Mittwoch, 31. März 2021

Der christiotische Kampf um Bedeutung – Teil II

Gute Nachrichten für Papst und Co: Die römisch-katholische Kirche gewinnt weiterhin Mitglieder, wächst um mehrere Millionen Schäfchen jedes Jahr. Immerhin 16 Millionen Homo Sapiens waren es von 2018 bis 2019.

Aber wie wir gestern sahen, handelt es sich bei den neuen Schäfchen nicht unbedingt um diejenigen, die sich die Kurialen wünschen.

 […..] Während wiederum Afrika (3,45 Prozent) und Asien (2,91 Prozent) Zuwächse verzeichneten, ging der Wert in Europa um 1,5 Prozent zurück, in Amerika um 0,5 Prozent. Dennoch arbeiten in Europa nach wie vor über 40 Prozent aller Priester weltweit. [….]

(ORF, 26. März 2021)

Das Problem sind Reichtum und Frieden in Europa und Nordamerika.

Dadurch können die Menschen sehr viel mehr in ihre eigene Bildung investieren, werden intelligenter und damit automatisch religionsskeptischer.  Je mehr Bildungsjahre, desto weniger fromm.

In Dänemark, Belgien oder Schweden werden verhältnismäßig wenige Menschen so existenziell bedroht, daß sie mangels intellektuellen Verständnisses für die Lage, in irrationale Versprechungen zölibatärer Männer im Nachthemd driften, die von sprechenden Schlangen erzählen und sich erstaunlich oft sexuell zu kleinen Jungs hingezogen fühlen.

Ein Stunden währendes katholisches Hochamt, das Jürgen Becker als sterbenslangweilige Nemesis seiner Kindheit anprangerte, ist natürlich faszinierender, wenn man damit sein Hungerleben in einem zugigen Slum unterbrechen kann.

Lautet aber die Alternative luxuriöses Sonntagsbrunch in den komfortablen eigenen vier Wänden mit anschließender Netflix-Session, ist es schon weniger verlockend in die Kirche zu gehen.

Bildung ist der größte Feind der Frömmigkeit, so lange die Menschen sich sicher fühlen.

Für die Pfaffenfraktion war Corona daher ein Geschenk.  Endlich wieder geraten große Teile der Bürger in größte Not, leiden Ängste, ohne daß sie selbst etwas an der Situation ändern können.  Da sollte es doch im Klingelbeutel endlich mal wieder richtig rascheln.

[…..] Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sieht in der Corona-Pandemie auch eine Chance. "Jedenfalls könnte sich diese Krise als eine echte Lernstunde darüber erweisen, was im Leben wirklich zählt", schreibt er an Heiligabend in einem Gastbeitrag für die "Welt". [….]

(Katholisch.de 24.12.2020)

Hurra, 76.000 Tote in Deutschland. Ist das ein Glück! Aus katholischer Sicht jedenfalls.

[…..] Der Würzburger Bischof Franz Jung und der Mediziner August Stich vom Missionsärztlichen Institut Würzburg haben dazu aufgerufen, die Corona-Pandemie als Gelegenheit zum Überdenken der eigenen Handlungsmuster zu sehen. "Wir haben jetzt die Chance, gemeinsam einen neuen Weg nach vorne einzuschlagen!“ [….]

(Katholisch.de 26.01.2021)

Auch Herr Bergoglio in Rom nutzte die Corona-Krise als Chance, sich vor der Welt zu beweisen.

Er griff zur gröbsten Keule, die dem Stellvertreter Christi auf Erden überhaupt möglich ist. Und Gebete sind bekanntlich ohnehin schon die „radikalste Form der Einmischung“.

Mit so einem päpstlichen und öffentlichen Urbi et Orbi, müssten die sie kleinen Sars.CoV-II-Biester also schnell erledigen lassen.

Mit Kenneth Copeland, einem der reichsten Groß-Evangelikalen der Welt, zogen auch noch die Protestanten gegen das Corona-Virus zu Felde. Trump rief gar die gesamte USA, immerhin GODS OWN COUNTRY zu einem Gebetstag gegen Corona auf.

(….) Wenn es drauf ankommt, hat der Glaube noch nie geholfen. Auschwitz hat das gezeigt.

Deswegen montieren Domherren lieber einen Blitzableiter auf den Kirchturm statt auf Gottes Schutz zu vertrauen. Daher fahren Päpste in gepanzerten Limousinen.

Daher betet niemand für das Nachwachsen amputierter Gliedmaßen oder das Wiederauferstehen verstorbener Geliebter – wenn es erst ist, wissen sie, daß ihr angeblich allmächtiger Gott nicht helfen kann.

Das Zünden der stärksten päpstlichen Superwaffe, dem Urbi et Orbi; und der von Trump ausgerufene „nationale Gebetstag gegen Corona“ hatten nicht nur gar keinen Effekt, sondern seitdem stiegen die Fallzahlen der Infizierten und Toten exponentiell an. (…..)

(Leben oder Beten, 15.04.2020)

Ob es der Vorführeffekt war?
Die vereinten Bet-Anstregungen von Copeland, Trump und Franz nützten nicht nur nichts, im Gegenteil, darauf legte die Pandemie erst richtig los, schuf noch tödlichere und ansteckendere Virusmutationen, infizierte 130 Millionen Menschen und killte 2,8 Millionen von ihnen.

Wir lernen also:

1.)  Gebete sind nutzlos.

2.)  Die Theorie, nach der es Europa nur mal wieder richtig dreckig gehen müsste und schon würden die Leute wieder in die Kirchen rennen („Es gibt keine Atheisten in einem abstürzenden Flugzeug“), taugt ebenfalls nichts.

Im Gegenteil. Die Deutschen flüchten in Rekordzahlen aus der Kirchenmitgliedschaft. In Köln sind wegen der Woelki-Skandale keine Kirchenaustrittstermine mehr online verfügbar. Das ist kein regionaler Effekt; in München sind alle Termine ebenfalls bis in den Juni ausgebucht.

Auch in den USA verlieren die Kirchen dramatisch Mitglieder.

Gottesdienste sind gefährlich, werden leicht zu Superspreader-Ereignissen. Gott denkt gar nicht daran seine Schäfchen wenigstens im Gotteshaus vor tödlichen Infektionen zu schützen. Die Menschen haben nun noch mehr Grund nicht in Gottesdienste zu gehen, Dummerle Käßmann behauptet dennoch ungeniert da Gegenteil. Auch ihr Nachfolger auf dem EKD-Chefstuhl will den Menschen die Gelegenheit bieten, sich britische und brasilianische Corona-Varianten einzufangen.

(…..) Nun wissen wir ja schon lange, daß Bischof Heinrich Bedford-Strohm nicht die hellste Kerze auf der Torte ist und immer etwas länger braucht, um Zusammenhänge zu verstehen.

Deswegen erkläre ich es HBS noch einmal in einfacher Sprache, so daß auch er mit seinen eingeschränkten mentalen Fähigkeiten folgen kann.

Das böse böse kleine unsichtbare Krümelchen, das deine Gläubigen krank macht, bleibt nicht immer gleich! Früher reichte einen Stoffmaske, um sich vor den Biestern zu schützen, aber nun haben sich Verwandte aus Südafrika und England nach Deutschland begeben und die sind noch viel viel böser. Die springen deine Schäfchen bei der kleinsten Unachtsamkeit an.

Und deine Präsenzgottesdienste könnten womöglich mit viel Abstand einigermaßen sicher stattfinden, aber ihr seid ja leider ein bißchen doof und wollt immer noch singen. Das ist schlecht, weil dadurch die bösen, bösen Krankmacherchen, die genau im Rachen wohnen, herausgeschleudert werden.

