Posts mit dem Label Thierse werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Thierse werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 15. August 2021

Die moralisch unfassbare Natur.

Wenn Covidioten und Homöopathie-Fanatiker von „natürlicher Heilung“ sprechen, sich gegen die Chemie echauffieren, weiß man eins schon mal sicher: Man hat es mit ungebildeten Idioten zu tun.

(….) Alles ist Chemie; auch Gefühle, Liebe, Denken, Emotionen. Und natürlich ist alles Pflanzliche, Natürliche oder Homöopathische Chemie. Daher ist es so ungeheuer albern, wenn Esoterik-Freaks „die Chemie“ ablehnen und lieber ihre Globuli lutschen oder Kräutersude trinken.  Was die beiden Mediziner Özlem Türeci und Uğur Şahin bei BionTech treiben, ist so gar nicht künstlich, sondern basiert auf den elementar natürlichen Vorgängen jeder Zelle eines Menschen. (….)

(Medizin ohne Grenzen, 27.07.2021)

Ähnlich verblödet ist die metaphysische Verklärung des Naturrechts, wie man es von der Katholibanin Andrea Nahles oder Kathrin Göring-Kirchentag kennt.

(….) Die dümmste Bischöfin der Welt polemisierte kürzlich so erbärmlich gegen die Lebensmodelle, die nicht ihrem Vorbild entsprechen, daß sogar SPRINGERS rechte „Welt“ aus vollen Rohren dagegen schoß.  Käßmann hatte es Lewiratschoff-artig als „unnatürlich“ gebrandmarkt, wenn Frauen sich nicht nach der biologischen Uhr richteten.

"Die Natur" hat viel eingerichtet, aber leider ist nicht alles vernünftig. Dass man an Grippe stirbt, dass man im Alter nichts mehr sehen kann, dass Menschen nicht fliegen und auch nicht bei Nacht mit dem Auto durch Großstädte fahren können. All das hat die Natur gewollt, die Menschen haben es geändert. Die Natur ist nicht perfekt.   "Die Natur" sieht für Mädchen so zwischen 11 und 15 Jahren vor, zum ersten Mal Mutter zu werden – das scheint Ihnen [Frau Käßmann] zu gefallen. Sie finden es ganz wunderbar, dass bei Frauen mit 40 Schluss ist mit der Fortpflanzerei. Alle, die sich später ein Kind wünschen, finden Sie hingegen "verrückt".  Sie selbst sind 56 Jahre alt und vierfache Mutter. Schön für Sie. Aber ich finde, dass Sie ziemlich angeben, wenn Sie kinderlosen Frauen Ihre eigenen Kinder zwischen 32 und 23 Jahren und Ihr zweijähriges Enkelkind unter die Nase reiben. Angeberin!

(DIE WELT 04.11.2014)

(….)  Das Paradebeispiel dafür war die Papstrede im Bundestag, als Ratzi seine Homophobie mit einem Plädoyer für das „Naturrecht“ beschrieb. Nahles und Thierse ejakulierten vor Begeisterung; mutmaßlich vor allem deswegen, weil sie in ihrem blinden Papstfantum gar nicht verstanden wovon der Pontifex eigentlich redete.

So wurde immer wieder in der Geschichte verfahren.   Juden, „Rassenschande“, Masturbation, Homosexualität, Unzucht, Sex vor der Ehe – das war „unnatürlich“ oder krank.  So lautete das Todschlagargument Hitlers genauso wie Ratzingers, wenn es gegen Minderheiten geht.

„"Es ist keine überkommene Metaphysik, wenn die Kirche von der Natur des Menschen als Mann und Frau spricht und fordert, dass diese Schöpfung auch respektiert wird." Die lebenslange Verbindung von Mann und Frau sei ein "Sakrament der Schöpfung", erklärte der Papst - und erteilte damit jeder anderen Form des ehelichen Zusammenlebens, also vor allem der Homo-Ehe, eine Absage.  Nur allzu oft verstecke sich hinter der sogenannten Geschlechterdiskussion lediglich die Emanzipation des Menschen von Gottes Schöpfung. "Aber auf diese Weise lebt er gegen die Wahrheit und den Geist des Herrn", so der Papst. "Nicht der Mensch entscheidet, nur Gott entscheidet, wer Mann und wer Frau ist."  Die Menschheit solle auf "die Stimme der Schöpfung" hören, um die vorgegebenen Rollen von Mann und Frau zu verstehen. Alles andere käme "einer Selbstzerstörung des Menschen und der Zerstörung von Gottes Werk selbst" gleich.“

(Annette Langer 23.12.2008)

Natürlich ist es blanker Unsinn, was der Papst redet.   Im gesamten Tierreich gibt es Homosexualität, die offenbar sogar einen evolutionären Vorteil darstellt.  Aber selbst wenn es stimmte, daß Schwule nicht in der Natur vorkämen, bleibt die moralische Frage, ob „die Natur“ tatsächlich unsere moralische Richtschnur sein kann.

Es ist natürlich, daß männliche Löwen grundsätzlich anderen Raubkatzen sowie Löwenjunge anderer Väter töten. Das ist „natürlich“, weil sie a) die Nahrungsmittelkonkurrenten aus dem Weg schaffen und b) dem Fortbestand ihrer eigenen Gene sichern.

Es ist auch natürlich, daß eine Hyäne mit drei Beinen, ein Wildhund mit Kieferentzündung oder ein Seeadler mit gebrochenem Flügel nicht überleben.

Das taugt aber doch sehr bedingt als Richtschnur für den Umgang der Menschen untereinander. (…..)

(Ungesund, 10.11.2014)

Ich bin ein Kind der Zivilisation uns sehe mit Gruseln Survival-Sendungen wie „Naked and Afraid“, wo frierende nackte schmutzige Menschen, von Myriaden Moskitos zerstochen im Dreck hocken und wenn sie Glück haben, mal ein paar Maden oder eine Schlange fressen.

Ich lebe lieber mit Kleidung, Kühlschrank und Dusche. Kann ich nicht mehr richtig gucken, möchte ich zur Brille greifen können und bei einer Meningitis oder Pneumonie, möchte ich gern ein dickes Antibiotikum von der Pharmaindustrie einwerfen, statt der Natur ihren Weg zu lassen.  Ich bin sehr gerne vollständig unabhängig von der natürlichen Entwicklung.

(….) Kleinkinder werden in einem relativ zivilisierten Land wie Deutschland immer wieder vernachlässigt, todgeschlagen, aus dem Fenster geworfen, in Kühltruhen gesteckt, im Blumenkübel entsorgt oder bis zum Hirntod geschüttelt, weil jedes noch so ungeeignete Paar Kinder zeugen und behalten kann.   Das ist „natürlich.“ So funktioniert unsere Biologie.   Man könnte es auch Evolution nennen, daß solche offensichtlich ungeeigneten Eltern ihre Gene in der Natur nicht weitergeben würden, weil ihr Nachwuchs nicht überlebt. Die meisten gezeugten Embryonen killt Gott selbst noch vor der Geburt. Auch das ist natürliche Auslese.

Natürlichkeit verträgt sich allerdings nicht mit Zivilisation. Es wäre auch natürlich, daß Menschen ohne Zähne verhungern oder daß alte Menschen sehr oft blind werden.

Die Zivilisation ist aber unnatürlich. Deswegen bekommen in Hamburg Menschen mit Grauem Star eine Cataract-Operation. Wie am Fließband werden in einem kleinen ambulanten Eingriff neue Linsen eingesetzt und dabei auch gleich die Kurzsichtigkeit korrigiert.

Wir lassen der Natur eben nicht ihren Lauf, sondern greifen ein. Wir implantieren Zähne, passen Hochleistungshörgeräte und Cochlea-Implantate an, setzen Defibrillatoren und Pacemaker in die Brusthöhle, entfernen Tumore aus Prostata und Dickdarm. All das ist völlig unnatürlich und in der Geschichte der Menschheit sehr neu. Aber der evolutionäre Humanismus verlangt solche technischen Korrekturen an der natürlichen Biologie.

Dementsprechend wollen wir auch Kindersterblichkeit in Deutschland möglichst nicht akzeptieren – auch wenn das ein natürlicher Ausleseprozess wäre.

In vielen moralischen Aspekten ist Unnatürlichkeit überlegen.

Das betrifft den Beginn genauso wie das Ende des Lebens, welches wir mit Opiaten und Morphinen erheblich angenehmer gestalten, als es natürlich wäre.(…)

(Wunschkinder, 22.12.2015)

Jeder hat seinen subjektiven Blick auf „die Natur“ und vieles daran liebe ich sehr.

Heute habe ich anderthalb Kilo wunderbare, süße frische Erbsen aus ihren Schoten gepult und gleich roh aufgegessen. Ein Traum. Ich liebe auch Bäume. Und Blumen. Und alle Vögel. Selbstverständlich auch die vielen, vielen grandiosen Natur- und Tier-Dokumentationen aus dem TV. Schon als Kind sah ich fasziniert Sielmann- und Grzimek-Sendungen, die damals einzigartig waren. Aber das war nichts, verglichen mit heutigen Produktionen, beispielsweise von der BBC. Drohnen und moderne Kameratechnik machen es möglich.

