Freitag, 8. März 2013

Das Volk ist schon viel weiter?


Moderne Politiker wie Seehofer oder Merkel haben keine unumstößlichen Überzeugungen mehr.

Strauß oder Kohl hätten sicherlich nie so viele Wenden und Verrenkungen mitgemacht.
Allerdings war damals die Welt noch einfacher. Unvernetzt und nicht globalisiert. 
Damals blieb man bei seinen Vorurteilen und stellte keine Fragen.

Heute gibt es viel weniger Stammwähler und Grundüberzeugungen.
In Bayern und Baden-Württemberg gibt es politisch äußerst aktive Ortsvereine der Grünen, die weitgehend aus ehemaligen CDU-, bzw CSU-Kommunalpolitikern bestehen.
FJS rotiert unter anderem deswegen in Lichtgeschwindigkeit.

Seine Meinung zu ändern ist allerdings nichts, das ich grundsätzlich kritisiere. 
 Im Gegenteil, ich halte es für klug, wenn man bereit ist dazu zu lernen.

Die parteipolitische Taktikerin Angela Merkel verschafft sich mit ihrer chronischen Vagheit außerdem enorme Handlungsspielräume, die sie dringend benötigt.
Ihre Agenda besteht nur aus einem Punkt, nämlich „ich mag gerne Kanzlerin sein!“. Diesem Hauptziel ordnet sie alles unter.
 Es braucht nur temporäre Festlegungen. 
Sie kann im Wahlkampf genauso gut für, wie gegen die Atomkraft argumentieren. 
Es ist ihr schlicht egal. Hauptsache, sie sitzt im Kanzleramt.
Merkels Wende-Fähigkeit ist taktisch klug und außerdem die grundsätzliche Voraussetzung für ihre chronische Unentschlossenheit.
Nur wenn man später einmal sich einander diametral widersprechende Konzepte gleich gut vertreten zu versteht, kann man es sich leisten erst als Allerletzte auf den fahrenden Zug aufzuspringen.
Ich verachte die Bundeskanzlerin keineswegs dafür, daß sie sich nicht entscheiden kann und keine Richtung vorgibt.
Aber ich verachte sie dafür, daß sie ständig das Gegenteil dessen behauptet und immer wieder von „alternativlos“ oder „bis hierhin und nicht weiter“ redet. Daß sie auf Parteitagen vom „christlichen Menschenbild“, welches sie leite, faselt.
Das ist natürlich eine glatte Lüge. In Wahrheit wird sie von gar nichts geleitet, sondern hängt ihr Fähnchen nach dem Wind, gibt stets den stärksten und reichsten Lobbyisten nach.

Bei Seehofer sind seine ewigen Wenden allerdings zum großen Teil weniger taktisch bewußte Handlungen, als vielmehr Ausdruck seiner psychopathischen Persönlichkeit, die von Antipathie und soziopathischem Umgang mit Mitarbeitern geprägt ist.
Glücklicherweise sind die „Mir-san-mir“-Bayern verrückt genug, das ewige Quertreiben und die chronische Unverlässlichkeit ihres Ministerpräsidenten als Zeichen von Unabhängigkeit und Stärke zu missverstehen, so daß die CSU in allen Umfragen zumindest der absoluten Mehrheit sehr nahe ist.
Auch Seehofer profitiert natürlich davon, daß seine Bajuwarischen Untertanten Internetanschlüsse haben und Trash-TV gucken, das in jeder Daily-Soap inzwischen ein sympathisches Schwulenpaar aufbietet und Umweltschutz nicht mehr für eine kommunistische Verirrung darstellt.
Seehofer und sein wichtigster Minister Markus Söder können heutzutage beide fremdficken und außerhalb ihrer Ehe Kinder zeugen, ohne daß es ihnen irgendwie politisch schadet.
Seehofer kann gerne bei der Frage der „Homo-Ehe“ den wilden Horst geben und sich als letzter Konservativer inszenieren. 
Wenn er damit auch wieder umfällt – und das ist nur eine Frage der Zeit – werden es ihm seine Anhänger nicht übel nehmen.
Laut ARD-Deutschlandtrend vom 07.03.13 finden 57% der Deutschen und 49% der Bayern die CSU ohnehin ZU konservativ.
66% der Deutschen insgesamt und sogar 52% der CSU-Fans sind für eine völlige Gleichstellung der „Homo-Ehe“mit der „Hetero-Ehe“.

Seehofer und seine Bayern-Minister können also bei dem Thema prima die ultrakonservative Basis umschmeicheln, ohne zu befürchten diese Position nach den Wahlen nicht doch ändern zu können.
Schwul ist cool. Das gilt auch in Bayern.

Aber noch nicht so ganz.

Wenn Homos Sozialdemokraten sind und tatsächlich Kinder aufziehen wollen, geht es dann doch zu weit.
 So viel Akzeptanz können die ehemaligen Strauß-Wähler noch nicht aufbringen.

SPD-Landrat Michael Adam denkt laut über die Adoption eines Kindes nach. In seiner Heimat Niederbayern gefällt das nicht jedem: In dem Online-Forum einer Lokalzeitung wird heftig gegen ihn polemisiert.

[…] "Wir denken auch mal über ein Kind nach", hatte Adam nach dem jüngsten Karlsruher Urteil zur Homo-Ehe dem BR gesagt. Er und sein eingetragener Partner, der auch Adams Namen angenommen hat, hätten sich "grundsätzlich mit der Frage Adoption immer schon beschäftigt."

Dass Adams Bekenntnis manchem auch missfällt, macht etwa ein Blick ins Onlineforum der örtlichen Passauer Neuen Presse deutlich: "Kinder haben in diesen Personenkreisen nichts zu suchen", wird dort polemisiert, "dann haben wir in ein paar Jahren Sodom & Gomorrha pur", schreibt jemand anderes. Und dann gibt es noch den Vorwurf, es zeige sich "mal wieder, dass Adam nichts auslässt, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten".