Dienstag, 14. Dezember 2021

Wir haben keine Chance

Unsere Erkenntnisse über die Gefährlichkeit der Omikron-Variante sind noch sehr dünn. Wir stützen uns auf Daten aus Südafrika, die aber nur bedingt mit den Verhältnissen in Deutschland vergleichbar sind. Die Gesamt-Bevölkerung und die Omikron-Patienten sind 13.000 km weiter südlich viel jünger. Langzeitfolgen können ohnehin nicht beobachtet werden, weil die Daten erst 14 Tage nach dem ersten Auftauchen der neuen Variante erhoben wurden. Außerdem gibt es dort erheblich mehr Beta- und Delta-Genesene, weil die Impfquote so extrem niedrig ist.

Die „Modellierer“ sehen aber jetzt schon anhand der englischen Daten, daß sich Omikron sogar noch deutlich rasanter durchsetzt, als die pessimistischsten Annahmen.

[…..] Omikron erobert Europa schneller als befürchtet.

Die Gesundheitsbehörden warnen: In wenigen Tagen wird Omikron in Dänemark und Norwegen zur dominanten Variante. Selbst bei milden Verläufen droht den Kliniken der Kollaps – wenn nicht entschlossen gehandelt wird. [….] Mittlerweile werde jedes positive Testergebnis in Dänemark auf Omikron geprüft. Deshalb liefern die dänischen Daten ein recht umfassendes Bild zur Ausbreitung. Ein wenig erfreuliches Bild.  Derzeit verdoppele sich die Fallzahl der Omikron-Ansteckungen dort jeden zweiten Tag. So steht es im Bericht des Statens Serum Institut, des zentralen Labors und Zentrums des dänischen Gesundheitsdienstes für die Prävention von Infektionskrankheiten, von Sonntag. Eine Verdopplung alle zwei Tage bedeutet rechnerisch: Innerhalb einer Woche verachtfachen sich die Fälle. Nach zwei Wochen wird die Zahl um das 64-fache gewachsen sein. Nach drei Wochen um das 512-fache. [….]

(Viola Kiel, SPON, 14.12.2021)

Extrem problematisch ist das suizidale Verhalten der Seuchenfreunde insbesondere in Süd- und Ostdeutschland.

Was nützen Abstandsregeln, Impfungen, regelmäßiges Tests und Maskenpflicht, wenn all das nur auf dem Papier gilt und in der Praxis umgangen wird?

Eine sächsische Lehrerin berichtet dem SPIEGEL über ihren Alltag:

[…]  Trotzdem verhalten sich einige, als wären sie unverwundbar. Sie tragen die Maske trotz ständiger Ermahnung demonstrativ unter der Nase oder sogar unter dem Kinn – wenn sie denn überhaupt eine tragen. In jeder Klasse sitzen zwei oder drei Jugendliche, die ›aus medizinischen Gründen‹ keine Maske tragen dürfen. So steht es in den Attesten, die sie uns Lehrkräften präsentieren. Diese Zettel stammen alle von denselben Ärzten. Hier auf dem Land spricht es sich schnell herum, wer so etwas ausstellt. […] Dreimal pro Woche müssen sich die Jungen und Mädchen in der Schule testen. Aber ob sich wirklich jeder das Stäbchen in die Nase steckt, kann ich bei 25 Schülerinnen und Schülern nicht kontrollieren. [….]

(Miriam Olbrisch, 10.12.2021, DER SPIEGEL 50/2021 s.48)

Eine ganze Fälscher-Industrie hat sich um die Impfzertifikate entwickelt.

Das führt unter anderem auch zu den „Geimpften“ mit schweren Impfdurchbrüchen auf den Intensivstationen. Sie legen Fake-Impfpässe vor; keiner weiß, ob sie wirklich geimpft sind.

[….] Von wegen geimpft!

Es ist so einfach, Impfpässe zu fälschen, dass selbst die Betrüger staunen. Bis vor kurzem war es nicht mal klar verboten. Das Geschäft floriert, die Politik reagiert empörend langsam, und in den Apotheken sollen sie es richten. Eine Recherche. [….]

(SZ, 13.12.2021)

Auch die 2G, 2G+ und 3G-Regeln können dort nichts ausrichten, wo systematisch betrogen wird. Inzwischen gibt es im Internet eine vollständige Parallelwelt Ungeimpfter, die sich gegenseitig Friseure, Restaurants, Tanzclubs, Ärzte und Apotheken vermitteln, die vorsätzlich betrügen und somit die Hospitalisierungsquote und Todesrate in die Höhe treiben.

[….] Der Plan, die Impfzauderer durch Druck und einen beschwerlichen Alltag zur Spritze zu bringen, ist jedoch nicht aufgegangen. Die Reihen der Impfverweigerer scheinen fester geschlossen denn je. Sie haben Netzwerke gesponnen, in denen sie sich selbst vergewissern, sich gegenseitig schützen und stützen.   Das Jobportal Impffrei.work ist nur eines von vielen in einer Parallelwelt, die die Spaltung der Gesellschaft vollzogen hat: Es gibt Impffrei.kaufen und Impffrei.love (»Lieber Händchen halten als Abstand halten«). Rund 28.000 Mitglieder hat die Telegram-Seite »EoI« (Einkaufen ohne Impfung), auf der Händler aus allen Winkeln der Republik ihre Produkte anbieten und es mit den Coronaregeln offenbar nicht so eng sehen. Darunter finden sich Biohöfe, Naturläden, Imkereien und Weingüter. Auf dem Telegram-Messengerdienst gibt es zudem Gruppen wie »Studenten stehen auf«. Diese kundschaften aus, in welchen Lokalen man sich treffen kann, ohne geimpft, genesen oder getestet zu sein. Im Kölner Ausgehviertel Eigelstein wurden sie Ende Oktober fündig. »Wichtig«, schreibt die Organisatorin an die anderen Gruppenmitglieder, »wenn ihr das Lokal betretet und nach 3G gefragt werdet, sagt ihr laut JA – und damit ist das Thema geklärt!« Als nachgefragt wird, ob das »Ja« ein Codewort sei, schreibt eine Teilnehmerin: »Es ist die Strategie des Ladens mit den 3G umzugehen.«  [….]