Ich bin aber ein Kind der Zivilisation und sehe solche Dokumentationen mit meinem subjektiv geleiteten Blick.

Wird das strapaziöse Lebens einer Gazelle oder eines Rehs gezeigt, indem sich der Autor auf ein bestimmtes Individuum konzentriert, entwickele ich sofort Sympathien für das hübsche Tier, fühle mit ihm und bin entsetzt und geschockt, wenn ihr geliebtes Kitz plötzlich von einem Leoparden gerissen, totgebissen und aufgefressen wird.

Als langjähriger Tierdoku-Glotzer weiß ich, daß 9 von 10 Raubtierangriffen schief gehen und drücke der armen Gazelle entsprechend die Daumen.

Sehe ich andererseits eine Doku über das entbehrungsreiche Leben einer Leopardin, die sich brutaler Kater erwehren musste, dabei heftige Fleischwunden erlitt, der ein Auge ausgebissen wurde, die fürchterlich abmagert, schon zwei von drei ihrer kleinen Kätzchen-Babys verlor, weil die von einem Löwen totgebissen wurden und nun verzweifelt versucht ihr letztes Kind zu ernähren, fiebere ich bei oben genannter Jagdszene natürlich mit ihr mit. Ich wünsche mir so sehr, daß sie endlich Beute macht und das Rehkitz erwischt.

Der Vorgang des Jagens ist eben völlig „natürlich“. Wie wir das als Menschen empfinden, hängt von unserer zufälligen Perspektive ab. Eine moralische Bewertung verbietet sich.

Haie und Orcas fressen süße Robbenbabys.  Auch das ist völlig natürlich. Haie finden wir in solchen Dokus aber aggressiv und gemein, weil sie nach unten gezogene Mundwinkel haben und aus menschlicher Perspektive böse aussehen. Und es gab da den fiesen Film „Der weiße Hai“.

Orkas gehören zu den Delfinen, die wir schon aus der Kindheit kennen und lieben. Bei ihnen sehen die Mundwinkel aus, als ob sie immer lächeln. Und es gab da den netten Film „Free Willy“. Also bewundern wir ihr Geschick einen Seehund zu erbeuten.

Auch hier sind moralische Bewertungen völlig unsinnig. Aus Seehund-Perspektive sind vermutlich Haie angenehmer als Orcas, weil sie als Fische „Kaltblüter“ sind, viel weniger Energie verbrauchen und daher viel seltener fressen. Mit einer Robbe kommt ein Hai Monate lang aus. Ein Orca ist hingegen ein Säugetier mit warmem Blut, muss daher viel mehr und viel öfter Robben töten.

Zu allem Übel zeigen die erfahrenen Leittiere dem Nachwuchs anschaulich, wie das Robbentöten funktioniert, indem sie lange mit der Beute „spielen“ – sie erlebt also einen viel längeren und grausameren Tod als durch einen Haibiss.

Manche mögen nun einwenden, in der Natur werde nur getötet, wenn es die Nahrungsbeschaffung überlebenswichtig wäre.

Das stimmt insofern, als der Mensch aus purem Vergnügen Tier tötet. Exemplare wie Philipp Amthor sind Hobbyjäger und empfinden Befriedigung, wenn sie mit einer Waffe im Hochsitz hocken und ein Wildschwein oder Reh ermorden.

Noch nicht einmal zur Ernährung brauchen wird Tiere. Vegetarier leben länger und gesünder als Steak-Esser.

Aber auch in der Natur wird nicht nur getötet, um die Beute aufzufressen.  Männliche Löwen, Leoparden, Löwen oder Eisbären töten den Nachwuchs eines fremden Weibchens, weil sie ihre eigenen Gene durchsetzen wollen.

Eine Maus frisst ihre eigenen Kinder lieber auf, wenn Gefahr droht, als sie einem Feind zu überlassen.

Großkatzen töten generell Nahrungskonkurrenten. Erwischen sie eine junge Hyäne, einen Windhund oder ein Leopardenbaby, beißen sie es sofort tot.

Der verhaltensbiologische Begriff "Intraguild-Predation" (IGP) bedeutet das Töten und Auffressen von Nahrungskonkurrenten.  Es gibt aber auch das "Interspecific Killing" (IK) bei dem die Nahrungskonkurrenten nur ermordet werden.

IGP und IK sind keine spezifischen Verhaltensweisen der Raubkatzen, sondern werden auch von unseren allerengsten Verwandten durchgeführt. Schimpansen sind Mörder und begehen Primaten-Infantizid.

[……] Die Schimpansen umzingelten das Gorillaweibchen und ihr Baby. Sie bellten und schrien und schüttelten drohend Äste. Die Mutter hielt ihr Baby fest vor dem Bauch und versuchte, die Angreifer auf Abstand zu halten. Das Baby schrie. Eines der Schimpansen-Männchen, Thea, versuchte immer wieder, das Kind zu greifen, schaffte es aber nicht. Einem anderen, Gump, gelang es schließlich, das Baby von der Mutter wegzuziehen, doch die zerrte ihr Kind wieder zu sich zurück. Kurz darauf konnten die beiden Gorillas fliehen. Die Schimpansen ließen sie ziehen und wandten sich einem anderen Opfer zu, das nicht nur mit einem Schrecken davonkam.   Die Szene spielte sich im Februar 2019 im Nationalpark Loango in Gabun ab und wird in einer gerade veröffentlichten Studie von Primatologen der Universität Osnabrück und des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie (Eva) in Leipzig beschrieben. Im Wissenschaftsjournal Scientific Reports haben die Verhaltensforscher zwei Attacken von Schimpansen auf Gorillas im Detail dokumentiert. In beiden Fällen machten die Schimpansen so lange weiter, bis sie ein Gorillababy erbeutet und getötet hatten. Erst dann gaben sie Ruhe. [……]  "Wenn die Tiere auf die Jagd gehen, verhalten sie sich eher ruhig, um nicht aufzufallen." Haben sie dann erfolgreich Beute gemacht, breche ein großes Tohuwabohu aus, weil jeder seinen Anteil einfordert.  Bei den Angriffen auf die Gorillas sei es aber eher umgekehrt gewesen. Die Schimpansen schrien, bellten und zeigten Imponiergehabe, als sie die Anwesenheit der Gorillas bemerkten. Nachdem sie ein Baby getötet hatten, wurde es dagegen sofort ruhiger. "Die meisten Männchen verloren sofort das Interesse", sagt Deschner. Anders als nach einer erfolgreichen Jagd, sei die Beute auch nicht aufgeteilt worden. [……] Insgesamt erinnerte das Verhalten der Schimpansen bei dem Angriff eher an das bei Konflikten zwischen verschiedenen Schimpansen-Gruppen, bei denen ebenfalls oft Jungtiere und sogar Erwachsene getötet werden. Die Studienautoren halten es deshalb für wahrscheinlicher, dass es bei den beobachteten Attacken um Nahrungskonkurrenz ging. "Gorillas und Schimpansen zeigen eine deutliche Überlappung in ihrem Nahrungsspektrum", schreiben sie.  Gorillababys zu töten könnte in diesem Zusammenhang zwei Vorteile für die Schimpansen haben. Erstens bedeutet jeder Gorilla weniger, dass mehr Futter für die Schimpansen übrig bleibt. Zweitens könnten die Attacken bewirken, dass die Gorillas die gefährliche Gegend in Zukunft meiden. Die Schimpansen müssten die Früchte dann nicht mehr mit ihnen teilen. [……]

 (SZ, 27.07.2021)

Die ohnehin fast ausgestorbenen friedlichen Gorillas zu töten, weil Schimpansen die reifen Früchte des Waldes ganz für sich allein haben wollen, ist ebenfalls völlig natürlich und mit menschlicher Moral nicht zu bewerten.

Zum Glück bin ich aber kein Naturbursche, sondern so von der Zivilisation verweichlicht, daß ich diese natürlichen Methoden meiden kann.

Sonntag, 25. April 2021

Unsichtbare Vernunft

Nach 15 Monaten Pandemie in der Welt nervt mich am meisten, immer wieder Zeuge davon werden zu müssen, wie eigentlich hochvernünftige intelligente Menschen entweder selbst einen Aluhut aufsetzen, oder aber sich so äußern, daß vollkommen erwartbar AfD und Verschwörungstheoretiker ihren Honig daraus saugen.

Von Schlagersängern, Fernsehköchen, Rechtspopulisten wie Lindner, Reality-TV-Sternchen erwarte ich ohnehin nichts Gutes.

Aber es gibt leider auch eine länger werdende Liste von namhaften Journalisten, die auch langsam abdriften. Ich nenne bewußt keine Namen, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit dafür zu generieren.

Ich staune über die „Hygienedemonstranten“, die Arm in Arm mit Neonazis in Stuttgart und Berlin und Dresden umherspazieren, über die überproportional viel in Film, Funk und Fernsehen berichtet wird, die aber hartnäckig behaupten, sie kämen in den klassischen Medien nicht vor.