Drittens werden deine Gläubigen bedauerlicherweise nicht aus dem heimischen Schlafzimmer von Enterprise-Chefingenieur Scott direkt auf ihren Sitzplatz in der Kirche gebeamt, sondern sie müssen allein hinfahren, sich in Busse und Bahnen setzen, begegnen auf dem Weg anderen Leuten, drängeln sich in den Eingangstüren, müssen gefahren werden.

Verstehst du das jetzt, HBS? (…..)

(Oh Deutschland, die Dummheit groß in Dir ist, 23.03.2021)

Gerade in der Corona-Krise verlieren die Kirchen nicht nur Mitglieder, sondern auch rapide an Bedeutung, da sich ihr Programm auf Treffen und gemeinsamen Singen beruht.

Kein Mensch braucht die Kirche mehr. Das sieht man schon am Aufbäumen der Hardcore-Religioten, die sich realitätsblind in die Schlacht werfen.

[…..] Religionen haben nach Worten der früheren Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, an Bedeutung gewonnen und sind in manchen Regionen „bedeutsame politische Faktoren“. […..]

(AMB, 30.03.2021)

Die Panik der frommen Abiturientin ist offensichtlich.

Dienstag, 30. März 2021

Der christiotische Kampf um Bedeutung – Teil I

Das größte Verbrechen des Christentums ist die Mission. Jene Jahrtausende zurückreichende Hybris, mit der die „Wir-sind-besser-als-die“-Ideologen rechtfertigen alle Nichtchristen töten zu dürfen.

Die Mission rottete hunderte Kulturen und Sprachen aus, kostete hunderte Millionen Menschenleben.

Noch im Jahr 2018 stürzte sich ein christlicher Missionar in der Andamanensee auf die letzten etwa 50 im Einklang mit der Natur lebenden Menschen, um auch ihre Kultur auszuradieren, sie zu Christen zu machen.

Glücklicherweise gelang es den Einwohnern von North Sentinel Island den

US-amerikanischen Missionar John Allen Chau aus Alabama zu töten, bevor er sie verseuchen konnte.

Auch als Pazifist kann ich eine gewisse klammheimliche Mescalero-Freude nicht verhehlen, wenn ich vom Tod eines Missionars lese.

 [….] Wie aus den Statistiken des Fidesdienstes hervorgeht, wurden im Jahr 2020 weltweit insgesamt 20 Missionare ermordet, darunter 8 Priester, 1 Laienbruder, 3 Ordensfrauen und 6 Gläubige im Laienstand. Nach Kontinenten, wurden die meisten Missionare in Amerika ermordet, wo 5 Priester und drei katholische Laien (insgesamt 8 Missionare) ermordet wurden. Gefolgt von Afrika, wo 2020 insgesamt 1 Priester, drei Ordensfrauen, 1 Seminarist und 1 katholischer Laie ermordet wurden (insgesamt 7). In Europa kamen ein Priester und ein Laienbruder gewaltsam ums Leben. In Asien wurden ein Priester, ein Seminarist, ein Ordensmann und 4 Laien ermordet (insgesamt 12). In den vergangenen 20 Jahren, von 2000 bis 2020, wurden weltweit 535 Mitarbeiter im kirchlichen Dienst (einschließlich fünf Bischöfe) ermordet. [….]

(Fides/Vatikan)

Christen messen ihren Erfolg an der Anzahl der ihrer gläubigen Köpfe.

Es ist besser 100 Ungläubige zu töten und dafür 2 neue Christen zu gewinnen, statt nur einen Neuen zu rekrutieren und dafür 100 Unschuldige weiterleben zu lassen.

[…..] "Ich sage immer, eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien." [….]

(Kardinal Meisner 2014)

Der Vatikan denkt auch 2021 noch in solchen quantitativen Kategorien und vermeldet stolz einen neuen weltweiten Mitgliederrekord.

[…..] Die Zahl der Katholikinnen und Katholiken weltweit ist auf 1,345 Milliarden gestiegen. Das geht aus Daten des zentralen kirchlichen Statistikbüros für das Jahr 2019 hervor, die der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte. [….]

(ORF, 26. März 2021)

Gott mag alle Katholiken gleich lieben. Gleiche Rechte gesteht er ihnen deswegen noch lange nicht zu.

Nicht nur dürfen Frauen nicht Priester werden; es gab in 2.000 Jahren auch noch nie einen schwarzen Papst. Auch keinen Roten oder Gelben. Gottes Stellvertreter auf Erden muss schon ein weißer Mann sein.

Das ist in sich logisch, da die Bibel, da Gott schließlich auch Sklavenhaltung preist und die Sklaven ermahnt sich ihren Herrn unterzuordnen.

"Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den zornigen."

(1. Petr 2,18)

Der positive Saldo der weltweit steigenden RKK-Zahlen beinhaltet daher auch einen Wermutstropfen für die Kurie.

In Nordamerika und insbesondere Europa sank die Zahl der Katholiken zuletzt. Ja, die Zuwächse in Asien und Afrika konnten das überkompensieren, aber das sind eben nicht die guten weißen Papst-tauglichen Christen.

Die wichtigsten Länder für den Vatikan sind eindeutig die USA, Italien und Deutschland und nicht etwa die nach Zahlen größten Episkopate in Brasilien, Mexiko und den Philippinen. Deutschland kommt in der Länderliste nach der Anzahl der Katholiken gar erst auf Platz 14; hinter Venezuela  und Peru.

In den 27 deutschen Bistümern gibt es über 60 Bischöfe.

Der Kongo, Platz 11, mit sechs Millionen mehr Katholiken als Deutschland gliedert sich in drei Erzbistümer und sechs Suffraganbistümer. Es gibt einen kongolesischen Kardinal, auch jeweils nur einen in Venezuela und Peru, obwohl es dort mehr Katholiken als in Deutschland gibt. In Deutschland gibt es neun Kardinäle und 45 in Italien.

Die Masse der Katholiken lebt, anders als vor 100 Jahren, außerhalb Europas.

Die Macht haben die Weißen behalten.

Fair Share? Darüber können die beiden weißen Päpste nur lachen.

Niemand sollte so naiv sein zu glauben, daß der „Argentinier“ Bergoglio Papst geworden wäre, wenn er nicht auch die italienische Staatsbürgerschaft hätte, seine beiden Eltern José Mario Francisco Bergoglio (1908–1959) und  Regina Maria Sivori (1911–1981) nicht ebenfalls Italiener wären.

Was nützt schon eine große Masse Katholiken, wenn es sich dabei nur um „arme Kirchenmäuse“ aus dem Kongo handelt?

So denkt die Kurie offenbar bis heute, gewährt zwar einigen, sehr wenigen Alibi-Dunkelhäutigen Zutritt, sorgt aber streng dafür auf der CEO-Ebene nicht die Multikulti-Kirche der Basis abzubilden.

Die italienische, deutsche und US-amerikanische RKK ist nämlich nicht nur so schön weiß, sondern vor allem reich.

Daher kommt das Geld, womit sich die römischen Prälaten ihre 700qm-Luxusappartments in den Adelspalazzi finanzieren.

Was nützen dabei schon fromme Kongolesen oder Venezolaner?




Montag, 29. März 2021

Auf in die Welle

Hamburg Mitte, Dienstag, 29.03.21, 15.00 Uhr, Bäckerei Junge, riesengroße Eck-Filiale mit Ausgängen an beiden Seiten.

