Samstag, 20. Mai 2017

Trumpologiefolgenabschätzung Teil VII



Was gibt es Neues von Trump?
Nun, das kann ein einmal am Tag erscheinender Blog nicht klären, da das Weiße Hause Groß-Skandale im Stundentakt produziert.
Über Jahrzehnte war „Watergate“ die größte verbale Keule, mit der man Verwerfungen in der US-Politik treffen konnte. Aber die Untersuchung von Nixons Abhöraktion zog sich über Jahre hin.
Trump erschafft Empörungspotenzial im Superzeitraffertempo.
Beim ihm gibt es keine „Anfängerfehler“, weil das Fehler sind, die man gemäß Definition nicht mehr macht, wenn man länger dabei ist und dazu gelernt hat.
Trump macht Trumpfehler und die sind sich selbst verstärkende, nicht abstellbare Kardinalfehler in immer schneller Frequenz. Der Mann ist nicht nur beratungsresistent und unbelehrbar; er ist nicht nur sagenhaft ungebildet, sondern wie sich jetzt erst richtig herausstellt, verfügt er noch nicht mal über Bauernschläue. Trump ist schlicht und ergreifend dumm.

Dumm wie Bohnenstroh. Das zeigt sein Verhalten als Hausherr:

[….] Beim Abendessen gibt es [....] eine klare Trennung zwischen dem Präsidenten und seinen Gästen:
    Cola Light für Trump, Wasser für die Journalisten
    Zum Salat Thousand-Island-Dressing für Trump, Vinaigrette für die Gäste
    Zum Hähnchen bekommt nur der Präsident eine Extraportion Soße.
    Zum Nachtisch gibt es für Trump zwei Kugeln Eis mit Schokokuchen; der Rest   am Tisch muss sich mit einer Kugel begnügen. [….]

Trump fehlt die grundsätzliche Klugheit, um zu bemerken wie lächerlich er sich macht.

Natürlich bietet der Oval-Office-Okkupant nicht nur Comedians mehr Material, als man verarbeiten kann. Auch die seriösen Politjournalisten müssen mit dem Phänomen einer Witzfigur als mächtigstem Mann der Welt umgehen.

 [….] Dem "Economist" gab Trump allerdings ein langes Interview - es ist eine Offenbarung.
It sounds like you're imagining a pretty big renegotiation of Nafta. What would a fair Nafta look like? Big isn't a good enough word. Massive.
Huge? It's got to be. It's got to be.
Das ist die einzig offen satirische Stelle in dem Interview, das der "Economist" am 4. Mai - also vor der Entlassung des FBI-Chefs - mit Donald Trump geführt hat. Nicht, dass Trump das bemerkt hätte.
Es ist auch die einzige Stelle, an der kurz, aber unübersehbar aufblitzt, was das Magazin vom US-Präsidenten hält. Donald Trump zu fragen, ob etwas "huge" (riesig) werde, ist die kürzeste denkbare Methode, sich über dessen sprachliche Manierismen lustig zu machen, spätestens seit den zahllosen Satirevideos, in denen Länder und Regionen Trump bitten, doch ihr Land bitte schön als Nummer zwei hinter Amerika zu akzeptieren.
[….]  Sonst ist nirgendwo in dem langen Transkript zu erkennen, ob und wie oft sich der Journalist im Laufe des Gesprächs das Lachen verbeißen musste oder ungläubig den Kopf schüttelte. Einmal mehr zeigt sich, wenn man den ganzen Text liest: Sooft man Donald Trump mittlerweile reden gehört hat, man kann sich nicht daran gewöhnen, wie der Mann spricht, was er sagt. Schlimmer noch: Was er nicht sagt. [….]
Wieder und wieder gerät Trump in Situationen, in denen seine umfassende Unkenntnis elementarer Fakten und Zusammenhänge so deutlich zutage tritt, dass die meisten anderen Menschen vor Scham im Boden versinken würden. Trump aber scheint all das nicht einmal zu bemerken. Der Kaiser ist nackt, aber es ist ihm egal.[…..]

Trumps Doofheit bleibt aber bedauerlicherweise nicht nur Objekt der satirischen Betrachtung, sondern hat praktische Auswirkungen auf die Politik.

Trump, der nie ein Buch gelesen hat, ist nicht in der Lage Akten zu studieren. Das liegt einerseits daran, daß er kompliziertere Sätze gar nicht erfassen kann und anderseits an seiner extrem limitierten Aufmerksamkeitsspanne.

