Sonntag, 20. September 2020

Wenn Frauen fehlen

Das ist eigentlich gar nicht merkwürdig, daß Männerbünde – freiwillige und unfreiwillige – mit unterdrückter Homosexualität erfüllt sind.

Freiwillige Frauenfreiheit wie in Priesterseminaren, bei den US-Boyscouts oder dem Vatikan haben a priori einen überproportional hohen Schwulen-Anteil, weil sie für die Männer besonders attraktiv sind, die kein Interesse an Frauen haben.

Dieses Argument entfällt beispielsweise bei deutschen Protestanten, weil dort auch und gerade Frauen Geistliche werden. Dementsprechend gibt es unter evangelischen Pastoren ganz durchschnittlich viele Schwule, während sie bei den Katholiken extrem geballt auftreten.

In andere männerbündnerische Verhältnisse begibt man sich nicht unbedingt freiwillig; oder zumindest nicht explizit wegen der Abwesenheit von Frauen:
Gefängnis, Wehrdienst, Jungsinternate, Sportvereine, Armee, Messdiener.

Auch hier kommt es zu überdurchschnittlich viele homosexuellen Handlungen.

Ursache dafür ist aber nicht der grundsätzlich höhere Schwulenanteil, sondern die Kombination aus bei fast allen Menschen vorhandener partieller Bisexualität und dem Mangel an heterosexuellen Gelegenheiten.

Es gibt sogar Begriffe dafür wie „knastschwul“. Damit ist eine Art Generalentschuldigung für rein heterosexuelle Männer gemeint, die wegen der Alternativlosigkeit mit anderen Männern kopulieren.

Die homophilien Schwingungen altehrwürdiger Bildungsanstalten wie englischen Eliteschulen sind legendär und seit Jahrhunderten Gegenstand der Literatur.

Dafür stehen beispielsweise Robert Musils „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von 1906 oder das 1981 von Julian Mitchell verfasste Theaterstück „Another Country“, welches im Jahre 1984 kongenial von Marek Kanievska mit Rupert Everett und Colin Firth verfilmt wurde. Hier wird das Eton College der 1930er Jahre in seiner ganzen Pracht ausgebreitet.

Evelyn Waugh schildert in seinem Jahrhundertroman „Wiedersehen mit Brideshead“ von 1944 genauso erotische Schwingungen zwischen den Hauptpersonen im England der 1920er wie dem 1913 geschriebenen und 1971 posthum veröffentlichten E.M. Forster-Roman „Maurice“, der im viktorianischen Cambridge spielt.

Ob so viele derartige Romanzen unter Männern überhaupt stattgefunden hätten, wenn sie während ihrer Pubertät nicht strikt von Mädchen abgeschirmt gewesen wären und in Schlafsäle mit vielen anderen hormonüberfluteten Jungs gestopft worden wären, wage ich zu bezweifeln.

Offensichtlich sind sie diejenigen Mächtigen, die so sehr darauf dringen keine Frauen in ihre Institutionen zu lassen durchaus darüber bewußt damit den perfekten Nährboden für nächtliches Necking unter Nackten zu schaffen.

Was unter ganz jungen Teenagern sehr harmlos ist, weitet sich aber unter Erwachsene im Gefängnis oder in der Armee von Sex zu Gewalt aus.

(….) In Afrika sind Männer-Vergewaltigungen durch Armee-Angehörige offenbar an der Tagesordnung.

[….] Im Gegensatz zu den Medienkampagnen über die Vergewaltigungen von Frauen in Kriegsgebieten wird die sexuelle Gewalt an Männern durch Soldatinnen und Soldaten explizit verschwiegen, obwohl das quantitative Ausmaß seriösen Schätzungen zufol­ge um ein Vielfaches höher ist. Während bei Frauen auch eindeutige Begriffe wie „Vergewaltigung“ verwendet werden, wird die sexuelle Gewalt gegen Männer durch Begriffe wie „Kulturelle Destabilisierung“ kaschiert und damit der bewußten Wahrneh­mung entzogen. Dabei sind Männer in kriegerischen Auseinandersetzungen immer schon bevorzugt an den Genitalien gefoltert, durch Verstümmelungen gedemütigt oder durch Vergewaltigung und sexuellen Mißbrauch beschämt und traumatisiert worden. Männer und die Integrität männlicher Sexualität scheint allerdings – wie immer – nicht einmal ansatzweise schützenswert zu sein.

Sexuelle Gewalt gegen Männer wird weltweit als Kriegswaffe eingesetzt – doch kaum jemand spricht über die grausamen Taten. Gerade den Opfern fällt es schwer, das Tabu zu brechen und ihre Erlebnisse in Worte zu fassen: Ein Mann, er heißt Job, hält seinen Kopf zwischen den Händen und blickt beschämt auf den Boden, als er leise und traurig zu sprechen beginnt: „Ich wurde von Soldaten festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Dort fesselten zwei Soldaten meine Hände und Beine und vergewaltigten mich, einer nach dem anderen.“ [….]

