Montag, 31. August 2020

Spinner in den eigenen Reihen


Im Jahr 1977 unter der glanzvollen Führung des Bundeskanzlers Helmut Schmidts überstieg die Mitgliederzahl der SPD die Eine-Million-Grenze.
Unter Nowabo und Esken sind wir nur noch ein Schatten davon.
Wir sind abgestürzt auf nur noch 412.000 Genossen (Juni 2020); liegen aber immerhin noch knapp vor der CDU mit 402.000 (Mai 2020).
Dahinter folgen CSU (141.000), Grüne (101.000), FDP (65.000), Linke (61.000) und AfD (34.000).
Die Trends der Mitgliederentwicklungen sind unterschiedlich.
CDU, CSU und SPD schrumpfen kontinuierlich. Die FDP rauschte von 170.000 (1990) auf 53.000 (2016), nimmt seit dem aber wieder leicht zu (2019: 65.000).
Auch die Linke verlor bis 2016 dramatisch, ist seit dem aber stabil.
Die Grünen gewinnen nach Habecks Inthronisierung massiv Mitglieder hinzu und stiegen von 61.000 (2016) auf einen nun erstmals sechsstelligen Wert.

Wie dramatisch man die Abkehr von den klassischen Parteien empfindet, hängt von den Relationen ab. In absoluten Zahlen erlebten die Altparteien seit der deutschen Vereinigung ein Desaster. Verglichen mit der Entwicklung bei anderen Massenorganisationen wie Kirchen und Gewerkschaften kommen die Parteien aber mit einem blauen Auge davon und mit über 1,2 Millionen Parteimitgliedern insgesamt wirken die Deutschen demokratisch deutlich engagierter als die Bürger anderer westlicher Länder.

Die britischen Tories haben 160.000 Mitglieder, Labour 480.000.
Die französischen Grünen kommen auf gerade mal 5.000 Mitglieder, Macrons La République en Marche auf 230.000 und die einst strahlende  Parti Socialiste (Mitterand, Hollande) auf knapp 100.000.
Die spanischen Sozialdemokraten Partido Socialista Obrero Español (PSOE) haben etwa 200.000 Mitglieder, die konservative Partido Popular (PP) etwa 66.000.
In den USA gibt es gar keine verbindlichen Parteimitgliedschaften. Man kann sich lediglich als Sympathisant ohne Pflichten und ohne Rechte registrieren lassen.

