Dienstag, 24. Januar 2017

Zickzack-Sigis letzter Haken.

OK, das hat sich schon mal wieder bestätigt:
Die SPD ist grundsätzlich unfähig einen Kanzlerkandidaten zu bestimmen, ohne daß die halbe Partei vor den Kopf gestoßen ist.

Aber wie immer, wenn es um Macht geht, hat die Partei die Hosen voll und verfällt daher in den bekannten Hühnerhaufen-Modus.

[….] Alle vier Jahre widmet sich die SPD-Spitze einem sonderbaren Ritual. Zunächst versichern die obersten Genossen, sich in der Frage der Kanzlerkandidatur von nichts und niemandem unter Druck setzen zu lassen, sondern zu gegebener Zeit eine Entscheidung zu treffen. Es steigen dann allmählich Druck und Nervosität, bis am Ende alle Zeitpläne über den Haufen geworfen werden und es zur Sturzgeburt eines Kandidaten kommt. So war es vor den Wahlen 2009 und 2013. Und so könnte es nun wieder kommen.  [….](…..) [….]

Der gelegentlich so kluge Mäandertaler Sigmar Gabriel, der sich einfach nicht entscheiden kann, wird es vermutlich auch dieses mal versaubeuteln. (…..)

Merkel wäre durchaus zu schlagen, wenn man ihr ein politisches Schwergewicht gegenüberstellte.
Zu offensichtlich sind nach 12 Jahren ihre ungeheuerlichen Versäumnisse in jedem Politikbereich, zu klar ist ihre völlige Konzeptionslosigkeit.
Ich behaupte, eine Person wie Willy Brandt, Helmut Schmidt oder der Gerhard Schröder von 1998 würde Merkel im Jahr 2017 klar hinter sich lassen.

Unglücklicherweise gibt es so eine Person in der SPD derzeit nicht.
Unglücklicherweise ist das Ansehen der Gesamtpartei derzeit so mies, daß ein mittelcharismatischer Kandidat nicht auf Rückenwind der Partei setzen kann.

Deutsche Politik im 21. Jahrhundert ist eine Kette von Kompromissen und die Suche nach der an wenigsten schlechten Lösung.
Auch wenn man es schon singen kann – es stimmt, daß Globalisierung und Vernetzung, daß Internationalität und World Wide Web Regieren viel komplizierter gemacht haben.
Weise Männer wie Helmut Schmidt sahen internationale ökonomische und militärische Konflikte lange kommen, setzten sich rechtzeitig mit vier, fünf oder sechs anderen Regierungschefs zum Brainstorming zusammen und erarbeiteten Lösungen, welche verlässlich umgesetzt wurden.
Bei aller Liebe zu Schmidt; so eine vorrausschauende Weltpolitik ist heute viel komplizierter geworden. Es gehören sehr viel mehr Menschen an den Tisch, die Probleme kommen schneller und im Internetzeitalter sind vertrauliche langfristige Absprachen kaum noch möglich.
Das gilt für die wichtigen handelnden Personen untereinander genau wie die Sicht des Volkes auf ihre eigene Regierung.
Petitessen, die vor 40 Jahren niemand erfahren hätte, können heute die Zustimmungswerte zu einem Minister so abstürzen lassen, daß er nahezu handlungsunfähig wird.

Die agierenden Politiker müssen viel mehr Rücksicht auf Befindlichkeiten der Wähler nehmen.
Die von Facebook und Fakemedien verwirrten Wähler sind keinesfalls mehr bereit ihren Führungsfiguren auf Wegen zu folgen, die sie nicht auf den ersten Blick als persönlich nützlich ansehen.
Wer einmal medial abgeschrieben ist, hat so gut wie keine Chance mehr seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit grundsätzlich zu ändern.

