolge bleibt den Demokraten nun nur noch die Merkelsche Strategie der asymmetrischen Demobilisierung. Sie müssen hoffen, daß mit einem weniger polarisierenden Wahlkampf die rabiaten FOX-Glotzer der republikanischen Basis aus Enttäuschung über die aus ihrer Sicht zu moderaten eigenen Kandidaten zu Hause bleiben.


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