Mittwoch, 19. Juni 2013

Ein perfekter Kandidat!


Während man im TV von „100 Tage Franziskus“-Reportagen erschlagen wird und von ganz rechts (TVE) bis ganz links (Claudia Roth) auf einmal alle Papst-Fans sind, sieht man wieder großzügig darüber hinweg, daß er vom TEUFEL spricht, Atheisten das Himmelreich abspricht, schwer homophobe Äußerungen zum Gleichstellungsgesetz in Frankreich raushaut und natürlich gar nicht daran denkt Frauen in seiner Kirche nicht mehr als Zweite-Klasse-Menschen zu betrachten.
Franzis Vorvorgänger, der selige Karol Wojtyła (am 1. Mai 2011 sprach ihn sein Nachfolger Benedikt XVI. in Rom selig) könnte dem Italo-Argentinier mit der halben Lunge allerdings vorrübergehend die Show stehlen.
 Wie man hört, steht seine Heiligsprechung kurz bevor.
Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet, ein zweites Wunder, das dem Papst aus Polen angerechnet werde, sei von dem zuständigen Ausschuss der Heiligsprechungskongregation im Vatikan anerkannt worden. […]

Die katholische Kirchenlehre sieht vor, dass die Heiligsprechung nur für solche Persönlichkeiten in Frage kommt, die bereits seliggesprochen sind. Vor der Heiligsprechung muss erneut ein Wunder anerkannt werden. Im vorliegenden Fall wurde von dem Antragsteller Slawomir Oder die Heilung einer Frau durch Johannes Paul II. vorgebracht. […]  Johannes Paul II. könnte möglicherweise im Oktober heiliggesprochen werden.
Eine gute Wahl.
Nach der erfolgten Promotion in den Heiligenstand dürfen die katholischen Schäfchen Kirchen nach ihm benennen.
Und wer würde sein Gotteshaus nicht gern mit dem Namen „Kirche des Heiligen Johannes Paul II.“ versehen?

Wojtyła hat so viel Gutes getan.
In der Enzyklika Evangelium Vitae lehnte Johannes Paul II. sämtliche Verhütungsmethoden in Bausch und Bogen ab und sorgte mit seiner Verdammung von Kondomen insbesondere in Afrika für eine ungehinderte Ausbreitung von AIDS. 

Er wies seine 400.000 Geistlichen weltweit an gegen die Gleichberechtigung von Homosexuellen zu agitieren und lieferte damit stets eine Beihilfe zur Rechtfertigung von gewalttätigen Übergriffen auf Menschen, die den falschen Menschen lieben.

Was er von Frauen hielt, deren Minderwertigkeit er immer wieder durch ihren Ausschluß von geistlichen Ämtern betonte, zeigte Wojtyła unter Berufung auf sein Jurisdiktionsprimat im Herbst 1999, als er die widerstrebenden deutschen Bischöfe zwang Frauen in Not die Tür vor der Nase zuzuknallen und ihnen im Fall einer Schwangerschaft Hilfe und Beratung zu verweigern.

Innerkirchlich wußte Johannes Paul II. sich durchzusetzen.
Er liebte die politisch ganz konservative Linie. Seine Bischöfe hatten vorzugsweise an der Seite von rechtsgerichteten faschistischen Diktatoren zu stehen, deren Todesschwadronen Arme und Widerständler myriadenfach umbrachten. 
Theologen, Priester, Ordensleute und Bischöfe, die sich auf die Seite der Schwachen, Hungernden und Verfolgten stellten ahndete der bald Heilige Papst mit inquisitorischer Konsequenz.
Tissa Balasuriya (Sri Lanka), Oscar Romero, Leonardo Boff (Brasilien), György Bulányi (Ungarn), Edward Schillebeeckx (Belgien), Bischof Jacques Gaillot (Frankreich) und Erzbischof Raymond Hunthausen (USA) erlebten es mundtot gemacht zu werden, weil sie sich für soziale Schwache und Kranke eingesetzt hatten.
Sehr herzlich begegnete der Papst allerdings 1987 in Chile General Augusto Pinochet, der massenhaft Menschen foltern, umbringen oder einfach „verschwinden“ ließ.
Die gesamte „Befreiungstheologie“ Südamerikas, die sich gegen die mordlüsternen Militärregime auflehnte; zerschlug Wojtyła.