Das sind alles kleine Reinkarnationen von QAnonistin Marjorie Taylor Green, die nach dem versuchten Sturm des US-Capitols mit einem ZENSUR-Mundschutz an das Rednerpult des Repräsentantenhauses trat und jammernd beklagte, ihre Meinung nicht äußern zu dürfen, während sie im Zenit der Aufmerksamkeit der Weltpresse stand und von hunderten TV-Stationen übertragen wurde.

Die Lauten, die Fiesen und die Doofen sind viel sichtbarer als die Vernünftigen, die alle die Berichte und ausführlichen Dokumentationen aus den Krankenhäusern kennen, in denen derzeit schon über 5.000 Covid-19-Patienten mit enormen Aufwand behandelt werden, die um die 80.000 Toten in Deutschland wissen und sich daher auch an die Hygieneregeln halten.

Gelegentlich werden aber auch die Vernünftigen laut. Nach der katastrophal verunglückten Jan-Josef-Liefers-Aktion, gibt es nun die viel beachtete Reaktion #allemalneschichtmachen des medizinischen Personals.

Viel zu viel Aufmerksamkeit wird auch den schweren Religioten geschenkt, die sich immer noch hartnäckig für die Kindermissbrauchs-Organisation RKK einsetzen.    Niemand bei klarem Verstand würde auf Einsicht der Männer wie Müller, Ratzinger, Woelki, Heße, Marx, die sich seit Jahrzehnten bemühen Kinderfic**r zu beschützen und ihr Tun weiter ermöglichen, setzen.   Sie stehen für eine Organisation, die sich bis heute nicht den deutschen Gesetzen unterwerfen will, sondern ausschließlich auf das Kirchenrecht setzt, welches bezeichnenderweise in der Vergewaltigung von Kindern gar keinen Straftatbestand erkennt. Nur der Verstoß gegen den Zölibat wird geahndet.

[…..] Dass Kleriker zu Missbrauchstätern wurden und werden, liegt vielleicht sogar in der inneren Logik der Kirche begründet. Um das zu verstehen, hilft ein Blick ins Kirchenrecht: Kirchenrechtlich wird sexueller Missbrauch bis heute rein vom Priester her gedacht. Kirchenrechtlich gesehen verstößt ein Priester, der sich an einem Kind, Jugendlichen oder Erwachsenen vergeht, gegen das sechste Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen." Und weil der zölibatär lebende Priester mit der katholischen Kirche verheiratet ist, betrügt er lediglich die Kirche. Die Opfer kommen als Geschädigte nicht vor, sie sind gar nicht da.  Aus diesem Grund haben Betroffene von sexuellem Missbrauch in kirchenrechtlichen Verfahren gegen Täter bis heute keinerlei Rechte. Sie können keine Akten einsehen, sie können nicht als Nebenkläger auftreten, sie sind nur Zeugen. Die katholische Kirche könnte etwas dagegen tun, sagt zum Beispiel die Theologin Doris Reisinger: Sie könnte ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung in ihren Rechtsnormen verankern; im weltlichen Bereich ist dies etwas völlig Selbstverständliches. Doch wenn sie das täte, müsste sie den Gläubigen auch zugestehen, über ihr Schlafzimmer selbst zu entscheiden. Hier liegt der Knackpunkt: katholische Kirche und Selbstbestimmung des Menschen - das geht offenbar nicht zusammen. […..]

(Annette Zoch, 19.03.2021)

Politikern wie Annette Schavan, Wolfgang Thierse oder Winfried Kretschmann, die sich für so ein Kindermissbrauchssystem engagieren, indem sie sogar im Zentralrat der Katholiken sitzen, kann ich nicht vertrauen.

Noch-ZdK-Chef Sternberg ist begeistert, daß sich so viele Prominente wie nie für seinen homophoben, frauenfeindlichen Verein einsetzen, der Kindervergewaltiger schützt, Frauen als minderwertig erwachtet, Waffen segnet, aber keine Schwulen!

[…..] Zahlreiche Schwergewichte wie Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann sind ausgeschieden. Neu dabei sind die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Auf die 45 Plätze für Einzelpersönlichkeiten haben sich so viele Menschen beworben wie noch nie, insgesamt 105 - und das "trotz des schlechten Bildes der katholischen Kirche in der Öffentlichkeit", so Sternberg. Das sei "beeindruckend". [….]

(SZ, 24.04.2021)

Schande über Dreyer, Thierse, Monika Grütters, Maria Böhmer, Emilia Müller, Schavan, Kretschmann, AKK, Armin Laschet, Hildegard Müller, Dieter Althaus, Christa Nickels, Andrea Nahles, Rita Süßmuth, Philipp Rösler, Daniel Günther, Rainer Haseloff, Maria Flachsbarth, Erwin Teufel und Julia Klöckner, die alle im ZdK aktiv sind (oder waren).

Allesamt Regierungschefs, Minister und Staatssekretäre, sowie ein Bundestagspräsident. Eine einfache Krankenschwester aus einem katholischen Hospital oder Gärtner einer katholischen Schule findet man hingegen nicht im katholischen Laiengremium. Dafür aber Militärs und Hochadel.    Es war schon immer das Erfolgs- und Reichtumsgeheimnis der RKK, sich mit den Mächtigen und Regenten eines Landes zusammen zu tun, um die gewaltigen Geldflüsse in die Taschen der Kirchenfürsten aufrecht zu erhalten.

Neben diesen sichtbaren Ärgernissen der Religiotie, gibt es aber eine größere Bewegung der Vernünftigen, die unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.

Hunderttausende erkennen jedes Jahr welche ein unrettbarer amoralischer Sumpf die Kirchen sind.

Vielerorts sind die Kirchenaustrittstermine auf Monate ausgebucht.

[….] Düsseldorf: Termine für Kirchenaustritte sind begehrt

Über 300 Termine werden monatlich vom Amtsgericht online für Düsseldorfer*innen angeboten, die aus der Kirche austreten wollen. Doch die Nachfrage ist aktuell so groß, dass bereits am Morgen des 1. März alle Termine ausgebucht waren. Neue Termine werden erst zum nächsten Ersten im April eingestellt. Der Verein Düsseldorfer Aufklärungsdienst fordert deshalb in einem Brief an die Präsidentin des Amtsgerichts, die Zahl der Termine aufzustocken. […..]

(Report Düdo, 02.03.2021)

[….]    Der Appell aus der katholischen Kirche auszutreten, zieht Kreise: Dass der Vatikan der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare eine Absage erteilt hat, empört nicht nur das Ehepaar Traber, das die Aktion im Netz initiiert hat.   Von einer „Mords-Resonanz“ auf ihren öffentlich gemachten Austritt aus der katholischen Kirche berichteten der Kabarettist Otmar Traber und seine Frau Lioba Burg-Traber aus Benningen (Kreis Ludwigsburg) am Montag. Gut tausend Mal sei die Homepage https:/kirchenaustritt-jetzt.de aufgerufen worden, 23 Personen hätten ihren Austritt über diese Website öffentlich gemacht – „und darunter sind nicht wenige Hauptamtliche“, erklärte der Theologe. […..]

(Stuttgarter Nachrichten, 22.03.2021)

[….] EKHN rechnet mit 20% weniger Mitgliedern bis 2030

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) rechnet damit, bis 2030 ein Fünftel ihrer Mitglieder zu verlieren. Das geht aus einer Mitteilung vom 24. April über die Online-Tagung der Synode hervor. [….]

(IDEA, 24.04.2021)

[…..] München: Kirchenaustritt im Akkord: Keine Termine beim Standesamt mehr

Für den Kirchenaustritt gibt es zwei Möglichkeiten: per Online-Termin beim Standesamt oder per Termin beim Notar. Laut KVR kostet das immer rund 25 Euro. Eine Austritts-Bescheinigung kostet zehn Euro extra. [….]

(Münchner Abendzeitung, 21.04.2021)

[….] Wartezeit auf Kirchenaustritt kann in Osnabrück derzeit drei Monate und länger betragen.  Nicht nur von den Parteien wenden sich viele Bürger derzeit mit Grausen ab, auch die Kirchen verlieren Mitglieder, dass es nur so ein Laufen ist. Im Bürgeramt der Stadt Osnabrück führt das zu rekordverdächtigen Engpässen bei der Terminvergabe. Wer den Schoß der Kirche verlassen möchte, muss Wartezeiten von drei Monaten und mehr in Kauf nehmen. [….]

(ABM, 23.04.2021)

[….] Termine zum Kirchenaustritt bis Ende Juni ausgebucht

Die Krise im Erzbistum Köln hält an: In der Stadt ist über Monate hinweg kein Termin für einen Kirchenaustritt mehr frei. Die nächste Chance gibt es am 1. Mai – dann werden die Termine für Juli vergeben. […..]

(Spon, 01.04.2021)

[….] Viele Katholiken in Rheinland-Pfalz kehren derzeit der Kirche den Rücken. Es gebe gerade vermehrt Nachfragen nach Terminen, um den Austritt aus der Kirche zu erklären, teilt die Stadt Kaiserslautern mit.  [….]

