Donnerstag, 26. Dezember 2013

Die Grünen gehen mir auf den Sack!



Meine parteipolitische Ausrichtung ist eindeutig:
RotRotGrün, oder wie man heutzutage sagt, R2G.
Es ist natürlich viel leichter zu sagen, was man nicht will. Schwarzgelb will ich eindeutig nicht; so viel ist klar.
Es ist auch noch relativ leicht sich eine Wunschkonstellation vorzustellen, die Deutschland regieren sollte. Unangenehmerweise führt die Wahl der Wunschpartei mitunter zu dem Wahlergebnis, welches man am wenigsten haben wollte.
So unterstelle ich den Piraten- und Linke-Wählern, daß sie sicherlich nicht Frau Merkel als Bundeskanzlerin wollten.
Tatsächlich haben sie aber genau mit ihrer Wahlentscheidung Frau Merkels Position massiv gestärkt, indem sie die einzige derzeit mögliche parlamentarische Alternative, nämlich rot-grün, relativ geschwächt haben.

Die den Urnenpöbel in der Regel überfordernde Schwierigkeit  besteht darin, die Folgen seiner Wahl abzuschätzen.

Als 1998 Schröder und Fischer die Bundesregierung stellten, waren meine Parteipräferenzen übrigens ziemlich diffus.
Ich habe beiden Parteien den Erfolg gegönnt, hatte den Eindruck, daß man sich tatsächlich als „gemeinsames Projekt“ begriff und durchaus vertrauensvoll zusammen arbeitete.
Beide Parteien stellten sehr kompetentes Spitzenpersonal und bei Bundestagsdebatten gefielen mir die Grünen-Parlamentarier sogar noch besser als die der SPD. Da gab es richtig kompetente Profi-Parlamentarier, von denen man immer hochinteressante Debattenbeiträge erwarten konnte.
(Dafür war die Grünen-Basis umso gruseliger.)
Es kam regelmäßig vor, daß mich jemand (im prä-Internetzeitalter) anrief und hektisch rief „schalt ganz schnell Bundestag an  - Gerald Hefner tritt gerade ans Rednerpult!“

Damals machte Politik wirklich „Spaß“. Es stellte sich ein ganz anderer Stil ein und das wichtigste für mich war, daß man deutsche Regierungsmitglieder auf Auslandsreisen beobachten konnte, ohne sich zu schämen!
16 Jahre war man es gewohnt immer von Kohls peinlicher Provinzialität blamiert zu werden. Wann immer er auf große Reisen ging, stellte er irgendwas an, das einem so sehr zum Mitschämen brachte, daß einem nur noch Alkohol helfen konnte.
Kohl will auf den Anaberg, um die Polen zu ärgern, Kohl schlägt dem Tenno auf die Schulter, Kohl vergleicht Gorbatschow mit Goebbels, Kohl schleppt Reagan auf den SS-Friedhof Bitburg, etc pp.

Bei Schröder und Fischer schämte man sich nicht nur nicht mehr, sondern es stellte sich um 2002/2003 ein Gefühl ein, das ich noch nie erlebt hatte: Man war sogar ein bißchen stolz darauf, wie sich die Rotgrüne Bundesregierung Italien, Großbritannien, Spanien und den USA entgegenstemmte, um einen Irakkrieg zu verhindern.

Die Regierung Westerwelle/Merkel hat mich dann wieder an den Tiefpunkt zurück versetzt.
Entsetzen über ihr Handeln im Inland, grenzenlose Scham über ihre Außenpolitik.

