Alle Zeitungen und Zeitschriften veranstalten alle
paar Jahre mit großem Bohei einen Relaunch. Kündigen schon Wochen vorher
großartige Neuerungen an und enden doch nur damit, daß die Abonnenten verärgert
sind, weil sie als Gewohnheitstiere nicht mehr so schnell das finden, was sie
suchen.
Diese poppigen Layout-Offensiven sollen dazu dienen
die Auflage zu erhöhen, aber wenn man sich den generellen Auflagenschwund
ansieht, scheinen die Investitionen in die Optik weitgehend zu verpuffen.
Die Hamburger Morgenpost verschleierte mit ihren
jüngst durchgeführten oberflächlichen Aufhübschungen, daß die Dumont Mediengruppe
ein Dutzend Mitarbeiter rauswirft und damit an journalistischer Qualität spart.
Shame on you, Renate Pinzke
rauszuwerfen.
Sinkende Auflage mit schlechterer Qualität zu
bekämpfen, erscheint mir keine sinnvolle Strategie.
Washington
Post und New York Times feiern gerade Abonnenten-Rekordzuwächse, indem sie mehr
Journalisten und Dokumentare einstellten, die akribisch und detailliert
ausführliche politische Berichte schreiben.
Die Mopo
kompensiert ihre geistige Ausdünnung so gut sie kann.
Die
erste Doppelseite jeder Ausgabe heißt nun „Hamburg, bitte! Standpunkt-Seite.“
Hier sollen Mopo-Mitarbeiter und Gast-Autoren aller Art ihre „ganz persönliche
Sicht“ über ein Thema ausbreiten dürfen.
Die
Themenauswahl und das klar einseitige Herangehen haben durchaus Vorteile; weil
Kontroversen nun einmal spannender als nüchterne Beschreibungen sind.
Das
Niveau ist allerdings gelegentlich erschreckend niedrig.
Heute
beispielsweise beklagt sich die aus Bayern zugewanderte streng-gläubige
Katholikin Miriam Khan über die Hamburger „Weihnachtsheuchler“, die nur Heiligabend
in die Kirche gingen und den echten Gläubigen, die jeden Sonntag kommen, die
guten Plätze wegnehmen.
Ihre
steile These lautet:
Dazu sage ich als Atheist zunächst einmal: Hahahahahahaha!
Die in
Hamburg ohnehin marginalisierten Katholiban geben sich nun also Mühe noch mehr
Leute aus ihren Hallen zu treiben.
Menschen
aus der Kirche zu schmeißen; nur die reinzulassen, die streng genug glauben,
ist zunächst einmal eine interessante Interpretation des Evangeliums.
Exklusiv-Jesus
ist ab jetzt nur noch für die Elite da?
Da ist Frau
Khan allerdings nicht die Erste, die so denkt. Schon Erzbischof Dyba wollte
eine exklusive Edel-Kirche, die nur Traditionalisten reinlässt und den Plebs,
der es wagt selbst zu denken ausschließt.
Auch
Kardinal Joseph Ratzinger betrachtete Woytilas Weltjugendtage voller Argwohn,
beklagte öffentlich es nütze nicht eine Million Katholiken zusammen zu holen,
wenn anschließend „die Wiese voller Kondome liegt.“
Selbst
zum Papst aufgeschwungen, versuchte Ratzi dementsprechend auch eine noch
exkludierendere Politik durchzusetzen. Schwule raus aus den Priesterseminaren,
weibliche Messdiener raus, Schluß mit der Evangelen-Ökumene und Ja zu den
Holocaustleugnern.
Insbesondere
bei seinem Deutschlandbesuch im September 2011 und seiner Rede im Freiburger
Konzerthaus erteilte er einer großen vom Staat finanzierten Kirche eine Absage.
Ratzi war durchaus erfolgreich mit seinen Bemühungen; seit der Deutschlandreise sind rund eine Million Katholiken aus der Kirche ausgetreten.
Ratzi war durchaus erfolgreich mit seinen Bemühungen; seit der Deutschlandreise sind rund eine Million Katholiken aus der Kirche ausgetreten.
Mopo-Frau
Miriam Khan, die sonst mit Artikeln wie „Endlich wieder Glühwein! Hamburgs
Weihnachtsmärkte“, oder „Gift-Fass fällt von Gabelstapler“ beeindruckt,
sollte aber ihre Zahlen ruhig mutiger interpretieren.
Sie
verweist auf die 34.700 Menschen, die sonntags im Erzbistum Hamburg einen
katholischen Gottesdienst besuchen.
Das
Erzbistum Hamburg ist mit Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg das
flächenmäßig größte deutsche Bistum.
Auf
32.486 km² leben 5,8 Millionen Einwohner; davon sind knapp 400.000 Katholiken.
Hier
gibt es also etwa 6,8% Katholiken und von denen gehen auch nur gut 8% sonntags
in den Gottesdienst.
Umgerechnet
sind das 0,6% der Bevölkerung.
Wenn der
Kirchenzutritt auf diese 0,6% der Menschen beschränkt würde, sollte man
konsequenterweise auch die Zahlungen an die Kirche auf diese 0,6% der
Bevölkerung beschränken.
[….]
Die beiden großen Kirchen in Deutschland
haben 2016 so viel Kirchensteuern erhalten wie noch nie. Trotz sinkender
Mitgliederzahlen erreichten die Kirchensteuereinnahmen im Vorjahr mit knapp
11,6 Milliarden Euro ein neues Rekordhoch. Davon erhielt die katholische Kirche
6,146 Milliarden und die evangelische 5,454 Milliarden. [….]
(Radio
Vatikan, 21.07.2017)
Dazu
kommen noch einmal über 500 Millionen Euro, die auch Atheisten
als Staatsdotation jedes Jahr über die Bundesländer an die Kirchen zahlen.
Ganz zu
schweigen von den etwa 20 Milliarden, die Kirchen durch Steuerbefreiung
mittelbar vom Staat bekommen und der fast vollständigen staatlichen Finanzierung
aller sozialen Einrichtungen unter kirchlicher Trägerschaft.
Und
selbst mit dem Milliardenregen ist die finanzielle Lage der Khanschen Katholiken
in Hamburg desaströs.
[….]
Heße stimmt Katholiken auf Kahlschlag ein
Die katholische Kirche
steht in Hamburg vor massiven Einschnitten. Mehrere Kirchengebäude und auch
katholische Schulen müssen wahrscheinlich geschlossen werden. Erzbischof Stefan
Heße sagte am Freitag im Gespräch mit NDR 90,3, dass in den kommenden sechs
Monaten der Sanierungsfahrplan erstellt werden soll. [….]
[….]
Im Abendblatt spricht Stefan Heße über
die Schuldenkrise seiner Diözese – und die drohende Schließung von katholischen
Kirchen.
Das Erzbistum Hamburg
droht tief in die roten Zahlen zu rutschen. Die derzeitige Überschuldung von 80
Millionen Euro könnte bis zum Jahr 2021 auf 350 Millionen wachsen. [….]
Ja,
meinetwegen gern, Frau Khan, lassen Sie nur noch die 0,6% der regelmäßigen
Kirchgänger in die katholischen Kirchen des Erzbistums.
Aber
dann nehmen Sie gefälligst auch nur noch 0,6% des Geldes, das bisher in die
Kassen der Nord-RKK fließt.
Ich bin
gespannt wie Herr Heße damit auskommt, wenn er schon mit der weit über
hundertfachen Summe Kirchen zumachen muss.
Guter
Plan!