(dpa, 23.03.2021)

[….] Viele Bochumer treten aus den Kirchen aus

Termine für den Kirchenaustritt sind beliebt. In Bochum treten etwa gleich viele Evangelen und Katholiken aus. […..]

(Lokalkompass, 12.04.2021)

[….] Es sieht aus, als gäbe es auch in München einen Woelki-Effekt: Die Termine im Kreisverwaltungsreferat (KVR) für Kirchenaustritte sind bis Ende Juni ausgebucht, für mehr als drei Monate. Und das, obwohl die Austretenden im Fünf-Minuten-Takt durchgeschleust werden. In Köln kommt das dortige Amtsgericht schon seit Längerem kaum mehr hinterher, alle Austrittswünsche zu erfüllen, man führt das auf den Ärger über den Kölner Kardinal Woelki und dessen Management der Missbrauchsvertuschung zurück. […..]

(SZ, 30.03.2021)

 So lange so viele Deutsche schlau genug sind, das Weite zu suchen, mögen sich die wichtigen und mächtigen Politiker gern im ZdK amüsieren und Pfründe verteilen.

Sonntag, 7. März 2021

Thierse, Social Media und Sprachpolizei

Als großer Bill Maher-Fan war ich natürlich vorgestern voll an Bord, als er über die unerträgliche „Awareness“-Inflation herzog.

Die Amerikaner übertreiben es wirklich mit ihrer politischen Korrektheit und Betroffenheit und Empfindlichkeit.

Das ist leider mehr als ein Kuriosum, denn Begriffe wie „Cancel Culture“ in den USA oder „Gendergerechte Sprache“ in Deutschland, triggern die politische Rechte.

Durch demonstrativen Verstoß gegen diese angeblichen neuen Zwänge, werden solche Typen wie Trump zu Helden und generieren Wählerstimmen.

Sie beginnen das große Heulen und verbreiten abstruse Übertreibungen.  Manch ein AfDler befürchtet, daß er sofort von Alice Schwarzers Armee niedergeknüppelt wird, wenn er versehentlich „Salzstreuer“ statt „Salzstreuerin“ sagt.

Auf dieser Welle surft nun leider auch Wolfgang Thierse, der seiner Methode treu bleibt, stets nun mit den ultrakonservativsten Organen der rechten Presse zu reden – gestern im Cicero – um dann pathetisch-unschuldig damit zu prahlen wie viel Zuspruch er bekomme. Seine erste Attacke gegen die Queer-Community, fand genau wie seine NS-Pöbelei wider das Bundesverfassungsgericht in der rechten FAZ statt. In der konservativen weißen männlichen Mehrheitsgesellschaft fühlt Thierse sich am wohlsten.

[….] Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) erlebt im Streit mit der Parteispitze um den richtigen Dialog mit sexuellen und anderen Minderheiten nach eigenen Worten „überwältigende Zustimmung“. In einem Interview des Magazins „Cicero“ bekräftigte er zugleich Kritik an der Gesprächs- und Debattenkultur einer sogenannten Identitätspolitik, weil diese nicht auf Versöhnung und konkrete Fortschritte ziele. […..]

(TS, 06.03.2021)

Nach dieser Logik darf man also Schwule und Lesben diskriminieren, weil sie so wenig sind?  Man darf andere mobben, wenn man in der Mehrheit ist?  Da hatte ich das Wort "Solidarität" wohl bisher völlig falsch verstanden.

Die quantitative Argumentation der Thierse-Fans ist abstoßend. Queere wären ja nur eine kleine Minderheit,  vielleicht 5% der Menschen in Deutschland; die Majorität sehe es wie Thierse.

Nein, sozialdemokratische Solidarität gilt nicht nur den Starken und den Mehrheiten!

Auch als weißer Cis-Hetero fühlt man sich absolut solidarisch mit LGBTIQs und stellt sich vor sie, wenn Thierse auf sie losgeht.

[…..] Falls die SPD-Legenden Gesine Schwan und Wolfgang Thierse wirklich vorhatten, mit ihren Thesen zu Identitäten und Minderheiten dem Auseinanderdriften der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen, dann scheinen sie zumindest in einer Hinsicht einen Erfolg verbuchen zu können: Selten war sich – zumindest in der veröffentlichten Meinung – die Mehrheitsgesellschaft in der letzten Zeit so einig: In ihrer Empörung gegen Minderheiten. […..]

(Johannes Kram, 06.03.2021)

Die Mehrheit hat nicht automatisch auch Recht.  Große Mehrheiten wählten Hitler, Berlusconi, Orbán.   Wir wissen doch, wie noch vor ein paar Jahrzehnten große Mehrheiten über Schwulenrechte, Sinti und Roma, Feministinnen und Schwarze dachten.

Das macht Diskriminierung nicht richtiger.

Auch eine kleine Minderheit soll gefälligst die gleichen Rechte bekommen, wie die große Mehrheit.

(…..) Vanja hat sich nicht ausgesucht welches Geschlecht er/sie hat.

Er/sie wurde wie etwa 100.000 weitere Menschen in Deutschland weder als Mann noch als Frau geboren.     Nicht in die biblischen Schablonen zu passen bedeutete über Jahrtausende entweder gleich getötet zu werden oder später gequält zu werden. In den letzten 100 Jahren wurden schon Säuglinge rücksichtslos so operiert, daß sie zwangsweise häufig sterilisiert und immer äußerlich in ein (meist falsches) Geschlecht gezwungen werden.

Das ist zutiefst menschlich, denn Menschen sind abartige, grausame und vorurteilsbeladene Wesen, die das töten und quälen, was sie nicht kennen.

Auch ich erfasste erst vor etwa 20 Jahren bei der Lektüre von und über Del Lagrace Volcano welche unfassbare Grausamkeit heimlich, still und leise an tausenden Kindern jährlich begangen wird.

Immerhin erfreulich, daß es im Jahr 2017 kurz nach der „Ehe für fast alle“ (einige bleiben weiterhin ausgeschlossen) nicht mehr erneut Jahrhunderte dauerte, bis Intersexuelle auch rechtlich ein eigenes Geschlecht bekamen.

[….] Bei Frauen ist es XX, bei Männern XY. Vanja hatte nur ein X, mehr nicht. Die Ärztin war geschockt.    Vanjas Reaktion? Verwirrt. Erschreckt. Aber auch einen Schritt näher bei sich selbst. "Irgendetwas in mir hat ja gewusst, dass sich da keine Weiblichkeit entwickelt." Nur: Wer oder was war Vanja nun? Die ärztliche Diagnose klang nach Frau mit Defekt, sie könne eben keine Kinder kriegen: "45,X0, numerisch pathologischer Karyotyp mit Monosomie X/Ullrich-Turner-Syndrom". Das ist nur eine der diversen Varianten medizinisch unklarer Geschlechtszuordnung; mal sind es die Gene, mal fehlende Enzyme oder hormonelle Fehlsteuerungen. […..]  Die Mediziner empfahlen, Östrogen zu geben, das weibliche Sexualhormon. Vanja sollte doch noch die Kurve zur Frau kriegen.   Letztlich entsprach das einer rigiden Haltung, die sich im 19. Jahrhundert herausgebildet hatte. Davor, etwa im Preußischen Allgemeinen Landrecht von 1794, hatten Betroffene bis zum 18. Lebensjahr das Recht, einen Irrtum der Eltern bei der Geschlechtszuordnung zu korrigieren - das Recht also, das eigene Geschlecht zu wählen, wenn auch nur zwischen zwei Möglichkeiten. Hundert Jahre später wurde aus dem Wahlrecht eine behördliche Zuweisung: Einzutragen war das "wahre Geschlecht" - im Zweifelsfall mussten die Mediziner entscheiden.    Aus diesem Zwang zur Eindeutigkeit sollte sich eine mitunter barbarische Praxis entwickeln. […..]

(Wolfgang Janisch, SZ, 06.11.2017)

Woher kommt diese extreme menschliche Bösartigkeit gegenüber völlig unschuldigen Artgenossen?  Offensichtlich aus der tiefen Borniertheit des Denkens. (…..)

(Er Sie Es, 25.11.2017)

Es gibt ziemlich wenige Linkshänder in Deutschland, 10-15%. Bis in die 1970er wurden sie zwangsweise umerzogen.

Extrem selten ist beispielsweise Heterochromie. Soll das ein Grund sein, Menschen mit zwei unterschiedlichen Augenfarben weniger Rechte zuzubilligen?

Das ist ganz gefährliches Terrain, in dem Thierse und die veröffentlichte Mehrheitsmeinung derzeit rumsurfen.

