Es ist
nicht gut immer nur im eigenen Saft zu schmoren.
Durch
Abschottung verliert man; ökonomisch und kulturell.
Die DDR
und Nordkorea haben im Vergleich zu ihren offeneren Schwester-Nationen dementsprechend
in fast allen Disziplinen sehr alt ausgesehen.
Es war
in der Geschichte immer so, daß die Kulturen an den Küsten, die Handel trieben
und vielfältige Kontakte zu anderen Ländern hatten nicht nur reicher wurden,
sondern auch enorm an Wissen gewannen, so daß die Kultur aufblühte.
Das
stimmt in allen Größenordnungen.
Andere
Kulturen und Kontakte befruchten. Deswegen war Hamburg auch immer sehr viel
reicher und kulturell prosperierender als Berlin: Die Hanseaten hatten durch
die Hanse ein über Jahrhunderte gewachsenes Netz aus Handelsbeziehungen in alle
Welt, man war polyglott und noch heute hat Hamburg nach New York die meisten Konsulate
in der Welt.
Berlin hat
aufgrund seiner geographischen Lage keinen Hochseehafen und liegt in der Mitte
von Deutschland.
Im
Lichte dieser Erkenntnis wird es umso bizarrer, daß die rechten Rattenfänger Europas
und Amerikas auf Isolationismus setzen. Dabei sind wir mehr denn je auf Input
von Außen, auf Handel und Ressourcenaustausch angewiesen.
Weniger Einwanderer,
mehr Schutz für heimische Konzerne, weniger Einmischung aus Brüssel: Die
Rezepte rechter Populisten bedienen die Sehnsucht nach einem besseren Früher,
das es nie gab. Eine Politik der Abgrenzung kostet Jobs und Wohlstand. Das
können sich Europas Staaten nicht leisten.
Schwere Zeiten für
weltoffene Politiker: Bei den Europawahlen haben in vielen Ländern Populisten
massiv hinzugewonnen - oft Parteien, die pauschal die EU, Einwanderer und
Globalisierung für die Probleme des Landes verantwortlich machen. […] Triumphe sind zugleich ein
Problem für die Wirtschaft, für die Firmen in Europa - und letztlich auch
wieder für die Millionen Arbeitnehmer.
Weniger Einwanderer,
mehr Schutz für heimische Konzerne, weniger Einmischung aus Brüssel oder raus
aus der Union: Die Rezepte der rechten Populisten kommen in der Krise gut an,
sie bedienen die Sehnsucht nach einem besseren Früher, das es in Wirklichkeit
nie gab. Doch sie sind pures Gift für die Wettbewerbsfähigkeit. Würden die
Ideen umgesetzt, kosteten sie Jobs und Wohlstand. Wir ziehen rund ums Land die
Zugbrücken hoch: So eine - moralisch ohnehin fragwürdige - Politik muss man
sich erst mal leisten können. Europas Staaten können es nicht.
[….]
Das
passiert, wenn Menschen unter sich bleiben und ohne kulturellen Input sind. Sie
verdummen und brüten destruktive Taktiken aus.
Eine
Ebene zurück geschaltet erlebt man das auch im politischen Leben Amerikas.
Die USA
sind zwar ein multikulturelles Land, ja sogar ein klassisches
Einwanderungsland, das so sehr wie keine andere Nation von dem frischen Blut
profitiert, aber es schottet sich in kleinere Einheiten ab.
Die
Medien sind so einseitig geworden, daß viele Millionen Menschen ausschließlich
von FOX und rechtsextremen Radiostationen gefüttert werden, ohne jemals in Kontakt
mit der Realität zu kommen.
Das gilt
auch umgekehrt. Wer „liberal media“ konsumiert, Bill Maher mag und Rachel
Maddows zuhört, der guckt keine Sekunde FOX-news.
Es sei
denn als Satire.
Nur mit
viel Inzucht und radikaler Verbannung der Vernunft kann es zu solchen Vorfällen
kommen:
Son of Pastor Who Died from Snake Bite Nearly Dies from Snake Bite
[…] Even though his snake-handling father
Pastor Jamie Coots died from a rattlesnake bite earlier this year, the younger
Coots said at the time that if he were bitten, he would just send the
paramedics away as his dad did.
[…] How many people have to die before the
members of Full Gospel Tabernacle in Jesus Name church stop with this nonsense?
Auf
diese Weise entstanden die Teebeutler, die so unfassbar verblödete Typen wie Palin, Bachmann, Rubio und
Cruz hervorbrachten.
Der
geistigen Autoabschottung der rechten Washington-feindlichen Basis verdankt
Barack Obama seine Wiederwahl im Jahr 2012.
