Donnerstag, 16. Oktober 2025

Kanzler ohne Anstand.

Der rassistische Fritzekanzler will sich nicht entschuldigen für seinen erneut zur Schau gestellten drastischen Rassismus. Auf Katharina Dröges heutige Aufforderung bei ihrer Rede im Bundestag, regierte er nur mit bösem Schmollen.

 

Man muss sich so schämen für diesen unanständigen, provinziellen, arroganten Merz.

Man muss sich noch mehr für dieses Land, diese Medien, dieses Volk, diesen Urnenpöbel schämen. Dem Negativ-Beispiel der USA folgend, wehren wir uns nicht gegen die braunen Wogen.

Der Gewöhnungseffekt an die rassistischen Töne des Fritzekanzlers ist erschreckend. Als ich zuerst das Merz-Woidke-Video sah, rechnete ich noch mit schärfsten Verurteilungen auf den Titelseiten. Das wäre doch sicher die erste Meldung der Tagesschau und Heute-Nachrichten. Aber die meisten nehmen es achselzuckend hin.

Mit 48 Stunden Verspätung erscheinen nun doch einige Texte, die aber sehr euphemistisch mit den rassistischem Weltbild des Bundeskanzlers umgehen.

[…] Friedrich Merz ist zuweilen ein wandelndes rhetorisches Risiko, besonders beim Thema Migration. Zu seinen Klassikern gehören die „kleinen Paschas“, der „Sozialtourismus“ aus der Ukraine oder die Behauptung, Asylsuchende nähmen den Deutschen Arzttermine weg. Nun hat Merz erklärt, die irreguläre Migration sei stark gesunken. „Aber wir haben natürlich im Stadtbild immer noch dieses Problem“, fügte er hinzu und kündigte in sehr großem Umfang Rückführungen an. Selbst bei gutem Willen lässt sich seine auf zehn Worte reduzierte Kernaussage nicht anders verstehen, als dass Menschen, die anders aussehen, ein Problem darstellen. Rassistisch klingt das zweifellos, auch wenn Merz diesen Vorwurf zurückweisen ließ. […] Der misslungenen Kanzleraussage liegt ein in der Union verbreiteter Frust darüber zugrunde, dass die Zahl der irregulären Migranten zwar sinkt, die Umfragewerte für die teils extremistische AfD aber dennoch steigen. […] Aber Merz sollte – als Kanzler zumal – stärker auf seine Wortwahl achten. Die Polarisierung, zu der er beim Reizthema Migration immer wieder selbst beiträgt, nützt vor allem den Rechtsextremen. […]

(Nicolas Richter, 16.10.2025)

Der SZ-Mann stellt hier den Zusammenhang inhaltlich richtig dar; Merz stärkt wieder einmal die AfD-Nazis; aber in dem Kommentar dürfte schon deutlich mehr Empörung durchscheinen.

Sogar Daniel Bax berichtet recht zahm für die „taz“, die Union teste einen neuen Kampfbegriff. Auch das ist inhaltlich nicht falsch, behandelt den Skandal aber euphemistisch auf der dialektischen Ebene. Es handelt sich aber um knallharte Politik und Moral.

Markus Feldenkirchen, der prominente SPIEGEL-Kolumnist, gibt Merz gar Recht bei seiner Zustandsbeschreibung, mahnt lediglich andere „Lösungen“ als die Remigrationsphantasie des Fritzekanzlers an.

[…]  »Bei der Migration sind wir sehr weit«, lobte sich der Kanzler, um dann selbstkritisch hinzuzufügen: »Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen.«