[….] Die Eskalation der Debatte zeigt, wie dünn die Akzeptanz queerer Menschen in Deutschland tatsächlich ist und wie wenig Bewusstsein es nach wie vor für die verschiedenen Formen von Queerfeindlichkeit gibt – das Gerede über eine angebliche ‚Identitätspolitik“, das immer zu einem minderheitenfeindlichen Diskurs führt, gehört dazu. Es erschreckt mich dabei allerdings weniger, dass sich die „üblichen Verdächtigen“ in den Redaktionen großer Tageszeitungen nun so heftig über die Kritik an Thierse empören. Viel mehr Sorgen macht mir, dass sich bislang nur sehr wenige Journalist*innen wirklich ernsthaft mit dem spalterischen FAZ-Essay des ehemaligen Bundestagspräsidenten beschäftigt haben und der LGBTI-Community solidarisch zur Seite springen.   Die Reaktionen sind insgesamt auch nicht wirklich überraschend. Wenn wir über die Queerfeindlichkeit der AfD berichten, gibt es von allen Seiten Beifall und es wird uns versichert, wie wichtig unsere Arbeit ist. Wenn wir dagegen queerfeindliche Äußerungen in sogenannten queerfreundlichen Parteien thematisieren, gibt es jedes Mal große Empörung, das gilt als Tabu. […..]

(Queer.de-Herausgeber Micha Schulze, 06.03.2021)

Ich verstehe die „Vernünftigen“ in der SPD, die sich darüber empören das Thema jetzt, unmittelbar vor zwei wichtigen Landtagswahlen auszubreiten, während sich doch gerade die CDU in einen gewaltigen Korruptionssumpf stürzt.

Müssen Schwusos und Thierse sich gerade dann bekriegen? Kann man den alten Zausel nicht einfach reden lassen?

Aber der Zeitpunkt für solche grundsätzlichen Debatten ist immer falsch.

Es ist auch immer falsch Diskriminierungen unwidersprochen stehen zu lassen.

[…..] Communities entstehen eben meist erst dadurch, wenn sich deren Mitglieder nirgends gesehen, geschützt und wertgeschätzt fühlen. Sie grenzen sich also nicht selbst aus, sie werden ausgegrenzt. Gesine Schwan und Wolfgang Thierse, beide in der SPD-Grundwertekommission beheimatet, haben in den letzten Wochen durch verschiedene Beiträge in der FAZ, im Deutschlandfunk und in der Süddeutschen eine alte Diskussion angestoßen, wie ich sie persönlich für die heutige, die moderne und zukunftsorientierte Sozialdemokratie für nicht mehr notwendig, für überwunden erachtet hatte. Doch ich hatte mich getäuscht. Gut, dass wir nochmal darüber reden.  Beide beklagen die Vehemenz, mit der Minderheiten ihren gleichberechtigten Platz in der Gesellschaft einfordern. Gesine Schwan stellte sogar die Frage auf „Gibt es überhaupt eine normale unverzichtbare Verschiedenheit und dagegen ‚unnormale‘ inakzeptable Verschiedenheiten? Oder ist alles, was anders ist, gleich gut oder zu akzeptieren?“ Diese tradierte Überlegenheit, diesen Anspruch auf Deutungshoheit und diese Macht, andere in gut und böse, in normal und unnormal, in richtig und falsch einzuteilen, gilt es zum Wohle aller endgültig zu überwinden.  Denn dieses Streben nach Akzeptanz, Daseinsberechtigung und Partizipation ist keine Ideologie, sondern Politik – eine des Respekts. Wir erheben heute also unsere Häupter, wir erheben unsere Stimmen und bringen diese gesellschaftspolitisch ein – in Vereinen, Initiativen und auch in der Politik. […..]

(Alfonso Pantisano, 03.03.2021 ist Landes­vorsitzender der SPDqueer Berlin und im Bundesvorstand des Lesben­ und Schwulenverbands Deutschlands.)

Eine andere Minderheit, die im öffentlichen Diskurs oft diskriminierend angesprochen wird, ist kurioserweise eine Mehrheit: Frauen.

Auch Frauen gegenüber soll man sensibel und „aware“ sein.

Deutschlands bekannteste Feministin, Alice Schwarzer, seit Jahren auf Merkelschen und islamophoben Abwegen, verfasste in ihrer Emma ein Essay wider des Frauentags. Die sozialistische Geschichte und die männliche Gönnerhaftigkeit disqualifizieren.

[….] Warum der „Frauentag“ – der in Berlin seit 2019 sogar ein Feiertag ist – der reinste Hohn ist. Der 8. März gehört einfach abgeschafft! Das hat Alice Schwarzer schon im Jahr 2010 gefordert. Sie plädiert für 365 Tage für Menschen – und die Tiere und die Natur gleich dazu. […..]

(Alice Schwarzer, 04.03.2021)

Ich finde die Argumentation so überzeugend, daß ich den Link mit einer entsprechenden Karikatur auf Facebook teilte.

Mark Zuckerberg stufte den Beitrag umgehend als „Hassrede“ ein, verwarnte mich und sperrte meinen Account.


Alice Schwarzer ist also so frauenfeindlich, daß man dafür eine Social Media-Sperre kassiert?



Wir müssen noch so einiges lernen in unserer öffentlichen Gesprächskultur.

Mittwoch, 3. März 2021

Thierse legt einen drauf.

Verwende als Blogger niemals unseriöse Quellen. Blog haben ohnehin schon einen katastrophalen Ruf; dem darf man nicht Vorschub gewähren, indem man BILD oder RT verlinkt.

 Gibt es für eine Information mehrere Quellen, verlinke ich stets die seriöseste und im Zweifelsfall natürlich die Liberalere, da ich nicht ausgerechnet der extrem konservativen Verlagen zusätzliche Klicks verschaffen möchte.

Den äußersten rechten Rand der seriösen Presse bilden Springers WELT und die Frankfurter FAZ. Auf die Welt beziehe ich mich nach Möglichkeit gar nicht; schließlich stehen dahinter der unsägliche Ulf Poschardt und dahinter der BILD-Macher Döpfner.

Allerdings, das muss man zugegen, gibt es unter den fast durchweg sehr konservativen Welt-Artikeln vereinzelte Juwelen, gute Kolumnisten.

Sogar Denis Yücel arbeitete für die Welt.

Der FAZ-Verlag ist nicht ganz so problematisch wie SPRINGER, aber dafür überschreitet das Blatt selbst gelegentlich Grenzen zum Rechtspopulismus, rückt seit zwei, drei Jahren noch weiter an den äußersten rechten Rand.

Es ist also durchaus aussagekräftig, daß der umstrittene Noch-SPD-Mann Wolfgang Thierse seine braunen Stinkbomben über die angeblich „furchtbaren BVG-Juristen“ und ihn nervende LGBTIs immer in FAZ-Texten platziert.

Warum wählt ein ehemaliger stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender wohl so gern das rechteste gerade noch möglich Medium für seine Thesen?

Offensichtlich, weil er genau weiß, wo sein dog-whistle auf fruchtbaren Boden fällt.

Weswegen ich ein Parteiordnungsverfahren gegen Wolfgang Thierse für geboten halte, hatte ich bereits ausführlich inhaltlich begründet.

Inhaltlich gibt es auch keine neuen Entwicklungen; Thierse bleibt bei seinen aggressiven Anfeindungen.

Aber er befindet sich als typischer Katholidiot bereits in einem so fortgeschrittenen Stadium der delusion, daß pathetisch-aggressiv auf die Tatsache reagiert, daß ihm überhaupt jemand zu widersprechen wagt.

Zudem hält er sich selbst für so wichtig und unfehlbar, daß er glaubt, die SPD könne gar nicht ohne ihn.

Scheinheilig lässt er den SPD-Parteivorsitzenden öffentlich ausrichten, sie sollten ihm doch mitteilen, falls sie seinen Parteiaustritt wünschten.

Das war selbstverständlich nichts anderes als eine Drohung; Thierse läßt die Muskeln spielen.

[…..] Thierse droht im Streit mit SPD-Spitze mit Parteiaustritt! […..]

(RND, 03.03.2021)

Ganz offensichtlich fühlt er sich sehr sicher, hält seinen eigenen Namen für so ungeheuer bedeutend, daß Kühnert und Esken niemals wagen würden sich gegen ihn zu stellen.

Unglücklicherweise behielt Thierse damit Recht; Esken telefonierte heute 30 Minuten mit ihm, wagte es aber anschließend ausdrücklich nicht, sich vor die queere Community und vor die Säkularen zu stellen, um sie gegen Thierse ein Schutz zu nehmen. Sie kriecht vor dem großen Namen und lässt devot verbreiten, keinesfalls seinen Parteiaustritt zu betreiben.

[…..]   Esken soll betont haben, dass sie mit ihren Aussagen gegenüber der queeren Communty nicht speziell Thierse gemeint habe. Es sei ihr darum gegangen, ein Signal an die betroffene Community zu senden. Thierse geht nach wie vor davon aus, dass vor allem er gemeint gewesen sei.    Nach der öffentlichen Distanzierung von Thierse und Schwan erwartet der frühere Bundestagspräsident nun ein öffentliches Signal der Parteivorsitzenden. Ob es zu weiteren Gesprächen oder gar einem Treffen komme, sei unklar. Auch Gesine Schwan wurde von Esken um ein Gespräch ersucht. Dieses soll am Abend stattfinden. […..]

(SPON; 03.03.2021)

Damit ist Esken Thierse voll in die Falle gelaufen und hat die Situation zweifach verschlimmert. Erstens macht sie deutlich wie wirksam Thierses Erpressung war, indem sie sich erpressen lässt.

