Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten bisher 46 Präsidenten und 49 Vizepräsidenten.
Das Erscheinungsbild der 95 Personen ist ähnlich homogen, wie bei den rund 300 katholischen Päpsten und Gegenpäpsten, die zu 100% weiße christliche Männer waren.
Bei den US-Chefs erscheint es bei 95/95 Christen, immerhin bezüglich der Ethnie und des Geschlechts etwas ausgewogener:
94 von 95 waren Männer, 93 von 95 waren rein weiß.
Die Homo-Quote ist aus verständlicherweise nicht bekannt, liegt offiziell aber bei Null. Auch wenn es als ziemlich sicher gilt, daß JFK, genau wie sein Bruder Bobby, gelegentlich auch mit Männern schlief. Aber wer tut das nicht, im prüden Amerika mit all den promise-keeper-Frauen?
Allerdings erscheint den US-Bürgern die Quote von 98,95% Männern und 97,89% Weißen offensichtlich inzwischen zu divers zu sein. Man muss es mit Multikulti ja auch nicht übertreiben und so gilt, angesichts der realen Gefahr, nach 46 Männern in Folge, eine Frau als US-Präsidentin zu bekommen, als ausgemacht, daß zumindest ihr „running mate“ ein weißer Mann sein MUSS. Die identitätspolitische Arithmetik erzwingt es. Noch mehr „color“ wäre den Wählern nicht zuzumuten. Nicht auszudenken, wenn Kamala Harris beispielsweise mit Senator Corey Booker anträte und gewänne. Dann sänke die Weißen-Quote unter den US-Präsidenten und Vizepräsidenten ab 2025 dramatisch auf 96,91% ab!
Das gilt als unzumutbar.
Mit einem weißen Mann an ihrer Seite, wären es wenigstens noch 97,94% Weiße.
[….] „Kamalas VP-Optionen“, postete ein Nutzer auf X über einer Reihe von cremefarbenen Farbproben mit der Aufschrift ‚Trustworthy Whites: 40 unserer besten Weißen‘. „Kamala sucht einen Vizepräsidenten“, schrieb ein anderer über ein Foto mit Flaschen von Supermarkt-Weißweinen, auf denen ‚Interessante Weißweine‘ steht. „Kamala‘s menu of potential VPs“, postete ein dritter über einer Speisekarte mit Beschreibungen, die von ‚leichten, knackigen, trockenen Weißweinen‘ bis hin zu ‚reichen Weißweinen‘ reichten. [….] Auch wenn der Tonfall ironisch war, so spiegelte er doch die fast sofortige Einschätzung wider, die sich unter den Abgeordneten in Washington, den Strategen und Agenten im ganzen Land sowie unter den normalen Wählern verfestigte: dass Harris, die schwarz und indisch-amerikanisch ist und im Falle ihrer Wahl als erste Präsidentin in die Geschichte eingehen würde, einen Weißen als Partner für ihre Kandidatur wählen muss. [….] Aber das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der sich die konventionelle Weisheit durchsetzte - dass Harris, wenn sie gewinnen will, einen weißen Mann als Vizepräsidenten wählen muss - spiegelt in ihrer zynischsten Form wider, dass die Nation nur begrenzte Abweichung von ihrem weißen, männlichen Fundament tolerieren wird, selbst wenn die politische Welt insgesamt vielfältiger denn je ist. [….] Es ist nicht verwunderlich, dass die gängige Meinung lautet, dass wir eine Frau an die Spitze der Kandidatenliste setzen, aber es muss - und ich setze es hier in Anführungszeichen - „Ausgewogenheit“ herrschen, was immer Teil der Gleichung ist“, sagte Debbie Walsh, Direktorin des Zentrums für amerikanische Frauen und Politik an der Rutgers University.
Wenn es jedoch um eine Auswahl geht, die Barrieren durchbricht, fügt Walsh hinzu, dass ein Gefühl der Kontinuität mit der Vergangenheit oft wichtiger wird.
„Jahrzehntelang hat es niemanden gestört, dass zwei Männer an der Spitze der Kandidatenliste standen. Jahrzehntelang hat sich niemand Gedanken darüber gemacht, dass die beiden Personen an der Spitze der Liste weiß waren“, sagte sie. „Aber in solchen Momenten, in denen man auf eine Premiere blickt, denke ich, dass es die konventionelle Weisheit ist, die Menschen zu beruhigen, sie glauben zu lassen, dass sich die Welt vielleicht nicht ganz so schnell verändert, um zumindest diese Art von Geschlecht und Ethnie - wieder in Anführungszeichen - ‚Gleichgewicht‘ zu sehen.“
In Interviews auf Harris‘ erster großer Wahlkampfveranstaltung am Dienstag in der Nähe von Milwaukee sagten viele ihrer Unterstützer, sie erwarteten, dass sie einen weißen Mann als Partner für ihre Kandidatur auswählen würde - mit der Begründung, dass dies die größte Anziehungskraft auf die Wähler hätte. [….]
(Ashley Parker, Dylan Wells, 28.07.2024)
Der Rückzug von Joe Biden bedeutete allerdings das Ende des von „Double-Hatern“ geprägten Wahlkampfes. Lange Zeit schienen nur uralte Männer mit deutlichen kognitiven Zerfallserscheinungen auf dem Wahlzettel zu stehen. Plötzlich taucht nun eine, mit 59 Jahren, vergleichsweise jugendliche Frau auf. Das elektrisiert offenbar viel mehr Wähler, als sich die hochbezahlten Wahlexperten und Spindoktoren beider Kampagnen vorstellen konnte. In drei Tagen sammelte Harris 200 Millionen Dollar Wahlkampfspenden ein – darunter 2/3 Kleinstspenden. Alle anderen potentiellen demokratischen Präsidentschaftskandidaten stellten sich überraschend schnell und klar hinter die amtierende Vizepräsidentin, die auch die wichtigen Endorsements der Superpromis (Obama-Familie, Clinton-Familie, Biden-Familie, Pelosi, Schumer, Jeffries) erhielt und ebenfalls die nötigen Nominierungsstimmen des Parteitages auf sich vereinigen konnte.
