Regierungen müssen Presseabteilungen und Pressesprecher haben, weil das Fulltime-Jobs sind. Myriaden Journalisten aus aller Welt müssen über das Regierungshandeln unterrichtet werden. Eine sehr zeitraubende Angelegenheit, da man einerseits mit allen Medien und allen Berichterstattungen vertraut sein muss, andererseits aber auch immer beim Regierungschef sein und jedes Detail der Regierungsarbeit kennen muss.
Vom
ZDF-Beau Seibert ist überliefert, daß er seinen Traumjob bei seiner heißgeliebten
Angela Merkel stark unterschätzte und alsbald aschfahl mit tiefen
Augenringen wirkte, weil seine Chefin so
wenig schläft und so lange Arbeitstage absolviert.
Dennoch
gilt ihr Verhältnis heute als sehr gesund, Seibert weiß genau wie er in Merkels
Sinne wolkig lange redet ohne viel zu sagen.
Er macht
seine Sache also insofern gut, daß Merkel sich auf ihn verlässt und ihm freie
Hand gibt. Er entlastet sie, indem sie sich nicht darum sorgen muss, was er
sagt.
Barack
Obamas Pressesprecher Josh Earnest ist einer der vielen WH-staffer, die noch
heute in höchsten Tönen von ihrem Chef sprechen, weil Obama stets extrem gut
informiert war und seinen Mitarbeitern viel zutraute.
Dementsprechend
viel Vertrauen genoss Earnest auch beim press chorps, da alle wußten Obama
stünde voll hinter ihm und man könne sich auf seine Aussagen verlassen.
Während
Obama arbeitete, tat Earnest seinen Job eigenverantwortlich.
Umso rührender und überraschender die Szene an
seinem letzten Arbeitstag, als Obama persönlich im WH-Pressesaal erschien, um
ein paar lobende Worte für ihn zu finden. Schließlich war es Earnests Job für
Obama zu sprechen und somit immer dann zu reden, wenn Obama nicht dabei ist und
zuhört.
In
Washington läuft es jetzt alles etwas anders. Earnests Nachfolger Spicer,
Scaramucci und Sanders sind eher Witzfiguren, denen von großen Teilen der White
House Correspondents' Association so ziemlich gar nichts geglaubt wird, nachdem
sie eine Fülle von Fehlinformationen und Beleidigungen ausbreiteten.
Ihnen
muss allerdings auch nicht geglaubt werden, denn Glaubwürdigkeit bei den
Medienvertretern würde bedeuten immer die Wahrheit zu sagen und das wiederum
schließt aus Vertrauen des einzig relevanten Zuschauers zu erlangen; Donald
Trump!
In
seiner psychotischen Manie stets im Mittelpunkt des Interesses zu stehen und
gelobt zu werden, sieht sich Trump jede PK persönlich in voller Länge an – das ist
leicht möglich, da er ohnehin kaum arbeitet und gut sechs Stunden pro Tag TV
glotzt – und bewertet die Arbeit seines Sprechers ausschließlich danach wie gut
es dem gelingt ihn selbst zu loben.
Spicer
bekam nach jedem Auftritt Feedback von Trump. Gern öffentlich über Twitter.
Sein Job
hing davon ab, daß Trump mit den Lobpreisungen zufrieden war und nicht etwa
davon, daß die gesamte Weltpresse schon nach seinem ersten Auftritt wußte wie
sehr Spicer log - "this was the largest audience to ever witness an
inauguration, period!"
Es geht
so weiter. Viele der engsten Trump-Mitarbeiter sind inzwischen gefeuert oder
warfen selbst entnervt das Handtuch, aber die, die noch da sind reden ihm
besessen nach dem Mund – auch wenn es noch so absurd ist und noch so
offensichtlich den Fakten widerspricht.
Während
Trump und seine Speichellecker versuchen Michael Wolffs Buch zu diskreditieren,
erreichen sie das Gegenteil, beweisen wie richtig dessen Analysen sind.
Ein
Lehrbuchbeispiel von unverschämter Pöbelei und Lügerei, die nur dem Zwecke
dient dem einen Zuschauer, nämlich Trump, zu gefallen, lieferte heute sein
verbliebener rechtsradikaler Hauptberater Miller.
