Es liegt
mir fern mich für Militärs zu begeistern.
Das
ständige Bohei, welches die Amerikaner mit ihren „veterans“ anzetteln, ist mir
vollkommen unverständlich.
Ich
verstehe allerdings auch noch nicht mal den Begriff „Hero“; da habe ich
tatsächlich eine Gemeinsamkeit mit Donald Trump.
Man ist
also automatisch ein Held, wenn man sich im Irak erschießen lässt?
Der
Soldatentod ist doch eher eine Tragödie, wenn man eingezogen wird und im
Einsatz getötet wird. Der Soldatentod ist bitter, wenn jemand gezwungen wird
ihn zu erleiden, weil sein Land von einer fremden Macht überfallen wird und man
sich notgedrungen zur Wehr setzt, um seine Freunde zu verteidigen.
Wenn man
aber freiwillig der Armee beitritt, dort gut bezahlt wird und dann zu
denjenigen gehört, die nicht angegriffen werden, sondern in andere Teile der
Welt reisen, um dort anzugreifen, erscheint mir der Soldatentod als normales
Berufsrisiko.
Natürlich
ist der persönliche Tod immer einer Tragödie für die Angehörigen, aber darüber
hinaus kann ich keine spezifische soldatische Tragik erkennen.
Vielleicht
bin ich unfair, weil mir alles widerstrebt, das gemeinhin positiv mit
Soldatentum konnotiert wird.
Gehorsam,
Befehle, Hierarchie, Uniformität, Patriotismus, Waffen, Gewaltanwendung,
ritualisierte Männlichkeit, Orden, Sterne, Abzeichen, Wimpel, Ränge, Regeln,
Gleichschritt, Kameradschaft, Homogenität und normierte Sprache kann ich nicht
ausstehen.
Ich habe
keinen Funken Nationalismus in mir; schätze Extravaganz und Individualität. All
das was einen Mann zu einem schlechten Soldaten machen würde, ist mir
sympathisch.
Genauso
wenig taugte ich dazu bei Schützenvereinen, der Polizei, Rotariern, Bürgerwehren
oder Freimaurern mitzumachen.
Ich
stelle das neutral fest; wohlwissend, daß im Jahr 2016 natürlich Soldaten und
Polizisten gebraucht werden; wohlwissend daß es gute individuelle Gründe geben
mag einer Armee beizutreten.
Außerdem
geht auch an Armeen die Zeit nicht vorbei. Sie wandeln sich. Stumpfes Exerzieren
und Schießen sind schon lange keine ausreichenden Qualifikationen mehr. Es gibt
Frauen in „der Truppe“, vermutlich gibt es sogar Wege sich gegen übermäßige
Schikanen zu wehren.
Ich
nehme an, daß im 21. Jahrhundert auch keine Vollidioten mehr Generäle werden
können.
Sie
müssen sich auf dem internationalen Parkett bewegen können, diplomatischen und
technischen Verstand mitbringen.
Ein
recht guter Offizier scheint der Zweisternchen-General Achim Lidsba zu sein.
Lidsba,
61, Generalmajor, ist seit 2011 Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr
in Hamburg. Der Mann verweigerte einst den Wehrdienst und ist heute beliebt bei
seinen Leuten. Er soll ein Kümmerer sein, der sich selbst wenig in Szene setzt
und für die Untergebenen immer ansprechbar ist.
2005 bis
2006 kommandierte Lidsba das deutsche Kontingent am Hindukusch und hat am
eigenen Leib erlebt wie grausam das sein kann.
Deshalb ist das
Verständnis groß für die Männer und Frauen, die traumatisiert aus ihren
Einsätzen zurückkommen. Sein Appell ist deutlich: "Noch immer gibt es zu viele
Rückkehrer, denen der Mut fehlt, Schwächen zuzugeben. Als Vorgesetzter muss man
das erkennen. Wir müssen in die Köpfe unserer Soldatinnen und Soldaten
hineinbekommen, dass posttraumatische Belastungsstörungen keine Schwäche,
sondern eine Krankheit sind. Und dass sie ärztlich behandelt werden
müssen."
[….]