(Arte, 08.10.2010)

Sexuelle Gewalt gegen Männer durch US-Soldaten kennen wir natürlich auch aus Abu Ghuraib, Bagram und Guantanamo.

Homo-Vergewaltigungen werden auch immer wieder aus der russischen Armee berichtet. Dort führt das berüchtigte und ultra-brutale Großvater-System unter den Wehrpflichtigen zu mehren Suiziden jeden Tag.

[Um] Andrej Sytschow […..das] Leben zu retten, mussten die Ärzte beide Beine und seine Genitalien amputierten.

Gewalt unter Kameraden gehört zur russischen Armee wie Gleichschritt und Schießübungen. Erpressung, Prügel, Folter und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung. Die Soldaten sind sich selbst die größten Feinde.

Der Volksmund nennt die Misshandlungen von Rekruten durch ältere Soldaten "Djedowschtschina", "Herrschaft der Großväter". Wer Erniedrigung und Schmerz im ersten Dienstjahr übersteht, gibt diese Grausamkeiten an nachfolgende Rekruten weiter. [….] Das Komitee der Soldatenmütter, eine Menschenrechtsorganisation, die gegen die Missstände kämpft, registriert jedes Jahr etwa 2000 Todesfälle in der Armee - in Friedenszeiten. Ein großer Teil lasse sich auf Misshandlungen zurückführen. Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der Militärstaatsanwaltschaft 341 Soldaten ihrem Leben freiwillig ein Ende gesetzt.

Auslöser soll nach Expertenmeinung auch hier in den meisten Fällen die brutale Quälerei gewesen sein. Die Dunkelziffer der Gewaltfälle dürfte noch weit höher liegen. [….]

 (O. Bilger, SZ vom 11.11.2008)

In Deutschland gibt es "Djedowschtschina" vermutlich nicht in dieser extremen Form und in Amerika bringen sich die Soldaten statt während der Grundausbildung, überwiegend erst nach den Militäreinsätzen selbst um.

Innerhalb der US-Armee gibt es jährlich rund 20.000 Vergewaltigungen. Da allerdings auch Frauen „dienen“, stellen sie 90% der Opfer. […..]

(Anal-Soldaten, 20.03.2017)

Auch in der Bundeswehr, in der inzwischen glücklicherweise auch Frauen dienen, herrscht aufgrund des Männerüberschusses und alter Traditionen immer noch ein Faszinosum für Analsex.

(….) Von der deutschen Bundeswehr liest man hingegen jedes Jahr neue Quäl-Geschichten, in denen mit Vorliebe anale Methoden angewendet werden.

[….] Fallschirmjäger: Obst in den Po und Paddel drauf!

In einer Zweibrücken Kaserne ist es äußerst unappetitlich zugegangen: Fallschirmjäger sollen sich auf einer Feier Obst in den Hintern geschoben und mit einem Paddel drauf gehauen haben. Wegen dieser Vorfälle wird die Kompanie nun von ihrem Kongo-Einsatz entbunden. […..]

(STERN, 21.06.06)

[…..]  Das Amtsgericht Zweibrücken hat im Prozess zur "Dörrobst-Affäre" um obszöne Aufnahmerituale in einer Kaserne den angeklagten Hauptmann zu einer Geldstrafe in Höhe von 2000 Euro verurteilt.   Der Richter sah es als erwiesen an, dass der ehemalige Kompaniechef das "entwürdigende Verhalten" seiner Untergebenen auf einer Feier geduldet habe. […..] 

(SPON, 11.06.2008)

[…..] Schon wieder schockiert ein Skandal die Bundeswehr: Bei den Gebirgsjägern im oberbayerischen Mittenwald sind junge Soldaten mit entwürdigenden Mutproben und Aufnahmeritualen schikaniert worden. Sie mussten bis zum Erbrechen Alkohol trinken und rohe Schweinsleber essen, um in der internen Hierarchie aufsteigen zu können. [….]

(AZ, 10.02.10)

 [….] Nach SPIEGEL-Informationen bestätigten interne und bisher geheim gehaltene Ermittlungen, dass bei der Ausbildung von Sanitätern, im Militärjargon "Combat First Responder" genannt, offenbar sexuell-sadistische Praktiken an der Tagesordnung waren. [….] Demnach fesselten sich die Soldaten gegenseitig an Stühle, mussten stundenlang so verharren und wurden mit Wasserschläuchen abgespritzt. [….] Statt einer professionellen Armee, die für junge Menschen eine interessante Karriere bietet, erhält die Bundeswehr durch die Vorgänge in der Staufer-Kaserne wieder das hässliche Image einer männergeprägten Chauvinisten-Truppe, in der Rituale wie Erniedrigung bis hin zu den sexuell-sadistischen Ausbildungsmethoden weiterhin Platz haben und von den Vorgesetzten nicht geahndet werden. [….]

