In
meiner Generation weiß man noch, daß es sich nicht gehört jemanden um 20.00 Uhr
anzurufen.
Tagesschauzeit.
Äußerst unhöflich, wenn jemand während „der Nachrichten“ anruft.
Ich rufe
einige Freunde immer um 20.15 Uhr an. Der erste Satz, der aus dem Hörer dringt,
lautet meist „hast Du auch gerade Nachrichten gesehen?“ und schnell ist man
sich einig, daß es „so schlimm wie jetzt“ noch nie war.
In der
Tat scheint es an allen Enden und Ecken zu brennen.
Dabei
schockieren mich weniger Unglücke und Naturkatastrophen, als die Desaster, in
welche die Menschheit sehenden Auges hineinschlittert.
Ein
zerfallender Irak im Bürgerkriegschaos wurde schon 2002 für den Fall eines
US-Einmarsches prophezeit.
George
W. Bush, Angela Merkel und Tony Blair wollten das aber nicht hören.
Genauso
wenig überraschend ist Putins schlechte Laune, nachdem ihm die NATO seit 20
Jahren wider ihre Versprechen immer mehr auf den Pelz rückt.
Ein
halbes Jahr nachdem die UN eindringlich zu warnen begann, die Ebola-Seuche
gerate außer Kontrolle, bequemt sich Frau von der Leyen in ihrer Garage nachzusehen,
ob die Bundeswehr vielleicht noch ein flugfähiges Flugzeug hat, welches
irgendwelche Hilfsgüter nach Liberia bringen könnte.
Die
Weltgemeinschaft handelt nach der Maxime „es gibt viel zu tun, lassen wir es
liegen!“
Sind
vielleicht die Menschen der fehlkonstruierten Rasse Homo Demens zu phlegmatisch, um sich zu engagieren?
- Wenn es doch nur das wäre!
Es ist
schlimmer.
Mit Verve
stürzen sich die Menschen auf Nebenkriegsschauplätze, hören auf imaginäre
Freunde, die ihnen Mord und Totschlag der Menschen mit anderen imaginären
Freunden auftragen.
Während
man sich gegenseitig möglichst effektiv zu schaden versucht, ruft das größte
Militärbündnis der Welt dazu auf unbedingt mehr in Rüstung und Waffen zu
investieren.
Die Kapazität
die Welt hundertfach zerstören zu können, reicht ihnen nicht aus.
Für das
Militär wird bereits so viel Geld investiert, daß man mit einem Bruchteil dessen den Hunger in der Welt abstellen könnte. Aber man sieht lieber zu wie jeden Tag 20.000 Kinder an
Hunger sterben und verspricht noch mehr Dollar in die Rüstungsindustrie
umzuleiten.
Eine der
größten und ältesten Organisationen des Planeten; die RKK mit 1,2 Milliarden
Mitgliedern diskutiert währenddessen mit größtmöglichen Eifer darüber, ob man
einem geschiedenen Menschen eine 0,5 mm dicke Esspapier-Scheibe in die Hand
drücken darf.
Das
Thema ist derart heikel, daß der Papst selbst sich nicht traut zu sagen „jetzt
ist aber endgültig Schluß mit der unsinnigen Kommunions-Diskussion; jeder
bekommt eine Oblate.“
Nein,
dazu hat er die Soutane zu voll und veranstaltet lieber eine Hochzeit mit 20
Brautpaaren im Vatikan, unter denen – symbolträchtig – symbolträchtig –
symbolträchtig – auch ein Bräutigam in seine zweite Ehe einwilligt.
Kardinal Müller was not amused.
Falls
uns gerade die kleinen grünen Männchen beobachten, bekommen sie spätestens
jetzt einen Lachanfall und wenden ihre Untertassen auf Nimmerwiedersehen.
Solche
Gaga-Diskussionen werden gerne auch mal über Jahrhunderte ausgetragen.
