Das war
was letzte Nacht.
Der
konservative CNN-Analyst Matt Lewis, den ich seit Jahren nur kontrolliert,
ruhig und nicht eine Miene verziehend kenne, kann nicht nur lächeln, sondern
richtig lachen. Da hatte einer richtig gute Laune. Seine Kollegin
Ana Navarro, die als „traditional republican“ durchaus für ihre emotionalen
Reden bekannt ist, ging einen Schritt weiter, indem sie gleich in der
ehrwürdigen Diskussionsrunde anfing zu singen und zu tanzen – „Oh happy day.“
Moderator
Don Lemon, der als schwuler und schwarzer Mann in Birmingham, Alabama
aufgewachsen ist, vermochte es ebenfalls nicht seine überbordende Freude zu
verbergen.
Bakari
Sellers, demokratischer Wahlkämpfer für den zukünftigen US-Senator Doug Jones, war
so aus dem Häuschen vor Begeisterung, daß ihm fast die Tränen flossen.
NBA-Superstar
Charles Barkley (*1963 in Alabama), 1993 zum Most Valuable Player gewählte
Power Forward, platze fast vor Stolz auf seinen Heimatstaat. Sein
leidenschaftlicher Aufruf – “I am begging
and urging everybody to get out, call all your friends. We gotta, at some
point, we gotta stop looking like idiots to the nation” – war erhört
worden.
Noch
glücklicher waren vermutlich nur die Top-Senatoren der GOP at capitol hill, als
sie ahnten der Mühlstein Roy Moore werde ihnen erspart. Man konnte die
tonnenschweren Steine, die ihnen von Herzen fielen, im ganzen Land aufschlagen
hören. Sie werden also nicht zukünftig von einem pädophilen Widerling abhängig
sein und bei jeder Wahlkampfveranstaltung entgegengeschleudert bekommen,
welchen Abschaum sie in ihren Reihen dulden.
Der
konservative GOP-Chef im Senat, Mitch McConnell steht ebenfalls als großer
Sieger da; immerhin hatte er seit Wochen intensiv auf Trump eingeredet, er möge
bloß nicht Roy Moore unterstützen – und nun Recht behalten.
Was ist
also passiert, daß ganz Amerika so ungeheuer glücklich ist?
Im „redest
of the red states“, dem ultrakonservativen Alabama, der den nahezu
rechtsradikalen Jeff Sessions 1996, 2002, 2008 und 2014 mit klarer Mehrheit zum
US-Senator wählte – zuletzt ohne Gegenkandidaten mit 97% - war nichts weniger
als eine Revolution passiert.
Und dabei
hatte sich Donald Trump alles so schön ausgedacht.
Jeff
Sessions, 70, zum Justizminister zu machen, hatte aus seiner Sicht viele
Vorteile.
Sessions
ist rechts, weiß, alt und reich wie er.
Sessions sympathisiert mit dem KuKuxKlan.
Sessions
ist so radikal konservativ, daß er deswegen schon als Bundesrichter abgelehnt
wurde.
Sessions
ist bedingungslos Trump-treu.
Sessions
ist in einem Staat gewählt worden, der garantiert wieder einen rechten GOPer in
den Senat schickt, wenn durch seinen Wechsel ins Justizministerium eine
Nachwahl notwendig wird.
Das
letzte mal wurde vor einem Vierteljahrhundert ein Demokrat in Alabama gewählt – und der
wechselte nach zwei Jahren über zu den Republikanern.
Angeblich
holte das DNC letztes Jahr die fünf besten Wahlkampfstrategen der USA zu einem
Brainstorming zusammen, um sie einen Weg ausbrüten zu lassen, wie Demokraten in
Alabama gewinnen können.
Die fünf
Megastrategen kamen zu dem Schluss, es wäre unmöglich für die Demokraten auf
Staatsebene in Alabama zu gewinnen.
Aber wie
es scheint haben Steve Bannon und Roy Moore doch einen Weg gefunden.
Großartige
Leistung!
[….]
Nun hat das Volk tatsächlich gesprochen -
und Trump eine bittere Niederlage beschert. Die Republikaner verlieren
ausgerechnet in ihrer alten Hochburg Alabama bei der wichtigen Senatsnachwahl
gegen die Demokraten. Der stramm konservative Ex-Richter Roy Moore, Trumps
Kandidat, scheitert spektakulär, auch wenn er sich zunächst weigerte, die
Niederlage anzuerkennen.
Zum ersten Mal seit 25
Jahren wird wohl ein Demokrat für Alabama in den Senat in Washington einziehen,
der frühere Staatsanwalt Doug Jones. Letzte Hochrechnungen sehen ihn mit 49,9
zu 48,4 Prozent vor Moore.
[….]
Damit
komme ich zu den gestern wenig hörbaren Amerikanern, die sich nicht in den Freudentaumel
einreihten.
Roy
Moore selbst, ging nicht wie üblich nach Jones‘ Siegerrede vor die Presse, um
zu verkünden, er habe dem Sieger gratuliert.
In einem
groteskten Auftritt erklärte er, nun habe das GOTT das Wort und GOTT habe ihn
noch nie enttäuscht. Gott entscheide über den nächsten US-Senator aus Alabama –
sprachs, sagte
einige Bibelverse auf uns wankte von dannen.
