Freitag, 7. Januar 2022

Wie die AfD den Queeren hilft

Immerhin ein Gutes hat die AfD: Ihre Vertreter sind so verblödet, daß sie nicht strategisch agieren können und mit öffentlichen Stellungnahmen gern auch das Gegenteil dessen erreichen, was sie eigentlich wollten.

Statt den demokratischen Konsens aufzuspalten, führen ihre aggressiven Hass-Botschaften eher zu einem engeren Schulterschluss der anderen Parteien. (Sofern die demokratischen Parteien nicht ganz so unseriös wie die FDP und die CDU Thüringens sind.

Gestern bescherte sich die rechtsextreme Beatrix Storch wieder einmal selbst einen grandiosen Bumerang-Wurf direkt an die eigene Birne, als sie den Grünen Sven Lehmann attackierte.

Der 42-Jährige Politiker aus NRW sitzt seit 2017 im Bundestag und wurde in der Ampel-Regierung am 08.12.21 zum parlamentarischen Staatssekretär im Familienministerium ernannt. Storch kann den jungen Troisdorfer natürlich nicht leiden; schon allein, weil er bei den Grünen ist. Nun ist er also auch noch ausgerechnet für Familien zuständig – das gefällt der kinderlosen AfD-Furie, die schon empfahl, auf Frauen und Kinder an den Grenzen schießen zu lassen, gar nicht.

Viel schlimmer noch: Lehmann ist schwul, lebt mit dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der Grünen-Landtagsfraktion in NRW Arndt Klocke zusammen, war ab 2017 zusammen mit Ulle Schauws queerpolitischer Sprecher der Fraktion und erhielt auch noch für sein Engagement während der Pandemie die Brosche  funkelndes Dankeschön der Community“.

Links, Klima-Öko, schwul und schämt sich noch nicht mal dafür – da schwillt der streng gläubigen Storch, die einen menschengemachten Klimawandel bestreitet schon gewaltig der Hals. Diese Woche wurde es noch schwuler bei Herrn Lehmann.

[….] Erster war Sven Lehmann schon oft. Als Erster hat er bei der Wahl im vergangenen September in Köln ein Bundestags-Direktmandat für die Grünen gewonnen. Seit Dezember amtiert der 42-Jährige als Parlamentarischer Staatssekretär im erstmals grün geführten Bundesfamilienministerium. Und seit Mittwoch ist Lehmann der erste Queer-Beauftragte einer Bundesregierung überhaupt – das Kabinett hat das Amt neu geschaffen.  Ein „starkes Gerechtigkeitsempfinden“, sagt der in Troisdorf zwischen Köln und Bonn geborene Rheinländer über sich, das habe er schon als Kind gehabt – und noch heute empöre ihn Diskriminierung. Zu spüren war das schon in seinem ersten Statement als „Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“, wie Lehmanns neuer Job offiziell heißt.  „Jeder Mensch soll frei, sicher und gleichberechtigt leben können“, erklärte er direkt nach seiner Ernennung. Mit einem „nationalen Aktionsplan“ will Lehmann, der 1999 Teil der grünen Partei ist, nicht nur für die Gleichstellung von homo-, trans- und intersexuellen Menschen kämpfen: Auch die Familienpolitik werde sich künftig „an der gesellschaftlichen Realität unterschiedlicher Familienformen ausrichten“, verspricht er. [….]

(taz, 06.01.22)

Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt? Nun geht der Enkelin von Graf Schwerin von Krosigk endgültig der Hut hoch.

Lutz Graf Schwerin von Krosigk, NSDAP-Mitglied, erhielt von Adolf Hitler das Goldene Parteiabzeichen ehrenhalber, 1932 -1945 Reichsminister der Finanzen, 1949 als Kriegsverbrecher verurteilt. Seine ebenso braune Enkelin erklärte passenderweise beim „Mister Homophobie 2017“, einem gewissen verschwörungstheoretischen Hardcore-Covidioten und Antisemiten namens David Berger, wie schlimm Lehmann und so ein „Schwulenbeauftragter“ sind.

