Freitag, 15. März 2013

Das C im Namen.


Ist das nicht schön? 
Während kritische Katholiken wie Heiner Geißler oder Hans Küng noch vor Begeisterung über den Jesuiten Franziskus jubeln, nordet der uns schon mal ein und erklärt mir am zweiten Tag seines Pontifikats, daß ich den Teufel anbete.
Der Unfehlbare bezichtigt mich des Satanismus.
"Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel"

[…] "Wenn der Mensch nicht geht, bleibt er stehen", predigte er. "Wenn man nicht auf die Felsen baut, was passiert dann? Das, was Kindern passiert, die am Strand spielen und Sandburgen bauen. Irgendwann fällt alles ein - ohne Festigkeit. Wenn sich der Mensch nicht zu Jesus Christus bekennt, geschieht, was wir bei Leon Bloy lesen: Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel. Wer sich nicht zu Christus bekennt, gibt die Welt der Weltlichkeit des Teufels anheim."
Wie nett. 
Da haben wir ihn wieder in Reinkultur, den stinkenden Kern jeder Religion:
 „Wir sind besser als Ihr. Ihr seid Dreck und deswegen dürfen wir mit Euch machen, was wir wollen!“
Und bei dem Mann gerät die ganze Katholische Welt in Entzückung und erwartet einen liberalen Umschwung?
Ungefähr das haben tatsächlich viele erwartet oder sich zumindest gewünscht, insbesondere sich irgendwie links wähnende Leute, denen die katholische Kirche eigentlich herzlich egal oder reichlich suspekt ist. Die Vorstellung aber, irgendein Hungerleider aus der Dritten Welt könnte Papst werden, fand man in diesen Kreisen total süß („nicht eurozentristisch“).

Und zugleich hegte man, es stand an dieser Stelle schon mal, die Hoffnung, der neue Papst würde den Zölibat abschaffen, gleichgeschlechtliche Ehen gestatten, Frauen zum Priesteramt erlauben, die Sache mit der Jungfrauengeburt einer naturwissenschaftlichen Prüfung unterziehen, das gemeinsame Abendmahl mit Hinz und Kunz zulassen, Abtreibung in Maßen billigen und überhaupt unter den Soutanen den Muff von 2000 Jahren lüften.

Das ist die katholische Kirche, Himmelherrgott!

Doch selbstverständlich wird der neue alte Sack nichts von alledem tun.
Das „Wir-sind-etwas-besseres-als-ihr“-Christentum praktiziert auch die CSU, die gerade jetzt im Kampf gegen die Menschenrechte das „C im Namen“ als Argument wiederentdeckt.
Die Toleranz-Skala der CSU beginnt bei Null, das ist dann der sogenannte Dobrindt-Punkt. Im Streit um die rechtliche Gleichstellung von Homo-Ehen hat der Generalsekretär am Wochenende im Interview mit der Welt anschaulich erklärt, wie die Union aus seiner Sicht funktioniert. 'Die Union als Volkspartei hat die Aufgabe, der stillen Mehrheit eine Stimme zu geben gegen eine schrille Minderheit.' Schrille Minderheit - das sind in diesem aktuellen Fall die Schwulen und Lesben. Ganz allgemein steht die Minderheit in Dobrindts Koordinatensystem als Platzhalter für jene, auf deren Kosten die CSU meint, ein paar Prozente bei den Wahlen gewinnen zu können. Bei der schweigenden Mehrheit war die Partei in jedem Fall nie besonders wählerisch, solange sie bei der CSU ihr Kreuzchen macht, weshalb erfahrungsgemäß in Wahljahren früher oder später mit scharf an Ausländerfeindlichkeit grenzenden Parolen Stimmenfang betrieben wird. […]

