Da heute
wieder in fünf US-Staaten Präsidentschaftsvorwahlen stattfinden, oszillieren
die amerikanischen Newssender in höchster Frequenz.
Connecticut,
Delaware, Maryland, Pennsylvania und Rhode Island liegen alle nordöstlich, sind
also weiß und weniger evangelikal. Trump-Land.
Auch
Hillary Clinton, deren größte Unterstützer sich unter Latinos und Schwarzen
befinden, dürfte hier gut abschneiden. Kasich könnte Achtungserfolge
erzielen; Cruz hingegen kann kaum gewinnen.
Gestern
Nacht sah ich auf CNN eine Reportage über Trump-Supporter, die schon zehn
Stunden vor seinen Auftritten in hundert Meter langen Schlangen standen.
Für mein
Gefühl waren überproportional viele reifere Frauen dabei, die sich wie
12-Jährige benahmen und wie aus der Zeit gefallene Boyband-Fans hysterisch
kreischend feuchte Schlüpfer produzierten.
Der
Reporter las ihnen einige der bekannten Trump-Insults vor, in denen er beispielsweise
Frauen als „fat pigs“ bezeichnete.
Ob sie
es akzeptieren würden, wenn ihre Kinder sich so ausdrückten?
„Noooo, I wouldn’t like that!“
„Noooo, I wouldn’t like that!“
-
„And why do you accept Trump talking in that way?“
Und dann
stammelten sie alle sinnlos kichernd vor sich hin. „I cannot
answer that question.“ haha, Gnihihi, giggle.
Es war
genauso wie diese Straßenumfragen für das Kinderfernsehen, bei denen man
Grundschüler fragt was ihr Lieblingstier ist.
Nur daß
die Kleinköpfe in diesem Fall schon Mütter und Großmütter waren.
Mir
öffneten diese Szenen mal wieder die Augen für das Wesen der modernen Demokratie
im Zeitalter der völligen Informationsfreiheit.
Debatten,
Analysten, Strategien, Pläne, Konzeptionen sind für die Majorität der Wähler
irrelevant, weil sie einfach zu verblödet dafür sind, um Schlüsse zu ziehen.
Die
Millionen debilisierten Trump-Anhänger, die sich bereitwillig für ihn prügeln
und nach Herzenslust Minderheiten hassen, sind willenloses Plankton im
amerikanischen Polit-Meer.
Sie
werden einfach aufgesogen von muffigen soziopathischen Stimmungen, sie sind
emotionale Surfer auf populistischen Wellen.
Da ihre
Hirntätigkeit bereits vollständig zum Erliegen gekommen ist, kann man auch
nicht mit den herkömmlichen Fact-Checks und Argumenten gegen sie ankommen.
Antibiotika
wirken nicht, wenn eine Bazille im Ruhezustand ist und keinen Stoffwechsel
betreibt.
Hunderte
Millionen Dollar wurden für Anti-Trump-Aufklärungsspots ausgegeben, jedem
Amerikaner in Endlosschleifen vorgeführt wie hanebüchen der Orange-Köpfige
lügt.
Es
bleibt alles ohne Effekt.
Wenig
verwunderlich, daß die Strategien der Trump-Verhinderer auf der GOP-Seite
hilflos erscheinen.
Das RNC
scheitert seit über einem Jahr unter den Augen der Welt damit eine Alternative
zu Trump zu präsentieren.
Trump,
der so sagenhaft unbeliebt ist, daß 70% der Amerikaner ausschließen ihn zu
wählen, ist allein stärker als die gesamte republikanische Partei.
Nun kann
nur noch das Chaos helfen, in dem dann womöglich Paul Ryan als Retter wie Phoenix aus der Asche
hervorgeht.
Am
25.04.2016 kommen nun die beiden Loser-Kandidaten der GOP-Seite, die jeweils
keine Chance mehr haben die Mehrheit der Delegierten auf sich zu vereinen,
endlich auf die Idee sich nicht mehr gegenseitig zu bekämpfen, sondern ihre
Kräfte gegen Trump zu bündeln.
Cruz teilte mit, sich
auf den US-Bundesstaat Indiana zu konzentrieren und damit Kasich das Feld in
Oregon und New Mexico zu überlassen. Kasich wird sich demnach im Gegenzug aus
Indiana zurückziehen. Die Vorwahlen dort finden am 3. Mai statt, in Oregon wird
am 17. Mai abgestimmt und in New Mexiko am 7. Juni.
Im
besten Fall siegt also der „1 von 38 – Mann“ (Trump über Kasich, der nur in
einer der bisher 38 Vorwahlen siegte) in den eher unbedeutenden Staaten Oregon
und New Mexico, während Ted Cruz den Indiana-Kuchen bekommt.
Aber
diese Strategie ist riskant und vor Allem „too late“!
Das RNC
hätte das anleiern müssen, als noch mehr Kandidaten im Rennen waren, zumindest
Rubio. Mit dem Ausscheiden des Jungsenators aus Florida war der Weg für Trump frei.
Noch
schlimmer ist aber, daß diese Absprache bekannt wird, nachdem Trump zwei Wochen
lang über das „rigged system“ polemisiert.
Ihm
missfiel, daß Cruz
indirekt auf Trump-Delegierte Einfluss nimmt.
Der
Kasich-Cruz-Deal scheint da die perfekte Bestätigung für Trumps Kampagne zu
sein, die sich als Außenseiter-Bewegung gegen ein korruptes Washingtoner System
versteht.
Trump
machte den Deal sofort zu einem riesigen Twitter-Thema und fanatisierte seine
fanatischen Fans noch weiter.
Inzwischen
scheint es immer unwahrscheinlicher, daß die Trump-Supporter einen anderen
GOPer wählen würden, wenn ihr Kandidat doch noch in Cleveland ausgebremst
werden sollte.
Donald
J. Trump @realDonaldTrump
The Cruz-Kasich pact is under great strain. This joke of a deal is
falling apart, not being honored and almost dead. Very
dumb!
Donald J.
Trump @realDonaldTrump 25. Apr.:
Kasich just announced that he wants the people of Indiana to vote for
him. Typical politician - can't make a deal work.
Donald J.
Trump @realDonaldTrump 25. Apr.:
Shows how weak and desperate Lyin' Ted is when he has to team up with a
guy who openly can't stand him and is only 1 win and 38 losses.
Donald J.
Trump @realDonaldTrump 25. Apr.:
Lyin' Ted Cruz and 1 for 38 Kasich are unable to beat me on their own so
they have to team up (collusion) in a two on one. Shows weakness!
Donald J.
Trump @realDonaldTrump 25. Apr.:
Lyin' Ted and Kasich are mathematically dead and totally desperate.
Their donors & special interest groups are not happy with them. Sad!
Donald J.
Trump @realDonaldTrump 25. Apr.:
Wow, just announced that Lyin' Ted and Kasich are going to collude in
order to keep me from getting the Republican nomination. DESPERATION!
Es ist
immerhin nicht uninteressant derzeit US-TV zu gucken, weil die Cruz- und Trump-Anhänger sich inzwischen so sehr hassen,
daß sie auch vor der Kamera wie Kampfhunde auf Testosteron aufeinander
losgehen.
Als
fiktionale Drama-Serie ist das schon lustig.