Samstag, 30. März 2013

Wie man eben seine Ostertage so verbringt.



Unter den 51 TV-Programmen, die ich in Hamburg als Free-TV in meinem Kabel habe, findet man eigentlich immer irgendwelche interessanten Dinge.
 Auch wenn 90% der Sendungen nur der Verdummung dienen.
Fernsehen macht Kluge klüger und Dumme dümmer.
Na ja, viel klüger bin ich letzte Nacht nicht geworden, aber die ein oder andere Information konnte ich dem WDR doch entnehmen, als ich unter anderem „Ein Leben für den Glauben“ sah.
Ein Leben für den Glauben, Samstag, den 30. März 2013, 03:40 - 04:00 Ein Film von Manuela Klein

Glücklich hinter Klostermauern. 26 Benediktinerinnen meistern ihren Alltag, zwischen Kirche und Kuhstall, in ihrem Ordenshaus in Köln-Raderberg. Mitten in der Stadt leben die Schwestern ein autarkes Leben, das von Gebet, Arbeit, Offenheit und Einkehr geprägt ist. Sie alle haben ganz individuelle Gründe, warum sie sich für ein Leben im Kloster entschieden haben: Zwischen Humor und Hostien, zwischen Stille und Steckrüben, einzigartige Einblicke aus einem Leben in Klausur, einem Leben für Gott.
Man arbeitet, schweigt und betet. Letzteres fünf bis sieben Stunden am Tag und an Sonn- und Feiertagen darf man auch mal eine Stunde länger beten!

Ostern ist für Katholiban das absolute Highlight.
Schon zwei Wochen vor Karfreitag wird das Kruzifix verhängt und nach der endlosen Karfreitagsliturgie herrscht am Karsamstag im ganzen Kloster absolute Totenstille. Alle schweigen, sind im höchsten Maße deprimiert, weil der Herr am Kreuz gestorben ist.
Am Ostersonntag aber – OH WUNDER – nimmt die Obernonne den Lappen vom Lattenhansel und Abrakadabra, schwupps, ist der Herr wieder auferstanden.
Da sind die Benediktinerinnen aber überrascht und glücklich! 
Frohlockend und jubilierend darf jede einzelne von ihnen nach vorn zum Kreuze treten und es küssen. Dies ist der bedeutendste Moment des ganzen Jahres für sie und auch die 81-Jährige Schwester, die seit über 60 Jahren im Kloster lebt, staunt über den Coup Gottes, der aus lauter Liebe zu den Menschen seinen eigenen Sohn hingemetzelt hat.
Dieses enorme Opfer Gottes, welches einen Vergebungsvorrat auch für die erst Jahrtausende später begangenen Sünden der Menschen bildet, stellt den eigentlichen Schatz der Katholischen Kirche dar.
Ich verstehe nicht vollständig wieso es ein so besonders großes Opfer darstellt zu sterben, wenn man eine der drei Teilpersönlichkeiten Gottes ist. Also per Definition unsterblich.
In dem Wissen ohnehin wieder aufzuerstehen (und Gott ist allwissend), erscheint mir das Sterben am Kreuz nicht besonders schrecklich. Eher so wie Haareschneiden für mich.
Benediktinerinnen sehen das offensichtlich anders.
 Für sie ist der vorrübergehende Tod Jesu auch 2000 Jahre später noch höchst bedauerlich. Und einen Schuldigen haben sie auch schon.
Nämlich MICH. Schließlich starb der antike Dampfplauderer im Lendenschurz für die Sünder.
Denn wer könnte ein größerer Sünder sein, als ein Atheist wie ich?

Das steht ja nun einmal durch Mixa und Co fest.
Nach dem KKK bin ich also - trotz des leicht irritierenden Umstandes, daß ich 2000 Jahre später lebe, durch meinen blasphemische Atheismus a posteriori derjenige, der Jesus ans Kreuz bringt! So der Katechismus:
Alle Sünder sind am Leiden Christi schuld 598 In ihrem Glaubenslehramt und im Zeugnis ihrer Heiligen hat die Kirche nie vergessen, daß auch die Sünder „die Urheber und Vollstrecker aller Strafen waren, die [Christus] erlitt" (Catech. R. 1,5,11) [Vgl. Hebr 12,3.]. Da sich die Kirche bewußt ist, daß unsere Sünden Christus selbst treffen [Vgl. Mt 25,45; Apg9,4—5.], zögert sie nicht, den Christen die schwerste Verantwortung für die Qualen Christi zuzuschreiben — während diese die Verantwortung allzu oft einzig den Juden angelastet haben: „Diese Schuld trifft vor allem jene, die wiederholt in die Sünde zurückfallen. Denn da unsere Sünden Christus den Herrn in den Kreuzestod trieben, so ‚kreuzigen‘ tatsächlich jene, die sich in Sünden und Lastern wälzen, ‚soweit es auf sie ankommt, den Sohn Gottes aufs neue und treiben ihren Spott mit ihm‘ (Hebr 6,6) — ein Verbrechen, das bei uns noch schwerer erscheinen mag, als es von seiten der Juden war. Denn diese hätten, wie der Apostel sagt, ‚den Herrn der Herrlichkeit niemals gekreuzigt, wenn sie ihn erkannt hätten‘ (1 Kor 2,8). Wir aber behaupten, ihn zu kennen, und dennoch legen wir gleichsam Hand an ihn, indem wir ihn durch die Tat verleugnen" (Catech. R. 1,5,11). „Dämonen sind nicht die, die ihn gekreuzigt haben, sondern du, der du ihn zusammen mit ihnen gekreuzigt hast und immer noch kreuzigst, indem du dich in Lastern und Sünden vergnügst" (Franz v. Assisi, admon. 5,3).
Na, DAS überzeugt doch, oder?

