Der Neologismus „Querfront“ ist recht treffend, denn das was
sich unter den vermeidlich harmlos-spinnerten angeökten Publikum aus der
Esoterik-, Homöopathie-, Heilpraktiker- und Impfskeptikerszene bei den Grünen
sammelt ist leider nicht nur eine naturfreundliche Variante der Normalbürger.
Nein, sie sind wissenschaftsfeindlich und durchaus so
fanatisch, daß sie sich selbst samt ihrer Kinder in Lebensgefahr bringen.
Der Schritt ins Völkische ist so naheliegend, daß
diejenigen, die eben noch einfache Kritiker der Pharmalobby waren, Bachblüten
konsumieren und zuckerige Globuli einwerfen, im nächsten Moment mit Pegida, AfD
und NPD marschieren.
Wer sich ein bißchen mit der großen Sinnlos-Hoax der Homöopathie
beschäftigt hat, weiß daß das Heilpraktikergesetz von Adolf Hitler stammt und
die „neue germanische Medizin“ bis zur SS zurückreicht.
Homöopathie-Freunde wie Barbara Steffens,
die ehemalige grüne Gesundheitsministerin in NRW (2010-2015) stellen
eine echte Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung dar.
[….] Im Oktober 2012 erklärte die Ministerin dem Magazin Stern:
“Ich mache mich als
Ministerin dafür stark, dass in unserem Gesundheitssystem und damit in der
Schulmedizin auch Alternativmedizin wie die Homöopathie integriert wird. Ich
denke, das ist wichtig, damit nicht nur einzelne Symptome behandelt werden,
sondern der Mensch als Ganzes. Zum Glück gibt es schon viele Ärztinnen und
Ärzte, die genauso arbeiten, bei denen auch Arnica C30 längst fester
Bestandteil der Praxis ist.”
Das klingt blödsinnig und schrecklich uninformiert. Oder esoterisch und
wissenschaftsfremd. Beides eigentlich undenkbar für eine Ministerin, die eine
Administration von Fachleuten unter und um sich hat. […..]
Die Grüne Top-Politikerin ist nicht nur ideologisch völlig
verblendet, sondern auch noch wissenschaftlich auf dem Holzweg.
Es gibt keine alternative Medizin, so wie es auch keine
alternative Physik oder alternative Mathematik gibt.
Das ist grober Unfug.
Eine Dekade später ist es die bayerische Grünen-Fraktion,
die 200 Jahre nach Samuel Hahnemann (* 10. April 1755 in Meißen; † 2. Juli 1843
in Paris) eine Studie in Auftrag gibt, um die Wirksamkeit von Homöopathie zu
untersuchen.
Sagenhaft. Ohne Wirkstoff kann der Unsinn nicht wirken und
dementsprechend wurde in vollen 200 Jahren Forschung in der ganzen Welt noch
nie ein einziger Beleg für die Wirkung von Globuli über den Placebo-Effekt
hinaus gefunden.
(….) Ein extrem erbärmliches Bild geben die Oliven auch in
Bayern ab.
Dort stimmten sie fast geschlossen für einen Gaga-Antrag der CSU, um die Wirksamkeit
der prinzipiell wirkungslosen Homöopathie untersuchen zu lassen.
[…..] Bayerischer Landtag stimmt für umstrittene Homöopathie-Studie
Kann der Einsatz von Antibiotika durch homöopathische Mittel reduziert
werden? Das soll in Bayern mit einer Studie geprüft werden. Die Opposition ist
empört.
[….. ] Der Antrag, der Teil einer Debatte über sogenannte multiresistente
Keime war, wurde zuvor kontrovers diskutiert. Gegnerinnen und Gegner des
Vorhabens bezeichneten die Studie als überflüssig. "Das Vorhaben der
bayerischen Staatsregierung ist fahrlässig, weil es bereits mit der
Fragestellung suggeriert, dass homöopathische Mittel wie Globuli
multiresistente Keime bekämpfen könnten", kritisierte Dominik Spitzer
(FDP). Bisher habe keine wissenschaftliche Studie beweisen können, dass
homöopathische Mittel allein gegen Beschwerden wirkten.