Mehrere Dutzend Tische mit Sitzgruppen sind abgesperrt, aber die Dimension des Geschäfts erlaubt eine recht Corona-konforme Nutzung. An der Nordseite ist der einzige Eingang, an der Südseite der einzige Ausgang.

Es gibt nur eine Richtung, niemand kollidiert mit anderen, die Kunden werden einen engen Gang entlang geführt, müssen aber Abstand halten. Die Angestellten sind hermetisch hinter Plexiglas verborgen, die Ware wird durch ein 30 mal 30 cm großes Fenster geschoben, am Eingang steht ein Desinfektionsmittelspender. Große Aufsteller weisen streng drauf hin, daß das Geschäft nur mit medizinischen Masken betreten werden darf und jeder seine Hände desinfizieren muss.

So kann man das doch eigentlich machen. Es handelt sich um ein Lebensmittelgeschäft; gehört also zweifellos zum unverzichtbaren täglichen Bedarf, kann nicht wie ein Juwelier oder Antiquariat bis auf weiteres geschlossen werden. Der Mensch braucht Brot, insbesondere der Deutsche.

Uneigentlich ballen sich in der Einlassschlange natürlich jede Menge junge Mütter mit ihren Blagen, die husten und schnupfen, alles und jedes begrapschen, an der Theke lecken, ihren Rotze maskenlos überall verteilen, während ihre Erzeugerinnen wie immer desinteressiert daneben stehen, als ob sie nichts damit zu tun hätten und nur auf ihre Klugtelefone starren. Kinder, die ganz großen Pandemietreiber.

Die zweite große Gruppe sind Hundebesitzer, die natürlich auch bei schönem Wetter alle gleichzeitig Gassi gehen und wie ein DDR-Bürger im Jahr 1970 magisch von jeder Schlange angezogen werden.

Ich war der einzige, der tatsächlich einen Laib Brot kaufte. Die Blagen-Tölen-Fraktion verlangte nach Latte/Cappuccino TO GO, weil man bekanntlich nicht mehr als vier Meter auf der Straße gehen kann, ohne einen Plastikbecher-Kaffee mit Strohhalm in der Hand zu haben.

Der kleine Kläffer, der neben dem Eingang angebunden war, gehörte zu jener traurigen Existenz des fehlgeliebten Stadthundes, der an ein Frauchen fixiert ist, die offensichtlich nicht mit einem Tier umzugehen weiß.

Er trug eine rosa Weste, eine Schleife im Haar, war so überfüttert, daß seine Beine sichtlich Mühe hatten den Wanst zu tragen und war so psychotisch, daß er jeden einzelnen Kunden in der Schlange anbellte.

Das rief jedes Mal seine noch unmaskierte Mästerin auf den Plan, die sich sofort gegen den Strom der Anstehenden auf den Weg machte, alle Wartenden wegrempelte, um ihren Liebling zu tätscheln.

Als sie schließlich zur Theke durchgedrungen war, ihren Kaffee bezahlt hatte, drehte sie sich erneut auf dem Absatz um 180°, um alle nach ihr Kommenden wegzuschieben.

Die Ladeneingangstür war aber inzwischen wie der Suezkanal von einer der am Handy Festgewachsenen mit ihrem „Ever Given“-Kinderwagen, sowie zwei weiteren ausschleimenden Vorschulkindern blockiert.

Es kam zu einem regelrechten Gerangel, bei dem die junge Mutter sogar kurz von ihrem Telefon abließ, um die dicke Hundefrau anzuherrschen „das hier ist kein Ausgang! Sie müssen auf der anderen Seite raus“, worauf hin die Bepöbelte zurück pöbelte „Herrgott noch mal, sehen Sie nicht, daß ich zu meinem Hund muss?“

Der Nachdruck in ihrer Stimme erschien mir vollkommen glaubhaft. Ich hatte mich mit maximalem Abstand von der berserkenden Töle an die andere Hauswand gepresst und es hätte mich nicht gewundert, wenn die Fußhupe in einer Antimaterie-Implosion das Universum eingerissen hätte, wenn Frauchen aus seinem Sichtfeld in Richtung regulärer Ausgang entschwunden wäre.

Was tut man nicht alles für seinen Latte To Go?

Auf dem Weg nach Hause weiterhin das gewohnte Bild. Sonne, 18°C, in den Maskenpflicht-Gebieten Mühlenkamp und Außenalster ballten sich die Leute dicht an dicht zusammen, schossen Selfis, tranken „Latte To Go“.

Keine Masken, kein Abstand nirgends.  Es ist, als ob sich niemand mehr an irgendeine Corona-Regel hielte.

Natürlich wäre das eine unzulässige Feststellung, da ich all die Leute nicht sehe, die sich an die Regeln halten, nicht unter Leute mischen, nicht unnützerweise Kaffee in Plastikbechern kaufen, sondern zu Hause sitzen und sich selbst die Bohnen mahlen. Es fallen nur die Sünder auf.

Die sind aber zahlreich und gemäß der Broken Windows-Theorie halten sich die anderen auch nicht mehr an die Vorschriften, wenn einmal offensichtlich ist, daß man mit Verstößen durchkommt.

Die blöden Virologen, Mathematiker, Epidemiologen!

Wenn Hans, Laschet, Günther und Müller keine Lust mehr auf die zu hören und Merkel die lange Nase zeigen, kann das auch der gemeine Bürger auf der Straße ignorieren.

[….] »Das ist ein Pulverfass, auf dem wir sitzen«   Die Folgen möglicher Ostertreffen könnten deutlich dramatischer werden als an Weihnachten, warnen Forscher. Sie befürchten, dass die neuen Fallzahlen bis Mai auf 230.000 steigen könnten – pro Tag. [….]

(SPON, 29.03.2021)

Merkel erkennt zwar anders als ihre renitenten und verantwortungslosen MPs den Ernst der Lage, ist aber anders als Helmut Schmidt oder Gerhard Schröder in solchen Fällen absolut nicht durchsetzungsfähig und lässt teilnahmslos alles geschehen.


76.000 Tote so far, nur noch 1.500 Intensivbetten sind in Deutschland frei.

[….] »Alles nur über Dialog zu lösen, wird nicht funktionieren. Gelegentlich muss ein Regierungschef versuchen, von vorne zu führen, und nicht erst gucken, wie die Dinge sich gestalten, um sich dann an die Spitze zu setzen.« [….]

(Gerhard Schröder, 29.03.2021)

Die Inzidenz in Hamburg steigt, wie es zu erwarten war, wie es die Wissenschaftler exakt prognostizierten, kontinuierlich an. Heute sind es 152,1. Tendenz steil aufwärts.

Peter Tschentscher, einer der wenigen vernünftigen MPs denkt über drastische Methoden, wie Ausgangssperren nach.

Wat mut, dat mut.

[…..] Wir brauchen einen harten Lockdown – sofort!

Die deutsche Politik regiert gegen die Wissenschaft und die Mehrheit der Bevölkerung. Das ist unverantwortlich und führt das Land sehenden Auges in eine Katastrophe. Dabei ist die Lösung allen klar. [….]

(Thomas Schulz, 29.03.2021)

Sonntag, 28. März 2021

Söders Altlasten

Noch bei der „Verwandtenaffäre“ im April 2013, als dreister Nepotismus der CSU-Parlamentarier öffentlich wurde - 56 Landtagsmitglieder von der CSU hatten trotz des seit 2000 geltenden Verbotes Verwandte als Mitarbeiter auf Staatskosten zu beschäftigen, ihre Familie mit Pöstchen bedacht.

