Freitag, 10. Januar 2025

Männer ohne Impulskontrolle

Damit hatte die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton völlig Recht.

"A man you can bait with a tweet is not a man we can trust with nuclear weapons." —Hillary, 29. Juli 2016

Ein Typ, der sich so wenig unter Kontrolle hat und von jedem zu einer Reaktion getriggert werden kann, darf nicht US-Präsident sein.

Kamala Harris führte das Prinzip meisterhaft bei ihrer einzigen TV-Debatte mit Trump am 10.09.2024 vor, als sie ihn immer wieder Selbstentlarvung zwang, indem sie bestimmte Trigger-Worte setzte, bei denen er völlig unfähig war, sich zu beherrschen und mit abstrusen sexistischen Lügenschwalls antwortete.

Bestes Beispiel: “Donald Trump was fired by 81 million people, so let’s be clear about that, and clearly he is having a very difficult time processing that” Anschließend brauchte sie sich nur noch zurücklehnen, um zu genießen, wie er sich selbst demontierte. Die gesamte amerikanische Presse kennt natürlich das Phänomen und spricht dann von „he just cannot help himself“; fälschlicherweise davon ausgehend, ein Mann, der sich derartig zuverlässig selbst coram publico zum Idioten mache, könne unmöglich eine Stimmenmehrheit bekommen.

Schön wäre es. Aber dafür bräuchte es eine Wählerschaft, die nicht zu großen Teilen moralisch und intellektuell demoliert ist.

Solche leicht entflammbaren Pseudo-Alphamännchen, die stets Beleidigungen wittern; sich chronisch für zu wenig gewürdigt und umschmeichelt halten, haben in der Realpolitik viele Nachteile, da sie sich auf Nebenkriegsschauplätze treiben lassen, sinnlos Energie verplempern und schlecht Allianzen bilden können. Westerwelle, Lindner, Merz und Söder sind/waren auch solche Kaspar.

Merkelscher und Scholzischer Stoizismus scheint eindeutig überlegen. Damit bringt man es bis ins Kanzleramt. Markus Söder läßt es zwar anders aussehen, spielt immer den starken Max und hackt auf dem schwächelnden Scholz herum. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß er selbst bloß Landespolitiker ist und es nicht mal zum Unionskanzlerkandidaten brachte, während Scholz es bis nach ganz oben in der deutschen Politik schaffte. Ausgerechnet der aus seiner Sicht so dröge kleine Hanseat zieht ihm auf der Karriereleiter davon! Noch schlimmer: Ein Grüner; ein GRÜNER; amtiert als deutscher Vizekanzler und rangiert ebenfalls deutlich vor Söder, spricht mit den wichtigen Regierungschef der Welt auf Augenhöhe, während der CSU-Chef bayerische Landespolitik machen muss.

Das kann und will der fränkische Strauß-Jünger einfach nicht ertragen und so verfällt er in hyperaktive Überkompensationsmechanismen, arbeitet sich manisch schimpfend aus der bayerischen Provinz, Wurst-fressend, singend und polternd an den Rotgrünen ab. He just can’t help himself. Zu allem Übel schnappte ihm erst Armin Laschet und nun Friedrich Merz die Unions-Kanzlerkandidatur vor der Nase weg. Söder hat natürlich keine Zweifel daran, daß er 2021 an Laschets Stelle Scholz besiegt hätte und hält sich zweifellos auch im Vergleich zum unerfahrenen Merz für hochüberlegen. Sich selbst in die zweite Reihe einzuordnen, ist im Söderschen Selbstbild nicht vorgesehen. Und so lodert jede Minute ein Feuer in ihm, welches ordentlich Dampf in seinem Bumskopf erzeugt. Dampf, der regelmäßig abgelassen werden muss, wenn es ein Unterling wagt, Söder nicht ausreichend zu lobpreisen, oder ihn gar zu kritisieren.  Letzteres ist in den Augen des Nürnberger Foodbloggers nichts anderes als übelste Blasphemie. Stammen diese majestätsbeleidigenden Flegeleien auch noch aus dem so verachteten Norddeutschland, quillt oranger Rauch aus Söders Ohren und er geht in den full Trump-mode.

[….] Markus Söder begreift Kritik als Majestätsbeleidigung[….] Zwei Ministerpräsidenten der Unionsparteien zoffen sich auf offener Bühne. Die politische Konkurrenz kann ihr Glück kaum fassen. Daniel Günther, der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, hat seinem bayerischen Kollegen Markus Söder empfohlen, in der Schwarz-Grün-Debatte „einfach den Mund zu halten“. Das ist genau das, was Söder am wenigsten kann. Er hat umgehend zurückgekeilt. Und das in einer Form, die zeigt, wie brutal arrogant der CSU-Chef sein kann. [….] Söder hätte nun inhaltlich hart dagegen halten können. Aber er hat Günthers Meinung als „irrelevant“ abgetan. Und er hat sich bemüßigt gefühlt, im gleichen Atemzug das ganze Bundesland Schleswig-Holstein als „sehr kleines, sehr, sehr hoch verschuldetes Land mit vielen Skandalen“ abzutun. Er verzichtete auch nicht auf den Hinweis, dass Schleswig-Holstein „den Länderfinanzausgleich aus Bayern“ wolle. [….] Inhaltliche Kritik an ihm hält er inzwischen für eine Majestätsbeleidigung, auf die er brachial reagiert. Es ist armselig, dass es in der CSU niemanden gibt, der Söder dabei auch mal in den Arm fällt. [….]

(Robert Roßmann, 09.01.2025)

Söders Ego scheint gleichermaßen gewaltig groß und fragil zu sein. Lieber schadet er der CDUCSU insgesamt, so wie er auch schon im Herbst 2021 CDU-Chef Laschet kontinuierlich Knüppel zwischen die Beine warf. Der Mann hat sich nicht unter Kontrolle. Er can’t help himself. Natürlich ist es menschlich zutiefst unanständig und politisch verwerflich, wie sich die bajuwarische Ozempic-Bitch auf Günther stürzt.


Aber als Sozi, der sich nichts sehnlicher wünscht, als Merz vom Kanzleramt fernzuhalten, bin ich natürlich begeistert von dem CSU-Psychopathen. Möge er Merz gewaltig die Tour versauen!