Eine hohe Mitgliederzahl ist grundsätzlich ein Vorteil. Der Organisationsgrad zahlt sich bei der Kampagnenfähigkeit vor den Wahltagen aus und gibt der Partei finanziellen Spielraum. Viele Mitglieder sind aber insbesondere demokratietheoretisch ein Segen, da die Parteien bei der Willensbildung des Wählers eine entscheidende Rolle spielen. Wer nicht Mitglied ist, kann seine politischen Vorstellungen nur sehr begrenzt einbringen.
Wer eine Partei verlässt, weil ihm die Richtung nicht passt, erreicht damit mit hoher Wahrscheinlichkeit das Gegenteil.
Nach Genschers Rechtsschwenk von 1982 waren die linksliberalen Mitglieder der FDP so entsetzt, daß mit ihren Helmut Schmidt versprochenen Stimmen der bräsige Kohl Kanzler wurde, daß sie in Massen die Partei verließen.
Der Zorn war verständlich, aber in der Konsequenz ging das liberale, säkulare, bürgerrechtliche Profil fast vollständig verloren und die FDP wurde zu einem rudimentären Unions-Anhängsel.
Die Grünen sind deswegen heute Unions-affine Olive, weil alle Mitglieder, die sich zum „Fundi-Flügel“ bekannten inzwischen die Partei verlassen haben.
Genauso ist es in sich logisch, daß die SPD natürlich nicht linker wird, wenn hunderttausende, die mit der „parlamentarischen Linken“, bzw dem „Forum DL 21“ sympathisierten, ausgetreten sind.
Mitglieder sind nicht so scheue Rehe wie Wähler, aber auch sie können von der Fahne gehen und wollen gepflegt werden.
Keine leichte Aufgabe für eine Partei wie die SPD, die damit über 400.000 Menschen mit eigenem politischem Kopf im Auge behalten muss.
Bei einer sechsstelligen Mitgliederzahl wäre es umgekehrt absolut unredlich die Partei für jeden einzelnen verantwortlich zu machen.
Alle Parteien haben gelegentlich damit zu kämpfen, daß entweder Spinner eintreten oder aber eins höchst vernünftige verdienstvolle Funktionsträger zunehmend irre werden.
Manche sind uneinsichtig wie die CDU-Rechtsausleger Martin Hohmann oder Erika Steinbach. Da braucht es Druck der Parteiführung. Merkel funktionierte im Fall Hohmann, im Fall Steinbach nicht.
Einige einst gute Leute wie Florian Gerster entwickeln sich von allein weg von der Partei, treten auch ohne Druck aus.
Wolfgang Clement, einst mächtiger NRW-Ministerpräsident und Superminister im Bund warnte 2008 vor der Wahl der SPD in Hessen, weil er Befürchtete Andrea Ypsilanti könne mit den Linken kooperieren.
Ein klassischer Ausschlussgrund. Es folgten Parteiordnungsverfahren und Rügen, die mit Clements Austritt am 25.11.2008 endeten. Der Ex-Sozi rief dann zur Wahl Westerwelles auf.
Zehn Jahre brauchte die SPD um Thilo Sarrazin loszuwerden, der inzwischen zu so einer bekannten Ikone der völkischen Rechten geworden ist, daß völlig in Vergessenheit geriet was für ein hervorragender Finanzsenator er 2002 bis 2009 in Berlin war.
Zehn Jahre kämpfte die SPD-Spitze für seinen Rauswurf, scheiterte immer wieder an der Dummerhaftigkeit der damaligen Generalin Andrea Nahles und dem hartnäckigem Widerstand Sarrazins.  Erst am 31.07.2020 wurde sein Parteiausschluss rechtskräftig.
Solche Verfahren können sehr häßlich werden, wenn sich die Betroffenen so wehren. Es gibt sehr viel negative Presse und der
Spinner vom rechten Rand bekommt exponentiell noch mehr Aufmerksamkeit, mit der er womöglich viel mehr schadet, als wenn man ihn einfach in der Partei gelassen und ignoriert hätte. Selbst die Faschistoide AfD erlebt das in der Causa Kalbitz.
FDP, CSU und CDU gehen daher mit ihren am braunen rechten Rand fischenden Mitgliedern meistens den Weg des Todschweigens.
Erhebliche Teile der ostdeutschen Landtagsabgeordneten von FDP und CDU sympathisieren offen mit der AfD und müssten für ihre Unterstützung völkischer Anträge eigentlich ein Parteiordnungsverfahren erhalten.
Die halbe Thüringer CDU stellte sich gegen den Parteitagsbeschluss nicht mit der AfD zu kooperieren. Aber Annegret Kramp-Karrenbauer unternahm wie das gesamte Konrad-Adenauer-Haus nichts gegen die Thüringer, die Sachsen, die Sachsen-Anhaltiner. Sie lässt sich weiterhin von Werteunion und Hans-Georg Maaßen auf der Nase herumtanzen.
 Ebenso verhält sich Christian Lindner mit seinem rechten Flügel. Er wird Kemmerich nicht los, weil er es nicht versucht.
Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine sind trotz ihrer offenen Sympathie für völkische Positionen und die antisemitischen Gelbwesten weiterhin Mitglieder der Linken.
Weniger prominente Irre fliegen schon mal raus.
Der Hamburger Bürgerschaftskandidat Tom Radtke wurde zum Austritt aus der Linken Jugend aufgefordert nachdem er immer wieder mit Nazi-Symbolen auffiel und für die Identitäre Bewegung warb.
Die Grünen sind in der Hinsicht leider gar kein Vorbild.
Immer und immer wieder lassen sie sich von dem offen völkisch und obrigkeitsaffin redenden Tübinger Bürgermeister Boris Palmer provozieren.
Der Grüne unterscheidet sich inzwischen kaum noch von der AfD, aber Kretschmann, Baerbock und Habeck lassen ihn gewähren.


