Es geschehen
noch Zeichen und Wunder – nach nur drei Jahren xenophober Dauerhetze der CSU,
um die AfD demoskopisch aufzupumpen, fällt selbst Andrea-was-geht-Politik-mich-an?-Nahles eine Replik ein.
Die
Doppelvorsitzende hatte bisher immer viel zu viel Angst vor den breiten ausländerfeindlichen Mehrheiten im Wahlvolk.
Da ließ sie lieber die tausenden Opfer rechtsextremer Gewalt völlig im Stich,
schwieg zu den Tätern, ignorierte die Schwächsten.
Noch
schlimmer als das Schweigen der Nahles, sind natürlich die ARD- und
ZDF-Talkshows, die allwöchentlich Werbung für AfD und Xenophobie machen.
Besonders
abscheulich der über alle Maßen selbstverliebte Frank Plasberg, 61, der sich
vom einst durchaus neutralen Talkshow-host unter dem WDR-Logo (2001-2007) zum
Darling der Rechten transformierte, seit er zur ARD wechselte und insbesondere
seit seine eigene Produktionsfirma Ansager
und Schnipselmann GmbH & Co KG „Hart aber fair“ produziert.
Plasberg
mag keine Ausländer und lädt dermaßen oft weit rechts-außen stehende
Journalisten/Politiker ein, daß eine Absicht klar zu erkennen ist.
Ihm wird
das seit über zehn Jahren vorgeworfen, so empörte ich bereits im Januar 2008 Marcus
Bäcker von der Berliner Zeitung:
[…..] "Jung, brutal und nicht von hier - was
ist dran am Streit um Ausländergewalt?", lautete der seltsam krawallige
Titel der jüngsten Ausgabe von "Hart aber fair". Hessens
Ministerpräsident Roland Koch, der sich angesichts des Wahlkampfs in Hessen
zuletzt mit Verve auf dieses Thema gestürzt hatte, konnte sich da gleich in
seinem Element fühlen. Gefallen haben dürfte ihm auch ein Einspielfilm, in dem
zwei Schauspielschüler mit Migrationshintergrund eine U-Bahn aufmischten.
Hernach wurden die genervten Mitreisenden gefragt, warum sie denn nicht
eingegriffen hätten. Vielleicht aus Angst? Mit deutschen Schauspielschülern
wurde das Experiment nicht durchgeführt. So machen übel beleumdete Privatsender
auch gerne Fernsehen. […..] Bei
"Hart aber fair" wurden durchaus harte Zahlen genannt - und je nach
Gesinnung ignoriert, uminterpretiert oder begeistert in ein fixes
Gedankensystem einsortiert. Polemische Einspielfilme und süffisante Bemerkungen
Plasbergs trugen da nicht wirklich zur Wahrheitsfindung bei. [….]
Plasberg
setzt auch eine Dekade später auf rechten Populismus
wegen der Quoten und/oder weil er selbst rechtspopulistisch denkt. Es
funktioniert, leider. Mit gut drei Millionen Zuschauern im Durchschnitt liegt
Plasberg zwar hinter der auf dem viel besseren Sendeplatz gelegenen Anne Will
am Sonntag, aber vor Illner, Lanz und Maischberger.
[….]
Hart aber unfair: Frank Plasberg geht mit
flüchtlingsfeindlicher Rhetorik auf Quotenjagd
[…..] Wenn
die Sendung mit der Maus demnächst erklären würde, wie man mit Framing eine
bestimmte Meinung in die Köpfe des TV-Publikums pressen kann, fände sie ein
prägnantes Beispiel im eigenen Sender-Programm. Mit rhetorischen Mitteln vom
ganz rechten Rand bedient die vom WDR produzierte Talkrunde Hart aber Fair in
einer Sendungsankündigung das Klischee vom kriminellen Flüchtling.