"Für die Angehörigen ist es am
schlimmsten", sagt er. "Wir Soldaten haben unsere prall gefüllte
Tagesstruktur während der Einsätze. Und wenig Zeit, nachzudenken, zu
reflektieren. Aber zu Hause, da sehen sie die Bilder von den
Selbstmord-Attentaten oder den Erdbeben." Dennoch raten die erfahrenen
Berufssoldaten den jungen, nicht zwischendurch nach Hause zu fahren. "Wenn
man wieder los muss für drei Monate, ist der Abschied kaum auszuhalten",
sagt der Führungsoffizier Lidsba. "Aber am Ende trifft jeder selbst die
Entscheidung."
Als
Generalmajor steht Lidsba eine große Villa zu, aber das schlug er aus und wohnt
lieber ein einem winzigen Apartment auf dem Gelände der Führungsakademie. Was
soll er mit einem repräsentativen Amtssitz, wenn er nur zum Arbeiten in Hamburg
ist und in seiner Freizeit mit der Bahn nach Hause zu seiner Frau pendelt?
Seine
Familie scheint ebenfalls wenig an soldatischem Pomp interessiert zu sein.
Stephan, der älteste
Sohn, lebt mit Familie im pakistanischen Islamabad, von wo aus er politische und
soziale Projektarbeit leitet.
Sohn Nummer zwei,
Christian, ist Musiker. Seit ihm die Eltern Ende der 80er-Jahre eine spanische
Gitarre schenkten – damals lebte die Familie in Brüssel, weil der Vater bei der
Nato arbeitete –, war sein Berufswunsch klar. "Die Musikalität hat er
nicht von mir", sagt er gleichwohl stolz. "Meine Frau spielt Klavier,
von ihr hat er dieses Talent geerbt."
[….]
Sohn Nummer drei, Thomas, ist Polizist. Noch
arbeitet er in Mecklenburg-Vorpommern, doch demnächst wechselt er nach Hamburg.
"Bei der Bundeswehr war übrigens keiner von meinen Jungs", sagt
Lidsba.
Für
einen General ist dieser Typ offensichtlich ein ziemlich netter Mann.
Er hat
allerdings nicht nur Fans.
Eine
kann ihn gar nicht leiden.
Das ist
Ursula von der Leyen, der Lidsbas demonstratives Understatement missfällt.
Sie
möchte lieber Celebrity-Generäle, die für die Bundeswehr und die Ministerin werbend
durch Talkshows und Empfänge ziehen.
Bevor
jemand unnötig rätselt; der folgende Satz ist keine Satire, sondern völlig
ernst gemeint:
Die Verteidigungsministerin entließ den General mit der Begründung, er gehe zu wenig auf Partys!
Die Verteidigungsministerin entließ den General mit der Begründung, er gehe zu wenig auf Partys!
Völlig überraschend
wird nach Informationen dieses Senders Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen den Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Achim
Lidsba, zum 1. September ablösen und in den einstweiligen Ruhestand versetzen.
Der Entlassungstermin
ist völlig unüblich, die Kurzfristigkeit der Ankündigung auch. [….] Lidsba habe die Bundeswehr auf dem Hamburger und Berliner Pakett nicht
ausreichend vertreten, wird ihm vorgehalten. Er gilt nicht als Partylöwe und
hat gesellschaftliche Verpflichtungen nicht sonderlich gerne wahrgenommen. [….]
Lidsba hat die Führungsakademie innerhalb
der NATO sehr eng vernetzt, was ihm hoch angerechnet wird. Und er hat eine enge
Zusammenarbeit mit der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg
begründet mit dem Ziel, dass die Soldaten nach ihrer Zeit an der
Führungsakademie auch einen zivil verwertbaren Abschluss mitnehmen können. [….]
Was auf
den ersten Blick absurd wirkt, hat auf den zweiten Blick durchaus Sinn.
Sie will
Konkurrenten und Kritiker mundtot machen.
Von der Leyen will immer selbst glänzen und kann keine kompetenten Fachleute neben sich gebrauchen, wenn diese auch noch bei den Soldaten sehr beliebt sind.
Das
ist die Kehrseite der Selbstverliebtheit von der Leyens;
sie ist außerordentlich unbeliebt bei den Kollegen und in der Parteispitze, da
sie über Leichen geht, um selbst gut auszusehen.
Sie
übernimmt nie selbst Verantwortung für ihre Fehler, läßt immer andere die Suppe
auslöffeln.
Auch
innerhalb ihres neuen Ministeriums praktiziert die mögliche Merkel-Nachfolgerin
die Methode, indem sie Staatssekretäre feuert.
Aber
je länger sie den Posten innehat, desto schwieriger wird es für sie die permanenten Pannen auf andere abzuwälzen.
