Montag, 18. Oktober 2021

Sparsames Mitleid

Darüber hatte ich kürzlich erst geschrieben. Ich kann mich schlecht am Tod und Elend anderer erfreuen.

(….) Ob es an meinem fehlenden deutschen Pass liegt, kann ich nicht sagen, aber ich neige immer eher zu Mitleid, als zur Schadenfreude und habe das Konzept von „gerechter Strafe“ nicht verinnerlicht.  Selbst bei wirklich abscheulichen Menschen, verstört mich die allgemeine Freude über ihr Ableben.

Angela Merkel, die Christin, die sich angeblich auf Werte wie Nächstenliebe beruft, sagte nach der völkerrechtswidrigen Tötung Osama bin Ladens (ohne Gerichtsverfahren) «Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten

Als Atheist und Humanist empfinde ich keine Freude, wenn Menschen getötet werden und halte solche nationalen Strafaktionen inklusive der dubiosen geheimen Entsorgung der Leiche im Meer für falsch.  Dafür braucht es die biblische Rache-Ideologie (Auge um Auge, Zahn um Zahn), die mir fehlt. (….)

(Briten in der Patsche, 03.10.2021)

Umgekehrt stoßen mich pathetische Lobhudeleien für Verstorbene ab.

Wenn ein Mensch stirbt, hat er es hinter sich, was wir Lebenden alle noch vor uns haben. Der Tote selbst ist also ohnehin nicht zu bedauern, sondern diejenigen, die übrig bleiben und ihn vermissen. Um die Gefühle der trauernden Angehörigen/Leser/Fans nicht unnötig zu verletzen, verbietet es sich Salz in die Wunden zu streuen, indem man höhnisch die Missetaten des Verblichenen auflistet. Man könnte an so einem Tag zum Beispiel schweigen.

Mir fällt es aber schwer zu schweigen, wenn ein Toter quer durch das politische Spektrum quasi wie ein Heilige bejubelt wird und in Wahrheit schwerste Schuld auf sich geladen hat. Kardinal Lehmann förderte über Jahre aktiv und wissentlich kindermissbrauchende Priester. Das ist keine Kleinigkeit und im Grunde noch abscheulicher, als selbst Kinder sexuell zu missbrauchen, weil es keine mildernden Umstände durch einen tiefsitzenden psychischen Trieb gibt.

(….) Wie immer wenn ein deutscher Kardinal stirbt, stehen von links bis rechts alle Toppolitiker zusammen und überschütten den Dahingeschiedenen mit Lob. Daß die Hardcore-Katholikin Nahles den Kardinal aus ihrem Heimatbundesland verehrt und lobpreist ist wenig überraschend.

Als Sozialdemokrat höre ich das dennoch nicht gern. Klar, verglichen mit Mixa oder Overbeck war der ABBA-Fan Lehmann relativ sympathisch. Misst man ihn aber an objektiven rechtlichen und moralischen Maßstäben, ist er auch nur ein homophober, misogyner Kinderfi**erförderer. Priester, die in seinem Bistum kleine Jungs vergewaltigt hatten, wollte er lieber weiter Kinder ficken lassen als sie der Staatsanwaltschaft zu übergeben, weil Lehmann befürchtete die staatlichen Stellen könnten sich auf die Seite der Opfer, statt auf die Seite der Täter stellen. Als der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann einmal gefragt wurde, warum denn vor 2010 so viele Bischöfe, die Kenntnis von kinderfi**ende Kaplanen hatten, nicht zur Staatsanwaltschaft gegangen wären, antwortete der Kirchenfürst ganz jovial, daß nicht alle Staatsanwaltschaften den Kirchen freundlich genug gesonnen wären. 

Seit wann dürfen eigentlich Kriminelle sich ihre Ankläger aussuchen, bzw entscheiden gar nicht erst zur Rechenschaft gezogen zu werden, weil der Richter nicht lieb genug ist?