Sämtliche
Moralexperten aller Religionen, die ja immerhin Gottes wörtliches Wort auf
ihrer Seite haben, waren viele Jahrhunderte fest davon überzeugt, daß Sklaverei
eine gute und gottgewollte Angelegenheit ist. Daß Frauen kein Wahlrecht haben
und sich überhaupt unterordnen müssen. Daß Demokratie des Teufels ist. Daß man
Andersgläubige töten muß.
In
quälend langen Prozessen über viele Dekaden kamen immerhin Teile der Menschheit
zu der Erkenntnis, daß Frauen irgendwie auch nicht total rechtlos sind, daß man
Schwule nicht sofort ins Zuchthaus sperren muß und daß sogar gemischtkonfessionelle
und gemischtrassige Ehen erlaubt werden können, ohne daß auf der Stelle die
Sonne implodiert.
Natürlich
sind diese Diskussionen keineswegs ausgestanden. Keine einzige der rund 600
Millionen katholischen Frauen ist jemals Priesterin oder Bischöfin geworden.
Soweit sind wir noch nicht mit der Gleichberechtigung.
Und bei
unseren zweitbesten Freunden im Nahen Osten, in Saudi Arabien, heißt es „Rübe
ab“, wenn eine Frau ohne Niqab aus dem Haus geht und womöglich auch noch mit
dem Auto fährt.
Stört
uns gar nicht. Im Gegenteil, bei dieser wundervollen Herrschaftsform setzt sich
Angela Merkel besonders intensiv für Geschäftsbeziehungen ein.
In
Deutschland, ich kann es nicht glauben, wallen die Emotionen auf, wenn auch nur
laut gesagt wird, daß „Strafrecht kein Moralrecht ist“, daß man
also die Liebe zwischen zwei Menschen nicht mit Gefängnis ahnden sollte.
Bruder und Schwester, die sich lieben? Das finden wir so ekelig, daß wir
sie lieber einsperren.
Plötzlich
sind persönliche Vorurteile und Abneigungen Maßstab für Gesetze.
Mit der
Argumentation könnte ich alle heterosexuellen Ehefrauen über 60 in den Knast
stecken lassen, weil ich es nun einmal ausgesprochen widerlich finde mir
vorzustellen, wie Angela Merkel nackt mit ihrem Herrn Sauer kopuliert.
In
Deutschland, ich kann es nicht glauben, holen ewig-gestrige Moralinsaure aus
Kirchen und CDU tatsächlich das Strafrecht aus dem Köcher, wenn erwachsene
Menschen beschließen ihr eigenes Leben, das ja ohnehin endet, auf die Art zu
beenden, die sie bevorzugen.
In
Deutschland, ich kann es nicht glauben, sträubt sich die größte und beliebteste
Partei des Landes, ebenso wie ihre mit 70%-Zustimmungsraten gesegnete
Vorsitzende ernsthaft immer noch dagegen gleichgeschlechtlichen Paaren die
Rechte der gegengeschlechtlichen Paare einzuräumen.
Inhaltliche
Gründe gibt es zwar nicht, aber Konservative finden das bähbäh und so wird das
Thema seit Jahren durchdiskutiert.
Die deutsche
Bundesregierung hat schriftlich auf eine Anfrage des Kölner
Bundestagsabgeordneten Volker Beck (Grüne) erklärt, dass sich die Koalition
noch nicht auf die Umsetzung des Koalitionsvertrags bei Homo-Rechten geeinigt
habe.
Beck hatte angefragt, wann
und wie die Regierung ihr Versprechen einlöse, rechtliche Benachteiligungen von
Homo-Paaren abzuschaffen. "Die Meinungsbildung der Bundesregierung zur
Umsetzung der Koalitionsvereinbarung ist noch nicht abgeschlossen", heißt
es lapidar in einer Antwort des Bundesjustizministeriums vom letzten Mittwoch.