Es gibt
einen weiteren Grund für die schäbige Lidsba-Abberufung.
Von der
Leyen will offenbar ihrem treu ergebenen Günstling Carsten Breuer, der nur ein
Sternchen hat, befördern und braucht daher eine angemessene Stelle, um ihn zum
Zweisternchengeneral machen zu können.
[….]
Carsten Breuer (51) ist Brigadegeneral,
hat also „nur“ einen goldenen Stern auf den Schulterklappen. Damit es bald zwei
werden, soll Breuer nun Nachfolger des bei der Truppe äußerst anerkannten Achim
Lidsba werden. Breuer war zuletzt Unterabteilungsleiter „Politik I“ im
Verteidigungsministerium und genoss die besondere Gunst der Ministerin. Zum 1. September soll er jetzt in Hamburg
antreten und vorher noch von Ursula von
der Leyen zum Generamajor befördert werden.
Intern wird der
Ministerin bei diesem Personalwechsel „Respektlosigkeit“ gegenüber dem Afghanistan-Veteranen Lidsba
vorgeworfen. Normalerweise werden Generäle im Fall der Versetzung in den
einstweiligen Ruhestand nach Berlin befohlen, wo sie dann die Gründe in einem
Vier-Augen-Gespräch von der Ministerin erfahren.
In diesem Fall bekam
Lidsba in Hamburg aber nur zwei Anrufe von Generalskameraden aus Berlin, die
ihm seine Absetzung knapp mitteilten.
Ein
wahrlich miese Nummer den verdienten General Lidsba zwei Jahre vor seiner
geplanten Pensionierung im Oktober 2018 rauszuschmeißen und dann noch nicht mal
das Rückgrat zu haben ihm selbst zu sagen warum.
Die
Kriegsministerin und Möchtegern-Merkel-Nachfolgerin ist nur deswegen so weit
oben im Beliebtheitsranking, weil der Urnenpöbel zu desinteressiert ist, um zu
wissen, was diese Frau treibt.
[….]
Ursula von der Leyen ist eine Meisterin
des politischen Marketings, und in diesem Sommer übertrifft sie sich wieder
einmal selbst. Unverfroren nutzte die Verteidigungsministerin die tödlichen
Schüsse von München, um in der ansonsten nachrichtenarmen Zeit die Debatte über
Bundeswehr-Einsätze im Innern von Neuem zu beginnen. Doch es handelt sich um
eine Scheindebatte. Ernsthaft zu diskutieren gibt es nichts.
Einsätze der Truppe im
Fall einer sogenannten terroristischen Großlage? Wären ohnehin bereits zulässig
- womit eine Grundgesetzänderung überflüssig ist. Die gemeinsamen Übungen von
Polizei und Bundeswehr, die es künftig geben soll? Waren schon beschlossen,
bevor die Schüsse von München fielen. Warum die Debatte trotzdem geführt wird?
Weil sie für von der Leyen äußerst nützlich ist. [….]
Von der
Leyen geht über Leichen, wenn es ihrer Karriere nützt.
Regierung und
Koalition mißbrauchen Terroranschläge. Das darf nicht sein. [….] [….] Und jetzt will die BMV
v. d. Leyen ein letztes Tabu der Nachkriegszeit schleifen, den Einsatz der
Armee im Inneren - natürlich angeblich wieder nur zur Bekämpfung des
Terrorismus. Wiederbewaffnung und Notstandsgesetze mit Bundeswehreinsatz im Inneren
waren die großen Themen der unmittelbaren Zeit nach dem Krieg. Mit viel
Demonstrationen und Widerstand wurden 1968 Grenzen für solche Einsätze im
Grundgesetz erkämpft. Die sollen jetzt fallen. Im neuesten Weißbuch [Verfasser
ist Einsternchenmann Carsten Breuer – T.]
deuteten sich solche Pläne schon an. Entweder wird das geschehen durch eine
Verfassungsänderung oder, wenn sich die Mehrheit dafür noch nicht findet,
schleichend durch eine Praxis von Einsatzübungen. Wir sollen uns daran
gewöhnen. Öffentlich begründet wird das alles durch die Notwendigkeit der
Bekämpfung des Terrorismus. Lassen wir uns nichts vormachen. Diese Ministerin
beschert uns fast unbemerkt schon Buwe-Bewaffnung mit Drohnen, die töten
können.