"Flüchtlinge und
Kriminalität – Die Diskussion" lautet der Titel der Sendung, die an diesem
Montagabend um 21 Uhr ausgestrahlt werden soll. Während der Titel noch
Spielraum zur Interpretation lässt, macht die Sendungsbeschreibung klar, welche
Ängste man hier gerne triggern möchte:
"Junge Männer,
geflohen aus Krieg und archaischen Gesellschaften – für viele hierzulande Grund
zu Sorge und Angst. Können solche Flüchtlinge überhaupt integriert werden? Wie
unsicher wird Deutschland dadurch?"
Die Ankündigung liest
sich, als habe sie Alexander Gauland in sein Tagebuch geschrieben. Dabei
stammen die Sätze von einer Talkshow, die im letzten Jahr durchschnittlich 3,05
Millionen Zuschauer hatte.
Dass Flüchtlinge aus
vermeintlich "archaischen Gesellschaften" nicht zur Kultur des
Abendlandes passen, unterstellt die AfD immer wieder. In den sieben Jahren, die
der Krieg in Syrien andauert, scheint nicht nur die AfD vergessen zu haben,
dass es ursprünglich die gebildete Mittelschicht war, die in dem entwickelten
aber unterdrückerisch regierten Land gegen Baschar al-Assad aufbegehrte.
Abgesehen von der politischen Klasse war die syrische Bevölkerung von einer
"archaischen Gesellschaft" also weit entfernt. Und wenn Plasbergs
Redaktion dann noch von jungen Männern schreibt, die aus dem Krieg geflohen
seien, reproduziert sie ein Bedrohungsszenario, bei dem Rechtspopulisten ebenso
ein Schauer über den Rücken läuft, wie wenn sie Jean Raspails Angstporno
"Das Heerlager der Heiligen" lesen. Darin überrollen eine Million
Flüchtlinge aus Indien den europäischen Kontinent. Doch diese Vorstellungen
sind schlicht falsch. […..][…..] Die Theorie, dass die Wahrnehmung der
Realität bestimmt, wie wir handeln, lernen Medienwissenschaftlerinnen wie
Miriam Meckel schon im ersten Semester. Bereits 2010 erklärte die Publizistin
im Spiegel, wie Medien bestimmte Meinungen von Menschen verstärken.
"Jemand, der von Grund auf schon ängstlich ist, lässt sich natürlich leichter
von solchen Themen ansprechen und beeinflussen", sagte sie damals in dem
Interview und schlug vor, stattdessen einfach öfter zu erklären, wie die Fakten
wirklich aussehen. Genau das hat Hart aber Fair hier nicht gemacht, auch wenn
im Text völlig unpräzise die Rede davon ist, "viele" seien besorgt. […..]
Denn auch danach geht es suggestiv weiter,
wenn der Text die Frage stellt: "Können solche Flüchtlinge überhaupt
integriert werden?" Das sei "eine Frage wie aus dem Lehrbuch der
schwarzen Dialektik", schreibt Meyer, "denn diese Frage stellt sich
doch überhaupt nicht". Tatsächlich wäre es Unsinn, überhaupt noch
Integrationszentren, Sprachkurse und andere Bildungsprogramme für Flüchtlinge
zu betreiben, wenn wir gar nicht an deren Erfolg glauben würden. […..]
Es ist
zu vermuten, daß Kritik von Berliner Zeitung, SPIEGEL, ZAPP oder Vice bei Ansager und Schnipselmann GmbH & Co KG die Sektkorken knallen
lässt.
Wenn
sich die „Gutmenschen“ empören, freuen sich Plasbergs nationalistisch-islamophobe
Lieblingsgäste (Köppel, Spahn, Söder, Weidel, Storch)
ebenso wie die AfD-Anhänger.
[….]
„Hart aber fair“, ARD Quotenfang mit
Populismus
Frank Plasberg lässt
im Ersten über Flüchtlinge und Kriminalität diskutieren. Dabei bedient er sich
bei den Slogans der AfD.[…..]
Auf Twitter und bei
Facebook stören sich zahlreiche Menschen an dem tendenziell fremdenfeindlichen
Rahmen, den die beiden Schlagwörter bilden.
Ebenso wie an der
suggestiven Stoßrichtung der zwei Fragen, die die Redaktion den Diskutanten mit
auf den Weg gibt. […..][…..]
