Montag, 20. Mai 2019

Schwarz-Braunes.


Heute möchte ich die Namen der Zentrumspolitiker Heinrich Brüning
(1885–1970) und Franz von Papen (1879–1969), sowie des Parteilosen Kurt von Schleicher (1882–1934) in die Runde werfen.
Sie waren die letzten drei Reichskanzler vor Adolf Hitler und verstanden ihre Rolle als Konservative im Zweifelsfall eher an der Seite der Demokratie-zerstörenden extremistischen Nationalisten. Sie stellten sich gegen die Demokraten auf der linken Seite, stimmten für Hitler und protestierten gegen die SPD, die als einzige gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmte.
Die frommen konservativen Christen fühlten sich dem Katholiken Hitler eher verbunden als den (damals noch) kirchenfernen Sozialdemokraten.

Brüning regierte ohne die NSDAP, war aber bereit selbst deutlich nach rechts zu rücken und Hitler Zugeständnisse zu machen, um ihn einzuhegen.
Nachfolger und Rechtsaußen von Papen nahm schon drei rechtsextreme, völkische Minister der „Deutschen Nationalen Volkspartei“ (DNVP) auf, deren Mitglieder nach 1933 alle in die NSDAP übertraten.
Reichskanzler von Schleicher, der ehemalige General und Reichswehrminister hielt sich aber nur wenige Wochen im Kanzleramt, bevor ihm sein Vorgänger von Papen zusammen mit Adolf Hitler aus dem Amt kegelte. Erneut hatte sich das katholische Zentrum mit den Nationalsozialisten gegen die Demokratie gestellt.
Der konservative Paul von Hindenburg ernannte den baldigen Führer zum Kanzler einer Koalition aus NSDAP und DNVP.

Während sich Sozialdemokraten immer grämend fragen was sie womöglich irgendwann falsch gemacht haben könnten, haben Konservative a posteriori nie Bauchschmerzen. Die CDU nahm nach 1945 die glühendsten NSDAP-Politiker auf, ernannte sie zu Ministern und hatte in Herrn Kiesinger sogar ein ehemaliges NSDAP-Mitglied als Kanzler und Parteivorsitzenden.
1990 fusionierte die westdeutsche CDU mit zwei ehemaligen SED-Blockparteien, der Bauernpartei und der Ost-CDU, die beide immer brav für Mauer und Schießbefehl eingetreten waren.
Auch dafür schämt sich die CDU bis heute nicht nur gar nicht, sondern wagt es ausgerechnet der SPD Vorhaltungen wegen möglicher Regierungsbündnisse mit den Linken zu machen.

Junge machtgeile Konservative wie Ole von Beust oder Sebastian Kurz kennen immer noch und schon wieder keine Skrupel. Der eine ließ sich 2001 in Hamburg von einem dubiosen Rechtsextremen zum Regierungschef wählen; der Andere 2017 in Wien.
Skrupellos ließen Beust und Kurz ihren jeweiligen extremistischen Stellvertreter die häßliche nationalistische Fratze zeigen und gegen Minderheiten hetzten.
Sie saßen alle Peinlichkeiten aus, ignorierten die internationalen Proteste, den gewaltigen Imageverlust, stellten sich nicht vor Verfassung und Pressefreiheit.
Beide zogen erst dann die Reißleine, als sie persönlich um ihre Macht bangten.
Beust und Kurz gingen aber auch dann nicht etwa in Sack und Asche, schämten sich dafür die braunen Menschenfeinde in die Regierung geholt, sie aufgewertet zu haben.
Nein, tolldreist inszenierten sie sich auch noch als Opfer.
DAS habe man nun wirklich nicht wissen können, wie sich Schill/Strache entwickeln würden.

Das Appeasement mit Nazis, Hetzern und Rassisten liegt Konservativen offenbar im Blut. Wir sehen das auch am Elend der GOP in den USA, die sich nicht mit den Demokraten für Verfassung und Rechtstreue einsetzt, sondern im Zweifelsfall immer mit Diktator Trump stimmt.

Anschließend, falls es noch ein „anschließend“ gibt, will niemand etwas gewußt haben.

Strache und Gudenus sind Rechtsextreme? Woher soll Bundeskanzler Kurz das gewußt haben? Das konnte ja keiner ahnen!

