Das war
wieder eine lange Nacht bis endlich die Ergebnisse aus Kalifornien vorlagen und
der Bernie-Geront in Santa Monica auf die Bühne gewankt kam.
Der mit
Abstand bevölkerungsreichste Staat der USA bringt 550 Delegierte in die
demokratische Convention ein.
Hillary
Clinton hatte schon vorher eine Mehrheit, aber Bernie Sanders wollte
offensichtlich wenigstens eine Mehrheit der „pledged delegates“ anstreben, so
daß Clinton auf ihre superdelegates angewiesen wäre, um ihn zu schlagen.
Dafür
hätte er mindestens 70% der Stimmen in Kalifornien holen müssen.
Stattdessen
verlor er deutlich.
Clinton
liegt etwa bei 56% und Sanders bei 43%.
Der mit
Abstand zweitgrößte Staat von den sechs, die gestern abstimmten, ist New
Jersey. Hier gewann Clinton mit 63% zu 38% und sicherte sich damit 88 der 142
Delegierten.
Sie
holte allein in Kalifornien eine halbe Million Stimmen mehr als Sanders;
insgesamt bekam sie bei den gesamten demokratischen Primaries über drei
Millionen mehr absolute Stimmen als er.
Sofern
Sanders also Demokratie akzeptiert, muß er einsehen verloren zu haben.
Aber
unter dem Jubel seiner Anhänger kündigte er an, nicht aufzugeben. „The struggle
continues“ sprach er und will auch noch den allerletzten Wahltermin nächste
Woche in Washington DC wahrnehmen.
Der Mann
möchte also weiterhin Trump helfen.
Der
GOP-Kandidat hatte nach der heftigen innerparteilichen Kritik ob seiner
rassistischen Ausfälle ganz offensichtlich die Hosen voll. Dem Großmaul war
selbiges gestopft.
Also war
die loose cannon diesmal gleich zu
Hause geblieben, las seine Rede vom Teleprompter ab und ließ keine Fragen zu.
Nichts
Neues also bei Sanders und Trump.
Wir
erlebten aber eine zur presumptive
presidential nominee aufgestiegene Hillary Clinton, die damit schon
Geschichte schrieb, weil sie die erste Kandidatin einer großen Partei in der gesamten Geschichte der USA ist.
Nachdem
44 Männer als US-Präsidenten amtierten, könnte Nr. 45 tatsächlich eine Frau
werden.
Könnte.
Man
verwende tunlichst eine Konjunktiv-Formulierung, denn Trump und die GOP haben
es vermocht eine tiefe Sehnsucht nach den 50er Jahren zu schüren,
als es noch nicht diese widerliche „Diversity“ gab. Als Schwarze und Latinos
nichts zu melden hatten, Frauen die Klappe hielten, als Schwule in den Knast
kamen und außenpolitische Aufmüpfigkeit mit Bombardierungen gelöst wurden.
Nichts
anderes bedeutet Trumps Slogan „make America great again“ – zurück in die
Vergangenheit, als wir Weißen allein bestimmten.
Diese
teebeuteligen Hassfanatiker sind so unerträglich, daß ich als US-Wähler für
jeden demokratischen Kandidaten stimmen würde.
Daß mir
Hillary Clinton schon seit Jahren auf die Nerven geht, ich ihre Lautstärke, den
stets weit aufgerissenen Lach-Mund und das ständige augenrollende Nicken kaum
noch ertrage, ist also irrelevant.
Sie
bekommt sowieso meine Stimme. Das war über Jahre mein amerikanisches
Wahlmantra.
In den
letzten Wochen haben sich aber zwei Dinge verändert.
Da ist
einerseits die inzwischen nur noch theoretische innerparteiliche
Alternative Sanders. Viele Jahre bin sich Abonnent seines Youtube-Kanals und
freute mich oft an seinen Reden im Senat.
Seine
linke sozialpolitische Agenda ist mir lieber als die Clinton-Linie.
Aber
Sanders scheint mir doch intellektuell sehr verengt zu sein. Von Außenpolitik
hat er keinen Schimmer, er interessiert sich auch offenbar gar nicht dafür.
Sanders
sagt kein Wort zur Flüchtlingskrise im Nahen Osten. Das Elend in der Welt ist
ihm egal. Ihm fiele es nicht ein dafür zu plädieren syrische Flüchtlinge
aufzunehmen.
Clintons
Agenda ist viel weiter gefasst. Sie ist erheblich besser informiert und sieht
das Gesamtbild.
