Der gegenwärtige VW-Megaskandal ist ein klassisches
Beispiel für ein Thema, das ich eigentlich NICHT aufgreife, weil es ohnehin
weltweit auf allen Titelbildern ist. Unnötig die Details noch mehr zu
beleuchten.
Alle öffentlichen TV-Anstalten bringen Sondersendungen.
Worum geht es?
Im Grunde genommen ist es einfach: Deutschlands bestbezahlter Manager Martin Winterkorn, der jährlich zwischen 10 und 20 Millionen Euro verdient, war krankhaft davon besessen Toyota als größten Autokonzern der Welt zu überholen. Dazu hat man offenbar massiv Testergebnisse gefälscht, was man in Deutschland hätte wissen können, aber aufgrund der Lobbyarbeit der Milliardenschweren Autokonzerne nicht wissen wollte.
Im Grunde genommen ist es einfach: Deutschlands bestbezahlter Manager Martin Winterkorn, der jährlich zwischen 10 und 20 Millionen Euro verdient, war krankhaft davon besessen Toyota als größten Autokonzern der Welt zu überholen. Dazu hat man offenbar massiv Testergebnisse gefälscht, was man in Deutschland hätte wissen können, aber aufgrund der Lobbyarbeit der Milliardenschweren Autokonzerne nicht wissen wollte.
Ex-CDU-Minister Matthias Wissmann ist als Präsident
des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) der mächtigste Lobbyist der Welt. Wenig
verwunderlich, daß ein Verkehrsminister-Würstchen wie Dobrindt dem Mann nicht
in die Suppe spuckt.
Nicht gedacht hatte man in Wolfsburg offenbar an die
US-Regierung, die wenig zimperlich ist, wenn sie beschissen wird.
Nachdem Washington auf den Putz haut, steckt
Winterkorn in der de Maizière-Falle: Hat er als Chef davon gewußt, muß er
zurücktreten. Hat er nichts davon gewußt, ist er offenbar ein miserabler Chef
und muß auch zurücktreten.
Daher verkündete er gestern Guttenberg-like keinesfalls
zurück zu treten, um dann heute ….zurückzutreten.
Nun kommt gewaltiges Ungemach aus den USA;
zweistellige Milliardenstrafen, Strafprozesse, Umsatz-Absturz und
Börsen-Debakel.
Ich gebe übrigens schon mal eine leise Prognose dazu
ab, wer mit seinen Millionen NICHT dafür geradestehen muß: Die VW-Manager, die
das Desaster angerichtet haben.
Wissmann, VW-Aufsichtsrat Ministerpräsident Stephan
Weil und Wirtschaftsminister Gabriel standen heute alle fürchterlich betrübt
vor den Kameras und orakelten vom Imageverlust.
ADAC und VW angeschlagen – und dabei sind doch Autohändler eigentlich die Ikonen der Ehrlichkeit.
ADAC und VW angeschlagen – und dabei sind doch Autohändler eigentlich die Ikonen der Ehrlichkeit.
In den Zeitungen wird nun sehr viel geweint.
Springer rechtes Kampfblatt WELT sorgt sich als erstes
um die Anleger:
Der Kurs der VW-Aktie war am Montag zeitweise um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Am Dienstag setzte sich die Talfahrt an der Börse weiter fort. Viele Anleger ist der US-Skandal damit bereits jetzt teuer zu stehen gekommen.
Die BaFin spürt gleich mehreren möglichen Verstößen gegen das
Wertpapierhandelsgesetz nach. [….] Investoren,
die die Aktie vor Kurzem erworben haben, könnten sich darauf berufen, dass sie
das nicht getan hätten, wenn das Unternehmen rechtzeitig über die Abgas-Affäre
informiert hätte. Dann wäre ihnen der Kurssturz diese Woche erspart geblieben.
Die erlittenen Verluste müsste ihnen VW dann womöglich ersetzen.
Anlegeranwälte machen den gebeutelten Aktionären bereits den Mund wässrig.
"Nach unserer festen Überzeugung hat sich VW wegen unterlassener
Kapitalmarktinformationen daneben auch gegenüber seinen Aktionären
schadenersatzpflichtig gemacht", sagt Andreas Tilp, der eine bekannte
Anlegerkanzlei betreibt.