Im Jahr 2007, also fünf Jahre nach den päpstlichen Leitlinien zum Kindesmissbrauch, die vorsahen pädophil übergriffige Priester zu melden, hatte der Mainzer Kardinal erklärt, wieso er sich nicht daran halten müsse – die Staatsanwaltschaften gefielen dem Herren im roten Kleid nicht.

O-Ton Karl Kardinal Lehmann:

„Die Staatsanwaltschaften in verschiedenen Städten sind auch recht verschieden. Soweit her mit der Objektivität allein ist es dann auch wieder nicht.“

Täterschutz kommt vor Opferhilfe. Das ist der Kern der Religionen: Wir sind besser als die und dürfen das, was die noch lange nicht dürfen. Im klaren Widerspruch zur Verfassung kassieren die Kirchen ab.

 (Das ist dreist, 15.08.2013)

Andrea Nahles ist da ebenfalls auf der Seite der Bischöfe. Sie bejubelte auch den obersten Kinderfi**ervertuscher Ratzinger im Bundestag. Ein paar Myriaden sexuell missbrauchte und verprügelte Kinder sind ihr ganz offensichtlich viel weniger wichtig als der Machterhalt der Multimilliarden-Organisation RKK.

In all den Dekaden als Kirchenfürst förderte Lehmann Priester, die Kinder brutal misshandelten.

Der langjährige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann hat es offenbar vorgemacht, indem er gar aus dem Ausland Pädophile in sein Bistum holte und sie im Schnellverfahren zu Prietsern machte.
Im Mai 1992 war im Schweizerischen Polizeianzeiger ein Haftbefehl der Kantonspolizei Freiburg gegen einen kinderbefummelnden Mann ergangen. Zeugen haben von "Griffen an die Genitalien" berichtet. An dem Freiburger Gymnasium, wo er als Deutschlehrer tätig war, hatten betroffene Schüler in großen Lettern "Orat et masturbat" und "Master of masturbation" auf die Fassade geschrieben.
DIESEN Mann, der nach Informationen des SPIEGEL in der Schweiz wegen des Verdachts auf "Unzucht mit Kindern" zur Fahndung ausgeschrieben war, bat Kardinal Lehmann nach Mainz wo er einen 12-Monatigen Schnellkurs im Priesterseminar belegte.
Nach dem was man inzwischen über Vorgänge in Priesterseminaren weiß – St. Pölten läßt grüßen – ist es nicht verwunderlich, wie schnell sich der Kinderficker unter Katholiken wohlfühlte.
Im Oktober 1992 wurde er Diakon und dann 1993 vom Kardinal persönlich zum Priester geweiht.

(Tammox 20.04.2008) (….)

(Der Schmerzensmann und die SPD-Katholibanin, 11.03.2018)

Im Alter von 83 Jahren starb heute George W. Bushs ehemaliger Außenminister Colin Powell an Covid19. Die sozialen Medien werden heute von Belobigungen und „REST IN POWER“-Postings überflutet.

 Auch Liberale und Linke erstarren in Ehrfurcht vor der Legende Powell, senden Emojis betender Hände und US-Flaggen, werden angesichts seiner Portraitbilder in voller Uniform pathetisch.

Colin Powell broke so many glass-ceilings in our country. He was the first African-American to hold many positions, including Head of Joint Chiefs of Staff and Secretary of State. He was a man of principle. And he never forgot where he came from. Rest in power, Colin Powell.

(Ana Navarro, 18.10.2021)

Immerhin verweisen die meisten deutschen Medien auch auf seinen Makel.

„Mit einem Makel“ ist eine sehr euphemistische Formulierung. Denn Powell war es, der maßgeblich zum größten US-amerikanischen Verbrechen seit Vietnam beitrug und ganz nebenbei noch das Ansehen der USA in der UN nachhaltig zerstörte, indem er dort log, daß sie die Balken bogen.

Nach vier Jahren Trump mag Lügen und Betrügen in einem milderen Licht erscheinen, aber die Konsequenzen der von Powell initiierten illegalen Kriege, waren tödlicher als das Erbe Trumps.