Die Flut der positiven Harris-Memes stellt eine enorme kostenlose Werbung dar, die bereits jetzt die Swingstate-Umfragen dreht.
[….] And each day this week has seen a new record set for a Presidential campaign:
A Record-Smashing Surge of Volunteers Signing Up Across Key Swing States (a total of 170,000 throughout the nation as of this morning);
The Biggest One-Day Haul of Campaign Contributions Ever, 60% of them from first-time donors (the total overall take is more than $350 million as of today);
The Largest Zoom Call Ever for a Campaign Meeting (160,000 participants, with more than double that expected on Monday night’s “Women for Harris” Zoom);
The Most People Ever to Register to Vote Over a 48-Hour Period: Almost 40,000 New Voters!
85% of all Convention delegates (3,404 of them) endorsed Harris after she had only been a candidate for three days — and all this 4 weeks before the Convention even starts! […..]
Donald Trump reagiert schon schwer genervt, kübelt ganz seiner Art entsprechend, immer perfidere Beschimpfungen unter der Gürtellinie über Harris aus.
Seine ganze Partei verfällt ungeniert in übelsten Rassismus und Sexismus, wenn es gegen Harris geht. Was sollten sie auch anderes tun?
Rationale Argumente für ihren orangen Cultleader gibt es nicht und der Messias gibt den Ton vor.
Blöderweise hilft das den GOPern nicht. Im Gegenteil, die misogynen Attacken, die nun auch von Trumps VP-pick J.D. Vance kommen, beflügeln eher die Demokraten, weil sich viele Liberale und Frauen, die sich vorher kaum für die Wahlen interessierten, nun mit der Demokratin solidarisieren.
Trump gerät mehr und mehr in Panik.
Viele republikanische Strategen bereuen bereits Trumps Entscheidung für VP-Vance.
[….] Während bei den amerikanischen Demokraten derzeit allerbeste Stimmung herrscht, hat sich bei den Republikanern Ernüchterung breitgemacht. Seit Präsident Joe Biden vor einer guten Woche erklärt hatte, dass er nicht zur Wiederwahl antritt und alles darauf hinausläuft, dass Vizepräsidentin Kamala Harris als Kandidatin der Demokratischen Partei nominiert wird, regnet es Geld: Mehr als 200 Millionen Dollar sind in der vergangenen Woche beim Team Harris eingegangen, das Gros des Geldes stammt von Menschen, die zum ersten Mal gespendet haben. Rund um die Kampagne herrscht nicht nur gute Stimmung, sondern auch zählbare Begeisterung.
Die Republikaner blicken derweil mit zunehmender Sorge auf J. D. Vance, den Senator aus Ohio, den Donald Trump als seinen Running Mate ausgesucht hat, als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft. Immer neue Videoschnipsel tauchen in den sozialen Medien auf, in denen Vance insbesondere zu den Themen Abtreibung und Frauenrechte Positionen einnimmt, die den Republikanern im Wahlkampf große Probleme bereiten könnten. Auch seine aktuellen, teils merkwürdig anmutenden Wahlkampfauftritte tragen nicht dazu bei, die Partei zu beruhigen. [….] Vance ist zudem ein strikter Abtreibungsgegner. Ebenfalls im Jahr 2021 hat er einmal in einem Gedankenspiel geäußert, dass der Staat eingreifen solle, wenn in demokratischen Bundesstaaten weiterhin Abtreibungen erlaubt wären. In diesem Gedankenspiel dachte er laut darüber nach, was zu tun sei, wenn der Milliardär George Soros Tag für Tag überwiegend schwarze Frauen aus Ohio nach Kalifornien fliegen lasse, um dort einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. In diesem Bild scheint er nahezulegen, dass ein jüdischer Milliardär schwarze Frauen manipuliert, es trägt wohl gleichermaßen Züge von Antisemitismus wie von Rassismus. [….] Zudem muss Vance gerade viel Zeit damit verbringen, zu erklären, wie er sich von einem Trump-Gegner zu dessen glühendstem Unterstützer entwickelt hat. Vance hatte Trump in der Vergangenheit unter anderem als „Amerikas Hitler“ und „kulturelles Heroin“ beschrieben. Das scheint manchen Republikanern erst jetzt so richtig bewusst zu werden. [….]
(Christian Zaschke, 29.07.2024)
Etwas mehr identitätspolitische Arithmetik hätte auch den GOPern gegen ein Harris/X-Ticket gut getan. Daher fühlen sich die QTrumpliKKKans vom Biden-Rücktritt überrumpelt und kübeln vor Wut und Hass noch mehr Dreck aus.
Aber Trump wußte auch vor Bidens Rückzug, daß er gegen ein gemischtgeschlechtliches Paar antritt und entschied sich bewußt für einen Mann als Partner.
Er kann nicht anders, weil er ein zutiefst misogyner Sexist ist, der Frauen viel zu sehr verachtet, um mit einer als Vize-Kandidatin anzutreten. Grab’em by the pussy ist sein signature move.
Schließlich ist auch er ein alter Mann, der auf diese Art versehentlich eine Frau in Präsidentenamt bringen könnte. Das würde er niemals riskieren.