Zweitens fällt sie bei dem hochgekochten Thema erneut Säkularen und LGBTI-Freunden in den Rücken, indem sie klar macht, daß die SPD-Vorsitzende sich im Zweifelsfall auf die Seite der reaktionären Aggressoren stellt.

Der schwule Berliner Journalist und Autor Dirk Ludigs verbreitet resigniert und unter Zustimmung seiner Follower wie unwählbar damit die SPD geworden sei; der renommierte Nollendorf-Blogger Johannes Kram sieht es genauso.

Eine sagenhafte Esken-Tölpelei mal wieder. Da wollte sie das Richtige tun, weil sie erkannte wie toxisch Thierse aus die LGBTIs wirkt, aber sie erreicht bloß dem Thema noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und dann mit ihrem Kniefall vor Thierse die von ihm Angegriffenen endgültig von der SPD zu vertreiben.

Was für ein Desaster!

Wie peinlich insbesondere, wenn man bedenkt, daß der Parteivize Kühnert ebenfalls schwul und Berliner ist.

Was für eine Chance die beiden vergeben haben!
Sie hätten Rückgrat beweisen können, indem sie öffentlich erklärt hätten sich nicht von Thierse erpressen zu lassen. Sie hätten viel Applaus von abwandernden SPD-Wählern bekommen können, wenn sie Thierse unmissverständlich klar gemacht hätten bei seinen Opfern zu stehen.

Aber vorbei, vertan, verdaddelt.

Um es noch schlimmer zu machen, sonnt sich Thierse stattdessen in dem Lob seiner neuen ganz rechten Freunde des äußerst rechten publizistischen Randes.

[…..] Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Bareiß (CDU) etwa twitterte, die «Parteiausschluss-Debatte» offenbare die intellektuelle Leere der SPD. [….]

(FAZ, 03.03.2021)

[…..] Ohnehin brodelt es derzeit in der SPD, was den angemessenen Umgang mit nicht-heterosexuellen Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund angeht. […..]

(Focus, 02.03.2021)

[…..] Die SPD cancelt sich selbst!  Der langgediente Sozialdemokrat Wolfgang Thierse legt sich mit der Identitätspolitik an. SPD-Chefin Saskia Esken tadelt ihn dafür. Jetzt fragt Thierse, ob seine Parteimitgliedschaft noch „wünschenswert“ sei. Die Genossen sind offensichtlich unfähig zur Debatte. […..]

(Cicero, 03.03.2021)

Die SPD-Parteispitze macht die stramm rechten Kolumnisten von FAZ, Focus und Cicero glücklich.

Humanisten, Konfessionsfreie, Aufgeklärte, Schwule, Lesben rennen aber davon.

Wie peinlich, Esken und Kühnert!

Sonntag, 28. Februar 2021

Sarrazin 2.0

Unglücklicherweise hat die SPD wieder einen wunderlichen gerontigen bärtigen Berliner Brausekopf in ihren Reihen, der immer mehr in rechts-bösartige Abwege abdriftet.

Außer mir wagt niemand nach einem Parteiordnungsverfahren nach § 35 des Parteiordnungsstatuts zu fragen, weil das bekanntlich die schärfste Waffe einer Partei ist.

Aber der Fall Sarrazin hat gezeigt wie extrem schädlich es ist, wenn die Parteiführung zu vorsichtig und unprofessionell mit solchen zunehmend abstoßenden Opas umgeht.

Die längerfristigen Parteibindungen werden immer schwächer. In der flüchtigen Social-Media-Welt mit eine Großzahl nur minimal informierter Wähler, kann ein abschreckender Pöbel-Pascha sehr viel mehr Schaden anrichten, als 1.000 engagierte Parteimitglieder an der Basis Gutes tun können.

 [….] § 35  Parteiordnungsverfahren

(1) Gegen ein Mitglied, das gegen

1. die Statuten oder

2. die Grundsätze oder

3. die Ordnung der Partei verstößt,

kann ein Parteiordnungsverfahren durchgeführt werden. Gegen die Grundsätze der SPD verstößt insbesondere, wer das Gebot der innerparteilichen Solidarität außer Acht lässt oder sich einer ehrlosen Handlung schuldig macht. Gegen die Ordnung der Partei verstößt insbesondere, wer beharrlich Beschlüssen des Parteitages oder der Parteiorganisation zuwider handelt.

(2) In dem Parteiordnungsverfahren kann erkannt werden auf:

1. die Erteilung einer Rüge,

2. die zeitweilige Aberkennung des Rechts zur Bekleidung einzelner oder aller Funktionen (§ 11 Abs. 1) bis zur Dauer von drei Jahren,

3. das zeitweilige Ruhen einzelner oder aller Rechte aus der Mitgliedschaft bis zur Dauer von drei Jahren,

4. den Ausschluss aus der Partei. […..]

(SPD Organisationsstatut)

Wir können es uns in den 20er Jahren des dritten Jahrtausends bei demoskopischen Werten deutlich unter Raumtemperatur nicht mehr leisten, alternde Problemfälle aus missverstandener Solidarität mitzuschleppen.

Auch wer über Jahrzehnte hauptberuflich für die Sozialdemokratie engagiert war, darf keinen Freibrief dafür bekommen mit antihumanistischen Ekeligkeiten ganze Bevölkerungsgruppen zu beleidigen und damit zur Inkarnation des Wahlausschlusskriteriums zu werden.

Natürlich gibt es in der SPD viele Meinungen, die mir nicht gefallen.

Als Mitglied muss ich hinter den Grundwerten des Parteiprogramms stehen und mehr als 51% der aktuellen Politik mittragen.

Parteien sind heterogene Gebilde, in der politische Meinungsbildung stattfindet.

Unter 420.000 Mitgliedern sind naturgemäß auch Zahllose, die andere Auffassungen als ich vertreten. Es wäre absurd anzunehmen, hunderttausende Menschen stimmten in jeden Unterpunkt jedes Spiegelstrichs der SPD-Bürgerversicherungspläne überein.

Aber es gibt die großen Linien, die nicht überschritten werden können.

Wir akzeptieren keinen Sexismus, keinen Antisemitismus, keine Xenophobie, keine Homophobie, keine Kriegstreiberei und keine unsolidarischen Konzepte.

Wer Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihres Portemonnaie-Inhalts oder sexueller Orientierung abwertet, muss sich bei AfD oder FDP umsehen; hat aber keinen Platz in der SPD.   Ein Parteiordnungsverfahren bietet eine ganze Klaviatur von Maßnahmen; keineswegs steht am Ende immer ein Parteiausschluss.

Außerdem sind wir Menschen, denen auch mal etwas Unsinniges oder Beleidigendes rausrutscht. Man kann um Entschuldigung bitten, Besserung geloben, so daß keineswegs der Stab über einem gebrochen werden muss.

Wenn man aber wie Wolfgang Clement hartnäckig über Jahre die soziale Grundausrichtig der Partei bemäkelt und schließlich mit all seiner Prominenz zur Wahl einer Konkurrenzpartei aufruft, schädigt man offensichtlich die SPD.

Thilo Sarrazin hatte als Berliner Finanzsenator immer schon provokante Sprüche gegen die Berliner Behäbigkeit rausgelassen, machte aber eine hervorragende Fachpolitik.

Von meiner Zeitungskioskfrau ließ ich mir 2009 extra die Ausgabe der Kulturzeitschrift "Lettre International" besorgen, weil ich genau den Zusammenhang verstehen wollte, in dem Sarrazin darüber ätzte „kleine Kopftuchmädchen“ zu „produzieren“.    Das war aber leider eindeutig. Ab dem Zeitpunkt hatte er nichts mehr in der Partei verloren und wie wir heute wissen, wurde es in den nächsten elf Jahren immer schlimmer. Heute ist das Ex-SPD-Mitglied eine Ikone der AfD.

Beim ehemaligen stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden und ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse gibt es bedauerlicherweise ebenfalls ein Muster.

Wir Wessis haben den Zottelbart ab 1989 dafür bewundert in der DDR opponiert zu haben, die Ost-SPD mitaufgebaut zu haben.

Na gut, er war Katholik, aber war die Kirche in Ost-Berlin nicht eine verständliche Schutzmaßnahme gegen die SED?

Regine Hildebrandt, die ich bis heute bewundere, kommt schließlich auch aus einem kirchlichen Widerstandsmilieu.

Thierse hatte zwar diese meiner Ansicht nach abstoßende ungepflegte Optik, aber auch das war ich bereit als DDR-Widerstands-Mode zu akzeptieren, zumal er sprachlich als echter Germanist außerordentlich gepflegt wirkt.

Er kennt die Bedeutung seiner Worte, spricht nahezu druckreif und gleitet nicht in inhaltslose Floskeln ab.

Ich mag gebildete Politiker. Thierse engagiert sich gegen Rechtsradikalismus; auch das ist eine meiner persönlichen Kernanliegen, so daß ich über Strubbelbart und Frömmelei hinwegsehen kann.

Thierse wird rabiat, wenn er es mit Säkularismus zu tun bekommt, so wie beispielsweise im Jahr 2010, als sich säkulare Sozis organisieren wollten.

