Mit der
amerikanischen Presse ist das so eine Sache.
Bei der „foreign
policy“ darf man nur wenig bis gar keine Kenntnis der Leser/Zuschauer/Hörer voraussetzen.
Daher
berichtet es sich immer gut und ausführlich über Naturkatastrophen und
Verbrechen. Die erfordern nicht allzu viel Hintergrundwissen.
Das
außenpolitische Desinteresse der Amerikaner steht in einem sonderbar umgekehrt
proportionalen Verhältnis zu ihrer Macht in der Welt.
Wenn
US-Politiker ihr Volk für eine Intervention einstimmen wollen, betonen sie
immer die direkte Gefährdung von Amerikanern.
Daß
Obama Kalifatstruppen vor Erbil bombardieren lässt, hat offiziell weniger damit
zu tun, daß dort Myriaden Jesiden abgeschlachtet werden, sondern wird mit der
Anwesenheit amerikanischer Diplomaten in der Stadt gerechtfertigt.
Die
Tatsache ignorierend, daß ein paar Tausend Kilometer Ozean zwischen dem Irak und der USA
liegen, versucht Hagel seinem Volk ein neues Feindbild zu lehren.
Die Angst vor der
islamistischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) wächst:
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat die Organisation als große Bedrohung
für die Vereinigten Staaten bezeichnet. "Es ist weit mehr als eine
Terrorgruppe", sagte Hagel. Sie sei "so hoch entwickelt und gut
finanziert wie keine andere".
"Sie sind eine
große Bedrohung für alle unsere Interessen, sei es im Irak oder irgendwo
anders", sagte Hagel. Sie verfügten über ein hohes Maß an militärischem
Können und seien daher besonders gefährlich. "Das ist jenseits von allem,
was wir kennen", so Hagel weiter.
Die Amis
sollen lernen, daß IS böse ist. So wie
Saddam, Osama oder Putin.
Amerikanische
Ansichten verändern sich aber nur träge.
Dazu muß
man nur ein paar Minuten amerikanische News-Channel einschalten.
Obwohl
sich die ISIS schon im Juni in „IS“ umbenannte und nun ein Kalifat mit Abu Bakr
al-Baghdadi an der Spitze ausgerufen hat, bleiben CNN und Co immer noch
hartnäckig bei der Bezeichnung „isis“.
Obwohl
Wladimir Putin schon seit 14 Jahren ununterbrochen an der Spitze Russlands
steht, können Amis noch nicht einmal diesen einfachen Namen aussprechen.
Bei diesen internationalen
Verwicklungen ist es immer sinnvoll sich andere Perspektiven anzueignen und so
konnte ich es mir nicht verkneifen mir letzte Nacht eine Stunde CNN zum Thema
Krim anzusehen.
Das Verständnis für die Situation
war recht gut damit charakterisiert, daß nicht ein einziger der US-„Experten“
den Namen Putin richtig ausspricht. Im Russischen wird die zweite Silbe betont.
Der Mann heißt Vladimir Putin. Durch die Bank weg sind aber
die Amerikaner so ignorant, daß sie die zweite Silbe regelrecht verschlucken
und immer von Putn sprechen.
Die schlauen GOPer haben
glücklicherweise erkannt, wer die eigentliche Ursache der Krimkrise ist: Obama!
Klar, säße der schwule atheistische
Moslem aus Kenia nicht als Präsident im Weißen Haus, würde Putin nicht solche
Aktionen wagen, weil er genügend Angst vor einem strammen republikanischen
Durchgreifen hätte.
Genau.
Während
Amerika also außerordentlich phlegmatisch auf Krisen in der Welt regiert und
sich kaum daran stört, wenn durch seine Politik hier und da ein paar
Hunderttausend Menschen gekillt werden, wird es umso hysterischer wenn es mal
einen Amerikaner erwischt.
Da ist
es schon angebracht, wenn man durch plakative Comics versucht die
Verhältnisse gerade zu rücken.
Wenn man
aber solche Bilder postet, werden natürlich die Zahlen hinterfragt.
Ich bin
fast der Ansicht, daß es auf die genaue Zahl der Todesopfer im Irak nicht
ankommt, wenn man das krasse Missverhältnis zu den amerikanischen Opfern
aufzeigen will.
Dennoch
will ich an dieser Stelle die „1,5 Millionen Toten“, die durch die von Angela Merkel
so begeistert unterstützte GWB-Intervention 2003 verursacht wurden, versuchen
zu erläutern.
Natürlich
gibt es keine seriöse Organisation auf diesem Planeten, die im Nahen Osten jede
einzelne Leiche gezählt und die jeweilige Todesursache genau ermittelt hat.
