Wieso haben Populisten, Vereinfacher und
Menschenfeinde „im Westen“ gerade so einen Lauf?
Die Frage wird aus vielen wissenschaftlichen
Richtungen untersucht. Neben ideologischer und religiöser Indoktrination, neben
sozialen und edukativen Schieflagen spielt Angst eine große Rolle.
Viele Menschen fürchten sich vor dem Unbekannten.
Unglücklicherweise stürzen sich Politik und Presse
vielfach auf diese Ängste, verstärken sie noch, machen sie gar zum Ratgeber.
Preß- und Online-Profimeiner (deutschlandweit)!
Wenn Ihr, brav den politischen Konsens
nachplappernd, uns nach jedem AfD-Erfolg immer wieder bittet, man müsse „die
Ängste der Menschen“, sprich der Rassisten und Fremdenfeinde, ernst nehmen,
dann möchten wir Euch einmal ernst nehmen und fragen: Wann wurden eigentlich je
vernünftige Entscheidungen aufgrund von Ängsten getroffen? Muß man nicht gerade
Ängste überwinden, um nicht sich und andere zu gefährden?
Und wenn Ihr schon dabei seid: Was genau bedeutet eigentlich, wenn Ihr
behauptet, die etablierten Parteien hätten die AfD erst erstarken lassen, weil
sie die Sorgen und Wünsche der Wähler ignoriert haben? Ist es wirklich so doof
wie: Wenn die Union AfD-Politik macht, braucht es keine AfD? Und hätte Merkel
demnach also nicht nur, von wenigen Ausnahmen abgesehen, quasi AfD-Politik
(Asylpaket II, sichere Herkunftsstaaten, Türkeideal) betreiben, sondern sie
genauso dummbratzig herausposaunen sollen, wie die vermeintliche Paria-Partei?
Will die Antwort lieber nicht wissen: Titanic/Oktober 2016
Will die Antwort lieber nicht wissen: Titanic/Oktober 2016
Nein, ich glaube, wir stünden besser da, wenn veröffentlichte
Meinung und Parteien von Linken bis CSU nicht immer wieder rechts geblinkt
hätten, um dem Pöbel zu signalisieren „ihr habt schon recht – es sind einfach
zu viele Ausländer hier.“
[….] Die
empirische Sozialwissenschaft belegt seit Langem, dass es für
Fremdenfeindlichkeit keine Migranten braucht. Man muss auch keinen Juden
kennen, um Antisemit zu sein. Im Gegenteil: Vorurteile halten sich dann
besonders gut, wenn sie nicht mit realen Erfahrungen konkurrieren müssen. In
Peenemünde zum Beispiel gab bei der Landtagswahl im September 2016 mehr als die
Hälfte der Wahlberechtigten der AfD ihre Stimme. Im Ort lebt kein einziger Flüchtling."
Und in Berlin schnitt die AfD nicht etwa in jenen Bezirken besonders stark ab,
in denen ein hoher Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund durchaus auch
Probleme mit sich bringt, sondern in den nordöstlichen und südöstlichen
Bezirken, wo die wenigsten Migranten wohnen. [….]
Was war das für ein Geschrei im steinreichen Stadtteil
Hamburg-Harvesterhude, als vor zwei Jahren der rotgrüne Senat auch in der edlen Sophienterrasse an der Außenalster
Flüchtlinge unterbringen wollte.
Anwohner klagten und wehrten sich.
Inzwischen hat sich der Senat aber teilweise
durchgesetzt; auch in Harvesterhude leben seit einem Dreivierteljahr
Flüchtlinge.
Nun, nachdem die Nachbarn die Neu-Harvesterhuder
kennengelernt haben, ist es auf einmal doch vorstellbar, daß eine afghanische
Familie durch das edle Pöseldorf-Center spaziert. Die Integration ist zur Erfolgsgeschichte geworden.
Man hilft und versteht sich.
Ich glaube schon lange daran, daß der entscheidende
Faktor für die zunehmende Akzeptanz Homosexueller in Deutschland nicht Bundestagsdebatten
oder CSDs waren. Es waren auch nicht die wenigen, teils schrillen, offen
Schwulen, die man aus dem Showbiz kannte.
Wichtiger war die Lindenstraße, die in den 1980ern und
1990ern ein echter Straßenfeger mit 12 Millionen Zuschauer war.
Der erste schwule TV-Kuss 1987 wurde noch übersehen,
aber als drei Jahre später erneut Männer bei Mund-zu-Mund-Aktivität gezeigt
wurden, brach die Hölle los. Der Bayerische Rundfunk weigerte sich „aus
moralischen Gründen“ die Folge auszustrahlen.
Es ging um Folge 225, die am 25. März 1990 lief. Dabei gab es schon vorher
zwei Folgen, in denen es zu Zärtlichkeiten kam, für eine Familienserie zu
größerer Intimität. Aber Ende März ist es endgültig eskaliert.