 (Matthias Gebauer, SPON, 27.01.2017)

Sexuelle Übergriffe bei Gebirgsjägern  [….] Nach den Vorfällen in der Bundeswehr-Kaserne in Pfullendorf wird ein weiterer Fall bekannt, in dem Soldaten einem Kameraden gegenüber übergriffig geworden sind. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll ein Soldat bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall unter anderem durch Vorgesetzte sexuell belästigt und diskriminiert worden sein.

[….] Laut Ministerium handelte es sich dabei um eine Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 in Bad Reichenhall. "Dort sei er zwischen November 2015 und September 2016 durch Mannschaftssoldaten und einige Vorgesetzte (Ausbilder) seines Zuges mehrmals diskriminiert sowie verbal und tätlich sexuell belästigt und genötigt worden" [….] Laut Ministerium laufen derzeit Ermittlungen gegen 14 Beschuldigte, davon zwei Feldwebel, zwei weitere Unteroffiziere und zehn Mannschaftssoldaten. [….] Ein Sprecher des Ministeriums betonte auf Anfrage, es handele sich um einen von zahlreichen Einzelfällen aus der Vergangenheit. [….]

(Christoph Hickmann, SZ vom 21.03.2017)

Ich möchte hier noch einmal klarstellen, daß ich moralisch keinerlei Einwände gegen analen Sex habe. Es ist völlig in Ordnung, wenn die Geistlichen im Vatikan es sich mit Freude gegenseitig besorgen.

Wenn es sich dabei aber um ein Demütigungsritual unter Zwang handelt, ist es kein Sex, sondern Gewalt.

Dafür gibt es erstens keinerlei Rechtfertigung, aber zweitens stellt sich die Frage wieso so viele Uniformierte darauf abfahren. (…..)

(Anal-Soldaten, 20.03.2017)

Da katholische Priester und Soldaten sehr genau wissen was über ihre Homo-Umtriebe gemunkelt wird, geben sie sich offiziell besonders homophob; jeweils deutlich schwulenfeindlicher als der Rest der Gesellschaft.

Gerade mit so viel Schwulerei in den eigenen Reihen muss man drakonische Strafen fürchten. Auch das ist in sich logisch und wäre in einer liberalen, toleranten und aufgeklärten Umgebung nicht notwendig, da Gerüchte über Homosexualität in den eigenen Reihen nicht als Beleidigung empfunden würden.

Dafür fehlt/e aber Armeeführung und Vatikan die längste Zeit das Selbstbewußtsein. Daher war auch die deutsche Bundeswehr offiziell bis zum Jahr 2000 ein schlimmer Ort für Schwule und ist es inoffiziell vielfach immer noch.

Ausgerechnet die homophobe Katholikin und strikte Gegnerin der „Ehe für alle“ Annegret Kramp-Karrenbauer ist nun zu einer Zeit Kriegsministerin, an dem man den systematischen diskriminierenden Umgang mit homosexuellen Soldaten zwischen 1955 und dem Jahr 2000 nicht mehr todschweigen kann. AKK stellte nun eine Studie zum Thema vor und entschuldigte sich – offenbar nicht wissend, daß man sich nicht selbst entschuldigen kann, sondern allenfalls um Entschuldigung bittet.

[…..] Bundeswehr: Triezen in der Truppe

Auf mehr als 300 Seiten beschreibt eine Studie, wie die Bundeswehr schwule Soldaten über Jahrzehnte diskriminiert hat. […..]  Die Zahlen, auf die Oberstleutnant Klaus Storkmann, Verfasser der Studie, Zugriff hatte, geben nur die Möglichkeit zur Annäherung. Homosexuelle Handlungen waren bis Ende der 1960er Jahre nach § 175 Strafgesetzbuch eine Straftat und wurden damit auch zum Fall für die Truppendienstgerichte. Diese konnten solche Handlungen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestrafen. Mitte der Sechzigerjahre wurden der Studie zufolge jährlich etwa 45 Soldaten verurteilt.   Bis 1979 wurden homosexuelle Männer konsequent ausgemustert. Später konnten schwule Soldaten zwar in den Streitkräften bleiben, wurden aber nicht mehr mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut. Bis vereinzelt in die Achtzigerjahre mussten schwule Soldaten noch psychologische Begutachtungen in Bundeswehrkrankenhäusern über sich ergehen lassen. Das Ministerium sprach Homosexuellen per Rundschreiben 1984 generell die Eignung zum Vorgesetzten und Ausbilder ab. Zeitzeugen berichten laut Studie "eindrücklich von dem hohen psychischen Druck, unter dem sie als homosexuell orientierte Soldaten dienten." Bei Sold und Pensionen mussten sie wegen fehlender Aufstiegschancen erhebliche Einbußen hinnehmen. […..]

(SZ vom 18.09.2020)