[…..] Selbst im rechtskonservativen Milieu finden sich nicht viele, die zuvor tief in der Neonazi-Szene gesteckt haben. Die mit Kampfanzügen im Wald Krieg gespielt haben oder von der Polizei festgenommen wurden, weil sie mit der Wiking-Jugend marschiert waren - die wenig später wegen ihrer Wesensverwandtschaft zu Hitlers NSDAP verboten wurde.
Als Heinz-Christian Strache in den 90er-Jahren, inzwischen gelernter Zahntechniker, in der FPÖ aufsteigt, marschiert er nicht mehr mit Nazis, seine Kontakte ins rechtsnationale Milieu aber bleiben bestehen. Das stramm Rechte ist so etwas wie sein Markenzeichen in der FPÖ und außerhalb, und führt sogar dazu, dass sein Vater - der die Familie in Straches früher Kindheit verlassen hatte - seinen Nachnamen änderte. Er wollte nicht mit seinem Sohn in Verbindung gebracht werden.
Über das rechte Gedankengut kommt es sogar zum Bruch zwischen Strache und seinem einstigen Idol Jörg Haider, dem er vorwarf, dieses Klientel nicht mehr genug zu bedienen. [….]
(Süddeutsche Zeitung, s.3, 20.05.19)

[….][…..] "Die jüngsten Ereignisse sind ein Schlag für uns, aber wir werden aufrecht und kämpferisch in den Wahlkampf gehen", sagt ein ranghoher FPÖ-Politiker, der seinen Namen nicht genannt wissen will, dem SPIEGEL. "Ich gehe davon aus, dass wir uns weiter rechts positionieren werden, um uns von der ÖVP abzugrenzen. Unsere Zukunft ist rechts."
[…..] Verkehrsminister Norbert Hofer […..] in der Sitzung des Bundesparteipräsidiums einstimmig zum neuen Parteichef bestimmt worden sei. […..] Ideologisch steht der zwar auch rechtsaußen, […..] auch er hat in der Vergangenheit mit rechtsextremen Symbolen irritiert. Zeitweise trug er die blaue Kornblume am Revers, einst Erkennungszeichen der Nationalsozialisten. […..] Innenminister Herbert Kickl. Seine Stärken: Poltern und feindselige Sprüche. Kickl, wie Strache unter Jörg Haider in der FPÖ groß geworden, dann, nach Haiders Austritt stets treu an der Seite von Strache, war von 2005 bis 2018 Generalsekretär der FPÖ. Er ist der Erfinder von Sprüchen wie "Daham statt Islam" und "Abendland in Christenhand". […..] Kickl jedoch ist in seiner Radikalität der ÖVP und vor allem Kurz ein Dorn im Auge. Schließlich stand die Regierung Kurz immer wieder wegen Kickls Eskapaden in der Kritik. […..]

[….]"Joschi", wie Gudenus von Parteifreunden genannt wird, kennt Strache schon seit Jahrzehnten. Er war 15 Jahre alt, als er durch seinen Vater, den FPÖ-Veteran und Holocaust-Leugner John Gudenus, dem sieben Jahre älteren FPÖ-Bezirkspolitiker Strache vorgestellt wurde. 
Der Ältere wurde sein Mentor, wies ihn ein in seine Burschenschaft "Vandalia". Gudenus wurde Straches "Leibfuchs", sein untergebener Verbindungsbruder. […..] So sagte Gudenus 2013 bei einer FPÖ-Wahlkampfveranstaltung, sollte Strache Bundeskanzler werden und die Partei den Innenminister stellen, heiße es bei Bedarf "Knüppel aus dem Sack für alle Asylbetrüger, Verbrecher, illegalen Ausländer, kriminellen Islamisten und linken Schreier".[…..]

Solche Leute sind also rechtsextrem? Das konnte ja keiner ahnen!
Und so orakelt Kramp-Karrenbauers Sachsen-CDU weiter über eine Zusammenarbeit mit der AfD.
So schart sich die gesamte europäische Volkspartei und die deutsche CDU hinter ihrem CSU-Spitzenkandidaten Weber, dessen Partei immer wieder den FPÖ- und AfD-Fan Viktor Orban als Ehrengast bei ihren Parteiveranstaltungen begrüßt und umjubelt.