Aber er war auch nicht nur garstig.
JP-II konnte auch viel Herz zeigen, wenn er jemanden mochte.
Insbesondere setzte er sich für die weltweit schlimmsten Kinderficker in den Reihen der RKK ein. Ausdrücklich hielt er seine schützende Hand über mehrere Massenvergewaltiger kleiner Jungs.
Der berühmteste Fall ist Maciel Marcial Degollado, (1920–2008), des Chefs der Legionäre Christi, der ein Massenkindervergewaltiger war, Millionen Dollar in die Vatikanischen Kassen spülte und dafür von Papst Johannes-Paul II geliebt und protegiert wurde.
Der Priester Maciel Marcial Degollado, Chef der LC und Multimillionär war der erklärte Liebling des Papstes Johannes-Paul II.
Da er sagenhafte Summen in die Kasse der RKK spülte, drückte der Wächter der Glaubenslehre Ratzinger alle Augen zu.
Maciel Marcial Degollado hatte mindestens fünf Kinder von zwei Frauen und vergewaltigte darüber hinaus mehrere Dutzend (bis zu 100) Jungs.
Die Vorgehensweise war laut STERN immer gleich:
Vater Maciel rief die ca 12-Jährigen Jungs zu sich, klagte über „schmerzhaften Samenstau in den Hoden“, müsse sich zur Abhilfe masturbieren lassen und dabei auch Kinder penetrieren.
Er erklärte dazu, er habe eine persönliche Erlaubnis von Papst Pius XII „die Schmerzen im uro-genitalen Bereich“ derart zu behandeln.
Hochwürden Samenstau bevorzugte dabei blonde und hellhäutige kleine Jungs, die ihm seine „Legionäre“ weltweit suchten und zuführten.
Seit 1976 wurden Berichte über diese Kindesvergewaltigungen nach Rom geschickt.
Man hielt dort immer die schützende Hand über Maciel.
JP-II ("Maciel ist ein vorbildlicher Priester") würdigte ihn 2004 mit einem Empfang im Petersdom, Ratzinger stellte die Untersuchungen gegen ihn bereits 1999 ein.
Dokumente aus den Vatikan-Archiven belegen laut AP, dass der Heilige Stuhl schon in den fünfziger Jahren Beweise hatte, wonach Maciel drogenabhängig und pädophil gewesen sein soll. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge ermittelten damals drei sogenannte Visitatoren, das Ergebnis sei jedoch bis heute nicht veröffentlicht worden. 1998 sollen sogar einige seiner Opfer Anzeige erstattet haben.    Doch Papst Johannes Paul II. verband eine enge Freundschaft mit Maciel, die sich seit dem ersten Zusammentreffen im Januar 1978 entwickelt hatte. Der Papst verehrte den Mexikaner, führte ihn gern als Vorbild an und widmete ihm noch 2001 eine Festmesse auf dem Petersplatz.
 Offiziell waren die Vorwürfe gegen den Ordensgründer schon seit Ende der neunziger Jahre bekannt.
 Damals reichten acht ehemalige Mitglieder der Kongregation eine formelle Beschwerde beim Vatikan ein. Sie sollen von Maciel im Alter zwischen zehn und 16 Jahre vergewaltigt worden sein. Einige unter ihnen erzählten gar, dass Maciel zugab, Papst Pius XII habe ihm das Recht für sexuelle Beziehungen gegeben – um seine Bauchschmerzen zu lindern. Doch Papst Johannes Paul II hielt bis zuletzt seine schützende Hand über den Ordensgründer. Teils weil Maciel durch ordentlichen Spendenakquise hervortrat, teils weil der Legionär Christi die reine Lehre des Katholizismus vertrat. Diese hatte der eifrige Gläubige, der 1941 den Orden in Mexiko gegründet hatte und 1944 zum Priester geweiht wurde, in einem Buch zusammengefasst, welches Johannes Paul II. stets zur Lektüre empfahl. Erst lange nach dem Tod des charismatischen Papstes kam heraus, dass das Buch ein Plagiat war.
Die Loyalität zum Papst werden wohl Kardinal Josef Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation dazu bewogen haben, eine erste Untersuchung 2002 abzubrechen, die er 1999 begonnen hatte. Erst in den Monaten vor dem Tod von Johannes Paul II eröffnete der künftige Papst eine neue Untersuchung – noch im November 2004 hatte Papst Johannes Paul II den Legionären Christi die Verantwortung für das Päpstliche Institut Notre Dame Center in Jerusalem übertragen.