Schwarzrot ist sicherlich besser als Schwarzgelb; schon allein, weil Steinmeier und nicht Guido Westerwave Deutschland im Ausland vertritt.
Aber von Euphorie kann natürlich keine Rede sein.
Von den sechs Sozi-Bundesministern gefällt mir nur Heiko Maas.
Die SPD ist nach den Jahren unter der Gabriel-Nahles-Führung in einem inhaltlich und personell desolaten Zustand.
Überhaupt kein Vergleich mit der kraftstrotzenden Lafontaine-Schröder-Verheugen-41%-SPD von 1998.
Ich bezweifele allerdings, daß eine RotGrüne Regierung 2013 noch einmal den Zauber von 1998 entfaltet hätte – selbst wenn sie mit ordentlichem Ergebnis Merkel aus dem Amt gejagt hätte.
Die Religioten sind in Form von Nahles, Steinmeier und Thierse nicht nur über die Sozis hereingefallen, sondern haben auch die Grünen zu einer schwachen, dämlichen Partei verkommen lassen.
Die Grünen haben sich nun trotz zweier massiver Fehlschläge in Hamburg und im Saarland ein drittes Mal an die CDU heran gewanzt. Ausgerechnet bei dem rechts-lastigsten Landesverband der CDU überhaupt – in Hessen!
Man fasst es nicht. Tarek Al-Wazir, den ich so oft so verteidigt habe wenn die Schwarzen und Gelben im hessischen Landtag über ihn herfielen – FDP-Spitzenfrau Wagner grölte ihn von der Regierungsbank aus als „Arschloch“ an und von der CDU-Bank schalt es „Geh doch zurück nach Saana!“ – steigt nun mit Volker Bouffier ins Bett.
Und die Grüne Basis segnet das auch sofort ohne Umstände ab.
PEINLICH.

Die Grünenbasis ist ein perfektes Beispiel dafür, weswegen ich gegen Plebiszite bin.
 Da hatten sie die freie Auswahl über ihre Bundestagswahlspitzenkandidaten und entscheiden sich für die Hardcore-Religiotin Kathrin Göring-Kirchentag, die in den bisherigen Jahren mit CSU-Rechstaußen Günter Beckmann in der EKD-Synode kuschelte und mit der intellektuell dramatisch unterbelichteten Margot Käßmann zusammen religiöse Plappermagazine herausbrachte.
PEINLICH.

In der Beschneidungsdebatte ließen sich die Grünen maßgeblich von einem abgebrochenen Lehramtsstudenten, der die Bibel mit dem Grundgesetz verwechselte, vertreten.
Dieser Volker Beck wandte sich damit eindeutig gegen das Kindeswohl und log dazu noch im Bundestag, daß sich die Balken bogen.
PEINLICH.

Genau diesen Aggro-Volker Beck, der sich 2012 voll auf die Seite der Bischöfe und Imame gestellt hatte, wählte die neue und zu Recht dezimierte Grünen-Bundestagsfraktion zum religionspolitischen Sprecher.
PEINLICH.

Als gestern eine Femen-Soloaktion gegen den extrem konservativen homophoben und misogynen Freunde der Nazi-Vergleiche Kardinal Meisner stattfand, waren es wiederum die Grünen, die dem intoleranten Fundamentalisten zur Seite sprangen und sich gegen die Frauenrechte positionierten.
PEINLICH.

Grüne verurteilen Femen-Aktion im Kölner Dom
Die Protestaktion einer nackten Aktivistin auf dem Altar des Kölner Doms während der Messe am ersten Weihnachtstag ist auf deutliche Kritik gestoßen. Der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, bezeichnete sie als respektlos und "eine unnötige Störung der Gläubigen beim Gottesdienst". Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, nannte die Aktion einer Femen-Aktivistin verletzend und rücksichtslos.
[….]  Beck erklärte in Berlin, auch vor den Toren des Doms "hätte es genügend Möglichkeiten gegeben, Kritik an Kardinal Meisner oder auch der katholischen Kirche zu üben". Die Störung eines Gottesdienstes wie einen Hausfriedensbruch zu bestrafen, sei "angemessen". […]
Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp nannte die Aktion in der Online-Ausgabe des "Kölner Stadt-Anzeigers" "indiskutabel". [….]
Nach dem Vorfall hätten Kardinal Meisner und der Domzeremoniar eine symbolische Reinigung des Altars vorgenommen. Meisner habe ein Gebet gesprochen und den Altar mit Weihwasser besprengt.

Eigentlich schade, daß die Grünen um Beck nicht der FDP in der APO Gesellschaft leisten!