(…..) Der vorbildliche Redner und Bürgerrechtlicher Thierse hat leider auch eine dunkle Seite - und damit meine ich nicht den grotesken Zottelbart.
Er ist überzeugter Katholik und auf Männer von der Pädo-Fraktion in den roten Kleidern läßt er nichts kommen.
Thierse unterstützte das berüchtigte „Pro-Reli“-Volksbegehren in Berlin, obwohl die Initiatoren reichlich logen und falsche, diffamierende Behauptungen ausstreuten.
Die Initiative ging so hanebüchen vor, daß sogar eine Gruppe „Christen pro Ethik“ entstand, weil sie die dreisten Lügen der „Pro-Reli“ -Bande, die Schüler separieren und ausgrenzen wollte, nicht unterstützen mochten.

Das ist eben immer dasselbe mit Christen - auch wenn die noch so sympathisch erscheinen mögen- irgendwann kommt doch ihre hässliche Fratze zum Vorscheinen.

Thierse zeigte sein wahres Bürgerrechtsgesicht spätestens als sich die lobenswerte Initiative „Laizisten in der SPD“ zusammenfand.
Einige hundert Sozis wollen im Oktober 2010 einen offiziellen innerparteilichen Arbeitskreis gründen.

Die neue Gruppe hat die Unterstützung mehrerer Bundestagsabgeordneter, darunter sind Carsten Schneider aus Erfurt, der frühere Staatsminister Rolf Schwanitz und die rheinland-pfälzische Abgeordnete Doris Barnett. Auch der thüringische Wirtschaftsminister Matthias Machnig und die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorstandssprecherin der KfW-Bankengruppe, Ingrid Matthäus-Maier, haben sich angeschlossen.

Gründer Nils Opitz-Leifheit begann vor einem Jahr Interessierte zu sammeln:   […..] […..]
Die Positionen des künftigen Arbeitskreises sind allesamt lobenswert.

Ich hoffe, daß ich die Umsetzung noch erleben werde.
Dabei werden bloße Selbstverständlichkeiten angemahnt, die ohnehin laut Grundgesetz geboten sind.
Gesetze und öffentlicher Raum müssen neutral bleiben. Neutrales öffentliches Bildungswesen. Abschaffung von Rechtsprivilegien, Steuerprivilegien und Finanzprivilegien der Kirchen. Gleiche Mitarbeiterrechte. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist kein Kirchenfunk, etc.

Das ist zu viel für Thierse.
Er, der Sprecher des Arbeitskreises "Christinnen und Christen in der SPD" möchte offenbar lieber einen Kirchenstaat à la Vatikan - auch wenn das mit dem Grundgesetz nicht zu machen ist.
Und mit der germanistischen Contenance ist es auch vorbei.
Nicht nur, daß er die Positionen der Laizisten inhaltlich ablehnt; nein, ginge es nach Thierse dürften die sich noch nicht mal zum Diskutieren treffen.
Rede - und Gedankenfreiheit auf Wiedersehen!

"Das Programm der Laizisten ist das Programm eines kämpferischen Atheismus", sagte er dem Abendblatt. "Ich warne die SPD davor, zu einer atheistischen und antireligiösen Partei zu werden."
Thierse […] sieht die Gefahr einer "künstlichen Distanz" durch das Laizisten-Programm. "Die SPD hat mit den beiden großen Kirchen immer in einem freundlich-sachlichen Verhältnis zusammengearbeitet. Dieses Verhältnis sollte unbedingt beibehalten werden."
(Nina Paulsen. 17.08.10)

Da biegen sich mir die Fußnägel hoch!
Wie kann man nur so einen Unsinn reden? (….)

(Ein netter Sozi?, 24.08.2010)

Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 2013, wird der heute 77-Jährige Katholik aber immer verbiesterter.

Er wirbt nicht etwa nur für seine Glauben, sondern dreht den Spieß um, indem er zunehmend Ungläubige attackiert.

Dabei ist er wenig zimperlich und verbreitet erschreckende Lügen.

Es ist womöglich altersbedingt, aber es ist sehr auffällig wie er von Jahr zu Jahr immer intoleranter wird und aggressiv gegen Nicht-Katholiken austeilt.

Genau das ist aber der Bereich, der eben nicht mehr mit den SPD-Grundsätzen vereinbar ist.

Wir sind tolerant und dreschen nicht mit dem verbalen Holzhammer auf Ketzer ein.

Auch Andrea Nahles ist Katholidiotin wie Thierse. Auch sie geht mit ihrem Glauben hausieren, aber sie teilt nicht bösartig gegen Konfessionsfreie aus.

Wer es wagt das Karfreitags-Tanzverbot zu kritisieren, bringt Thierse sofort zur Weißglut.

(…..) Statt aber ihre Privilegien zu genießen, so lange sie bestehen, bemühen sich Kirchisten glücklicherweise unfreiwillig selbst darum diese zu schleifen, indem sie mit besonders dümmlichen und rücksichtslosen und arroganten Aussagen vorpreschen.

Hardcore-Katholik Wolfgang Thierse ist dafür immer gut, der auch diese Woche mal wieder eifrig damit beschäftigt war seiner Partei und seiner Kirchen möglichst stark zu schaden.

[….] Tanzverbot-Streit in der SPD: Thierse kontert Kühnert scharf

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat die Forderung von Juso-Chef Kevin Kühnert kritisiert, das Tanzverbot an Karfreitag abzuschaffen.   Er sei erstaunt darüber, was Kühnert für wichtig halte und welche Interessen er bedienen wolle, sagte Thierse den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Donnerstag. "Bisher wusste ich nicht, dass die SPD eine Spaßpartei ist", sagte Thierse. Der 75-Jährige ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.    Kühnert hatte gefordert, das Tanzverbot am Karfreitag abzuschaffen. Er würde keine Party in einer Kirche anmelden, sagte Kühnert. Doch "wer an dem Tag in die Disko gehen will, sollte das auch tun können". Die Entscheidung, an Karfreitag feiern zu gehen, müsse jedem selbst überlassen werden.   Auch die Jungen Liberalen in Hamburg sprachen sich dafür aus, das Tanzverbot abzuschaffen. Es sei "ein Relikt aus vergangenen Tagen", erklärten sie am Donnerstag. Wer Karfreitag in Stille verbringen wolle, könne sich gegen das Feiern entscheiden. Dem Rest der Bevölkerung müsse es aber möglich sein, an diesem freien Tag zu tun, worauf er Lust habe. [….]

(Münchner Merkur, 19.04.2019)

Danke Thierse für diesen effektiven Versuch die SPD weiter in die Einstelligkeit zu treiben.

Dies wäre eigentlich die Stunde einer funktionierenden Parteiführung das senile Relikt zurück zu pfeifen, aber bekanntlich sitzt im Chefsessel ja auch eine Hardcore-Religiotin.

(…..) noch unsanktioniert vom Staat Jugendliche sexuell missbrauchen und anschließend den Täter schützen, fügen sich die deutschen Volksvertreter anachronistischen Absurditäten wie dem österlichen Tanzverbot oder Filmverbot.

Darf am Karfreitag, wenn ChristInnen der Kreuzigung Jesu Christi gedenken, getanzt werden? Nein, sagt das Gesetz in vielen deutschen Bundesländern.

(taz 05.04.2012)

Als Angehöriger der 99%-Mehrheit der Hamburger, die nie zum Gottesdienst gehen, fordere ich ein Bet-Verbot an allen Nicht-Ostertagen.   Die Gebete von messianischen Pröbstinnen stören mein humanistisches Empfinden nämlich genauso sehr, wie es den Glauben der praktizierenden Hamburger Christen stört, wenn ich am Karfreitag ein Tänzchen aufs Parkett lege oder womöglich sogar einen Louis de Funès-Film gucke.

Doch nicht nur Feiern ist verboten - auch bestimmte Filme. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) hat im Januar eine Liste von Kinofilmen herausgegeben, die zwischen 1980 und 2015 keine Freigabe für die stillen Feiertage erhielten. Ein Verbot bestimmter Filme findet sich sogar im ein oder anderen Feiertagsgesetz, in NRW etwa, wo es bis zum Karsamstag um 6 Uhr zumindest offiziell verboten ist, Filme zu zeigen, die nicht vom Kultusministerium anerkannt sind.  […]  Darauf finden sich auch Kinderfilme wie "Mary Poppins", "Heidi in den Bergen" und "Lotta zieht um". Daneben: Titel wie "Horrorsex im Nachtexpress" (FSK 18), aber auch Klamauk wie "Louis, der Schürzenjäger" (mit Louis de Funès) und "Didi und die Rache der Enterbten" (mit Didi Hallervorden).

(Elisa Britzelmeier, 25.03.2016) (….)

(Gebetsverbot jetzt!, 27.03.2016)

Vor einem Jahr ging Thierse dann auch soweit in einem FAZ-Leserbrief ein zutiefst humanistisches Anliegen mit NS-Pöbeleien zu überziehen.

Der Mann hat offensichtlich vollkommen seinen Verstand verloren.