(DER SPIEGEL 50/2021, 10.12.2021)

Das sind die schlechten Nachrichten.

Auf der Haben-Seite stehen aber ein Gesundheitsminister „vom Fach“ und Menschen wie Özlem Türeci und Uğur Şahin, die beiden wissenschaftlichen BioNTech-Superhirne, die mit voller Aufmerksamkeit und all ihren inzwischen enormen Ressourcen die neuen Viren unter die Lupe nehmen.

Karl Lauterbach kann aber auch nicht Kraft seines Willens die sagenhaften Versäumnisse seines irrlichternden Vorgängers ungeschehen machen.

Innerhalb von zwei Jahren vermochte es Spahn nicht, eine halbwegs funktionierende Vakzin-Lieferungs-Logistik zu etablieren. Mit Faulheit und irrsinnigen Ausschließeritis-Ankündigungen setzte der CDU-Mann und neue stellvertretende CDUCSU-Fraktionsvorsitzende Deutschland dem Spott der Welt aus.

[….] "Eine Wundertüte ist das, ein Buch mit sieben Siegeln" - wenn Tobias Mollemeyer über die Impfstofflieferungen der vergangenen Wochen spricht, versucht er gar nicht erst seinen Frust zurückzuhalten. Nur zwei Wochen ist es her, dass der Hausarzt im bayerischen Untermeitingen 170 Impftermine absagen musste, weil zu wenig Wirkstoff geliefert wurde. 14 Stunden verbrachten seine Sprechstundenhelferinnen deshalb am Telefon. "In der Zeit hätten wir mehr als das Doppelte zusätzlich impfen können", sagt Mollemeyer. [….] Diese Unsicherheit, die schwere Planbarkeit erlebten in den zurückliegenden Wochen auch andere Ärzte und Impfzentren: Mancherorts gab es so viele Impfdosen, dass man schon am folgenden Tag einen Termin bekam, sogar mit dem Wunschimpfstoff. Andernorts warteten Menschen stundenlang in der Kälte, um am Ende doch ohne Impfung nach Hause geschickt zu werden. [….]

(SZ, 14.12.2021)

Nach 12 Jahren unter FDP- und CDU-Herrschaft ist das Bundesgesundheitsministerium offenbar kaum noch arbeitsfähig.  Olaf Scholz holte, um das Chaos in den Griff zu bekommen, den Logistik-General Carsten Breuer an Bord. Das Spahn-Ministerium selbst ist unterqualifiziert.

Dafür steht exemplarisch die STIKO, an deren schnarchigen Empfehlungen sämtliche Impfungen in Deutschland hängen.

[….] In geradezu kongenialer Ergänzung der Regierungsschwäche scheint die Stiko, die Ständige Impfkommission, zu agieren, die stets drei Monate zu spät auf erkennbar halbherzige Weise Entscheidungen trifft. Weshalb viel zu viele Schulkinder bis heute nicht geimpft sind, obwohl sie es sein könnten. Was wiederum die extremen Inzidenzen unter sehr jungen Menschen erklärt, powered by Stiko. Die Jungen stecken dann meist unwissentlich Ältere an, die eben viel zu selten geimpft sind. [….]

(Sascha Lobo, 10.11.2021)

Unglaublich, aber wahr, nach zwei Jahren Pandemie besteht die hoffnungslos überforderte STIKO, die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, immer noch aus lediglich 18 Menschen, die nebenberuflich Empfehlungen abgegeben und noch nicht einmal bezahlt werden. Jens Spahn fiel nie ein, dieses extrem wichtige Gremium finanziell angemessener auszustatten.

Karl Lauterbach holt das nun nach. Zaubern kann er aber nicht und so droht Deutschland ein katastrophaler Vakzin-Engpass.

[….] Der Corona-Impfkampagne drohen offenbar massive Schwierigkeiten: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine Kolleginnen und Kollegen aus den Bundesländern über einen gravierenden Impfstoffmangel im kommenden Jahr informiert. »Die Situation ist ausgesprochen schwierig. Ich habe ja meinen Vorgänger immer gelobt. Aber wir haben einen erheblichen Impfstoffmangel im kommenden Jahr. Das ist Ergebnis unserer Inventur«, sagte Lauterbach nach SPIEGEL-Informationen während der Videokonferenz der Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder. »Für das gesamte erste Quartal ist viel zu wenig Impfstoff gekauft worden. Die Mengen reichen nicht, um die Booster-Impfkampagne zu fahren«, sagte Lauterbach weiter. »In dem wichtigen Monat der Boosterkampagne fehlt der Impfstoff. Und die Situation ist im Februar und März nicht besser.« [….] Die Teilnehmenden zeigten sich nach SPIEGEL-Informationen erschrocken über die Ankündigung Lauterbachs. Die Neuigkeiten passten nicht zu Impfpflichtdebatte, hieß es – und zu der großen Sorge vor der Virusvariante Omikron. [….]

(SPON, 14.12.2021)