Der Grünen-Politiker
zeigte sich über die fehlenden Fortschritte in der Großen Koalition enttäuscht:
"In 54 Gesetzen und Verordnungen werden Lebenspartnerschaften und Ehe
ungleich behandelt", so der 53-Jährige am Dienstag in einer
Presseaussendung. "Fast ein Jahr nach Unterzeichnung des
Koalitionsvertrages hat die schwarz-rote Koalition immer noch keinen Plan, wie
sie die bestehende Diskriminierung eingetragener Lebenspartnerschaften
beseitigen will. Nachdem die SPD im Wahlkampf mit dem Versprechen '100 %
Gleichstellung nur mit uns' den Mund etwas voll genommen hat, beißt sie nun bei
der CDU/CSU auf Granit." Die Antwort zeige, dass die Bundesregierung
"konzeptlos" beim Thema schwul-lesbischer Politik sei.
Es gibt
kaum einen Politiker, den ich so vehement ablehne wie den extrem dreist lügenden Heuchler Volker Beck.
Es passte
nur zu gut ins Bild, daß er mich auch persönlich angriff und beleidigt um sich biss,
als ich eine reine sachliche Diskussion führte.
Bis
heute weiß ich kaum einen Politiker, der auf ein derart niedriges Niveau
abgleiten kann.
Dennoch
hat der Grüne natürlich vollkommen Recht damit wie er die GroKo wegen der „Homorechte“
angreift.
Das ist
doch wirklich nicht zu fassen: Wir befinden uns im Jahr 2014 des Herren, die
Welt um uns herum springt aus den Fugen; Seuchen, Krieg und Elend überfluten
uns, aber in Deutschland diskutiert die Bundesregierung noch ernsthaft darüber,
ob man etwa auch „Queeren“ dieselben Rechte wie dem Rest der Menschen
zubilligen sollte.
[….]
Vor
einem Jahr bin ich Bundeskanzlerin Angela Merkel begegnet, es war vor der
Bundestagswahl in der ARD-Sendung „Wahlarena“. Ich konnte ihr diese Frage
stellen: Warum will sie nicht, dass schwule Paare Kinder adoptieren können? Das
Treffen hat mich für ein paar Tage in das Licht der Öffentlichkeit gebracht.
Ein Jahr später frage ich mich, was geblieben ist außer der kurzzeitig
geführten Diskussion, die dann noch einmal aufflammte, als der Fußballer Thomas
Hitzlsperger sich als schwul outete.
[….]
Ich
bin ein Mensch, ein Mann wie jeder andere Mann auf dieser Welt auch. Und es
darf in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielen, ob ich einen Mann oder eine
Frau liebe. Es geht nicht um schwul, lesbisch oder heterosexuell. Es geht um
die Liebe und die verlässliche Partnerschaft zu einem Menschen. [….] Bei der
Homosexualität aber tut sich dieses Land schwer. Warum nur? Weil Schwule in
einer doch immer noch sehr männlich geprägten politischen Elite unausgesprochen
als Bedrohung empfunden werden?
[….]
Ich
hatte keine Wahl, schwul zu werden oder nicht. Ich habe die gleichen Wünsche,
Hoffnungen, Freuden und Ängste wie andere Menschen auch. Warum werde ich nicht
ebenso behandelt? Wir Deutschen sind gut darin, mit dem Finger auf andere zu
zeigen, die nicht nach unserem Verständnis von Recht und Freiheit leben, die
zum Beispiel Homosexuelle diskriminieren. Doch wie schaut es mit dem Umgang mit
Homosexualität in Deutschland aus?
[….]
Der
Politik fehlt der Mut, in die gelebte Realität einzutauchen. Sie sollte den
Kindern aus Regenbogenfamilien zuhören und deren Eltern. Frau Merkel ist
schließlich die Bundeskanzlerin aller Deutschen.
(Patrick
Pronk SZ vom 30.09.2014)
Deutschland
bauscht, wieder einmal, ein Nicht-Thema zum großen Thema auf.
Was für
eine Zeitverschwendung.
Auch im „Land
of the free“, der westlichen Führungsnation gibt es keineswegs die gleichen
Rechte für alle.
Auch
dort diskriminiert man lieber.
Und wenn
man doch gehindert wird zu diskriminieren, fängt man an zu heulen.
A baker who closed her store after deciding she could not follow the law
that mandated same-sexcouples not be discriminated against brook down in front
of cameras at a conservative anti-gay conference. […]