Außerdem
zeigte sie 2008 wie man sich selbst zurücknimmt, um der Sache willen.
Sanders
befindet sich immer stärker auf einem neroesken Egotrip.
Tatsächlich
würde ich also bei einer Wahl zwischen Bernie und Hillary inzwischen für sie
stimmen, weil ich sie für das Amt als erheblich besser geeignet erachte.
Da ist
andererseits mal wieder eine neue Hillary, die zeigt wie lernfähig sie ist.
Lernfähigkeit
halte ich für ein Zeichen von Intelligenz. Sie hat die Zustimmung zu Sanders
analysiert und daraus die Konsequenz gezogen sich deutlich sozialer zu
positionieren.
Anders als
der ausschließlich sozial tickende Sanders denkt Hillary auch
gesellschaftspolitisch, setzt sich schon sehr lange für Minderheiten ein; erwähnt
diese bei allen Reden.
Damit
bin ich schon beim entscheidenden Punkt.
Innerhalb
einer Woche habe ich nun zwei große Reden Clintons gehört.
Letzte Woche in San Diego die zur Außenpolitik, in der sie Trump vernichtete und
gestern ihre Kandidatenrede zum Abschluss der Primaries.
Beide,
aber insbesondere die gestern waren brillant.
Ich bin
ernsthaft beeindruck was für einen Ton sie fand und wie sie das Motto „Brücken
bauen“ dem Trumpschen „Mauern erreichten“ entgegensetzte.
„Stronger
Together“ lautete ihr Leitmotiv und so setzte sie eine klar diametral Trump
entgegengesetzte Botschaft ab: Keine Ausgrenzung, sondern Inklusion, nicht
gegen das Ausland, sondern mit den Partnern zusammen.
Beeindruckend
wie Clinton die Versöhnung sucht, auch diejenigen mitnehmen will, die sie nicht
wählen und sich wieder demonstrativ freundlich Bernie Sanders zuwendete.
Hier
zeigte sich auch der größte Unterschied zur Sanders-Veranstaltung.
Während
Hillarys Unterstützer bei ihrem Sanders-Lob applaudierte, buhte es Sanders
heftig entgegen, als er Clinton erwähnte.
Seine
Anhänger sind offensichtlich Fanatiker, die lieber untergehen und Trump
Präsident werden lassen.
Wir
haben jetzt immerhin klare Alternativen.
Hillary
Clinton, oder Trump:
Schockierend dagegen ist das, was Trump über Amerika verrät. Ihm gelingt es, aus jedem Jahrzehnt die negativsten Eigenschaften mitzuschleppen und zu vermengen, von der Gier und Rücksichtslosigkeit der Achtziger bis zur permanenten Selbstdarstellung auf den Social-Media-Bühnen der Nullerjahre bis hin zu der zunehmend salonfähigen Ausländerfeindlichkeit der Zehnerjahre. In diesen Tagen wirft er einem US-Richter mexikanischer Herkunft vor, befangen zu sein, bloß weil er mexikanische Wurzeln hat. Vor einem Jahr mag man gedacht haben, offener Rassismus durch einen Spitzenpolitiker sei undenkbar in diesem toleranten Einwanderungsland, das noch immer die treibende Kraft der Globalisierung ist.
Schockierend dagegen ist das, was Trump über Amerika verrät. Ihm gelingt es, aus jedem Jahrzehnt die negativsten Eigenschaften mitzuschleppen und zu vermengen, von der Gier und Rücksichtslosigkeit der Achtziger bis zur permanenten Selbstdarstellung auf den Social-Media-Bühnen der Nullerjahre bis hin zu der zunehmend salonfähigen Ausländerfeindlichkeit der Zehnerjahre. In diesen Tagen wirft er einem US-Richter mexikanischer Herkunft vor, befangen zu sein, bloß weil er mexikanische Wurzeln hat. Vor einem Jahr mag man gedacht haben, offener Rassismus durch einen Spitzenpolitiker sei undenkbar in diesem toleranten Einwanderungsland, das noch immer die treibende Kraft der Globalisierung ist.
Aber der Blick in den
Spiegel hat etwas anderes verraten. Die einst so stolze Republikanische Partei
ist durchsetzt von Ressentiments - gegen Illegale, gegen Muslime, gegen
angebliche Schmarotzer. Die älteren weißen Wähler befürchten, dass sie die
Kontrolle verlieren, dass sie zu wenig abbekommen, während die anderen, die
Fremden, zu viel kriegen.
[….]
Hoffen
wir, daß Clinton die USA vor de, GOP-Wahnsinn rettet.