Die Staffer des Weißen Hauses mußten sich inzwischen spezielle Methoden ausdenken, um Trump überhaupt briefen zu können:
Ihm vorgelegte Texte dürfen grundsätzlich nicht länger als eine Seite sein, müssen in großer Schrift verfasst sein und möglichst auch noch Bilder und Graphiken enthalten.
Da sich Trump nicht länger als zwei Minuten auf ein Thema konzentrieren kann, sind seine Mitarbeiter dazu übergegangen in jedem Absatz einmal das Wort „Trump“ unterzubringen.

[….] “It’s kind of ridiculous how they are preparing to deal with Trump,” said one source briefed extensively on the meeting’s preparations. “It’s like they’re preparing to deal with a child — someone with a short attention span and mood who has no knowledge of NATO, no interest in in-depth policy issues, nothing,” said the source, who spoke on condition of anonymity. “They’re freaking out.” […..]

Ein genialer Trick, um ihn bei der Stange zu halten. Für sich selbst interessiert sich Trump am meisten und so kann man etwas mehr Aufmerksamkeit generieren, bevor die wirren Gedanken des Golf-Greises wieder abschweifen.


Es ist ohnehin schwer einem Deppen Dinge zu erklären.
Einem extrem mächtigen Deppen aber die ganze Welt zu erklären, muß scheitern. Um mit Trump zu reden, muß man sich extrem vereinfachter Kindersprache bedienen, darf nur kurze Sätze verwenden und muß ihn minütlich loben.

NATO und G7 müssen aber mit Trump zu Recht kommen.
Um zu vermeiden, daß der Doofe aus Washington ausflippt, hält sich das größte und mächtigste Militärbündnis der Erde nun ebenfalls an die speziellen Trump-Regeln.

[….] Speeches at President Trump’s first Nato summit next week will be limited to four minutes, in order to keep him engaged.
Nato officials may also adopt tactics from the White House, such as repeating the president’s name and using maps and graphs, to keep him interested in proceedings. Mr Trump asks his staff to restrict memos to one page and few of his meetings last more than 15 minutes.
The National Security Council officials have taken to including Mr Trump’s name in “as many paragraphs as we can because he keeps reading if he’s mentioned”, a source said yesterday. [….]

Dabei mag Trump das Militär sehr. Beim G7-Treffen mit so vielen Europäern wird es noch schwerer, weil der geriatrische Geisteszwerg dafür noch weniger Interesse aufbringen kann.
Um Doofi nicht aufzuregen, müssen alle anderen Regierungschefs noch einmal geistig abrüsten.

[….]  Donald Trump startet zu seiner ersten Auslandsreise. Naher Osten und Europa, neun Tage, ein Kraftakt. Er will zeigen, dass er die Welt im Griff hat. Die Erwartungen sind so niedrig wie an keinen anderen Präsidenten zuvor.
[….] Seine heute beginnende Reise in den Nahen Osten wird die Reise eines Mannes, der sich für die Welt nie interessiert hat.
[….] Die Nato hat deshalb schon vor Trumps Landung am kommenden Donnerstag beschlossen, während des Treffens die Redezeit pro Staatschef auf zwei Minuten zu begrenzen. Der Mann aus Washington soll sich nicht langweilen. Trumps Herausforderung unterwegs wird sein, sich die Gleichgültigkeit gegenüber seinen Gesprächspartnern nicht allzu sehr anmerken zu lassen. [….]

Ob die Trump-Maßnahmen der G7 ausreichen steht in den Sternen, da seine „attention span“ womöglich noch viel kürzer ist als zwei Minuten.
Lange Sitzungen und Diskussionen mit so vielen verschiedenen fremden Leuten aus Ländern, von denen er noch nie gehört hat, dürften Donald Doof völlig überfordern. Man kann nur hoffen, daß Melania ihm genügend Ritalin ins Essen rührt.

[….] Politico Magazine reported Friday that a former senior official claimed Secretary General Jens Stoltenberg criticized Trump's attention bandwidth.
“The president of the United States has a 12-second attention span,” Stoltenberg reportedly said, Politico reported.
The senior official, according to the report, added that the president appeared unprepared for his meeting with the Norwegian Stoltenberg. He reportedly brought up recent events surrounding North Korea, which does not involve NATO.  [….]

Die Welt ist kompliziert.
Man darf gespannt sein wie die internationale Kommunikation funktioniert, wenn durch Twitter-Trump alle Redebeiträge auf 12 Sekunden verkürzt werden müssen.
kein Wunder, daß Fidel Castro am Tag der Wahl Trumps starb.