Stiefsöhne, Ehefrauen, Geschwister – jeder bekam Scheinjobs von den CSU-Großkopferten zugeschustert, für die der Steuerzahler blechen musste.

Bei den bayerischen Landtagswahlen im September konnten die Wähler die Quittung geben: Die CSU gewann 4,3 Prozentpunkte hinzu und konnte nach der schmachvollen CSU-FDP-Koalition (Kabinett Seehofer I ab 2008) wieder mit absoluter Mehrheit regieren.

Das Volk belügen, sich die eigenen Taschen vollstopfen auf Kosten der einfachen Bürger kommt an in Süddeutschland. Was in nördlichen Bundesländern zu drastischen Abstrafungen führt – siehe Hamburg 2011, Berlin 1989 oder Schleswig-Holstein 1988 – stört die Bayern nicht nur nicht, sondern wird sogar mit Stimmungszuwächsen belohnt.

Bayern erwarten offenbar Tricksereien und Gemauschel von ihren CSU-Abgeordneten. Das wird sogar als besonders clever bewertet, weil die konservativen Wähler selbst auch nicht anders handeln würden.

Die Parteigeschichte der CSU ist eine einzige Skandal-Kette, die unter Franz-Josef Strauß ihre Blütezeit erreichte.

[….] Schon bei der Beschaffung des Starfighters - wegen hoher Absturzzahlen "Witwenflieger" genannt - munkelte man von Geldflüssen der Firma Lockheed an den Verteidigungsminister FJS. Bei der Fibag-Affäre schusterte FJS seinem Spezl H. Kapfinger einen Auftrag für 5300 US-Army-Bauten zu. Und kaum war dieser Fall nicht geklärt, tauchte schon die Causa von Bäderkönig, Steuerhinterzieher und Strauß-Spezl E. Zwick auf, dem Finanzminister G. Tandler 62 von 70 Millionen Steuerschuld nachließ. Tandler war Kreditnehmer bei Zwick!

Bei Geschäftln zwischen Airbus-Aufsichtsratschef Strauß und dem Waffenhändler K. Schreiber, der auf das Empfängerkonto Maxwell fünf Millionen an eine Schweizer Bank überwiesen hatte, weigerte sich Straußsohn Max zäh, dieser Max zu sein. Seine Unschuld bewies unter anderem ein auf mysteriöse Weise von Schwester Monikas Computer auf die Festplatte von Maxens Computer übersprungenes Virus. Die zerstörte Festplatte verschwand dann im Laufe der gerichtlichen Klärung.

FJS profitierte von der CSU, sie von ihm. Gewissenhafte Finanzbeamte wie das CSU-Mitglied W. Schlötterer schikanierte die Partei, gewissenlose Politiker mästete sie mit hoch dotierten Vorstandsposten. Bald war die CSU in alle Gesellschaftsbereiche Bayerns eingesickert, sie hatte sich des Landes und Staates bemächtigt. Jeder Kaninchenzuchtverein gehörte zu ihr, der BR war CSU-Sender. Bayern war CSU. Wer gegen sie war, landete auf dem Abstellgleis. Das Volk spottete, jeder Sack Kartoffel würde in den Landtag gewählt, wenn CSU darauf stehe.

Auch die Justiz war okkupiert. Einen Augsburger Staatsanwalt, der sich zu erfolgreich mit dem Maxwell-Konto beschäftigte, zitierte der Generalstaatsanwalt nach München, rüffelte ihn ungeniert, er solle seine Nase nicht in Dinge stecken, die ihn nichts angehen. Hohe Richterposten wurden mit CSU-nahen Juristen besetzt. […..]

(Hans Well, SZ, 28.03.2021)

Streibls Amigoaffäre, die Verwandtenaffäre – keiner weiß so gut wie die CSU-Methode funktioniert wie Markus Söder. Denn er ist die CSU.

(….) Der erste echte CSU-Mann, mit 100 reiner CSU-DNA ist Markus Söder, 53.

Sein einziger minimaler Makel ist es evangelischer Franke zu sein und somit nicht zu den CSU-dominierenden katholischen Oberbayern zu gehören.

Aber dafür ist er erzkonservative und kannte schon als kleiner Junge nichts anderes als CSU. In seinem Kinderzimmer hingen Strauß-Plakate statt billiger BRAVO-Bilder von Popbands, wie bei uns anderen.

Natürlich trat er 1983, sobald es sein Alter zuließ mit 16 in die CSU und die Junge Union ein, deren Landesvorsitzender er 12 Jahre später wurde und bis 2003 blieb, als er die maximale Altersgrenze erreichte, um nahtlos für vier Jahre CSU-Generalsekretär zu werden.

Nebenher wurde er mit 27 Jahren in den bayerischen Landtag gewählt, stieg mit 28 Jahren ins CSU-Präsidium auf, wurde er schon mit 30 Jahren Chef des Kreisverbandes Nürnberg-West.

2007 gab er den Posten als CSU-Generalsekretär auf, um wieder nahtlos, als Staatsminister in die bayerische Regierung zu wechseln. (…..)

(Vollständig versödert, 15.12.2020)

Unter Söders Herrschaft trug die persönliche Bereicherungs-Kultur der CSU-Politiker die dicksten Früchte.

Georg Nüßlein (*1969), von Januar 2014 bis März 2021 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, griff mutmaßlich 1,2 Millionen Euro Provision bei Corona-Maskendeals ab.

Alfred Sauter (*1950), von 1980 bis 1988 Bundestagsabgeordneter, seit 1990 Abgeordneter in Bayerischen Landtag und von Oktober 1998 bis September 1999 Justizminister im Kabinett Stoiber, hatte für sich über diverse Strohmänner und Steueroasen fünf bis sechs Millionen Euro Maskenprovision eingeplant.

Peter Gauweiler (*1949), von 1986 bis 1990 Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern, von 1990 bis 1994 Bayerischer Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen, von 1990 bis 2002 Abgeordneter im Bayerischen Landtag, von 2002 bis März 2015 Bundestagsabgeordneter und von November 2013 bis März 2015 stellvertretender CSU-Vorsitzender, raffte allein während seiner Bundestagsjahre mindestens elf Millionen Euro als „Nebenverdienste“ an sich.

CSU-Spezis werden gut versorgt.

Otto Wiesheu, der als CSU-General volltrunken am Steuer einen Menschen tötete, Fahrerflucht beging und anschließend von Edmund Stoiber zum Verkehrsminister ernannt wurde, verdiente schließlich bei der Bahn sichere 8,25 Millionen Euro Grundgehalt aus dem Steuersäckel.

Im Zentrum dieses Korruptions- und Bereicherungsnetzes sitzt die dicke CSU-Spinne Markus Söder. Niemand weiß so gut wie er was dort vorgeht. Söder ermöglicht und fördert diese Methoden seit seiner Teenagerzeit.

Fragt man heute die Deutschen, wer nächster Bundeskanzler werden soll, ist die Antwort klar und eindeutig.

Die allermeisten wünschen sich nach der Forschungsgruppe Wahlen-Analyse vom 26.03.2021 einen Bundeskanzler Söder.


No Hope For The Human Race.

Samstag, 27. März 2021

Der nächste Bundeskanzler.

In dem  Jahr vor den meisten Bundestagswahlen gab es entweder schon einen sehr wahrscheinlichen Sieger, oder es lief auf ein Duell zwischen bei Personen, die jeweils für eine ganz andere Koalition standen, hinaus.

Wer Ende dieses Jahres nach Angela Merkel regieren wird, läßt sich 2021 noch überhaupt nicht abschätzen.