Auch die SPD-Abgeordnete Ruth äußerte Kritik an dem Vorhaben der
Landesregierung. Wenn an Homöopathie "wirklich nachweislich etwas wirke,
dann ist es der Anteil der sprechenden Medizin, der ganzheitliche Blick auf die
Patienten". Nicht nachvollziehen könne sie jedoch, "bei schwerer
Sepsis auch nur daran zu denken, diese Kügelchen womöglich anstelle von
Antibiotika zu verabreichen".[….. ]
Es ist schizophren; ausgerechnet die Grünen, die seit
Jahrzehnten die anderen Parteien in den Fragen von Umweltverschmutzung,
Klimaschutz, Waldsterben, Gentechnik, Ökologie und Agrarpolitik vor sich hertreiben,
indem sie anmahnen endlich auf die Wissenschaftler zu hören, gleichzeitig in
ihren eigenen Reihe zutiefst bornierte Wissenschaftsfeinde pflegen.
Die Eso-Grünen sind dabei mitnichten harmlose Spinner,
sondern sie verbünden sich ungeniert mit Rechtsradikalen, Ausländerhassern und
Antisemiten. Das zeigen die „Anti-Corona“-Demos in Berlin und Stuttgart seit
Monaten nur zu deutlich.
Für die Sozialwissenschaftlerin Claudia Barth ist dieser
Schulterschluss von grüner Basis und braunem Pack folgerichtig. Daß in Berlin bunt angezogene Esoteriker und Hippies neben
dunkel gekleideten Neonazis und Reichsbürgern zusammenmarschierten ist für
Fachleute keine Überraschung.
[….] Gut passt das zusammen. Ich war jedenfalls nicht überrascht. In der
Esoterik ist Rassismus stark ausgeprägt, etwa, weil daran geglaubt wird, dass
Rassen, wie es in der Szene heißt, einen vorgesehenen Platz in der
Weltgeschichte hätten, sie einem höheren Plan folgend auf- und absteigen. Die
"germanische Rasse" hat dabei einen besonderen Stellenwert, sie ist
auserkoren, die Weltherrschaft zu bekommen. [….] Das extrem rechte Gedankengut
ist nicht der Grund, warum Menschen sich für Esoterik interessieren, aber sie
saugen es dann dort auf. In der deutschen Esoterik, wie sie seit über hundert
Jahren praktiziert wird, ist rassistisches, antisemitisches und völkisches
Denken fester Grundbestandteil. Da gibt es genügend Gemeinsamkeiten im Denken -
ein Teil der Szene grenzt sich von solchen Ideologien ab, aber der ist kaum
wahrnehmbar. [….] Esoterik hatte in Deutschland seit den
Neunzigerjahren immer einen starken Moment der Vergangenheitsbewältigung.
Damals war Trutz Hardo, der eigentlich Tom Hockemeyer heißt, sehr wichtig für
die Szene. In einem seiner Bücher schrieb er, dass Auschwitz das Beste gewesen
sei, das den Juden zur Karma-Reinigung hätte passieren können, Hitler sei nur
der Vollstrecker ihres Willens gewesen. Dieses Buch wurde zwar verboten, aber
die Thesen wurden in der esoterischen Szene breit rezipiert. Auf den
Demonstrationen sehen wir nun Leute, die sich selbst einen Judenstern anheften.
Diese Täter-Opfer-Umkehr wurde gedanklich vorbereitet.
[….] Rechtsextreme werden von Demonstrierenden momentan als potenzielle
Bündnispartner wahrgenommen, die schon anders sind, aber grundsätzlich auf der
richtigen Seite stehen. Das haben mir Interviewte klar auch so gesagt, sich
betont als "rechtsoffen” bezeichnet. Zusammenschlüsse wie
"Uniter" oder "Nordkreuz", wo Polizisten und Militärs sich
offenbar auf einen Tag X vorbereiteten, um die Regierung zu stürzen, dafür
Waffen horteten und Todeslisten anlegten, wurden als diejenigen gesehen, die
erkannt haben, dass diese aktuelle Regierung wegmuss. [….] Die Esoterik ist eine Religion des
bürgerlichen Zeitalters und entstand zur Zeit der Reichsgründung 1870/71. In
den Neunzigerjahren ist die Szene dann abermals richtig aufgeblüht, unter
anderem durch Jan Udo Holey, der unter dem Pseudonym Jan van Helsing Bücher
veröffentlichte. Er war auch der Erste, der nach 1945 antisemitische
Verschwörungsideologien wieder für eine breite Schicht der Bevölkerung
wahrnehmbar und diskutierbar gemacht hat. Seine Werke hatten und haben viel
Einfluss auf die Szene. [….]