In Sachen Weltoffenheit schließt die CSU gerade die Pforten, Eintritt hat im Wahljahr offenbar nur noch, wer weiß-blaue Unterwäsche trägt und schwört, alles zu tun, was der CSU jetzt und für immer guttut. Aus einer Abstimmung über die Klage gegen den Länderfinanzausgleich, mit der CSU und FDP erreichen wollen, dass der Freistaat in Zukunft weniger Geld an bettelarme Bundesländer überweisen muss, machte die CSU im Februar sogleich einen Patriotentest im bayerischen Landtag. Wer gegen die Klage ist, muss gegen Bayern sein. Prompt fanden sich auf Facebook all jene Abgeordnete der Opposition namentlich wieder, die sowohl etwas gegen die Klage wie auch gegen das übertriebene Bayerngehabe haben.
(Frank Müller und Mike Szymanski, SZ, 12.03.2013)
Ausländer, Tunten, Linke – all das sind Menschen, bzw eher Subhumane, die nicht der CSU-Religion angehören und als Ungläubige keine Rechte besitzen sollten.
Der CSU-Bundesinnenminister ist ganz eifrig dabei das Ausländerpack abzuwehren.
Friedrich muss populistische Eskapaden gegenüber Bulgarien und Rumänien beenden.

Innenminister Friedrich läuft sich mit markigen Sprüchen gegen Rumänien und Bulgarien für den Wahlkampf warm. Seine Verknüpfung der Schengen-Beitrittsfrage mit der Unterstellung von Sozialmissbrauch durch Zuwanderer aus diesen Ländern ist zudem schlicht unverantwortlich. Das eigentliche Problem ist die Korruption. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat Recht, wenn er sich in einem Brief an Bundespräsident Gauck beschwert, dass solche pauschale Aussagen aggressiv auf Roma gemünzt seien.
(PM Nr. 0198/13, Bündnis90/Die Grünen, 07.03.2013)
Schlimmer als Ausländer im Ausland, die aber womöglich hierher kommen könnten, sind für CSU-Politiker nur Ausländer in Deutschland.
Das bewies CSU-Sozialministerin Christine Haderthauer, die gestern bei einem Würzburg-Besuch mit Bischof Friedhelm Hofmann und Mitgliedern der lokalen Asyl-Arbeitskreise sprach. 
Großzügig wollte sie sich zeigen und den Asylanten nun doch mal Deutschkurse anbieten. 
OK; im Jahr 2013 ist es noch reichlich früh für eine solch progressive Tat. Wozu müssen Undeutsche denn Deutsch können?
Haderthauer wollte als Wohltäterin punkten, rechnete allerdings nicht damit, daß diese Nicht-Bayern auch mit ihr reden wollten.
Eine CSU-Ministerin, die mit Ausländern redet? 
Das ging ihr dann zu weit.
 Sie lehnte ab und flüchtete in ihren gepanzerten Dienstwagen. Einige dieser Ausländer wagten es aber frecherweise auf ein Gespräch zu bestehen und stellten sich einfach vor den Dienstwagen. 
Sauerei!
Für die Pressefotografen war das natürlich ein spektakuläres Motiv: Ein Asylbewerber auf Krücken etwa, der sich vor der stattlichen Limousine aufbaute und dort gut zehn Minuten lang mit anderen, die sich dazugesellten, stehen blieb.

Für die Opposition ist Haderthauer aber nicht das Opfer, sondern die Schuldige: "Eine Visite der eiskalten Schneekönigin", erklärte die unterfränkische Grünen-Abgeordnete Simone Tolle am Freitag. Kälter könne man Menschen, die Schutz suchen, nicht behandeln, sagte Tolle in Reaktion auf Haderthauers Definition des Begriffs "Flüchtling", mit welcher sie auch in Würzburg nicht hinter dem Berg gehalten hatte. Flüchtlinge, so betont die Ministerin stets, seien nur jene, die offiziell als solche anerkannt sind. Haderthauer weicht zudem keinen Millimeter davon ab, dass Asylbewerber auch weiterhin kein Geld erhalten sollen, um sich das Essen selbst kaufen zu können. Hier wolle sie erst einen Pilotversuch abwarten.

[…] Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) [sprang] in die Bresche.

Sie war beim Gespräch dabei gewesen. Während Haderthauer im Wagen saß, redete Stamm mit den Aufgebrachten und versprach, sich zu kümmern. Kopfschütteln herrscht am Tag danach beim Flüchtlingsrat: "Sie hätte einfach mal aus ihrem Auto aussteigen und mit den Asylbewerbern reden können", sagte ein Sprecher - seit Monaten hätten die Flüchtlinge um ein Gespräch gebeten.