  [….] Die stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Beatrix von Storch, kritisiert die Schaffung eines solchen Queer-Beauftragten hart: „Die Absurdität grünen Gender-Wahns erreicht mit der Ernennung eines sogenannten Queer-Beauftragten einen neuen traurigen Höhepunkt. Während die Bürger zu Zigtausenden auf die Straße gehen, um ihre Freiheit zu verteidigen, droht der neue super-queere Beauftragte Lehmann ganz unverhohlen mit einer neuen, ‚progressiven‘ Familienpolitik.
Es reicht der Ampel nicht nur, ihre Klientel von Minderheiten zu bedienen, sie greifen gleichzeitig mit der Familie auch die Grundlage unseres Gemeinwesens an.  Der beliebige Wechsel des eigenen Geschlechts steht für diese Art rot-grün-gelber Klientelpolitik genauso wie die Forderung nach einer besonderen Unterstützung für ‚LSBTI of Colour‘ oder ‚spezielle Wohnungsangebote für Bi- und Transsexuelle im Alter über 60‘ oder auch die Forderung nach besonderen ‚Suchthilfen nach dem Konsum von Sexdrogen im Kontext von schwulen Lebensstilen‘. Den angedrohten Aktionsplan des/der/*q_- Queer-Beauftragten Lehmann wird die AfD-Fraktion mit aller Entschiedenheit bekämpfen.“  [….] 

(PP-Blog, 06.01.2022)

Tja, bei „Konsum von Sexdrogen im Kontext von schwulen Lebensstilen versteht ein David Berger keinen Spaß. Pfui, pfui, pfui, Sexdrogen würde er niemals anfassen. Das Gute an Berger ist ja schließlich seine völlige Enthaltsamkeit bei Drogen und Sex. Und natürlich seine Ehrlichkeit. Und daß er so überhaupt gar nicht heuchelt.




In Wirklichkeit hätte Storch der Ampel allgemein und Herrn Lehmann insbesondere, keinen größeren Gefallen tun können.

Möglicherweise gab es wirklich Menschen, die sich fragten, ob man so einen Posten wirklich braucht.  Die hysterischen Hass-Reaktionen aus der AfD geben eine klare Antwort: Ja, offensichtlich sind Queere eben noch nicht sicher in der deutschen Gesellschaft!

Die AfD kämpft aktiv dafür queere Menschen und Kinder aus queeren Familien zu diskriminieren. Da stört ein queerer Staatssekretär.

[….]  Nach Berufung von Sven Lehmann

Queer-Beauftragter verursacht Schnappatmung bei AfD  [….]  Grundsätzliche Ablehnung für Lehmann kam dagegen aus der AfD: "Die Absurdität grünen Gender-Wahns erreicht mit der Ernennung eines sogenannten Queer-Beauftragten einen neuen traurigen Höhepunkt", so Co-Vizeparteichefin Beatrix von Storch. "Während die Bürger zu Zigtausenden auf die Straße gehen, um ihre Freiheit zu verteidigen, droht der neue super-queere Beauftragte Lehmann ganz unverhohlen mit einer neuen, 'progressiven' Familienpolitik." [….]  Mehrere AfD-Abgeordnete versuchten dabei die Ernennung lächerlich zu machen, da es gegenwärtig Wichtigeres gebe als Politik für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten – ein "Argument", mit der in der Vergangenheit praktisch alle queerpolitischen Initiativen, wie etwa die Ehe für alle, kritisiert worden waren. "Die #Ampelkoalition kümmert sich um die wahren Probleme im Land", ätzte etwa Vize-Fraktionschef Norbert Kleinwächter auf Twitter. Die Scheinargumentation verfängt aber auch in Teilen des demokratischen Spektrums. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Natterer twitterte zur Ernennung: "Dieses Land hat offenbar keine anderen Probleme!"  [….]

(Queer.de, 07.01.2022)

Großartig, mit ihrer Suada wider die Notwendigkeit eines Queer-Beauftragten, beweist die Storch wie dringend notwendig ein Queer-Beauftragter ist.