No concession, nirgends.
[….] “We know God is still in control, and we’re
going to give him the credit for how this turns out, because he has been with
us every step of the way,” Moore campaign chairman Bill Armistead told
disappointed Moore fans at his campaign party. [….]
Armistead
und Moore selbst reihten sich damit ein in das Trio der komplett Verblödeten,
das sein
Sprecher Ted Crockett am Tag vorher eröffnet hatte, als er
bei Jake Tapper in völliger Unkenntnis der US-Verfassung behauptete, nur Christen,
die auf die Bibel schwörten, könnten in ein politisches Amt übernehmen.
Crockett
ist zwar sehr gutes Comedy-Material, aber man muss sich schon wundern, daß in
den USA Typen wie Roy Moore nicht nur Jura studierten, sondern auch hohe
Richter und Staatsanwälte werden können, obwohl sie nicht mal die banalsten
Grundlagen der US-Verfassung kennen.
Ein
bißchen irritierend ist es schon, wenn juristische Laien auf anderen
Kontinenten, die noch nie in Amerika waren, besser über die US-Verfassung Bescheid
wissen, als in Alabama studierte Richter.
Und dann
ist da Dotard Trump, der einmal mehr nicht auf seine Berater hörte – noch nicht
mal auf Ivanka – weil er absolut sicher ist, selbst die Wähler besser als jeder
andere einschätzen zu können.
Die Trump-Vampire-Theory (He needs to leave the bat cave (WH) for sustenance (rally cries) every
few weeks) at work. Bei
seinen Gröl-Festspielen vor Hardcore-Fans schafft er sich seine eigene
Realität, in der ihn alle lieben.
Trumps
Endorsements verlieren 2017 allerdings drastisch an Börsenwert.
Ed Gillespie als Gouverneur von Virginia
Ralph Northam, who is running for Governor of Virginia, is fighting for
the violent MS-13 killer gangs & sanctuary cities. Vote Ed Gillespie!
Ed Gillespie will turn the really bad Virginia economy #’s around, and
fast. Strong on crime, he might even save our great statues/heritage!
[….]
Luther Strange als Senats-Kandidat von Alabama bei den
GOP-Vorwahlen
[…..] The defeat of Sen. Luther Strange, R-Ala.,
in a Sept. 26 runoff election was a blow for President Donald Trump, who had
endorsed Strange over his Republican rival Roy Moore. Strange’s loss even led
Trump to delete several of his pro-Strange tweets shortly after the election.
[…..]
Roy Moore
als US-Senator in Alabama.
[….] On Monday morning, President Donald Trump
removed any doubt: He's 100% behind Roy Moore's Senate campaign.
"Democrats refusal to give even one vote for massive Tax Cuts is
why we need Republican Roy Moore to win in Alabama. We need his vote on
stopping crime, illegal immigration, Border Wall, Military, Pro Life, V.A.,
Judges 2nd Amendment and more. No to Jones, a Pelosi/Schumer Puppet!"
Trump followed that tweet up with a call to the embattled Alabama
Republican that reportedly ended with the President urging, "Go get 'em,
Roy!" [….]
Drei
Trump-Wahlempfehlungen in konservativen Bundesstaaten, dreimal der Stinkefinger
von den Wählern.
Und einen
dicken Stinkefinger von „USA TODAY“:
[….] A president who would all but call Sen. Kirsten Gillibrand a whore is not fit to clean the toilets in the Barack Obama Presidential Library or to shine the shoes of George W. Bush.
This isn’t about the policy differences we have with all presidents or
our disappointment in some of their decisions. Obama and Bush both failed in
many ways. They broke promises and told untruths, but the basic decency of each
man was never in doubt.
Donald Trump, the man, on the other hand, is uniquely awful. His
sickening behavior is corrosive to the enterprise of a shared governance based
on common values and the consent of the governed.
It should surprise no one how low he went with Gillibrand. When accused
during the campaign of sexually harassing or molesting women in the past,
Trump’s response was to belittle the looks of his accusers. Last October, Trump
suggested that he never would have groped Jessica Leeds on an airplane decades
ago: “Believe me, she would not be my first choice, that I can tell you.” Trump
mocked another accuser, former People reporter Natasha Stoynoff, “Check out her
Facebook, you’ll understand.” Other
celebrities and politicians have denied accusations, but none has stooped as
low as suggesting that their accusers weren’t attractive enough to be honored
with their gropes.
If recent history is any guide, the unique awfulness of the Trump era in
U.S. politics is only going to get worse. Trump’s utter lack of morality,
ethics and simple humanity has been underscored during his 11 months in office.
Let
us count the ways: [….]
[….]
Das wird
nicht unbedingt dazu beitragen Trumps Vertrauen in die Presse zu stärken, aber
wenn nun Presse und Aktivisten, Promis und ganze Stadtviertel gegen Trump
aufstehen – der „black belt“ in Alabama hatte mit einer nie dagewesenen
Wahlbeteiligung Roy Moore erledigt, weil 97% der schwarzen Frauen für Doug Jones stimmten – könnte es theoretisch sein, daß irgendwann auch die Demokraten
aufwachen und nicht mehr einfach schmollend dasitzen, annehmen, sie würden
ohnehin irgendwie wieder an die Macht kommen, weil „poor“ and „african
americans“ sie sowieso wählten.