Nicht nur der Aktien-, Wert- und Geldverlust. Nein, es
würden auch massiv Arbeitsplätze verloren gehen, wenn nun weniger Menschen VWs
kaufen. VW-Mitarbeiter würden freigestellt, VW-Händler hätten Einbußen und die
großen Zulieferer müßten auch alle Entlassungen vornehmen.
Ob VW bald zum „notleidenden“ oder gar „systemischen“
Konzern erklärt wird, der gerettet werden müßte?
Die armen Wolfsburger – Vorjahresgewinn 22,5
Milliarden Euro = 22.500 Millionen Euro Gewinn! – bringen mich zum Weinen.
An was erinnert mich das noch mal?
Ach ja. OPEL. Die Tochter des größten Konzerns der Erde, GM, wurde doch auch just noch bemitleidet. Kaum ein Politiker, der sich nicht werbewirksam mit Steuerzahler-Milliarden den „Opelanern“ andiente.
Ach ja. OPEL. Die Tochter des größten Konzerns der Erde, GM, wurde doch auch just noch bemitleidet. Kaum ein Politiker, der sich nicht werbewirksam mit Steuerzahler-Milliarden den „Opelanern“ andiente.
Dabei gilt auch für VW das was damals galt:
Es gibt in der Autoindustrie gewaltige Überproduktionskapazitäten. Keine Fabrik ist ausgelastet.
Es gibt in der Autoindustrie gewaltige Überproduktionskapazitäten. Keine Fabrik ist ausgelastet.
Wenn eine Produktionsstätte aus irgendeinem Grund verloren
geht, müssen nicht etwa potentielle Kunden alle zu Fuß gehen, sondern sie
können einfach ein anderes Auto kaufen.
Ist das nicht der tiefere Charakter des Kapitalismus?
Die Konkurrenz von Produkten und das Werben um den Konsumenten, der die Freiheit
besitzt sich auszusuchen, was er kaufen möchte?
Wozu das Gegreine der Minister?
Geht es nicht eine Nummer kleiner?
Wenn die Leute keine VWs mehr kaufen, werden sie eben
einen Kia oder Alfa oder Renault nehmen. Für jede Modellreihe gibt es Alternativen.
Werden also Arbeitsplätze in VW-Werken vernichtet,
müssen die Konkurrenten mehr Mechaniker einstellen.
Leiden VW-Händler, freuen sich die Kollegen von
Peugeot und FIAT.
Können die Autozulieferer ihre Bauteile nicht mehr
nach Wolfsburg verkaufen, liefern sie eben an BMW oder Hyundai.
Und im allerschlimmsten Fall, steigen einige Ex-Autofahrer auf das Fahrrad um - zum Wohle der Umwelt.
Eine WinWin-Situation.
Und im allerschlimmsten Fall, steigen einige Ex-Autofahrer auf das Fahrrad um - zum Wohle der Umwelt.
Eine WinWin-Situation.
Ausgerechnet die nicht eben als Hauspostille der
Industrie bekannte „taz“ wird richtig dramatisch.
Scheitert VW, dann scheitert Deutschland. Und scheitert Deutschland,
scheitert Europa.
Was als Umweltskandal begann, hat längst eine volkswirtschaftliche
Dimension erreicht, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist. Der Wolfsburger
Konzern musste jetzt zugeben: Von den Software-Manipulationen bei der
Abgasreinigung ist nicht nur eine halbe Million Fahrzeuge in den USA betroffen,
sondern es sind weltweit elf Millionen.
Selbst wenn diese Fehler technisch behoben werden können – die Kosten dafür
werden enorm sein. Hinzu kommen Strafzahlungen…
Europa scheitert gerade an ganz anderen Problemen,
liebe taz.
Und die sind wesentlich wichtiger.
Blöd nur, daß Englisch-Ötti,
Mauschel-Merkel und Zickzack-Sigi TTIP noch nicht durchgezogen haben.
Schade, dass es noch kein #TTIP gibt. Sonst
könnte VW die USA jetzt auf 18 Milliarden verklagen. Und auf vermuteten
entgangenen Gewinn. ROLF!
(Martin Sonneborn, Facebook, 23.09.15)