Freitag, 3. Juli 2015

Okzidentale Gastfreundschaft.



Deutsche sind nicht nur Reiseweltmeister, nein, sie überfluten auch dauerhaft zu Millionen das Ausland.
Ob nun als Proll-Invasion auf Mallorca, Billigpauschaltourist in der Türkei, als Demenz-Heer in Osteuropa, Bumsbomberbesatzung in Thailand, Ferienhausbesitzer an der Algarve, Uni-Schmarotzer-Brigaden in Österreich und der Schweiz oder Jobvagabund in Skandinavien. Deutsche lassen sich wie selbstverständlich überall nieder.
Mehrere Hunderttausend Deutsche ziehen jedes Jahr ins Ausland. Genaue Zahlen über die gegenwärtig im Ausland lebenden Deutschen gibt es nicht. Die Bundesregierung versäumt bisher das zu erfassen, obwohl Deutsche auch im Ausland wählen dürfen und Sozialleistungen beziehen.
300.000 Deutsche leben in der Schweiz, die insgesamt nur so viele Einwohner wie Niedersachsen hat (rund acht Millionen). Knapp 200.000 Deutschen hocken dauerhaft in Österreich.
Noch mehr hausen in Spanien und den USA.

Umgekehrt haben wir es nicht so gerne.
Kommen Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland, beginnt der Abwehrkampf – und wenn es noch so gute Gründe dafür gibt hierher zu kommen.

Der Deutsche Bundestag beschließt am heutigen Donnerstag ein Gesetz zur Erleichterung von Abschiebungen und zur Ausweitung von Abschiebehaft. Das Gesetz erlaubt es unter anderem, Flüchtlinge in Abschiebehaft zu nehmen, wenn sie auf ihrer Flucht Geld an Schleuser gezahlt haben; ohne die Dienste von Schleusern ist allerdings die Flucht nach Europa kaum noch möglich. Auch wird es wieder gestattet, Flüchtlinge zu internieren, die aus einem anderen EU-Land in die Bundesrepublik eingereist sind; dies hatte der Bundesgerichtshof letztes Jahr untersagt. Das Gesetz ist Teil der vielfältigen Maßnahmen, mit denen die Bundesregierung unerwünschte Migranten aus Deutschland fernhalten will. Anfang vergangener Woche ist etwa der EU-Militäreinsatz im Mittelmeer gestartet worden, der sich offiziell gegen Schleuser richtet, aber faktisch jegliche Flucht aus Nordafrika nach Europa unmöglich machen kann. Flüchtlinge aus Südosteuropa sucht Berlin gegenwärtig mit einer Medienkampagne abzuschrecken. Befeuert von Parolen einflussreicher Politiker gegen Flüchtlinge, eskaliert zur Zeit die Gewalt unter anderem gegen Flüchtlingsheime. Allein seit dem vergangenen Wochenende wurden zwei fast bezugsfertige Flüchtlingsunterkünfte in Brand gesteckt.
 [….] Gleichzeitig heizen einflussreiche deutsche Politiker Ressentiments in der Bevölkerung gegen Flüchtlinge an. Bereits im Januar hatte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) in Bezug auf muslimische Migranten geäußert: "Der Islam gehört nicht zu Sachsen." Der sozialpolitische Sprecher der sächsischen CDU-Landtagsfraktion, Alexander Krauß, schloss sich jetzt mit der Forderung nach drastischen Repressalien gegen Flüchtlinge an: "Wer keine Papiere hat oder seinen Namen vergessen hat, sollte sofort im Gefängnis untergebracht werden. ... Ein Aufenthalt hinter Gittern fördert die Gedächtnisleistung enorm." Vergangene Woche hat sich nun auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu Wort gemeldet. Seehofer beklagte "extrem hohe [...] Zahlen beim Asylmissbrauch aus Balkan-Staaten" und erklärte: "Die Rückführung abgelehnter Asylbewerber muss noch stärker stattfinden als bisher." Der CSU-Politiker verlangt: "Mehr Balkan-Staaten müssen zu sicheren Drittstaaten erklärt werden, in die wir dann schneller abschieben können."
[….] Die Äußerungen erfolgen in einer Phase dramatisch zunehmender Angriffe auf Flüchtlinge und auf Flüchtlingsunterkünfte. Verzeichneten die deutschen Behörden im Jahr 2013 offiziell bereits 55 Angriffe auf Flüchtlingsheime, waren es 2014 schon 170 - ein Anstieg auf das Dreifache. Allein im ersten Halbjahr 2015 wurden laut offiziellen Angaben 150 Attacken auf Flüchtlingsheime verübt, beinahe um die Hälfte mehr als im Vorjahr. Dabei können Flüchtlingsorganisationen eine noch höhere Zahl an Angriffen nachweisen. Demnach kam es bereits 2014 neben 36 Brandstiftungen zu 211 anderen Übergriffen, etwa mit Steinen und Sprengsätzen, während im selben Jahr mindestens 81 Flüchtlinge persönlich attackiert wurden. Die Amadeu Antonio Stiftung, die sich dem Kampf gegen rechte Gewalt verschrieben hat, listet für 2014 außerdem nicht weniger als 292 flüchtlingsfeindliche Kundgebungen auf.] In diesem Jahr wurden bereits elf Brandanschläge gezählt - zuletzt in der Nacht von Samstag auf Sonntag im sächsischen Meißen und am frühen Montagmorgen im schleswig-holsteinischen Lübeck.[….]

