Samstag, 7. November 2020

Highest vote total in the American history

Die Jubelgesänge auf den Straßen von Atlanta, Philadelphia, New York sind laut. In Washington DC sind sie so laut, daß sie deutlich im Weißen Haus zu hören sind.

Da sich Donald Trump wie erwartet im realitätsverweigernden Pöbel-Modus befindet und so bestialisch rassistisch tweeted, daß sich die TV-Sender weigern den Dreck vorzulesen, griffen seine Staffer zu dem einzigen Mittel, mit dem man den orangen Wüterich beruhigen kann: Sie schickten ihn golfen.

Und so tuckert #45 in einem golf cart auf seinem privaten Platz in Virginia umher, während seine Macht zerbröselt.

Daß sich Trump in der verbleibenden Amtszeit bis zum 20.01.2021 auf die dringenden Aufgaben der US-Regierung konzentriert, gilt als ausgeschlossen. Er wird keine bemerkenswerte concession-speech für die Geschichtsbücher wie John McCain 2008 halten, sondern stoisch weiter Lügen über seinen angeblichen Sieg verbreiten.

Corona gerät völlig außer Kontrolle in den USA; den vierten Tag in Folge gab es heute Rekord-Neuinfektionszahlen von weit über 120.000 Fällen.

Der egomane Demagoge ist nach wie vor absolut unfähig die Pandemie zu verstehen und wird die Lage weiter verschlimmern – genau wie in so vielen anderen Politikbereichen auch.

Es geht nur um ihn, seine Gefühle und seine Befindlichkeiten.

Die Kombination aus psychopathischen Charakter und überbordenden Borniertheit verhindert es nachdrücklich, daß Trump seine Niederlage anerkennt, conceded, Biden anruft und zu seinem Sieg gratuliert, zum traditionellen Besuch des Nachfolgers im Weißen Haus einlädt.

Reporter berichten, es gab in der Geschichte Washington noch nie solche riesigen Jubelszenen. Trump ist der „mad king“, den seine Berater nun verzweifelt von dem Oval Office fernhalten, damit er nicht völlig ausflippt.

Die mächtigen Republikaner schweigen alle, weil sie immer noch den Zorn Trumps fürchten und wissen welche Zerstörungskraft er als pseudoreligiöser cult-leader durch die ihm sklavisch folgenden 70 Millionen Anhänger entfachen kann.

Aber sie springen ihm auch nicht mehr öffentlich bei, während er behauptet es handele sich um Wahlbetrug. Die GOP-Senatoren und GOP-Gouverneure sind zwar allesamt völlig amoralisch, aber in der Regel noch nicht ganz so realitätsblind wie Trump. Sie können auch keinen Wahlbetrug erkennen, wissen um Bidens letztendlich klaren Sieg, den auch Trumps Zentralorgan FOX unmissverständlich meldet.

Die Republikaner in beiden Kammern des Kongresses haben sich einen Sieg Trumps gewünscht, weil sie mit Trump ihre radikalen Minderheitenprojekte durchsetzen können: Gegen gay marriage, gegen Obamacare, totale Steuerbefreiung für die Supereichen, Unterdrückung von farbigen Amerikaner, Hass auf Einwanderer, Klimawandel-Leugnung, Umweltzerstörung, Waffen für alle, Drogenkriminalisierung, Wissenschaftsfeindlichkeit.

Trump war ihr Mehrheitslieferant, mit dem sie hunderte extrem konservative Bundesrichter und drei ultraradikale Supremecourt-Richter auf Lebenszeit einsetzen konnten.

Aber gleichzeitig litten sie auch unter Trumps öffentlich zelebrierter Doofheit.

Vier Jahre lang mussten die GOP-Kongressabgeordneten vor Reportern flüchten, die sie auf den Fluren nach ihrer Meinung zu den neuesten Tweets des Präsidenten fragten.

Es war lästig und peinlich vier Jahre lang in jedes Mikrofon zu lügen, ‚nein, den Tweet des Präsidenten habe ich noch nicht gelesen‘ und stoisch zu behaupten die eindeutigen Aussagen des orange geschminkten Rassisten wären ganz anders gemeint gewesen.

Ohnehin liegt den Republikanern die Obstruktion habituell viel mehr als die Konstruktion.

Von 2010 bis 2016 wüteten sie in jede Kamera „Obama Care“ (Patient Protection and Affordable Care Act) müsse sofort abgeschafft werden.

„Repeal and replace Obama Care“ war einer der zentralen Schlachtrufe der Republikaner im 2016ner Wahlkampf. Das verhasste Obama-Gesetz sofort abzuschaffen und durch etwas Besseres zu ersetzen werde man in wenigen Wochen, behauptete Trumps Partei seit dem November 2016.

Nun sind vier Jahre um und ihnen ist immer noch nichts eingefallen, wie man Obama Care ersetzen könnte – und das nachdem sie in den ersten zwei Jahren große Mehrheiten in beiden Kongresskammern hatten.

„Nobody knew heath care is that complicated” – D.J. Trump.

Peinlich, wenn einem vier Jahre lang nichts einfällt.

Mitch McConnell, Lindsey Graham sind viel besser davon gekommen, als sie befürchten mussten. Beide gewannen ihre Senatsrennen deutlich. Die Republikaner behalten vermutlich die Mehrheit im Senat und sie konnten entgegen aller Umfragen und Erwartungen auch Sitze im House dazu gewinnen.

Ohne McConnell geht also auch weiterhin nichts in der Politik.

Aber nun kann er das tun, was er am liebsten tut – alles blockieren, das Demokraten wollen und das dem Land helfen könnte – ohne daß jemand fragt, was seine Partei denn stattdessen möchte.

Zukünftig kann er mit dem Finger auf das Weiße Haus zeigen und Joe Biden die Schuld zuschieben.

Es wird recht bequem für den Mann, der wie kein anderer gegenwärtiger Senator seinen politischen Einfluss dazu benutzte selbst steinreich zu werden.