[…..]  Ein früherer Bundestagspräsident bezeichnet die Richterinnen und Richter des @BVerfG   wegen des Urteils zur Sterbehilfe in einem Leserbrief an die FAZ als „furchtbare Juristen“ und stellt damit eine Assoziation zur NS-Zeit her. Geht‘s noch? [….]

(Tobias Freudenberg, 3. März 2020)

Die Marschrichtung ist klar; Thierse ist schon auf halben Weg zum Voll-Sarrazinstatus.

Wie es sich für echte Katholidioten gehört, mag Thierse keine Schwulen.

Wie die religiösen weißen Trumpisten fühlt er sich nun als heterosexueller Mann diskriminiert und zieht über Queere her.

Wieder einmal hatte Thierse in der ultrakonservativen FAZ mit diskriminierenden Thesen geleserbrieft.

 […..] Der SPD-Politiker Wolfgang Thierse appelliert in einem am Wochenende veröffentlichten FAZ-Kommentar (Bezahlartikel) an Minderheiten, "geschichtlich geprägte kulturelle Normen, Erinnerungen, Traditionen" anzuerkennen. Der 77-Jährige argumentiert in dem Artikel mit der Überschrift "Wie viel Identität verträgt die Gesellschaft?": "Der unabdingbare Respekt vor Vielfalt und Anderssein ist nicht alles. Er muss vielmehr eingebettet sein in die Anerkennung von Regeln und Verbindlichkeiten, übrigens auch in die Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen." […..] Im dem Kommentar verwendet Thierse insbesondere das Mode-Schlagwort "Identitätspolitik" ("Identitätspolitik darf nicht zum Grabenkampf werden, der den Gemeinsinn zerstört"). Dieser aus den USA stammende Begriff ("Identity Politics") umschreibt politisches Handeln, das nur für die Bedürfnisse spezifischer Gruppen bestimmt sei. Das Wort wird auch im Deutschen vermehrt als pauschaler Kampfbegriff gegen Bürgerrechtsorganisationen verwendet, die Diskriminierung beklagen. Andere nutzen ihn, um nur eingeschränkten Einsatz für Minderheiten zu rechtfertigen.  "Debatten über Rassismus, Postkolonialismus und Gender werden heftiger und aggressiver" und "Fragen ethnischer, geschlechtlicher und sexueller Identität dominieren", so beklagt auch Thierse "die Radikalität identitärer Forderungen" in dem Artikel. […..] Alfonso Pantisano, der sowohl Bundesvorstandsmitglied des LSVD als auch Berliner Landeschef von SPDqueer ist, zeigte sich auf seiner Facebook-Seite empört über die neuen Auslassungen Thierses. "Dass jetzt heute, ein paar Tage nach dem Desaster im "Talk" mit der Feuilleton-Chefin der FAZ in selbigem Blatt ein Gastbeitrag von Wolfgang Thierse erschienen ist, lässt mich erstarren", erklärte der Aktivist am Montag. "Vor Wut und vor Verzweiflung, denn das, was Thierse, übrigens auch ein Mitglied der SPD-Grundwertekommission, heute dort niedergeschrieben hat, ist neurechter Sprech. […..]

(Denis Klein, 23.02.2021)

Thierse rutscht das nicht raus; er denkt wirklich so und legt gleich nach.

Im Deutschlandfunk griff er weiter LGBTIQ*s an, indem er ausdrücklich dafür wirbt die Ansichten Rechtsextremer nicht zu verschweigen.

[…] Die Identitätspolitik von links führt, wenn sie weiter so einseitig und in dieser Radikalität betrieben wird, zu Cancel Culture. Das heißt, man will sich nicht mehr mit Leuten auseinandersetzen, diskutieren, den Diskurs führen, die Ansichten haben, die einem nicht passen. Das ist ziemlich demokratiefremd und, wenn ich das sagen darf, demokratiefeindlich. Eine pluralistische Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn in ihr die Unterschiedlichkeiten zu Wort kommen, artikuliert werden, im Gespräch miteinander sind – mit dem Ziel, die Unterschiede nicht zu verwischen, aber trotzdem auf die gemeinsamen Grundlagen des Zusammenlebens zu kommen. [….]

(DLF, 25.02.2021)

Nachdem Thierse so viel Mühe auf sich nahm, um säkulare und konfessionslose Wähler zu vertreiben, geht er nun auch noch frontal auf das schwul-lesbische Klientel los.

So geht klassische Parteischädigung.

[…..] Die deutsche Gesellschaft ist aber viel pluraler und vielfältiger als dieses „Traditions-Wir“ es sich vorstellen kann. Unsere Aufgabe ist es nun, die Mauern aus Privilegien, die nur diese eine Gruppe hat, aufzubrechen und neue Perspektiven, neue Gedanken zuzulassen. Eine Aufgabe, die vor allem diejenigen angehen müssen, die qua Geburt Teil dieses „Traditions-Wir“ sind – denn wer sonst hätte die Macht, das Geld und sonstige Privilegien, um etwas in dieser Gesellschaft zu verändern?

Wolfgang Thierse aber will und kann das strukturelle Problem nicht an-erkennen, dass im Moment nicht alle gleichberechtigt in unserer Gesellschaft teilhaben können. […..] Worüber ich wirklich wütend bin, ist Thierses geschichtsvergessene Argumentation zum „Blackfacing“, das er mit den Worten rechtfertigt, kulturelle Aneignung sei ein Wesenselement unserer Kulturgeschichte – die bittere Ironie seiner Worte noch nicht einmal bemerkend. Blackfacing ist eine durch und durch rassistische Tradition von Weißen, die sich schwarz anmalen um schwarze Menschen zu verhöhnen. Und wenn Herr Thierse dann noch behauptet, jeder Schauspieler und jede Schauspielerin könnte jede Rolle auf dem Theater bekommen ist das schlicht an der Realität vorbei, wie nicht nur die von ihm selbst angesprochenen 185 Schauspieler und Schauspielerinnen vor Kurzem in der „Süddeutschen Zeitung“ betont haben. […..]

(Anna Seibt, 25.02.2021)

Saskia Esken und ihr, man muss es in diesem Zusammenhang erwähnen, schwuler Parteivize Kevin Kühnert, versuchen sich in Schadensbegrenzung, wollen bei den Queeren und ihren Alliierten (zu denen ich mich zähle) um Verständnis werben.

[…..] Nach der heftigen und anhaltenden Kritik von LGBTI-Aktivist*innen an der SPD bemüht sich die Parteispitze um eine Deeskalation. Rund 20 ausgewählte Personen, darunter Vertreter*innen aus der Community, wurden von Parteichefin Saskia Esken und ihrem Vize Kevin Kühnert zu einem Online-Gespräch am 11. März um 20 Uhr eingeladen. […..] In ihrer Einladung kritisieren Esken und Kühnert zum einen den Verlauf des u.a. von Gesine Schwan moderierten Online-Talks "Jour Fixe" mit FAZ-Feuilletonchefin Sandra Kegel. Bei der Veranstaltung am 19. Februar hatten die SPD-Gastgeber*innen Kegel trotz ihres queerfeindlichen Kommentars zu #ActOut in Schutz genommen, ihre Kritiker*innen dagegen scharf angegriffen und ihnen am Ende sogar das Mikro abgestellt. Eine teilnehmende Person war misgendert worden. "Die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit einer Online-Debatte auf Einladung des SPD-Kulturforums und der SPD-Grundwertekommission, die fehlende Zurückweisung von Grenzüberschreitungen und die mangelnde Sensibilität im Umgang mit den Gäst*innen aus Euren Reihen, manche Rechtfertigung im Nachgang – all das beschämt uns zutiefst", schreibt die SPD-Spitze. "Wir ahnen und wissen aus persönlichen Gesprächen, wie tief verletzend diese Ereignisse und Erfahrungen für Euch waren." […..] Ohne ihn namentlich zu erwähnen, distanzierten sich Esken und Kühnert auch vom ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse, der in der vergangenen Woche in einem FAZ-Kommentar Grenzen für "Vielfalt und Anderssein" gefordert hatte ("Identitätspolitik darf nicht zum Grabenkampf werden") und sich nach Kritik als Heterosexueller diskriminiert fühlte und eine "Cancel Culture" beklagte. […..] Nach dem misslungenem "Jour Fixe" hatte der Lesben- und Schwulenverband in einer überraschend scharfen Pressemitteilung kritisiert, dass die Beteuerungen der SPD, auf der Seite queerer Menschen zu stehen, "nichts wert" seien, und eine Entschuldigung gefordert. Viele Sozialdemokrat*innen würden "Homophobie und Transfeindlichkeit lieber leugnen, kleinreden oder verharmlosen statt diese deutlich zu kritisieren".[…..]

(Queer.de, 28.02.2021)

Ich meine, daß Thierse in den letzten 15 Jahren bewiesen hat ein klassischer Religiot zu sein. Er sieht nichts ein und wird nur immer aggressiver.

Kevin und Saskia, ich bin nicht von Euren Aktionen beeindruckt.

Gegen Thierse hilft nur noch ein Parteiordnungsverfahren.