[….] Der Tübinger Oberbürgermeister und Grünen-Politiker Boris Palmer weiß zu polarisieren. Sein neuester Coup ist – mitten in der Rassismus-Debatte – ein Selfie vor dem Hechinger Hotel-Gasthof „Mohren“.
„Wo bin ich?“, fragt Palmer auf Facebook provokant. Hinter dem gut gelaunten Konterfei des Polit-Rebellen weht schwarz-rot-golden die Deutschland-Fahne und ist der der Schriftzug „Hotel Mohren“ deutlich zu lesen. Und Palmer liefert auch postwendend die richtige Antwort auf seine Frage: Das Foto habe er in Hechingen aufgenommen. [….] Palmer hat auf dem Foto ein breites Grinsen im Gesicht. Offenbar weiß er schon, was ihm jetzt wieder blühen wird: ein Aufschrei der Empörung, ein Shitstorm im World Wide Web. [….]

Er outete ein transsexuelles Parteimitglied und findet es unnötig ältere Menschen vor Covid19 zu bewahren, da sie ohnehin bald sterben.


 [….] Bereits während der Corona-Krise hatte der Grünen Politiker und Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer für Empörung gesorgt und viel Kritik geerntet. Grund dafür war ein Fernsehinterview, in dem es um die Schutzmaßnahmen in der Coronavirus-Pandemie ging. Palmer sagte im Interview: „Ich sage es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einen halben Jahr sowieso tot wären - aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen.“ [….] Nun steht der Oberbürgermeister erneut in der Kritik, weil er sich auf Facebook transfeindlich geäußert hat. Gegen ihn wurde in diesem Zusammenhang sogar Strafanzeige gestellt - ausgerechnet von einem anderen Grünen-Mitglied.
[….] Am vergangenen Freitag teilte Palmer auf Facebook seinen umstrittenen FAZ-Gastbeitrag „Entspannt euch!“ aus dem Jahr 2015. Darin schreibt Palmer unter anderem, dass es nicht helfe, den Vorwurf der Homophobie auszupacken, wenn sich jemand kritisch über das volle Adoptionsrecht für Schwule und Lesben äußere. Ihm zufolge trete eine „geradezu jakobinische Verdamnis“ an die Stelle eines „aufgeklärten Diskurses“. [….] Den Facebook-Beitrag ergänzte er außerdem um einen aktuellen Artikel der Stuttgarter Zeitung mit der Überschrift: „Mal Nein sagen zur Minderheit“.
Palmer schrieb dazu in seinem Post: „Endlich, endlich, endlich. Die Intoleranz gegen Andersdenkende, öffentliche Anprangerungen und Ausgrenzung wird nicht mehr schweigend hingenommen, nur weil sie von Minderheiten oder dem eigenen Milieu ausgeht.“ [….]

Es ist schwer Parteimitglieder auszuschließen. Man blamiert sich wie die SPD im Fall Sarrazin. Moralisch verwerflich ist es aber erst, wenn man wie die Grünen gar nicht handelt.

Der nächste kleine grüne Palmer stammt aus Schleswig-Holstein. Der Flensburger Grünen-Abgeordnete David Siber stellte sich bei der Berliner Covidioten-Demo vom Samstag an die Seite der NPD und wütete Verschwörungstheorien.

[….] Das bürgerschaftliche Fraktionsmitglied David Siber (Grüne) ist am Samstag bei der umstrittenen Corona-Demonstration in Berlin aufgetreten. Der Politiker hat sich dort ins Herz der Regierungskritiker gesprochen und gegen seine eigene Partei ausgeteilt. Jetzt droht ihm der Rauswurf.
Das hat seine Fraktion am Sonntag in den sozialen Netzwerken mitgeteilt. „Die Flensburger Ratsfraktion wird unmittelbar über den Ausschluss von David Siber entscheiden“, heißt es. Man distanziere sich „in aller Entschiedenheit“ von dem Auftritt des eigenen Parteimitglieds.[….]

Es bleibt abzuwarten, ob Robert Habeck in seinem eigenen Landesverband anders als in Tübingen Konsequenzen zieht.

Sonntag, 30. August 2020

Vollkasko-Coronamentalität.