Die extreme xenophobe Gewalt insbesondere in Sachsen überschattet gelegentlich wie ganz alltäglich und legal in den Bundesländern die Würde von (ausländischen) Menschen mit Füßen getreten wird.

Beispiel Bayern:

[….] Es ist fünf Uhr morgens, als die Polizei passend macht, was nicht passt. Vor gut zwei Wochen kommen Beamte in eine Asylunterkunft in Wallerstein im Ries und überbringen Mohammad M. (Name geändert), 29, die Botschaft, dass sie ihn gleich mitnehmen werden. Der afghanische Flüchtling wird abgeschoben, er muss zurück nach Bulgarien, weil er dort zuerst europäischen Boden betreten hat. Die Polizisten aus Nördlingen händigen M. zwei amtliche Bescheide aus, darunter einen aus Donauwörth: "Das Landratsamt Donau-Ries erlässt folgenden Bescheid", steht da. Das Wort Bescheid ist groß und fett gedruckt und unterstrichen.
Allein, dieser Bescheid ist an einen anderen Mann adressiert. An einen, der als Palästinenser in Damaskus geboren wurde, einen, der nicht in Wallerstein lebt, sondern in Asbach-Bäumenheim. Mohammad M. weist die Beamten darauf hin. Und was machen diese? Streichen im Adressfeld den Namen durch und notieren handschriftlich daneben den passenden. Im Betreff streichen sie den Namen ebenfalls durch, der Rest bleibt, wie er ist: Abschiebung nach Italien. Italien? Egal. Wenige Stunden später sitzt M. im Flugzeug in ein Land, das für seinen Umgang mit Asylbewerbern heftig kritisiert wird. Deutschland hat dafür einen Flüchtling weniger. [….]

Am anderen Ende der Republik, in Hamburg, interessieren sich die Behörden vor allem für den Schniedelwutz der jungen Flüchtlinge.

Schwanzvergleich bestimmt das Alter

[….] Hamburg scheut weder Kosten noch Mühen, wenn es um Flüchtlinge geht. Panoramaschichtaufnahmen der Kieferknochen, Röntgenbilder von Handskelett und Schlüsselbein und gern auch noch eine Computertomographie obendrauf: Um das Alter von jugendlichen Flüchtlingen zu ermitteln, setzt die Stadt das gesamte Arsenal an Medizintechnik in der Uniklinik Eppendorf (UKE) ein. [….] „Es erfolgt eine Inaugenscheinnahme der bezüglich einer Abschätzung des Entwicklungs- bzw. Reifezustandes maßgeblichen Partien der Körperoberfläche, insbesondere bei männlichen Probanden der Gesichtsregion und der Achselhöhlen sowie der Genitalregion. Bei weiblichen Probanden erfolgt eine Inspektion des Entwicklungszustandes der Brustdrüsen“ [….]
[….] Sehr kritisch sieht Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Hamburger Ärztekammer, das Verfahren: „Auch bei Untersuchungen der Geschlechtsmerkmale muss die Privatsphäre gewahrt bleiben. [….]