Den Opfern der Päderasten-Pater verweigerte der bald HEILIGE Papst seine Hilfe.
Ich bat Papst Johannes Paul II. um Hilfe, als ich nicht mehr weiterwusste. Damals kämpfte ich um die Anerkennung als Missbrauchsopfer. Im November 2003 hatte mir das Bistum Magdeburg endlich eine Entschädigung zugesichert, bestand jedoch auf einer Schweigeklausel. Man verlangte von mir, dass ich über den systematischen Missbrauch durch zwei Täter der katholischen Kirche schweigen sollte, die meine Kindheit und Jugend zerstört hatten. Als Ministrant und Chorsänger war ich ihnen über Jahre sprachlos und wehrlos ausgesetzt. Ich hatte 35 Jahre gebraucht, um über das Trauma in der Familie und gegenüber Bekannten sprechen zu können. Nun wollte mich die Kirche wieder mundtot machen. Geld gegen Schweigen! Da wusste ich keinen anderen Rat mehr, als den Papst um Hilfe zu bitten. Ich schilderte meinen Fall und fügte alle Unterlagen und Beweise bei, darunter die Tateingeständnisse beider Täter. Kurz nach Ostern 2004 kam die Antwort des Heiligen Stuhls. Beten wolle der Papst für mich, hieß es in der beauftragten Antwort, damit ich von Gott die Kraft der Vergebung erhielte. Kein Wort darüber, dass die Kirche mich nicht zwinge werde, über die Taten wieder zu schweigen. Von der ältesten und mächtigsten Organisation der Welt sollte ich keine Gerechtigkeit erhalten. Ich hatte daraufhin keine Kraft mehr. Damals wollte ich mich umbringen.

Es dauerte weitere zwei Jahre, bis die römisch-katholische Kirche mir ein Papier vorlegte, das kein  Schweigen von mir verlangte. Es ist ein harter Weg, die Stimme zu erheben, um die Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber den Tätern zu überwinden. Wie will Kirche die Verbrechen ihrer Angehörigen und die eigene Schuld aufarbeiten, wenn sie sich hinter einer Mauer des Schweigens versteckt?

Nicht nur für mich persönlich, sondern weltweit für viele Opfer, die als Mädchen und Jungen in der Amtszeit Papst Johannes Pauls II. missbraucht wurden, ist diese Seligsprechung Salz in ihren tiefen, noch immer frischen Wunden. Auch während seines Ponfikats wurden Verbrechen nicht nur in Deutschland,  sondern in vielen anderen Ländern, darunter den USA und Mexiko, vertuscht und verschwiegen. Anstatt einen toten Papst seligzusprechen, sollte die Kirche den Opfern helfen. Beten und um Vergebung bitten ist höhnisch. Den Zeitpunkt der Versöhnung können nur die Opfer selbst bestimmen.
Schon vor zwei Jahren, zur Seligsprechung des Kinderfickerhelfers wurden entsetzte Reaktionen aus der ganzen Welt bekannt. Ratzinger waren aber die Opfer – wieder einmal – vollkommen egal.
Franz sieht es vermutlich genauso.
Aus den USA kommt Protest: "Sexualisierte Gewalt ist tief in der Kultur und Praxis der katholischen Priester und Bischöfe verwurzelt, sogar noch tiefer verwurzelt, weil Johannes Paul II. jahrzehntelang Misshandlungen im Wesentlichen tolerierte", sagt Barbara Blaine, Präsidentin der US-amerikanischen Organisation für Opfer von sexualisierter Gewalt und Missbrauch durch Priester (Snap).

Ein Skandal um sexuellen Missbrauch durch Geistliche in vielen Ländern Europas, darunter Deutschland und Irland, hatte im vergangenen Jahr die katholische Kirche erschüttert. Dabei geriet auch Papst Benedikt XVI. unter Druck. Kritisiert wurde vor allem das jahrzehntelange Vertuschen der Fälle.