Das Gute an den pandemiebedingten Reiselockerungen ist, daß es in meinem Haus ruhiger wird.
Statt auf den Balkons rumzugrölen und draußen zu grillen, sind erstaunlich vieler meiner Nachbarn ausgeflogen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Man sieht es nicht nur an den freien Parkplätzen, die von den an Ost- und Nordsee-Verweilenden hinterlassen werden, sondern hört auch ganz unverblümt, daß sie Strandurlaub in Dalmatien, der Côte d'Azur oder Andalusien gebucht haben.
Mitten ins RKI-Risikogebiet. Man werde sich eben von Menschenmassen fernhalten, habe ein abgelegenes Hotel ausgesucht, werde Masken tragen.
Abgesehen davon, daß ich ohnehin nicht verstehe, wieso man nach dem heißesten Sommer aller Zeiten in Deutschland unbedingt in den Süden fliegen muss, bleibt mir auch die Risikobereitschaft ein Rätsel.
Es gibt im Alltag so viele unvermeidliche Ansteckungsrisiken; wozu braucht es noch weitere völlig unnötige Risiken? Wozu in stundenlang dicht gedrängt in ein Flugzeug-Kabine setzen, die mit ihrer Luftumwälzung nichts anderes als eine Petrischale mit paradiesischen Verhältnissen für den Sars-CoV-II ist?

Dabei sind die allermeisten dieser Urlauber bei Weitem nicht so geistesgestört wie die Hardcore-Covidioten, die gestern den Berliner Reichstag stürmten.
Aber zwischen vernünftigen, an Fakten orientierten Menschen und den GOP-artig frei drehenden Avokadolf Hildmanns ist noch sehr viel Platz für die verschiedensten Ausprägungen mittleren Irrsinns.

Ich selbst habe nur zwei, drei mal versucht im direkten Gespräch zu erfahren „wieso müsst Ihr denn ausgerechnet jetzt während die seit April höchsten Neuinfektionsraten gemeldet werden, sich eine europaweite second wave ankündigt ausgerechnet in die vom AA und RKI eingestuften Hochrisikogebiete fahren?“
Leider bestätigte sich dabei nur meine Grundüberzeugung, daß die meisten Menschen einfach zu borniert und blöd sind, um demokratisch verantwortlich zu handeln.
Wer im Jahr 2020 immer noch glaubt, der Homo Sapiens sei ein „weiser“ Humanoider, der über „gesunden Menschenverstand“ verfüge, lebt nicht in der Realität.

Unglücklich bin ich allerdings darüber, daß die Mehrheit der Bürger, nämlich diejenigen, die sich an die Pandemieregeln halten, zur Kasse gebeten werden, um die Doofen zu alimentieren.
Der Sozialstaat ist zu begrüßen und sollte ausgebaut werden, aber ich bin ganz Gerd-Schröder, wenn sich Menschen willentlich und entgegen aller Warnungen in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Sie sollten nach ihren Möglichkeiten selbst zur Kasse gebeten werden.

Wer wissentlich und freiwillig in ein Risikogebiet reist und daher anschließend in eine Corona-Quarantäne gezwungen wird, sollte meines Erachtens nicht die Hand aufhalten, um volles Gehalt zu bekommen.

[…..] Rückkehrer aus Risikogebieten müssen laut Gesundheitsministerium für die folgende Quarantäne keinen Urlaub nehmen. Es gebe auch keinen Verdienstausfall - nicht einmal, wenn das Ziel schon vor der Reise als Risikogebiet feststand. […..]
Dem Sprecher zufolge kommt der Staat auch dann für einen Verdienstausfall auf, wenn jemand wissentlich in ein Risikogebiet aufgebrochen ist - wenn also schon vor der Reise feststand, dass das Ziel ein Risikogebiet ist. Die entsprechende rechtliche Grundlage würde "auch in solchen Fällen greifen", hieß es bei einer Pressekonferenz des Ministeriums auf Nachfrage. […..]

Erstaunlich, hier ist Jens Spahn sozialistischer als ich.
Wer jetzt in Cannes oder Nice an der Côte d'Azur zu einem Covid19-Verdachtsfall wird, sollte an den Kosten für Lohnfortzahlung im Quarantänefall beteiligt werden.

Heiko Maas hingegen, der sich monatelang rund um die Uhr arbeitete, um zu Beginn der Pandemie hunderttausende deutsche Urlauber mit Regierungsfliegern zurück zu holen, betont seither die Eigenverantwortung der Reisewahnsinnigen.

