Donnerstag, 26. Juli 2018

Gott hat wenig Zeit – Teil II


Gebete sind wie Masturbation: Es fühlt sich toll an für den, der es tut, aber derjenige an den er währenddessen denkt, hat nichts davon.

Die völlige Wirkungslosigkeit von Gebeten läßt sich sehr leicht nachweisen.
Der allmächtige Gott kann nämlich offensichtlich sehr viele Dinge nicht:
Er heilt keine Amputierten, läßt keine Gelähmten wieder gehen und erweckt keine Toten zum Leben. Da kann man noch so viel beten.

Gebete haben aber eine ungemein praktische Wirkung auf Menschen, die für andere beten. Sie können sich in dem wohligen Gefühl wiegen etwas für verhungernde Kinder zu tun, ohne daß sie wirklich etwas tun müssen.
So schafft es der Vatikan auf seinen unfassbaren Milliarden-Geldbergen zu sitzen, immer mehr an sich zu raffen, nicht den ~ 20.000 jeden Tag verhungernden Kindern etwas zu Essen zu besorgen, obwohl er die Mittel hätte und dennoch ein Image als Wohltäter zu generieren.

Während immer mehr Menschen genug von der billigen Ausrede „ich bete für dich“ haben; wie die Parkland-Victims allergisch drauf reagieren, wenn die von der NRA eingekauften Republikaner „thoughts and prayers“ schicken, weil sie lieber andere Waffengesetze hätten, vertreten Strenggläubige immer noch verrücktere Thesen.
So entfesselte der mit katholischen Preisen überhäufte Rudolf Gehring einen „Gebetssturm gegen Abtreibung“ und verkündete fortan „Gebete sind die radikalste Form der Einmischung“.
Der Mann ist also ganz offensichtlich verrückt. Aber er sitzt nicht in einer Gummizelle, sondern bekam einen Job als Reporter beim katholischen Sender EWTN-TV.

[….] Rainer Harter erkennt in seinem Verhältnis zu Gott eine intensive Form der Intimität. Vergleichbar mit jener, die Partner in der Ehe erleben. Ein Auszug aus seinem Buch „Brannte nicht unser Herz“:
[….] Intimität und Leidenschaft sind zwei Zustände, die sehr nahe beieinanderliegen; der eine kann sogar zum anderen führen. [….] Ich genieße es, wenn ich mit meiner Frau alleine bin. Manchmal sprechen wir stundenlang kaum ein Wort miteinander, weil jeder in einem guten Buch versunken ist. Und doch sind wir beieinander, denn unsere Intimität ist über die Jahre so gewachsen, dass wir auch diese Momente als gemeinsame Zeit erleben, die wir miteinander teilen. [….] Ich kenne den Geruch ihrer Haut, die Form ihrer Füße, [….] Sehe ich ihre Hausschuhe im Flur stehen, wenn sie gerade nicht da ist, durchströmt mich ein Gefühl der Liebe und Zuneigung. Es sind nicht einfach Schuhe, darin stecken immer wieder ihre Füße. [bohhh, und ich bin bekanntlich sowieso FUSSPHOBIKER! Ist das ekelig! –T.] Diese besondere Intimität gibt es nur zwischen uns beiden, [….]. Intimität bedeutet Nähe. So ist es auch mit Gott.
Ein Freund von mir sagte einmal: „Gebet ist weitaus intimer als Sex.“ Er hat völlig recht. Die Beziehung zu Gott übersteigt die intimste Beziehung zwischen Mann und Frau. Mancher christliche Single stellt sich unter der körperlichen Zärtlichkeit mit einem geliebten Menschen die Erfüllung seiner Sehnsucht nach Intimität vor. Aber obwohl das Geschenk der Sexualität wunderschön ist, reicht es doch nicht an die erfüllende Intimität heran, die wir in der Liebesbeziehung zu Gott erleben können. In der Begegnung mit ihm werden unsere tiefsten Sehnsüchte gestillt. Wenn man das weiß und erlebt hat, wird die Bedeutung des Gebets in ein gesundes Verhältnis zu unserer Sehnsucht nach Intimität gerückt. [….]

Ich bin ehrlich beeindruckt. Ist das Chuzpe? Ist Rainer Harter ein alter ego eines Titanic-Redakteurs? Der Nachname im Zusammenhang mit Sex könnte ein Hinweis sein.
Und wie findet das eigentlich Frau Harter, wenn ihr Mann coram publico erklärt, er poppe zwar schon irgendwie gern mit ihr, aber das Zusammensein mit Jesus wäre doch noch deutlich geiler?

Andererseits glauben die Harters an einen ganz offensichtlich hilf- und tatenlosen Jesus („Auschwitz hat die Nichtexistenz Gottes bewiesen“) und finden es auch gar nicht lächerlich, daß der Schöpfer erst in der letzten Nanosekunde auftauchte, als 99,99996% der Erdgeschichte schon vergangen waren.

Eine so morialogische Ideologie wie das Christentum funktioniert recht gut, solange die Gläubigen wirklich sehr dumm und ungebildet sind.

Wenn aber der biblisch verlange Religionszwang abgemildert ist und die Bürger zudem über freien Informationszugang verfügen, wenden sie sich in Scharen ab.

[…..]  Im vergangenen Jahr sind rund 660.000 Menschen aus den beiden christlichen Großkirchen ausgetreten. Dabei verlor die katholische Kirche knapp 270.000, die evangelische 390.000 Mitglieder. Das geht aus der aktuellen Jahresstatistik der Deutschen Bischofskonferenz hervor. [….] Dem Religionssoziologen Detlef Pollack von der Universität Münster zufolge sind die Mitglieder überaltert, und die Jugend werde "so wenig im Glauben erzogen, wie das in Deutschland in den letzten Jahrzehnten nie der Fall war". Der Publizist Andreas Püttmann sagte der dpa, dass der Mitgliederrückgang sei nicht so sehr demografisch bedingt sei, sondern vor allem darauf zurückführen lässt, dass die Weitergabe des Glaubens nicht mehr richtig funktioniere. "Wir sehen deshalb jetzt erdrutschartige Abbrüche in der jungen Generation." [….] An Geld hingegen mangelt es den Kirchen trotzdem nicht. Die Kirchensteuereinnahmen stiegen auch 2017 weiter an: Die katholische Kirche erhielt 6,43 Milliarden Euro (2016: 6,15 Milliarden Euro), die evangelische Kirche 5,67 Milliarden (2016: 5,45 Milliarden Euro). [….]