Es ist nicht das erste
Mal, dass bei „Hart aber fair“ mit populistischen Titeln auf Quotenfang
gegangen wird. Und auffallend häufig geht es dann um Flüchtlinge und Ausländer,
wie eine aufmerksame Twitterin in einer eindrucksvollen Auflistung der
entsprechenden Sendethemen feststellt.
[…..]
Der erste Blick auf die Statistiken, die
Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts und erfrischend sachlicher
Gesprächspartner, präsentiert, heben die populistischen Ankündigungen der
Sendung ganz schnell aus den Angeln.
[…..]
In Deutschland werden immer weniger
Straftaten begangen, das gilt für Bio- wie für Passdeutsche, für Eingeborene
wie für Zuwanderer. Bei letztgenannter Gruppe ist der Rückgang am stärksten,
obwohl die Definition, wer wann als Zuwanderer gilt, erweitert wurde und die Gruppe
dadurch stark angestiegen ist.
Hier wird ein Aspekt
deutlich, den auch Asmen Ilhan, Gruppenleiter eines Gewaltpräventions-Projekts
namens „Heroes”, anspricht, den Plasberg aber nicht diskutieren will: Als
Zuwanderer gelten in der Statistik wie in der öffentlichen Wahrnehmung
Menschen, die hier geboren wurden, weil ihre Eltern aus anderen Ländern kamen.
„Das sind Deutsche“, sagt Ilhan und macht damit klar, dass sich die hohe
Bereitschaft zur Kriminalität in diesem Milieu gar nicht dadurch erledigen lässt,
dass diese Menschen in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden. Doch bis heute
unterschieden wir zwischen deutschem und ausländischem Blut: bei der
Passvergabe, bei der Kriminalitätsstatistik und bei Plasberg. „Wir reden immer
über die und uns“, sagt auch Shabanyi, selbst Tochter eines Iraners und einer
Deutschen. […..]
Immerhin,
Frank Plasberg bekommt in den letzten Wochen mehr Gegenwind.
Gegenwind, der ihm derzeit noch Auftrieb verleiht, aber hoffentlich zukünftig dazu führt seine Sendung so massiv mit Zuschauerschwund zu strafen, bis sie abgesetzt wird.
Gegenwind, der ihm derzeit noch Auftrieb verleiht, aber hoffentlich zukünftig dazu führt seine Sendung so massiv mit Zuschauerschwund zu strafen, bis sie abgesetzt wird.
Es hilft
wenig gegen die in ihren rassistischen Filterblasen ausharrenden AfD-Wähler zu
argumentieren, weil Argumente sie entweder gar nicht erst erreichen oder von
ihnen nicht geglaubt werden.
Aber man
kann durch massive Kritik auf allen Plattformen Druck auf die Programmmacher
bei WDR und ARD ausüben.
Man kann
an Parteien und anderen Vereine mit Vertretern in den Rundfunkräten schreiben.
*Wieso muss ich für Talkshows, die wirre Ängste schüren und den Rechten in die Karten spielen, Rundfunkbeitrag zahlen?*#AlternativefuerPlasberg #hartaberfair— Thilo Corzilius (@thilocorzilius) 4. Juni 2018
Juni 2018#AlternativefürPlasberg:— Juli (@Juli72100810) 4.
Sendung zum Thema: "Wie Politiker in Deutschland Talkshows mit dem ewig gleichen polarisierenden Thema nutzen, um ihre Politik zu propagieren, wobei zum öffentlichen Diskurs absolut nichts beigetragen wird."
Ich würds kucken.#hartaberfair
Juni 2018#hartaberfair widmet sich heute dem Thema Flüchtlingsgewalt. Wann gibt es eine Sendung über rechte Gewalttaten? #Diskursverschiebung #noAfD #AfD #esreicht #StopptdenHass— AfD-Allergiker (@MvOettingen) 4.
[…..]
Lorenz Meyer ([…..] Hochschullehrer) äußert sich öffentlich auf
Facebook:
"Derartige
Formulierungen, Unterstellungen und Zuschreibungen sind ein Nährboden für
Angst, Hass und Hetze. Und da von 'archaischen Gesellschaften' die Rede ist:
Wenn etwas archaisch ist, dann ist es das in diesen Worten vermittelte
Weltbild."