Es gibt
aber recht präzise Schätzungen.
Die Zahl der
Kriegstoten ist bis heute umstritten. Eine Studie der renommierten
medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" bezifferte sie bereits im
Jahr 2006 auf 655.000; kritische Beobachter gehen davon aus, dass sie
mittlerweile auf bis zu eine Million Menschen angewachsen ist.
Die mit
dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete IPPNW ("International Physicians for
the Prevention of Nuclear War". In
Deutschland: "IPPNW - Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die
Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.")
versucht sich ebenfalls an einem „Body-count“.
Der "Krieg gegen
den Terror" hat allein im Irak, Afghanistan und Pakistan zu 1,7 Millionen
Todes-Opfern geführt. Das ist das Ergebnis des IPPNW-Reports "Body Count -
Opferzahlen nach zehn Jahren Krieg gegen den Terror".
"Präzisionswaffen ändern nichts am hohen Prozentsatz getöteter Zivilisten
in asymmetrischen Kriegen", erklärt IPPNW-Vorstandsmitglied Dr. Jens
Wagner. Der Einsatz von Phosphorbomben, Streumunition, DIME- und Uranmunition
sowie das brutale Vorgehen der Besatzungstruppen zum Beispiel in Fallujah und
Basrah zeigten das unmenschliche Gesicht des Krieges.
Die Autoren Joachim
Guilliard, Lühr Henken und Knut Mellenthin haben für den Report systematisch
wissenschaftliche Studien über die Toten auf beiden Seiten der Kriege im Irak,
Afghanistan und Pakistan zusammengestellt und aktualisiert. Für diese Länder
ziehen sie eine Bilanz über den humanitären Preis des Krieges.
So hat der Irak von
der Invasion im Jahr 2003 bis heute 1,5 Millionen Todesopfer durch direkte
Gewalteinwirkung zu verzeichnen. Spätestens seit der
medizinisch-epidemiologischen Studie in der Zeitschrift Lancet über die
Mortalität im Irak von 2006, dürfte das wahre Ausmaß der Zerstörung durch das
überlegene US-Waffenarsenal und das entstandene Chaos durch die
Besatzungstruppen deutlich geworden sein. Trotzdem beziehen sich fast alle
Medien bezüglich der Opferzahlen im Irak bis heute auf den Irak Body Count, ein
Projekt, das weniger als 10% der Kriegsopfer registriert.
Was die Opferzahlen in
Afghanistan betrifft, ist die Datenlage schlechter als im Irak. Es kann jedoch
davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Kriegsopfer inklusive Mitarbeitern
von Nicht-Regierungsorganisationen, afghanischen Sicherheitskräften, ISAF und
OEF Soldaten keinesfalls unter 70.604 liegt. Wahrscheinlich ist die Anzahl
getöteter Zivilisten höher als 43.000. Die Anzahl der durch den Krieg indirekt,
also durch Flucht, Hunger und medizinische Mangelversorgung zu Tode gekommenen
Afghanen wird nach den Bombenangriffen 2001 bis zum Mai 2002 auf 20.000-49.600
geschätzt.
In Pakistan fielen
bisher 2.300 bis 3.000 Menschen US-Drohnenangriffen zum Opfer, davon ca. 80%
Zivilisten. Die weitaus größte Anzahl von Kriegsopfern (40.000-60.000) entsteht
allerdings durch Kämpfe der von der US-Regierung unterstützten pakistanischen
Armee mit unterschiedlichen Widerstandsgruppen.
Der
Autor Joachim Guilliard aktualisierte seine Erkenntnisse zuletzt in einem lesenswerten
und ausführlichen Beitrag für die „Junge Welt“, der die Befürwortung von
militärischer Außenpolitik durch von der Leyen, Gauck und Steinmeier als
Perversion entlarvt.
Wenn Bundespräsident
Joachim Gauck, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Wehrministerin Ursula
von der Leyen die angebliche bisherige »deutsche Zurückhaltung« bei westlichen
Interventionen beklagen, so können sie damit nur das Nein zum Libyen-Krieg meinen,
dessen Beginn sich im März zum dritten Mal jährte. Die angreifenden NATO-Mächte
hatten damals monatelang Angriff für Angriff stets aufs neue behauptet, ihre
Bombenkampagne gegen das ölreiche Land diene allein dem »Schutze der
Zivilbevölkerung«. Wenn das stimmen soll, dann wäre die Bilanz vernichtend,
denn Tausende Libyer und Libyerinnen haben diesen »Schutz« nicht überlebt.