Und weil das alles so durchdacht eingefädelt und kausal zugeordnet ist, ergibt sich daraus auch der Beweis für Gottes megamäßige Liebe:
Gottes allumfassende erlösende Liebe 604 Indem er seinen Sohn für unsere Sünden dahingab, zeigte Gott, daß, was er für uns plant, ein Ratschluß wohlwollender Liebe ist, die jedem Verdienst von unserer Seite vorausgeht: „Nicht darin besteht die Liebe, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat" (1 Joh 4,10) [Vgl. 1 Job 4,19.]. „Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren" (Röm 5,8).
Man merkt schon, diese ungeheuer überzeugenden Lehren sind nur durch die Hilfe eines UNFEHLBAREN, nämlich des Stellvertreter Gottes auf Erden entwickelt worden.
Die armen Protestanten deprimiert es gar sehr gegenüber dem Showtalent der Katholiban in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu verblassen.
Wie soll man auch ohne die richtigen Requisiten inszenieren?
Evangelen haben keine Lightshow, kein Kruzifix, keine brennenden Handtäschchen.
Erklärt ein Lutherischer Pfarrer das Mysterium der Karwoche, wird es furchtbar trocken und langweilig. Kein Wunder, daß die deutschen Evangelen noch schneller Mitglieder verlieren, als die Römische Konkurrenz, obwohl ihre Pfaffen mangels Zölibat noch nicht mal Kinder ficken.

Die Lutheraner haben allesamt einen Minderwertigkeitskomplex. 
Wenn beispielsweise zu Zeiten eines Papstwechsels alle Medien im RKK-Bejubelungs-Modus sind, reagiert die Konkurrenz beleidigt und schnappt wie ein missgelauntes Hündchen zu.


Der ehemalige Ratsvorsitzende EKD, Wolfgang Huber, hat die Papst-Fixierung der Medien kritisiert. Die Medien sollten in der katholischen Kirche darauf achten, dass es neben dem Papst noch andere gute Leute gebe. Auch in der evangelischen Kirche gebe es mehr fähige Menschen als von den Medien wahrgenommen, darunter viele Frauen.
Sie kann sich die Seitenhiebe auf die katholische Konkurrenz genauso wenig verkneifen.
Alle Welt redet nur von Papst Franziskus. Die Protestanten sollten sich deshalb nicht als Vatikan im Kleinformat in Szene setzen.

[…] Das Amt, das wie kein anderes unabhängig vom Charisma der Person zu sein schien, erscheint nur noch als ins Absolute gesteigerte Beobachtung eines Individuums. Dieses Individuum muss offenbar die Zukunft des ganzen Christentums tragen. Man mag darin eine Volte der Geschichte sehen, war das doch der Vorwurf des vorherigen Papstes an die Protestanten. Sie seien die Verursacher des Kultes um das Individuum, das sich selbst überfordert und die Welt entweder zu einem Oberflächenphänomen oder zur folgenlosen Innerlichkeit verkommen lässt.
Im Spektakel der vergangenen Wochen blieb dem Protestantismus nur die Rolle der Schattenkonfession. Ihr seid unsichtbar, also gibt es euch nicht, kommentierte lakonisch ein Medienberater, der sich auf Bierwerbung versteht. [….]    In normalen Gemeinden, nicht an den Bildschirmen, entscheidet sich, ob Menschen die Botschaft von der befreienden Gnade Gottes überzeugend finden oder nicht. In guten Gottesdiensten, die theologisch und ästhetisch stimmig sind. In Predigten, die sich aus der Deckung politisch korrekter Sätze wagen. Parteilichkeit für die Armen gedeiht zuerst in der Nachbarschaft. Und sie verlangt neben moralischen Appellen auch politischen und wissenschaftlichen Sachverstand.

[…]   Der Protestantismus wird da sichtbar, wo er seinen eigenen Einsichten vertraut. Das heißt zum Beispiel, der Weltlichkeit der Welt etwas Positives abzugewinnen und auch öffentlich Nachdenklichkeit zu praktizieren, wo der Entscheidungsdruck und die geforderte Meinungsstärke sich zu vermeintlichen Alternativlosigkeiten verfestigen. Das heißt, dem Einfluss von anonymer Schwarmintelligenz laut zu misstrauen und endlich wieder eine Lanze für Anmut und Würde des Individuums zu brechen.