Vielleicht wird die Regierungsbildung so kompliziert und langwierig, daß Merkel noch deutlich in das Jahr 2022 hinein geschäftsführend im Amt bleibt.

Die diesjährige Konstellation ist so viel komplizierter geworden, weil die Amtsinhaberin (anders als Helmut Kohl 1998) nach 16 Jahren nicht noch einmal antritt, sich die traditionellen Bindungen an die Parteien auflösen, der klassische Wahlkampf der letzten 70 Jahre nicht möglich ist und zudem das Regierungsversagen in der Superkrise Corona den Frust des Wahlvolkes in nie dagewesenen Höhen treibt.

Es gibt verschiedene Faktoren, die den Sieg eines Kandidaten bei der Bundestagswahl befördern. Fragt man diese Kriterien ab, gibt es aber sehr unterschiedliche Antworten.

1)   Wer will unbedingt Kanzler werden?

Scholz, Laschet, Habeck, Merz, Spahn

2)   Wer gilt im Volk als Wunschkandidat?

Söder, Habeck

3)   Wer hat in seiner Partei den größten Rückhalt?

Söder

4)   Wessen Partei hat Chancen die Stärkste im nächsten Bundestag zu sein?

Laschet, Habeck, Merz, Spahn

5)   Wer kann in seiner Partei aus eigener Kraft nach der Kandidatur greifen?

Baerbock, Laschet

6)   Wessen Partei hat einen Kanzlerkandidaten?

Scholz

7)   Wessen Partei hat ein Wahlprogramm und Regierungskonzepte?

Scholz

8)   Wer hat Regierungserfahrung?

Scholz, Laschet, Söder, Spahn

9)   Wer hat sich bisher als kompetenter Regent erwiesen?

Scholz

10)Wer wird medial unterstützt, kann sich auf positive Presseberichte verlassen?

Habeck, Söder, Merz

11)Wer ist nicht persönlich oder als Parteichef in wählertoxische Maskenaffären verstrickt?

Scholz, Baerbock, Habeck

Daß ausgerechnet die (noch) mit Abstand größte Bundestagsfraktion CDU/CSU sechs Monate vor der Wahl nicht einen einzigen Satz eines Regierungsprogrammes geschrieben hat, nicht eine einzige Zukunftsidee vorweisen kann und schon gar nicht weiß, wer für sie antreten soll, ist gelinde gesagt, ungewöhnlich.

Wäre Söder CDU-Chef und Laschet CSU-Chef, wäre Söder sicherer Kandidat, aber im Binnenverhältnis der Unionsschwestern kann nicht der deutlich kleiner Partner zugreifen.

Zumal Söder als Kanzler nicht nur die kleinste der Koalitionsparteien führen würde, sondern auch die bequeme bayerische Sonnenkönigstellung los wäre und darüber hinaus vollkommen ungeklärt ist, wer dann Bayerischer Ministerpräsident wird.

Laschet sitzt der sehr viel mächtigeren Partei vor, die sich ohnehin nicht nur auf einen Landesregierungschef stützt, so daß die Nachfolge in Düsseldorf weniger schwierig wäre. Aber ihm trauen die CDU-Wähler den Job nicht zu und bleiben womöglich den Wahlurnen fern.

Kurios ist außerdem die Rolle seiner immer noch mächtigen Vorvorgängerin Merkel, die zwar zu schwach ist, um sich gegen die Länderchefs durchzusetzen, aber deren Wort beim Urnenpöbel immer noch viel gilt.

Sie wurde Jahrelang brutal von der CSU und ihren Parteichefs gequält, konnte sich nie richtig wehren, weil sie deren Stimmen brauchte.

Daß die Kanzlerin Seehofer und Söder, aber auch den CDU-Rechtsaußen und doppelt gescheiterten Merz hasste, galt bis vor kurzem als sicher. Sie wünsche sich also den ihr politisch sehr viel näheren Parteifreund Armin Laschet als Nachfolger und wolle den polternden Söder verhindern, hieß es.

In den letzten 12 Corona-Monaten zeigte sich Öffnungsfetischist Laschet aber in den MPKs so oft als intellektuell hoffnungslos überfordert und chaotisierte mit seinem Zickzack-Kurs die Beschlusslage, daß die Kanzlerin jedes Vertrauen in ihn verloren hat, sich stattdessen intern auf Scholz, Tschentscher und insbesondere Söder („Team Vorsicht“) stützt.

Die Lage ist also maximal verfahren.

Kurioserweise ist ausgerechnet die üblicherweise im Wahljahr vollkommen chaotisierte SPD konsolidiert. Das Wahlprogramm steht, der Kanzlerkandidat wurde schon lange auserkoren und ist ausnahmsweise sogar parteiintern ziemlich unumstritten. Seine persönlichen Sympathiewerte sind gut, seine Kompetenz und Intelligenz unstrittig.

Zu diesen rosigen Voraussetzungen passen nur die demoskopischen Werte von 15-17% nicht, die leider Lichtjahre von Gerd Schröder 41% von 1998 entfernt sind.
Da in der SPD alles so wunderbar geklärt ist, kann sie auch kaum mit medialen Paukenschlägen Aufmerksamkeit auf sich ziehen und die Umfragen beeinflussen.

Grüne und CDUCSU können hingegen durchaus mit einem kräftigen Schub rechnen, wenn sie endlich ihren Erlöser oder ihre Erlöserin präsentieren.

Für beide Parteien birgt das aber auch Risiken. Söder und Laschet stecken bis zum Hals in Maskenaffären, müssen mit bösen weiteren Enthüllungen rechnen.

Außerdem könnten sie bei weiterhin katastrophalem Pandemie-Management Frust auf sich ziehen. Wähler strafen gern ab.

Habeck und Baerbock sitzen in einer bequemeren Position. Sie tragen keinerlei Regierungsverantwortung, können nicht für Fehler verantwortlich gemacht werden. Allerdings sind beide Dampfplauderer und haben im Eifer schon katastrophale Wissenslücken offenbart. Habeck ausgerechnet bei einem Grünen Kernthema (Pendlerpauschale/Energiebesteuerung). Die ehemalige Trampolinspringerin Baerbock verhaspelte sich bei Kobalt (Kobold), pries und bejubelte die CDU bei ihrem 75. Parteijubiläum und ferndiagnostizierte Merkels Gesundheitszustand als Konsequenz des Klimawandels.

Beide Grünen reden gern und viel, drücken sich um eine Verdammung des starken Esoterik-Homöopathie-Schwurbel-Heilpraktiker-Flügels ihrer Partei.

Sobald eine/r als Kanzlerkandidat feststeht, steht er/sie unter verstärkter Beobachtung. Jeder Versprecher wird durch die sozialen Medien gereicht.

Je nach Pandemiegeschehen könnte so ein windiges Image den Wahlchancen schaden.

Das könnte wiederum Olaf Scholz, dem Kandidaten mit den insgesamt schlechtesten Chancen, helfen.

Er zündet keine rhetorischen Feuerwerke, plappert aber auch nie sinnlos daher, weiß was er sagt.

Freitag, 26. März 2021

Rechtes Randgeheule

Es gab in der CDU immer einen ganz rechten Rand.

In der alten Bundesrepublik gab es neben Einzelpersonen wie dem Berliner Rechtsaußen Heinrich Lummer insbesondere im hessischen und Baden-Württembergischen Landesverband einen schwarzbraunen Bodensatz, der brav in der Partei blieb, Mitgliedsbeiträge bezahlte und auf Parteitagen stramm auf Linie den Bundesvorstand unterstützte.