Fundierte Zahlen gibt es jedoch bis heute nicht. Die Schätzungen schwanken von
10000 bis 50000 Kriegstoten. Angesichts von 9700 Angriffsflügen, rund 30000
abgeworfenen Bomben und einem halben Jahr heftiger Bodenkämpfe dürfte die
tatsächliche Zahl der Opfer aber wesentlich höher sein. [….]
Die meist von den
Medien angegebenen Zahlen basieren auf der Arbeit des britischen »Iraq Body
Count« (IBC). Dieses Projekt versucht, die zivilen Opfer im Irak zu erfassen,
indem es alle Fälle, die in renommierten englischsprachigen Medien gemeldet
oder in Kranken- und Leichenhäusern registriert wurden, in einer Datenbank
sammelt. Bis 2013 wurden so rund 110000 zivile Opfer ermittelt.
Die in sich stimmigen
Ergebnisse der statischen Erhebungen der Johns Hopkins University in Baltimore,
die 2004 und 2006 in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht
wurden, sowie die des britischen Meinungsforschungsinstituts »Opinion Research
Business« (ORB) von 2007 legen hingegen nahe, daß über eine Million Iraker dem
Krieg, der Besatzung und dem dadurch entfesselten Wüten von Milizen zum Opfer
gefallen waren – die meisten von ihnen ab Mitte 2005, Tendenz von 2003 bis 2007
stark steigend.
[….] Recht gut dokumentiert ist z.B. das
Schicksal irakischer Ärzte. Von 34000 registrierten Ärzten wurden nach Angaben
der unabhängigen Iraq Medical Association fast 2000 getötet, 20000 hatten das
Land 2006 bereits verlassen. Der Iraq Body Count führt in seiner Datenbank
jedoch nur 70 getötete Ärzte auf. Auch wenn dies teilweise an fehlenden
Berufsangaben liegen kann, deutet dies bereits auf sehr großen Lücken hin.
[….] Insgesamt wird die Zahl der Opfer in den
Erhebungen eher unter- als überschätzt. Das liegt auch daran, daß die hohe Zahl
von Verschleppten und Verschwundenen nicht berücksichtigt werden kann. Gemäß
der Internationalen Kommission für vermißte Personen (ICMP) gelten im Irak
zwischen 250000 und einer Million Menschen als Folge von über 30 Jahren Kriege
und Konflikte als vermißt, die meisten von ihnen seit 2003. [….] Man kann
selbstverständlich die Erkenntnisse aus dem Irak nicht eins zu eins auf den
Krieg in Afghanistan übertragen. Sie legen jedoch nahe, daß auch hier die
Gesamtzahl der Opfer ein Vielfaches über der Zahl der gemeldeten liegt und
200000 übersteigen könnte – eine vernichtende Bilanz für eine NATO-Operation,
deren Einsatzkräfte als »Internationale Sicherheits- und Unterstützungstruppe«
firmieren. [….]
Syrien
ist in dieser Betrachtung noch gar nicht eingerechnet.
Im syrischen
Bürgerkrieg sind in den vergangenen drei Jahren nach UN-Angaben fast 200.000
Menschen getötet worden.
Bis Ende April seien
mindestens 191.369 Tote registriert worden, sagte die
UN-Menschenrechtsbeauftragte Navi Pillay am Freitag in Genf. Damit habe sich
die Zahl der Todesopfer binnen Jahresfrist verdoppelt. Vermutlich liege sie
aber noch viel höher, da viele Opfer überhaupt nicht gemeldet würden, sagte
Pillay.
Man kann
also mit Fug und Recht behaupten, daß die Nahost-Politik des Westens auf ganzer
Linie gescheitert ist.
GFP leitet sogar eine direkte Verantwortung Deutschlands und der USA für die Millionen Toten
ab, weil deutsche Geheimdiensterkenntnisse und deutsche Luftwaffenbasen bei
diesem Massenmord eine Rolle spielten. Natürlich auch, weil es Deutschland war,
das wesentlich dazu beitrug die IS-Truppen massiv aufzurüsten, indem
beispielsweise Merkel und Westerwelle persönlich in totalitären Staaten wie
Saudi Arabien Waffengeschäfte einfädelten.
Zur
aktuellen Situation fällt der deutschen Regierung ein, das künftige Kurdistan
noch weiter aufzurüsten.
Was für
eine Perversion.
Leider
weiß ich auch keine Alternative.
Ach, warte, doch, es gibt eine Möglichkeit dort Frieden zu stiften.
Schickt
Margot Käßmann nach Falludscha und lasst sie gemeinsam mit Abu Bakr al-Baghdadi
beten. Dann wird alles gut.