[….] Nur 76 Minuten waren es, die Colin Powells illustre Karriere auf eine negative Schlagzeile reduzierten. So lange nämlich plädierte der damalige US-Außenminister 2003 im Uno-Sicherheitsrat für eine Invasion des Iraks. Er präsentierte Videos, Tonmitschnitte und Grafiken, hielt sogar eine Ampulle mit weißem Pulver hoch, um zu illustrieren, welch geringe Menge des Gifts Anthrax tödlich sein kann. [….] Der Großteil der »Beweise«, die Powell gegen den Irak vortrug, entpuppten sich schnell als erfunden, missverstanden oder manipuliert. Der ruhmreiche Ex-General ahnte, dass dieser eine Moment seinen Heiligenschein dimmen würde, bis über den Tod hinaus. [….]

(Marc Pitzke, 18.10.2021)

Natürlich war Powell Gold, verglichen mit seinen ReTrumpliKKKan-Kollgegen von heute, aber einen verbrecherischen Angriffskrieg mit Lügen vor dem höchsten UN-Gremium anzuheizen, ist auch keine Kleinigkeit.

Eine dritte Meldung aus der US-amerikanischen Nachrichtensphäre passt in die Reihe. Von Kanada bis in Chiles Süden beten die Menschen für in Haiti verschleppte Missionare.

  […..] In Haiti sind 17 nordamerikanische Missionare und Familienmitglieder entführt worden. Nach Angaben der Polizei ist auch ein zweijähriges Kind darunter. Vermutlich eine Verbrecherorganisation mit dem Namen "400 Mawozo" habe die Gruppe östlich der Hauptstadt Port-au-Prince in ihre Gewalt gebracht, sagte Polizeiinspektor Frantz Champagne der Nachrichtenagentur AP. Laut der christlichen Organisation Christian Aid Ministries sind 16 US-Bürger und ein Kanadier betroffen.  Aus der US-Regierung hieß es, man habe Kenntnis über die Berichte. "Das Wohlergehen und die Sicherheit von US-Bürgern im Ausland ist eine der höchsten Prioritäten des Außenministeriums", wurde mitgeteilt. Man stehe mit den Behörden in Haiti in Kontakt. […..]

(Tagesschau, 18.10.2021)

Nichts und niemand ist so reich wie christliche Kirchen; insofern ist eine versuchte Lösegelderpressung keine abwegige Idee, wenn sich Kirchenvertreter predigend im ärmsten Gebiet der Welt aufhalten.

Immerhin, von ihrem geliebten Geld, müssen sich die Christian Aid Ministries wohl nicht trennen, denn „Gebete sind die radikalste Form der Einmischung“.

[….] Wie die »Washington Post« berichtet, setzte eines der Entführungsopfer einen verzweifelten Hilferuf per WhatsApp ab. »Wir werden als Geiseln gehalten, sie haben unseren Fahrer entführt. Wir wissen nicht, wohin sie uns bringen«, hieß es in der Botschaft. »Bitte betet für uns!« […]

(SPON, 18.10.2021)

Die weltweite besorgte Aufmerksamkeit für die Missionare, lässt allerdings außer Acht, wie moralisch verkommen ihr Treiben in Haiti ist.

(….)  Das größte Verbrechen des Christentums ist die Mission. Jene Jahrtausende zurückreichende Hybris, mit der die „Wir-sind-besser-als-die“-Ideologen rechtfertigen alle Nichtchristen töten zu dürfen.     Die Mission rottete hunderte Kulturen und Sprachen aus, kostete hunderte Millionen Menschenleben.

Noch im Jahr 2018 stürzte sich ein christlicher Missionar in der Andamanensee auf die letzten etwa 50 im Einklang mit der Natur lebenden Menschen, um auch ihre Kultur auszuradieren, sie zu Christen zu machen. (…..)

(Der christiotische Kampf um Bedeutung – Teil I, 30.03.2021)

Ich gönne keinen Menschen Schmerz und Leid, aber wenn solche Entführungen dazu beitragen sollten, daß weniger missioniert wird, wäre ich nicht traurig.