[….] Maas betonte erneut, dass es keine weitere Rückholaktion von Reisenden durch die Bundesregierung geben werde. "Reisen tut man immer in eigener Verantwortung, völlig egal, ob es nun eine Corona-Pandemie gibt, oder einen anderen Krisenfall. Natürlich werden wir für die Länder, in denen es zu erhöhten Infektionen kommt, in denen es Ausgangssperren gibt oder wo auch wieder Einreisesperren verhängt werden über unsere Konsulate und Botschaften die deutschen Reisenden vor Ort unterstützen und wir werden sie dabei unterstützen, mit normalen Flügen auch wieder zurück zu kommen." [….]

Recht so, wer im August oder September in Kroatien festsitzt, weil er trotz aller Warnungen Party am Strand machen wollte, wird den Sondercharterflieger nach Hause selbst bezahlen müssen.

Die Corona-Tests, denen sich Urlaubsrückkehrer auf den Flughäfen unterziehen müssen, sollten ebenfalls eben nicht kostenlos sein. Denn das heißt nur „Wir alle zahlen“. Aber den finanziellen Schaden haben die braungebrannten möglicherweise Infizierten ganz allein und bewußt angerichtet.

[…..] Kostenlose Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten soll es nicht mehr geben. Zudem sollen die Einreisenden frühestens ab dem fünften Tag nach der Rückkehr ihre Quarantäne beenden können. Die Luftverkehrswirtschaft und der DRV sind entsetzt.
Wegen steigender Corona-Infektionszahlen diskutieren Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten darüber, ob schärfer als bisher vor Reisen in Risikogebiete gewarnt werden sollte. Das heißt: Kostenlose Tests sollen nicht mehr möglich sein. […..]

Ich unterstütze diese harte Linie mit kostenpflichtigen Zwangstests.

Samstag, 29. August 2020

Grüne geben Eigenständigkeit auf


Diese Woche legte sich schon Winfried Kretschmann, der mächtigste deutsche Grüne mit dem höchsten Regierungsamt, als Ministerpräsident Baden Württembergs auf eine Rolle als Juniorpartner seiner geliebten CDU/CSU fest.

Devot möchte er weiterhin den Homophoben, Xenophoben, den Scheuers, Kramp-Karrenbauers und Seehofers dienen.
Dem Bestreben der SPD unter Olaf Scholz eine Regierung links von der CDUCSU zu bilden und mit RRG endlich die Umverteilungspolitik von unten nach oben zu beenden, erteilte der Obergrüne eine Absage.

(…..) Die Grünen weigern sich unterdessen standhaft irgendeine inhaltliche Aussage zu treffen, wollen ihre Wähler im Dunkeln lassen über ihre Koalitionspläne, obwohl MP Kretschmann schon klarstellte, daß für die Grünen nur die Rolle als Juniorpartner seiner geliebten CDU/CSU in Frage kommt.
Die Parteichefs Barbock und Habeck sehen das sicherlich genauso, wollen es aber auf keinen Fall laut sagen, um alles schön in der Schwebe zu halten und die potentiellen Wähler mit wolkigen politfreien Aussagen bei Laune zu halten.

[…..] Kretschmann wünscht sich Schwarz-Grün im Bund
[…..] Er hoffe, dass es nach der Wahl im nächsten Jahr zu einer schwarz-grünen Koalition komme, sagte Kretschmann der Wochenzeitung „Die Zeit“. Ein Modell unter grüner Führung und nach baden-württembergischem Vorbild halte er für unrealistisch. Dies sehe er derzeit nicht; die Zahlen seien einfach nicht da, erklärte der Regierungschef. […..]

Der grüne Ministerpräsident erkennt als Mitglied des Zentralrates der Katholiken in der homophoben Hardcore-Katholibanin Annegret Kramp-Karrenbauer seine politische Schwester. Grüne verbiegen sich nur zu gern. (…..)

Die südwestlichen Grün-Katholiken sind damit nicht allein.
Der Hamburger Landesverband der Grünen versteht sich schon lange als CDU-Anhängsel und kündigte gleich in mehreren Bezirken trotz rotgrüner Mehrheiten die Bündnisse mit der SPD auf, um die konservative CDU an die Macht zu bringen.

(…..) Inhaltlich sind die Hamburger Grünen vollständig auf einer Linie mit der CDU. Seit ihrer Koalition mit der CDU im Jahr 2008 gehen sie Bündnisse mit der SPD nur noch im Notfall ein; so wie dieses Jahr nach der Bürgerschaftswahl im Februar, als die extrem schwache CDU rechnerisch kein Oliv-Bündnis zuließ.