Die CDU-affinen
Parteichefs der Grünen haben leider, wieder einmal, nicht die
Kraft das Richtige zu tun und lassen die Querfrontler in ihren Reihen gewähren.
Das Thema wird seit Jahren auf grünen Parteitagen
ausgesessen. Habeck und Baerbock sind genauso wenig wie ihre Vorgänger gewillte
die braun-grünen Eso-HÖ-Spinner aus ihren Reihen zu verdammen.
Ihnen fehlt es seit Jahren an Rückgrat. Als Quittung muss
sich die Partei im September 2020 nun vorhalten lassen sich nicht von Xavier
Naidoo und Attila Hildmann distanzieren zu können, weil ihre eigenen Politiker
auf den Demos der beiden Herren mitlaufen.
[……] Eigentlich wollte die Grünen-Spitze das heikle Thema mit dieser Idee
abräumen: Eine Kommission sollte die Haltung der Ökopartei zur Homöopathie
klären, Befürworter und Kritiker friedlich an einem Tisch vereint, im Gespräch
mit Fachpolitikern. So hatte es der Bundesvorstand vor dem Bielefelder
Parteitag im November vorgeschlagen, so beschloss es eine große Mehrheit der
Delegierten.
Nun, gerade mal zwei Monate später, ist klar: Die mit großen Hoffnungen
gestartete Kommission ist gescheitert, bevor sie richtig mit der Arbeit
begonnen hat. Die Grünen-Spitze sagte das geplante Gremium am Dienstag ab.
[….]
Die Grünen können sich nach Jahren nicht dazu durchringen
für die Gesamtpartei eine generelle Achtung vor der Wissenschaft zu erklären
und Missachtung von rechten Verschwörungstheoretikern, Impfgegnerspinnern,
Chemtrailsgläubigen, Soros-Schissern und Virenleugnern festzustellen.
[….] Wie es die Grünen mit der Homöopathie halten, gehört zu den wenigen
Fragen, über die in der Partei noch leidenschaftlich gestritten wird. Viele
Wählerinnen und Mitglieder der Grünen vertrauen auf Globuli und sehen in den
Zuckerkügelchen eine sanfte Alternative zur Schulmedizin. Andere sind mehr als
skeptisch – und berufen sich dabei auf zahlreiche Studien, die keine
Wirksamkeit homöopathischer Verfahren nachweisen konnten.
Auf dem Bielefelder Bundesparteitag im vergangenen November konnte eine
offene Schlacht zwischen Anhängerinnen und Kritikerinnen des Kügelchenkultes
nur knapp verhindert werden. 250 Mitglieder hatten im Vorfeld einen Antrag
unterschrieben, in dem sie forderten, die Finanzierung der Homöopathie über die
Krankenkassen zu beenden. Dagegen regte sich der erbitterte Widerstand von
Homöopathie-Befürworterinnen. [….]
Immerhin, Robert Habeck möchte nun einen Kompromiss
durchdrücken, mit dem die Krankenkassen zwar die Idiotenbehandlung bezahlen und
so die HÖ-Industrie weiterhin einen dreistelligen Millionenbetrag jährlich
einsackt – ABER das soll nicht von allen Krankenkassenmitgliedern bezahlt
werden, sondern nur von denjenigen, die doof genug sind, einen entsprechenden
Zusatztarif freiwillig zu zahlen.
Der Verband klassischer Homöopathen Deutschlands, VKHD, ist
alarmiert …
[…..] „Im Grunde ist die Antwort, die wir geben, so: Ja, Krankenkassen können
das bezahlen über einen Wahltarif.“ Offenbar wollen die Grünen die bestehenden
Satzungsleistungen gegen neu einzuführende Wahltarife tauschen. Wie die
rechtssichere Umsetzung gelingen soll, bleibt offen. Habecks Fazit jedenfalls:
"Der Streit ist gelöst." Na, warten wir's ab. […..]
(Stefan Reis, VKHD, 18.08.2020)
(Stefan Reis, VKHD, 18.08.2020)
….weist aber darauf hin, daß alles bisher nur eine
Absichtserklärung des Obergrünen ist. Keiner weiß was der Grünen-Parteitag
wirklich dazu beschließen wird.