[….] Die CDU gilt seit ihrer Gründung als Kanzlerwahlverein. 1949 war es noch eine sensationelle Notwendigkeit Nationalkonservative, Wirtschaftsfreunde und Vertreter beider Konfessionen zusammenzuführen, um gemeinsam einen starken anti-sozialen Block zu bilden.

Norddeutsche Protestanten, Wirtschaftsbosse, die NSDAP-Überbleibsel und ehemalige Zentrumspolitiker bildeten die Machtbasis Konrad Adenauers.

Es funktionierte wunderbar. Man blieb 20 Jahre ununterbrochen an der Macht und setzte eine USA-orientierte Politik durch.

Adenauer, der vielen bis heute als Ikone gilt, war privat ein ziemlicher Prolet, der von Demokratie nicht sehr viel hielt.
 Ungeniert setzte er Geheimdienste ein, um den politischen Gegner, aber auch innerparteiliche Widersacher auszuspionieren.

Gewaltenteilung bedeutete ihm nicht sehr viel. Als der aufmüpfige Rudolf Augstein es wagte kritisch über Strauß zu schreiben, ließ Adenauer wie ein früher Erdoğan die Staatsanwaltschaft los, sperrte den SPIEGEL-Chef ein und wollte kritischen Journalismus einfach verbieten.

Warum auch nicht? Hatte er doch wichtige NSDAP-Ideologen wie Hans Globke (1953-1963 Adenauers CDU-Kanzleramtsminister), Theodor Oberländer (CDU-Bundesminister 1953-1961) oder auch Hans Filbinger (12 Jahre CDU-Ministerpräsident Baden-Württembergs) an seiner Seite.

Diese ehemaligen Top-Nazis wußten wie man mit der SPD-Opposition umgeht.

Der braune Sumpf konnte auch nach Adenauers Tod unbehelligt in der CDU weiter existieren.

Bundeskanzler Helmut Kohl war ein Unterstützer der Waffen-SS.

[….] Als junger Politiker spendete Helmut Kohl Geld an ein Hilfswerk, das für inhaftierte NS-Verbrecher und deren Angehörige sammelte. Nach Informationen des SPIEGEL hielt er den Generaloberst der Waffen-SS Paul Hausser für einen "anständigen Mann". [….]

(SPON, 03.02.2018)

Insbesondere in den CDU-Landesverbänden Hessen („Dreggers Stahlhelmfraktion“, Martin Hohmann, Erika Steinbach, Kristina Schröder, Koch, Kanther) und Baden-Württemberg („Studienzentrum Weikersheim“) konnten sich Ultrakonservative bis in die jüngste Zeit austoben. Sie bildeten eine Allianz mit den revanchistischen Vertriebenenverbänden.

Seit dem Zusammenbruch der DDR kam mit dem CDU-Landesverband Sachsen ein weiterer nationalkonservativer Hotspot dazu. [….]

(Schwarze Löcher bei den Schwarzen, 17.02.2018)

Als Gegenleistung bekamen sie von der Parteispitze immer wieder verbale Zuckerli, indem Helmut Kohl sich lange hartnäckig weigerte die Oder-Neiße-Linie anzuerkennen, Ronald Reagan auf den Bitburger SS-Friedhof schleppte, Schwule verteufelte und sich regelmäßig bei den ultrarechten grotesk-folkloristischen Vertriebenentreffen blicken ließ.

Es sprang auch immer ein Kabinettsposten für den braunen Flügel raus, um die Ultrakonservativen bei der Stange zu halten.

Manfred Wörner, Verteidigungsminister 1982-1988, Heinrich Windelen, Bundesminister für Vertriebene 1969, sowie Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen 1983-1987, Manfred Kanther, Innenminister 1993-1998, Rupert Scholz, Verteidigungsminister 1988-1989.

Nach 1990 kamen weitere ultrakonservative CDUler aus den Landesverbänden Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachen hinzu.

Erst waren vor allem General Jörg Schönbohm, Landesinnenminister in Berlin und Brandenburg, sowie der sächsische Justizminister Steffen Heitmann Ikonen der ganz Rechten. Inzwischen sind fast die gesamten CDU-Fraktionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kaum noch von der AfD zu unterscheiden.

Bundesweit sind die CDU-Rechten aber fürchterlich deprimiert, weil sie nicht mehr ihren Platz am Trog der Macht bekommen.

Sie sind noch da, sie sind laut, genießen sogar wie die CDU-assoziierte „Werteunion“ enorme Medienaufmerksamkeit.

Der rechte CDU-Flügelmann Wolfgang Bosbach war jahrelang der häufigste Talkshowgast und wurde dadurch extrem beliebt. Die Zuschauer schätzten ihn für seinen „Straight Talk“ so sehr, daß selbst SPD-Gruppen seinen Abschied aus der Politik bedauerten.

Wie so oft bei den beliebten Rechten, störte sich auch niemand daran, daß Bosbach oft und gern log. Er ist genauso ein lügender Hallodri wie Karl-Theodor von und zu Guttenberg, wird ebenso wie der adeliger Multimillionär von der Masse geliebt. In die Regierung schaffte er es aber nie.

Der rechte Unionsflügel schafft es aber in den 2010nern und 2020ern immer schlechter Machtpositionen zu besetzen, schlimmer noch, wenn er sich daran macht nach einer Regierungskrone zu greifen wie im Februar 2020 in Thüringen oder ein Jahr später in Sachsen-Anhalt wird er zurück gepfiffen.

Die Braunen werden aber nicht nur innerhalb des CDU-Machtgefüges marginalisiert, sondern leiden auch noch psychologische Höllenqualen, weil sie nicht mehr exklusiv „Es war ja nicht alles schlecht in Dritten Reich“ murmeln, sondern nun auch noch die AfD neben sich sitzen haben, die das Hier Gemurmelte, dort durch ein Megaphon hinausposaunen.

Die Nationalkonservativen sind enttäuscht, ziehen sich wie Katharina Reiche oder Kristina Schröder ganz zurück, machen wie Martin Hohmann, Erika Steinbach oder Alex Gauland zur AfD rüber oder versuchen genauso verzweifelt wie erfolglos die gesamte Partei auf Rechtsaußenkurs zu zerren.

Dafür stehen die Namen Friedrich Merz, Tilman Kuban, Christoph Ploß, Max Otte, Manuel Hagel, Alexander Mitsch, Carsten Linnemann und Hans-Georg Maaßen.

Nach ihrer Theorie bildet das gegenwärtige Parteienspektrum wieder kommunizierenden Röhren wie in den 80ern, 90ern und 2000ern, als die Lager immer in etwa stabil blieben, sich die Wähler nur zwischen SPD und Grünen einerseits, sowieso CDU und FDP andererseits bewegten.

Als Schröder 2002 zum zweiten Mal zum Bundeskanzler wurde, war seine SPD im Vergleich zu 1998 leicht schwächer geworden, aber die Grünen-Gewinne überkompensierten die Verluste.

Damals war die Koalition so gefestigt, daß eine Grünenstimme ganz klar auch Kanzlerstimme für Schröder war.

Inzwischen sind die Wählerbewegungen aber diffuser.

Die Werteunion scheitert daher nicht nur inhaltlich auf ganzer Linie, sondern das gegenwärtige demoskopische Schrumpfen der CDU führt nicht mehr automatisch zu besseren AfD-Zahlen.

Das ganze Selbstverständnis der rechtskonservativen „Werteunion“ beruht auf der simplifizierten Annahme, die gegenwärtige Merkel-CDU sei zu liberal, die klassischen Wähler fänden keine Heimat mehr in ihr und wanderten daher rüber zur braunen AfD-Alternative.