Er schreibt weiter:
"Nein, 'Hart, aber fair' ist an dieser Sendungsankündigung überhaupt
nichts!"
In der
Sendungsankündigung würde die "Flüchtlingsthematik" wieder auf die
"jungen Männer reduziert und damit das Angstbild einer Invasion junger Männer
bedient".
Laut BAMF würde der
Anteil "junger Männer für 2017 mit gerade mal 21 Prozent" ausgewiesen.
Lorenz gibt weiter zu
bedenken: "Weiter heißt es im Text (in der Ankündigung von "hart aber
fair"), dass diese jungen Männer hierzulande „ein Grund zu Sorge und
Angst“ seien… In der Medienwirkungsforschung ist lange bekannt, dass Medien
eine Sache nur lange genug als angsteinflößend darstellen müssen, bis sich
irgendwann die Angst tatsächlich manifestiert. Und dann beginnt ein Teufelskreis:
Die Medien werden sich bestätigt sehen und sich stärker mit dem Thema
auseinandersetzen, was wiederum die Angst noch stärker anheizt usw. usf…[….]
Juni 2018“Quote in der Krise - Wie weit dürfen Talkshows gehen?“— Jerome-Horst Liebkind (@JLiebkind) 4.
“Hauptsache Krawall - Themen und Gäste für die Quote. Muss das sein?”
Das wären Themen, die mich interessieren würden.#AlternativefürPlasberg #hartaberfair #esreicht #kriminelletalkshows
Glücklicherweise
ist auch Georg Diez aus seiner einjährigen Pause in den USA zurück; immer
wieder interessant seine Kolumnen zu lesen:
[….] Jetzt,
wo die Redaktionen der großen deutschen Talkshows bald in die Sommerpause gehen
und sich auf die Schultern klopfen können für das, was sie in den vergangenen
drei Jahren geleistet haben - den Rechtsruck herbeigetalkt, die Spaltungen in
der Gesellschaft vertieft, das AfD-Reden im Alarmmodus reproduziert - sollte
man mal überlegen, wie es danach weitergeht. Denn das Beste wäre, wenn es nicht
ein Jahr Pause gäbe, sondern das Alte beendet und etwas Neues begonnen würde.
Schluss also mit Anne
Will, Maybrit Illner, Sandra Maischberger und Frank Plasberg. Wobei vor allem
die letzten beiden in der vergangenen Woche wieder gezeigt haben, wie Ängste
für sie vor allem dazu da sind, Quote zu machen. Wie der Islam als mediale
Waffe genutzt wird, um Feindbilder zu schaffen. Wie Geflüchtete pauschal
abgeurteilt werden im deutschen Talk-Tribunal, wo meistens gestritten wird,
ohne dass man sich zuhört, und am Ende niemand klüger ist als zuvor, aber
natürlich alle Recht haben.
[…..]
Wer stets die ewig gleichen Chef-Schwadroneure
einlädt, reduziert Politik auf Politiker und Parteien und einen krawalligen
Blick auf die Welt. Er entpolitisiert damit die Gesellschaft, die keine Lust
mehr hat, Politik ständig zu delegieren. Und er entmündigt letztlich die
Bürger, die nur als Zuschauer und Steuerzahler geduldet sind, aber keine
Mitsprache haben, was Themen, Gäste, Argumente angeht.
Im digitalen
Zeitalter, und das ist das dritte Problem, ist das fatal. Die digitale Logik
hat den Einzelnen emanzipiert. Das spüren die Menschen, das ändert ziemlich
viel - für die organisierte Politik, die sich bislang diesem Druck weitgehend
verschließt, genauso wie für die etablierten Medien, die so tun, als seien sie
diejenigen, die darüber entscheiden, was und wie diskutiert wird. Die Talkshows
mit ihrem übersteigerten Diskurs-Anspruch und ihrer destruktiven
Gesprächspraxis sind hierfür besonders gute Beispiele. […..]