(….) Da ist Senior Advisor to the President of the
United States Stephen Miller (*1985), der für mich mustergültig
illustriert, wieso ich keine Kinder haben möchte.
Er stammt aus
einer liberalen gebildeten jüdischen Familie, ging im prosperierenden
Multikulti-Sonnenstaat Kalifornien zur Highschool und aufs College, sollte also
eigentlich auch ein linksliberaler Kopf werden.
Stattdessen
radikalisierte er sich auf dem College stramm nach rechts, agitierte wie
besessen gegen Schwule und Einwanderer, diente der völlig durchgeknallten
homophoben Faschistin und Verschwörungstheoretikerin Michelle Bachmann als
Sprecher und arbeitete für den KKK-Freund Jeff Sessions. (….)
Heute
erschien er beim CNN-Star Jake Tapper in seiner Sonntagssendung „State Of The Union“.
Ihn
erwarteten eine Menge Fragen zu seinem Chef, da in Wolffs Buch eine Fülle von
Zitaten enger Trump-Mitarbeiter auftauchen, die unisono der Meinung sind, Trump habe nicht alle Tassen im Schrank und sei geistig
retardiert.
Eine
eigentlich nicht zu lösende Aufgabe, da die Indizien für Trumps Verblödung
überwältigend sind.
[…..]
Im Oval Office sitzt ein „Schwachkopf,
ein Idiot“ – da sind sich nach Informationen des „Fire and Fury“-Autors Michael
Wolff alle Trump-Mitarbeiter im Weißen Haus einig. [….]
Miller
tat das aus seiner Sicht einzig Richtige: Er versuchte gar nicht erst inhaltlich
auf die Fragen einzugehen, wich allen konkreten Themen aus und feuerte statt
dessen einen Schwall Beleidigungen und Unterstellungen ab.
Die
Zuschauer Tappers, die Antworten erwarteten, wurden also bitter enttäuscht.
Aber da
hätte Miller ohnehin nicht gewinnen können.
Wie immer
sah sich aber Trump den
Auftritt live im TV an und bestätigte direkt nach der Sendung
das, was Tapper mehrfach Miller konstatierte – er spreche nur für seinen einen
Zuschauer – Trump.
Indem er
untertänig und schleimspurziehend Trump immer wieder als „Genie“ bezeichnete, bringe
er diesen dazu ihn zu loben.
Und
genau das geschah auch prompt.
[….]
CNN bricht Interview mit Trumps
Chef-Berater ab
[….]
Wieder und wieder setzt Miller an, zu
erklären, warum sein Boss tatsächlich ein Genie sei. Als solches hatte sich
Donald Trump am Samstag in einem Tweet selbst bezeichnet. [….] Miller, der dem äußerst rechten Rand der
Trump-Administration zugerechnet wird, ist nun in die CNN-Sendung "State
of the Union" gekommen, um seinen obersten Dienstherren zu verteidigen. [….]
Selfmade-Milliardär, Revoluzzer des Reality-TV
und nun auch noch Präsident, "ein Phänomen, das niemand, auch nicht CNN,
hat kommen sehen" und so weiter. Mit der Einschätzung als Genie liege
Trump also "genau richtig".
An dieser Stelle kann
sich Tapper dann offenbar nicht mehr zügeln und giftet: "Ich bin mir
sicher, dass er zuschaut und glücklich ist, dass Sie das gesagt haben." Er
unterstellt Miller also, mit seiner Lobhudelei vor allem beim Präsidenten
selbst punkten zu wollen. [….]
Mit seiner Einschätzung, dass es Miller
wohl vor allem auf die Gunst des Präsidenten abgesehen hatte, scheint Tapper
nicht falsch gelegen zu haben. Kurz nach der Ausstrahlung des
Katastrophen-Interviews meldete sich Trump per Twitter zu Wort: "Jake Tapper
von Fake News CNN ist gerade zerstört worden von Stephen Miller aus der
Trump-Regierung. Schaut euch den Hass und die Unfairness dieses CNN-Lakaien
an." [….]