Das ist aber offensichtlich völlig falsch.  Während die CDU in den letzten Wochen ein Drittel ihrer Wähler verlor, stagniert die AfD.   Die enttäuschten CDU-Wähler finden den Merkelkurs also nicht etwa zu liberal, sondern zu konservativ. Daher wechseln sie lieber direkt zu den Grünen, die in vielerorts ähnlich schwurbelig, Industriefreundlich, esoterisch. Fromm und habituell konservative wie die CDU-Wähler sind.

 Es muss hart sein, für die junge stramm konservative Politgeneration Spahn-Ploß-Kuban: Nachdem endlich ein Ende der Ära Merkel absehbar ist, kommen nicht etwa wie von Merz prognostiziert, massenhaft zuvor enttäuschte rechte CDU-Wähler zurück, sondern das Gegenteil ist der Fall: Liberale CDU-Wähler, die Merkel an ihre Partei gebunden hatte, machen rüber zu den Grünen; die Union schrumpft weg.

 Werteunion-Boss Mitsch ist dementsprechend sehr traurig; sein komplettes Weltbild ist offensichtlich falsch, die  Kernprognosen werden über den Haufen geworfen.

[…..] Konservative der CDU/CSU Chef der WerteUnion: Mitsch zieht sich zurück

Der Vorsitzende der konservativen WerteUnion Alexander Mitsch tritt den Rückzug an – er will bei der Neuwahl des Bundesvorstands nicht mehr kandidieren. Als Grund nannte Mitsch einen »verheerenden Linkskurs« der CDU. […..]

(Spon, 26.03.2021)

Begriffen hat er die eigentliche Dynamik offensichtlich nicht.

Donnerstag, 25. März 2021

Von der Gnade des perfekten Geburtsjahres.

Früher beneidete ich die Unternehmergeneration, die in den 1930ern geboren wurde. Den zweiten Weltkrieg erlebten sie als Kinder, als sie noch zu jung waren, um die Schrecken richtig zu begreifen, bei Kriegsende war mein Vater acht Jahre alt, meine Mutter sieben und ihr Bruder 13 Jahre.

Sie wurden durch das Erlebte durchaus mit dem nötigen Ernst geboren, wuchsen ohne Luxus auf, so daß sie die kleinen Freuden des Lebens genießen konnten, wie ich mir das nicht mehr vorstellen kann.

Immer wieder erzählte meine Mutter mir beispielsweise davon, wie meine Oma nach dem Krieg die erste Orange nach Hause brachte. Meine Mutter sah des erste Mal so eine Frucht, die aber erst angeschnitten werden sollte, wenn alle Geschwister da waren. Durch ein unglückliches Missverständnis wurde die erste Orange aber ohne sie gegessen; die Enttäuschung vergaß sie ihr Leben lang nicht. Aber umso mehr blieb ihr in Erinnerung, als meine Oma einige Wochen später erneut eine Orange ergatterte, die meine Mutter dann zum Trost ganz allein essen durfte. Dieser Geschmack, die Frische, der Duft.

Ich denke immer wieder an diese Beschreibungen, wenn ich arglos im Gemüseladen stehe, mir achselzuckend die riesigen Berge voller Clementinen, Mandarinen, Pampelmusen, Pomelos und Orangen ansehe, die mich aber nicht so richtig locken können, weil Orangen ja so umständlich zu pulen sind. Davon kriegt man klebrige Finger.

Die jungen Männer, die Ende der 1940er Jahre, zum Start der Bundesrepublik Deutschland um die 18 Jahre alt waren, hatten improvisieren gelernt, vielfach waren die autoritären Familienstrukturen durch Abwesenheit der Väter aufgebrochen, so daß sie früher und freier als jede vorherige Generation unternehmerisch tätig werden konnten.

Es folgte ein paradiesisches halbes Jahrhundert in Deutschland. Es herrschte dauerhaft Frieden in Europa, man konnte überall hinreisen, der Umweltschutzgedanke war noch nicht entstanden, man rauchte und trank. Ökonomisch gab es nur eine Richtung: Aufwärts. Es wurde immer besser, ohne daß man hyperflexibel ständig neue Ideen entwickeln musste und nicht von globalen Veränderungen bedroht war.

Meine selige Elterngeneration! Ganz anders meine Großelterngeneration. Mein Opa, geb. 1890, hatte sich wirklich abgerackert und musste als Erwachsener gleich zwei Weltkriege über sich ergehen lassen, die seine berufliche Existenz komplett zerstörten.  Wie viel einfacher hatte es sein Sohn.

Erst in den 1990er Jahren schlug mit der Digitalisierung, Globalisierung und Überbevölkerung auf das deutsche ökonomische Paradies ein.

Viele Jobs, die über Jahrzehnte bestanden, fielen von eben auf jetzt weg, weil irgendein Land 10.000 km entfernt alles besser und schneller und billiger konnte, während gleichzeitig die Frachtkosten durch die Containerschifffahrt minimiert wurden.

Ganze Branchen brachen weg. Wer braucht heute noch die kleine Druckerei von nebenan? Fotogeschäfte, die Filme entwickeln? Videotheken? Plattenläden? Konzertkasse?

Die Multis und billiger.de-Portale ließen die Wertschätzung für Service schrumpfen.

Die Geschäfte meiner Teen- und Twen-Jahre, Buchläden, in denen die Inhaberin selbst alles gelesen hatte und mit der ich über die Inhalte diskutieren konnte, oder der Elektronikladen, dessen Fachverkäufer mir nicht nur alles über Stabmixer, Waschmaschinen und Cassettenrekorder erklärte, sondern der auch noch umstandslos zu mir nach Hause kam, wenn neue Sender einprogrammiert werden mussten, oder der Herd rumzickte.

Alles weg.    Die ewige Aufsteigergenration, geboren in den 1930ern, sollte möglichst inzwischen den Löffel abgegeben haben. Zu frustrierend ist es mit anzusehen, wie der kleine Familienbetrieb, der Zeitungskiosk, der Schusterladen, das Tante-Emma-Geschäft jedes Jahre weniger abwirft, weil die Margen kleiner werden und die Billig-Konkurrenz durch Milliardenschwere-Konzerne nebenan hockt.

So ein kleines Geschäft, das über Jahrzehnte die ganze Familie ernähren konnte und für bescheidenen Wohlstand sorgte – man hatte zwei Autos und ein Ferienhaus – trägt sich kaum noch, obwohl man immer mehr strampelt.

1950 musste man nur morgens die Ladentür aufschließen; die Kunden strömten von allein hinein und stürzten sich auf alles, das es gab.

 In der heutigen Überschussgesellschaft, in der jeder in Sekundenschnelle bei Amazon Preise vergleicht, geht das schon lange nicht mehr.

Man muss sich sehr spezialisieren, enormen Aufwand in Marketing und Werbung stecken, die Kunden umgarnen, Events veranstalten, Sonderkonditionen bieten.

Wenig überraschend haben die Millennials und die Generation Z (die um 2000 Geborenen) ohnehin keine Lust mehr auf Kaufmannsladen oder Serviceberufe.   Handwerksbetriebe und Krankenhäuser können überhaupt nur noch existieren, weil sie ihr Personal aus Migranten rekrutieren.

Die Zeiten der durchgängigen Erwerbslaufbahnen bei einem Arbeitgeber in demselben Job, den auch schon der Vater und Großvater ausgeübt hatten, sind vorbei.