Das Problem im Stadtbild, das Friedrich Merz meint, lässt sich weder wegfegen noch auszupfen. Er meint Gruppen meist junger, arabischstämmiger Männer, die an markanten Punkten deutscher Innenstädte beisammensitzen oder -stehen. Ein Phänomen, das es vor, sagen wir, dem Jahr 2015, weniger häufig zu beobachten gab. Man könnte einwenden, dass auch die Bundesregierung ein problematisches Bild abgibt, aber das wäre Whataboutism. Merz adressiert ein Problem und ein Störgefühl, das viele Mitbürger empfinden, wenn junge Männer zu Dutzenden am Rand von Marktplätzen oder vor Bahnhöfen einfach nur rumsitzen und erkennbar keinerlei Aufgabe haben. Und auch wenn die sitzenden Männer oft das Einzige sind, was viele Deutsche von Migranten mitbekommen, hat Merz natürlich recht, wenn er darauf hinweist, dass sich das Unbehagen mit Migration in solchen Straßenszenen kristallisiert. Und es ist richtig, Störgefühle zu adressieren, statt sie zu negieren. Die Frage ist nur, ob eine Lösung nach dem Motto »Aus den Augen, aus dem Sinn« die klügste aller Möglichkeiten ist. […..]

(M. Feldenkirchen, 16.10.2025)

Ich kann das kaum glauben, was ich da im SPIEGEL lese. Da wird ganz selbstverständlich die Perspektive eines AfDioten eingenommen, nicht problematisiert, wie der Kanzler die Nazis stärkt, rechtsextreme Gewalt anstachelt. Er kommt gar nicht auf die Idee, sich in diejenigen hineinzuversetzen, die von Trum.., Merz attackiert werden. Die Menschen, die Deutschland am Laufen halten.

Es ist hohe Zeit für einen 14-Tage Generalstreik aller migrantischen Menschen in Deutschland. Das Leben würde komplett zusammenbrechen; als erstes das Gesundheitssystem. Deutsche Journalisten brauchen offensichtlich, ähnlich wie der Urnenpöbel, eine plastische Demonstration.

Wenigstens auf den Titanic-Mann Leo Fischer, mittlerweile Kolumnist bei der Frankfurter Rundschau, ist Verlass.

[…..] Markus Söder fing damit an: „Das Stadtbild muss sich wieder verändern”, sagte er mit Blick auf die sogenannte Migrationsdebatte. Gemeint ist: An öffentlichen Plätzen sind ihm zu viele Nichtweiße. Denn was sonst will er damit gemeint haben?

Er kann den Leuten ihren Aufenthaltsstatus wohl kaum an der Nasenspitze ablesen. „Wir als CSU wollen uns nicht damit abfinden, dass wir an Hauptbahnhofhöfen oder in Schwimmbädern ständig Diskussionen haben über eine Veränderung, die viele Menschen bei uns nicht bereit sind, zu akzeptieren.” Söder sagte weiter, man wolle sich „nicht damit abfinden”, dass „sich die Gesellschaft grundlegend verändert”. So weit, so Söder.

Doch tönte jetzt der Kanzler in Brandenburg ganz ähnlich: „Bei der Migration sind wir sehr weit. Wir haben in dieser Bundesregierung die Zahlen August ‘24, August ‘25 im Vergleich um 60 Prozent nach unten gebracht. Wir haben natürlich im Stadtbild immer noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister jetzt auch dabei, in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.” Noch einmal: Wird das Stadtbild von Menschen ohne Aufenthaltsrecht dominiert? Wie hat er das festgestellt? Und welches Problem meint er?

Und überhaupt: Wie wollen sie denn das Stadtbild bekämpfen? Wollen sie Nichtweiße pauschal öffentlicher Plätze verweisen, damit die Boomer sich der Illusion hingeben können, es sei noch 1985? Will er Polizist:innen mit Farbkarten durch die Stadt schicken, um ein normgerechtes Stadtbild zu sichern? Wie wollen sie denn verhindern, dass die Gesellschaft sich grundsätzlich ändert, vulgo: weniger weiß wird? Denn das wird zwangsläufig geschehen, da kann man sich noch so abschotten wie in Nordkorea.  [….]  Und was für eine Büchse der Pandora macht man da auf, wenn es jetzt um bloße Gefühle von Rassist:innen geht? Was ist, wenn Leute das Gefühl haben, das Stadtbild sei zu schwul? Oder zu weiblich? Sind zu viele Frauen in Hosen unterwegs? Oder zu viele Rollstuhlfahrende? […..]

(FR, 16.10.2025)

Deutschland, mir graut’s vor dir.