In den Hamburger Bezirken hingegen kündigten die Grünen rotgrüne Bündnisse sofort auf, wenn ihre Lieblingskoalition mit der CDU rechnerisch möglich wurde.

-      Die Grüne Landesspitze scheiterte mit ihrem Projekt Schwarz-Grün in Hamburg-Mitte, weil sich sechs Grüne Abgeordnete verweigerten und lieber zur SPD übertraten. Landeschefin Gallina hetzte so sehr gegen die sechs Abtrünnigen, daß gegenwärtig die Staatsanwaltschaft gegen sie ermittelt. Gute Voraussetzungen, um die Nicht-Juristin zur Hamburger Justizsenatorin zu machen.

-      Im Hamburg-Eimsbüttel kündigten die Grünen die rotgrüne Koalition, um mit der CDU zu regieren.

-      In Hamburg-Altona bildete sich ebenfalls eine Oliv-Koalition. (…..)

Das ist der grundsätzliche Unterschied zur SPD, die Bündnisse mit der CDU nur als ultima ratio eingeht, wenn alle anderen Koalitionsoptionen unmöglich sind.

Der Grüne Justizsenator Steffen, der auch schon unter CDU-Bürgermeistern Justizsenator war, erklärt, er fühle sich der CDU näher als der SPD. „In den ausführlichen Gsprächen hat sich gezeigt, dass die Erarbeitung von Leitlinien für künftige Planungen die Menschen und der Natur den nötigen Raum zu geben, mit der CDU besser möglich ist.“
Ja klar. [….]

Das zeigten ebenfalls die Saarländischen Olivgrünen und natürlich die hessischen CDU-Anhängsel. Ausgerechnet bei dem Beton-CDU-Landesverband Hessen („Dreggers Stahlhelmfraktion“, Martin Hohmann, Erika Steinbach, Kristina Schröder, Koch, Kanther).

[…..] Ganze vier Windräder sind 2019 in Hessen aufgestellt worden, was Wirtschaftsminister Al-Wazir auf die windradfeindlichen Bundesregelungen zurückführt - andere Länder kommen aber mit ihnen deutlich besser zurecht. Überhaupt sind die hessischen Anstrengungen gegen die Erderwärmung zwar ordentlich, aber auch nicht ehrgeiziger als die des bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder.
Dass es in der hessischen Polizei rechtsradikale Vorfälle gab, müsste die Grünen zutiefst regierungskritisch werden lassen - nur sind sie halt selber in der Regierung. Beim Skandal um die keimbelastete Wurst des nordhessischen Herstellers Wilke machte ausgerechnet die grüne Verbraucher- und Umweltministerin Priska Hinz keine gute Figur. Ein Gesetzentwurf zur Neustrukturierung der Ausländerbeiräte bringt viele Migrationsfachleute gegen die Grünen auf; im Rhein-Main-Gebiet drängen Wohnungsnot und Verkehrskrise, auf dem Land herrscht digitale Steppe. […..]

Was also in den Ländern schon lange klares Ziel der Grünen ist; nämlich die konservative CDUCSU ins Kanzleramt zu heben, bestätigt nun auch die Parteivorsitzende Baerbock so gut wie unverblümt.

Zum 75-Jährigen Bestehen der Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU trat Annalena Baerbock als Festrednerin auf.

[…..] Die Parteichefin der Grünen hat zuletzt mit Geburtstagsgrüßen an die Christdemokraten ja nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Gemeinsam mit ihrem Co-Vorsitzenden Robert Habeck übermittelte sie in der FAZ eine Glückwunschadresse an die "liebe CDU", die von vielen Beobachtern als allzu huldvoll empfunden wurde. "Ihr seid so etwas wie die institutionalisierte Regierungspartei, die Grundversorgung im Kanzleramt, das Bayern München der Politik", stand da. Es las sich über weite Strecken, als ob Schwarz-Grün im Bund nicht nur längst beschlossene Sache, sondern auch das Natürlichste auf der Welt wäre. […..]

Liebe Grüne, macht es doch nicht so kompliziert, sondern fusioniert endlich mit Eurer geliebten CDU/CSU.
Dann herrschen klare Verhältnisse aus einem großen olivgrünen Merz/Söder-Block mit devot-gelbem Anhängsel einerseits und Linken/SPD andererseits, die sich einen Kanzler jenseits der C-Parteien wünschen.