Nach den
üblichen US-amerikanischen Wahlkriterien (ökonomische Erfolge) hätte er
sicherlich keinen second term verdient; zumal er auch alle bürgerrechtlich
Orientierten der eher linken Seite bitter enttäuschte.
Aber die
GOPer stellten sich so ungeheuer dumm an und warben mit derartig geistig
verwirrten Kandidaten, daß die haushoch die Präsidentschaftswahl verloren und
im Senat sogar noch Sitze abgeben mußten.
Das
einzig Gute der Teeparty ist also bizarrerweise, daß sie durch ihren unbändigen
Hass auf Obama (also diesen Neger aus Afrika, jedenfalls kein echter
Amerikaner, zudem auch noch schwul, muslimisch und atheistisch. Versucht von
purem Antiamerikanismus getrieben das Land durch Sozialismus zu zerstören!) zu
seinen effektivsten Wahlhelfern wurden.
Aus
Sicht der demokratischen Wahlkampfstrategen ist der Aufstieg der Teebeutler ein
Gottesgeschenk. Man selbst kann gemütlich weiter vor sich hin stümpern und
gewinnt am Ende doch wieder die Präsidentschaftswahlen, weil die Demographie
für einen arbeitet:
Amerika wird bunter und kulturell vielfältiger.
Amerika wird bunter und kulturell vielfältiger.
Die
WASPs (White Anglo-Saxon Protestant) werden weniger und Latinos, Schwarze und
Asiaten werden von den GOPern so angefeindet, daß sie in ihrer übergroßen
Mehrheit immer die Demokraten wählen.
Erstaunlicherweise
gibt es aber selbst bei den Republikanern noch Restverstand.
Alte rechte
Washingtoner Strategen, die sich darüber ärgern trotz der unterirdischen
Obama-Performance in der Opposition zu sitzen.
Sie
nutzen jetzt das Big Money und versuchen in einer großen Kraftanstrengung bei
den innerparteilichen Vorwahlen die Irrsten der Irren loszuwerden.
Je
besser ihnen das gelingt, desto schlechter für die Demokraten.
[…]
Mitch
McConnell, 72, ist seit drei Jahrzehnten US-Senator in Washington, er ist der
Anführer der Republikaner im Senat, und er möchte all das auch nach der
Parlamentswahl im Herbst noch bleiben. In den Vorwahlen der republikanischen
Partei hat ihn zuletzt der wesentlich jüngere Unternehmer Matt Bevin
herausgefordert, ein erzkonservativer Anhänger der Tea Party. […] Am Dienstag in der Vorwahl hat McConnell
seinen jugendlichen Widersacher nun mit 60 zu 35 Prozent der Stimmen
geschlagen. […] Es ist nun ein Sieg
des alten Washington, jedenfalls der Alteingesessenen in Washington.[…]
In anderen Staaten
gingen die Vorwahlen am Dienstag ganz ähnlich aus. In Idaho setzte sich ein
langjähriger Abgeordneter gegen einen rechten Herausforderer durch, ebenso in
Pennsylvania. In Georgia wird eine Stichwahl entscheiden, welcher Republikaner
für den Senat kandidieren darf, aber die beiden Tea-Party-Bewerber sind am Dienstag
bereits ausgeschieden.
[…] Für Präsident Barack Obama und seine
demokratischen Parteifreunde ist dies ein schlechtes Ergebnis. Sie hatten auf
Erfolge der rechten Amateure gehofft, weil es leichter gewesen wäre, diese bei
der Hauptwahl im November zu schlagen. Stattdessen müssen die Demokraten nun
gegen erfahrene Republikaner antreten, die diszipliniert, gut vernetzt und
finanziell bestens ausgestattet sind. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass
die Demokraten in einem halben Jahr ihre Mehrheit im Senat, der zweiten
Parlamentskammer, verlieren. Das Abgeordnetenhaus wird ohnehin in
republikanischer Hand bleiben. Für Obama bedeutet das, dass er ab Ende des
Jahres womöglich keine Machtbasis mehr besitzt im US-Kongress. Er würde damit,
zwei Jahre vor dem Ende seiner Amtszeit, endgültig zu einer "lahmen
Ente". […]
Mangels eigener
Erfolge bleibt den Demokraten nun nur noch die Merkelsche Strategie der
asymmetrischen Demobilisierung. Sie müssen hoffen, daß mit einem weniger
polarisierenden Wahlkampf die rabiaten FOX-Glotzer der republikanischen Basis aus
Enttäuschung über die aus ihrer Sicht zu moderaten eigenen Kandidaten zu Hause
bleiben.
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