Meine Sicht auf Sigmar Gabriel muß ich heute nicht ändern; ich kann nur das wiederholen, was ich schon 100 Mal geschrieben habe:
Gabriel ist ein hochintelligenter Politiker, der fantastische Reden vor riesigem Auditorium halten kann und in kleiner Runde sympathisch, nachdenklich und sehr konstruktiv sein kann.
Aber er gibt diese erratisch, irrationale Seite.
Immer wieder stößt Gabriel auf unerklärliche Weise Kollegen, Parteibasis und Journalisten vor den Kopf.
Seine Schwenks bei TTIP, Vorratsdatenspeicherung oder Waffenexporten sind berüchtigt. Jedes Mal wenden sich wieder ein paar Wähler für immer von ihm ab.
Ja, es ist ungerecht, wenn man es mit den hohen Zustimmungswerten zu Personen wie Merkel vergleicht, die bei TTIP, Waffenexporten und VDS die gleichen Positionen wie Gabriel vertritt, dies aber einfach nicht öffentlich sagt.

Sigmar Gabriel ist nicht so doof, sein mieses Standing beim Wähler nicht wahrzunehmen. Er hat keine Chance gegen Merkel – egal wer von beiden was inhaltlich vertritt.
Gabriel befindet sich demoskopisch in Generalverschiss; so wie die FDP in den Jahren 2012 und 2013.

Natürlich könnte er dennoch Kanzlerkandidat werden, weil es keinen mit den Hufen scharrenden parteiinternen Konkurrenten gibt und 95% der Deutschen die Bundestagswahl dieses Jahres ohnehin für entschieden halten.

Es gibt aber mit Martin Schulz einen Politiker, der weder auf Landes-, noch auf Bundes- noch auf Europa-Ebene je ein Amt in der Exekutive hatte.
Er ist somit mit keinen im Volk unbeliebten Themen wie TTIP assoziiert. Ein Vorteil, durch den die SPD ein paar Prozentpunkte und Mandate mehr erringen könnte.
Also ist es eine sinnige Entscheidung auf Schulz zu setzen.

Gabriels Außenminister-Faux-pas zeigt einmal mehr, daß er als Spitzenkandidat nichts mehr taugt.

Das Außenamt als Hort der Entspannung. So daß man mehr Zeit für seine Familie hat?
Ich kann nicht glauben, daß ein intelligenter Mann wie Gabriel so einen Unfug von sich geben kann.
Das ist so Westerwelle.

(……) Außenminister Westerwelle […..] gilt als desinteressiert und wenig engagiert.
Bevor er Außenminister wurde, war er noch nie in Washington oder Paris und hatte sich aufgrund seiner Faulheit auch nie in die Konfliktherde unserer Welt eingelesen.
Legendär seine vollkommen irrsinnige Ansicht das Außenamt sei ein Schön-Wetter-Spaß, welches kaum Arbeit erfordere, weswegen er sich nicht darauf beschränken werde, sich „ein paar schöne Jahre im Außenamt“ zu machen, sondern sich auch weiterhin in der Innenpolitik engagieren werde.
Besser kann man seine komplette Ignoranz nicht zeigen.
Immerhin, das muß man zugeben, hat Guido erkannt, daß seine früheren naiven Sprüchlein von der „werteorientierten Außenpolitik“, der „geistig-politischen Wende“ völliger Unfug sind.
 Daß er als Oppositionspolitiker tönte als Außenminister werde er die Entwicklungshilfe für homophobe Regime streichen, ist längst vergessen.
Seine 2009 großspurig angekündigten Pläne er werde sich international für ein atomwaffenfreies Europa und insbesondere den Abzug der Atomraketen aus Deutschland einsetzen, gerieten vollends in Vergessenheit. Zuletzt begrüßte er sogar die Modernisierung der US-Atomwaffen in Deutschland.
Tja, wie sich rausstellt, ist internationale Diplomatie doch ein bißchen anspruchsvoller, als es sich der Polit-Azubi aus Bonn-Bad Honnef vorgestellt hatte. 
Mal eben in ein paar Minuten läßt sich nichts erreichen.
Spätestens 2010 wurde allgemein anerkannt, was für eine Fehlbesetzung Westerwelle war. Er verlor seinen Vizekanzlerposten und den Parteichefsitz. (….)