Die Generation Praktikum und die Generation Z, die so handyaffin ist, daß sie keine Rechtschreibung mehr beherrscht, nie  ein Buch gelesen hat oder gar ein Gedicht auswendig kann, dafür aber nach zehn Minuten in Schnappatmung gerät, wenn das Internet down ist, läßt sich trefflich von meiner Generation auslachen.

Wie kann man nur so unselbstständig und weinerlich sein!

Aber der Dauerstress durch die sozialen Medien und ungewisse Zukunft mit immer größeren Bildungsanforderungen, sofern man sich nicht damit begnügt ein Leben als Geringverdiener zu führen, der niemals eine Stadtwohnungsmiete bezahlen kann und als Rentner von sozialen Transferleistungen abhängig zu sein, ist real.

Psychische Krankheiten nehmen exponentiell zu, jeder Teenager kennt die Begriffe „soziale Phobie“, „Burnout“ und „Depression“.

Heute wurde verkündet, das am 05.04. in Hamburg beginnende Sommersemester, fände erneut nur digital statt.

Das ganz große Mitleid bringe ich schwer auf, weil es Erstsemester des Jahres 2021 in vieler Hinsicht so viel leichter als ich haben.

Wie viele Myriaden endlose Stunden habe ich damals in Bibliotheken recherchiert, auf die Rückkehr ausgeliehener Bücher gewartet, irgendwelche riesigen Wälzer zu Copy-Shops geschleppt, nächtelang mit der Hand Protokolle und Arbeiten verfasst, in denen kein einziger Schreibfehler sein durfte, so daß man immer wieder eine ganze Seite neu schreiben musste, weil man natürlich in der letzten Zeile ein Wort vergessen hatte.

Und die Twens mit Laptop und MS WORD wollen mir erzählen, wie schwer sie es haben?

Aber sie haben es schwer, weil sie eine nicht digitalisierte Welt nicht kennengelernt haben, keine Vergleiche ziehen können.

So wie ich nie wirklich mitfühlen könnte, wie meine Mutter 1948 den Geschmack der ersten Orange ihres Lebens genoss.

Die emotionale und soziale Seite des Lebens scheint durch die unendlich große Auswahl des Onlinedatings auch nicht besser zu werden, weil durch die Möglichkeiten auch die Vergleichbarkeit exponentiell wächst.

Jeder junge Mann, der ein Mädchen kennenlernen will, kann sich anstrengen so viel er will – sie wird immer auf ihrem Klugtelefon jemand sehen, der noch bessere Bauchmuskeln, vollere Haare, schönere Zähne und ein fetteres Gehalt aufweist.   Umgekehrt natürlich genauso.

Ich bin froh ein „digital immigrant“ zu sein. Anders als die digital natives, kenne ich beide Welten, kann mich also mehr an einem neuen Song erfreuen, weil ich weiß welche wochenlange Mühe ich als Jugendlicher auf mich nehmen musste, um Plattenläden nach einer bestimmten Platte abzuklappern, statt immer alles per streaming zur Verfügung zu haben.

Anders als die 1930 Geborenen, war ich aber zu Beginn des Internetzeitalters gerade noch jung genug, um mir die Vorteile anzueignen.

Auch die Endlos-Pandemie erlebt man am bestens als 50-60-Jähriger.

Da ist man alt genug, um sich die Hörner abgestoßen zu haben.  Man muss nicht ausgehen, erlebt keinen „sexuellen Notstand“ mehr, muss niemand kennenlernen.   Man hat sich zu Hause eingerichtet und im letzten halben Jahrhundert ohnehin mehr Krams angesammelt als man braucht. Beschäftigung gibt es im Überfluss.   Es stehen in der Regel keine Prüfungen oder Abgabetermine an.

Die Zappeligkeit der Teens und Twens fehlt mir völlig. Twens, die so sehr ein Ende der Corona-Maßnahmen herbeisehnen, daß sie, wie ich heute wieder bei einer Fahrt entlang der Außenalster bei gutem Wetter um 19.00 beobachten konnte, zu 99% alle Abstands- und Maskenregeln ignorieren, sich ungeniert und ungeschützt zusammenballen, lachen, laufen, labern und lagern.

In meinem Alter bin ich kaum tangiert von den Maßnahmen, würde bei Aufhebung derselben auch nichts ändern.

Ich habe es aber nicht nur viel besser als Teens und Twens, sondern natürlich auch besser als die 80+Generation, da ich (noch) gesund genug bin (schnell auf Holz klopfen), um autark zu leben, keine Hilfe im Alltag benötige.

Die bisherigen SarsCoV-2 sind für meine Generation auch nicht so tödlich wie für Hochbetagte.  (Die verschiedenen Mutanten könnten das ändern.)

Nicht nur habe ich das perfekte Alter für eine Pandemie, sondern als Atheist, Misanthrop und Antinatalist auch den riesengroßen Vorteil keine Kinder zu haben.

Kinder ohne Kita und Schulen sind ein gewaltiger Zeitaufwand, der Millionen Eltern zur Verzweiflung bringt.

Fast noch schlimmer sind die noch rüstigen Großeltern getroffen, die in ihren 70ern eigentlich ihr Leben genießen möchten, nun aber täglich die Brut ihrer Kinder hüten müssen und sich nicht nur daran erinnern wie laut und anstrengend kleine Kinder sind, sondern auch feststellen, daß man diese Sonderbelastung mit 70 oder 80 weniger gut wegsteckt als mit 20, 30 oder 40.

Zumal viele der Dinge, die Opa und Oma üblicherweise mit den kleinen Rackern unternehmen, um sie zu bespaßen – Zirkus, Zoo, Spielplatz – auch den Corona-Regeln zum Opfer fallen, so daß man die Bälger die ganze Zeit in seiner Wohnung sitzen hat.

Zum Glück bin ich völlig sicher vor solchen Stressfaktoren. Es gibt keine Enkelkinder, die von einer Helikoptermutter morgens um 8.00 aus ihrem SUV-Hybrid an meinen Küchentisch getreten werden könnten.

Enkel machen in Coronazeiten nicht nur verdammt viel Arbeit, sondern sind zu allem Überfluss auch noch tödliche Virenschleudern.

[….] Kinder werden zur Gefahr für ihre Eltern   [….]  Die dritte Welle bricht, wie Virologinnen und Modellierer spätestens seit Januar prophezeien, mit Macht über Deutschland herein, die deutlich ansteckendere und gefährlichere Mutante B.1.1.7 überzieht das Land. Und anstatt die Kontakte drastisch zu beschränken, wird gelockert – vor allem bei den Schulen.   Was das bedeutet, lässt sich bereits an den Inzidenzkurven ablesen: »Der stärkste Anstieg ist bei Kindern zwischen 0 und 14 Jahren zu beobachten, wo sich die Sieben-Tage-Inzidenzen in den letzten vier Wochen mehr als verdoppelt haben«, heißt es im jüngsten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI).  Tatsächlich explodierte das Infektionsgeschehen bei den bis zu 14 Jahre alten Kindern geradezu: Die Fallzahlen sind auf durchschnittlich 110 hochgeschnellt; damit haben sie sich in den vergangenen fünf Wochen nahezu verdreifacht. [….] Eine weitere Folge des laxen Umgangs mit dem Virus zeigt sich in jenen Ländern, in denen die Mutante schon länger wütet: Die Kinder stecken ihre Eltern an, und die werden krank, manche sogar sehr krank. [….]

(Rafaela von Bredow, 25.03.2021)

Keine Kinder, in den 1960ern geboren. Alles richtig gemacht!