Während der Ausstrahlung gab es so viele Anrufer beim WDR, noch Stunden
danach noch, dass alles zusammenbrach - man konnte es nicht mal mehr
protokollieren. Am Montag drauf fanden Krisentelefonate der ARD-Anstalten auf
höchster Ebene statt, mit Hans W. Geißendörfer, denn montags wurde ja in vielen
dritten Programmen die Folge wiederholt. Die Folge wurde entschärft,
umgeschnitten, kleinere Korrekturen vorgenommen. Aber so etwas hatte es so noch
nicht gegeben. Die Folge lief im Original tatsächlich nur einmal.
Ich bin offensichtlich einer der wenigen Menschen, der
nie Lindenstraße gesehen hat, aber der Skandal war offensichtlich deshalb so
groß, weil sämtliche Spießer der Republik auf einmal mit Schwulen konfrontiert
waren. Also diejenigen in kleinen Bayerischen Dörfern, die eben nicht CSDs in
Köln mitbekamen oder mal auf einem Frankie-Goes-To-Hollywood-Konzert
die überdeutliche Bühnenshow sahen.
Schwule waren dadurch auf einmal im kleinen heimischen
Wohnzimmer, kamen durchs Fernsehen aus der Familie, die einem so vertraut war.
Andere Serien zogen nach; bald hatten auch Daily-Soaps
wie GZSZ ihr Homopaar und der deutsche Michel erkannte, daß das ganz gewöhnliche
Menschen waren, Geschwister, Söhne, die durchschnittliche Frisuren und 0-8-15-Jobs
hatten. Das waren also doch keine satanischen Punks, die jeden besprangen, der
nicht bei drei auf dem Baum ist.
Genau das ist der Grund weswegen Typen wie Frauke
Petry mit schöner Regelmäßigkeit fordern, es müsse weniger Schwule im Fernsehen
geben, weswegen „Demo-für-Alle“-Demagogen wie Birgit Kelle und Hedwig
Beverfoerde so hysterisch auf Aufklärung in Schulen reagieren.
Sie alle fürchten sich vor der Gewöhnung.
Man kann nur sein braunes politisches
Ausgrenzungs-Süppchen kochen, wenn Juden, Schwule und Schwarze Chimären sind,
die man noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hat.
Nur dann lassen sich Ängste und Aggressionen
generieren.
Wer aber einen schwarzen Grundschulfreund hat, wer aus
dem täglichen Nachmittagsprogramm mit der netten Lesbe von nebenan vertraut
ist, ist nicht mehr empfänglich für Parolen der extremen Rechten, der
konservativen Kirchler, der US-Republikaner.
Der ultrakonservative Trump-Vizekandidat Mike Pence
ist ein Paradebeispiel.
Um seine Agenda durchzudrücken, um genügend Wähler zu
gewinnen, muß er die Schwulenschwarzenmuslims nicht nur negativ konnotieren, sondern
insbesondere vom weißen heterosexuellen Volk fernhalten.
Wenn man sich erst gegenseitig kennenlernt, könnte
sich herausstellen, daß die Homos gar nicht so satanisch sind, womöglich
vergewaltigen sie doch nicht auf der Stelle jeden Mann unter 40.
"Homosexuals are not as a group
able-bodied. They are known to carry extremely high rates of disease brought on
because of the nature of their sexual practices and the promiscuity which is a
hallmark of their lifestyle."
Pence also argues in the piece that
homosexuality is a "pathological condition."
Pence has also fallen under scrutiny for
publishing work in 1993 criticizing gay military members.
Last year as governor of Indiana, he signed the
"Religious Freedom Restoration Act," which allows companies to
discriminate against LGBT employees and customers based on firmly held
religious beliefs. And he's proposed cutting funding for HIV treatment and
using the money for "gay cure" therapy.
Homophobie, Xenophobie und Angst vor Juden
funktionieren im Sinne von (politisch ausschlachtbarer) Angst nur so lange man
keine Schwulen, Flüchtlinge, Juden kennt.
Wenn das Kennenlernen die Angst ablöst, lösen sich
viele Probleme in Wohlgefallen auf.
Homophobie, Xenophobie und Antisemitismus im Sinne von
Hass auf Minderheiten bleibt hingegen bestehen.
Hasser wie Mike Pence versuchen daher alles, damit
ihnen die Angsthasen nicht von der Stange gehen.
Mike Pence’s top seven most homophobic moments
(out of many)
[….] Indiana Governor Mike Pence is a
darling of the religious right, and with good reason. Over the course of his
political career, he has been a crusader (in his white-bread way) for the
right’s pet causes. Chief among these, of course, is stopping the “homosexual
agenda.”
While Pence is best known for his bumbling
attempt to rebrand antigay bigotry as religious liberty last year, that was
hardly his first foray into the fields of homophobia. In fact, both as governor
and as a Congressman, Pence took the lead in attacking legal equality. He is
far and away the most anti-gay candidate to run on a national GOP ticket, which
is saying a lot.
[….] 1. Supporting a constitutional
amendment to ban marriage equality
[….] 2. Signed a bill to jail
same-sex couples for applying for a marriage license
[….] 3. Wanted to divert funding from
HIV prevention to conversion therapy
[….] 4. Opposed repeal of Don’t Ask,
Don’t Tell
[….] 5. Complained about the passage
of the Matthew Shepard Hate Crimes bill
[….] 6. Served on the board of an
antigay group
[….] 7. Argued that passing ENDA would
ban Bibles from the workplace [….]