Zumindest, wenn die Grünen nicht so stark werden, um sich
den Partner aussuchen zu können, da sie ganz eindeutig die CDU präferieren.
Umso besser, daß die Fegebankler ein wenig schwächeln.
[….] Im ersten Wahlkampfduell mit dem SPD-Amtsinhaber Peter Tschentscher bei
der „ZEIT“ zog Fegebank nach Ansicht vieler Zuschauer eher den Kürzeren:
Tschentscher machte mehr klare Punkte, bekam mehr Applaus und hatte mehr Lacher.
[….] Die Mehrheit aber nahm einen eher
dynamischen, sattelfesten Amtsinhaber wahr – und eine nette Herausforderin, die
den Attacken wenig entgegen zu setzen hatte. [….]
Natürlich ist es auch ein bißchen gemein vom SPD-Kandidaten
mit Sachpolitik und Faktenkenntnis aufzutreten, schließlich weiß doch jeder,
daß es sich dabei um die große Schwäche der Grünen handelt. Fegebank setzt auf
allgemeine Wohlfühlrhetorik mit wolkigen Sprüchen.
[….] Wahlduell in Hamburg: Wie viel Vision darf's denn sein?
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und seine Stellvertreterin
Katharina Fegebank (Grüne) trafen erstmals als Spitzenkandidaten aufeinander.
Harmonisch war das nicht.
[….] Der Bürgermeister preist sich für seinen Realitätssinn, für seinen
Blick auf die gesamte Stadt und sieht in seiner Kontrahentin eine Frau, die mit
wolkigen bis blumigen Visionen daherkommt. Die zweite Bürgermeisterin will mit
Freude am Ausprobieren und Mut begeistern; sie stört an ihrem derzeitigen Chef
vor allem, dass er aus ihrer Sicht zu kühl und rational analysiert. [….] In Bedrängnis gerät Katharina Fegebank
einmal – als es um eine konkrete Forderung aus dem Wahlprogramm ihrer Partei
geht. Die Grünen wollen das Vermummungsverbot bei Demonstrationen aufheben. Sie
selbst gibt gleich im ersten Satz zu, dass dies in der Tat auf den ersten Blick
verstörend wirken könne. Tschentscher nickt, das Publikum lacht. [….]
Da die zweite Bürgermeisterin thematisch nicht so mithalten
kann, weichen die Grünen immer wieder auf ihr eines Thema aus, von dem
insbesondere auch ihr Fraktionschef Tjarks vollkommen besessen ist: Fahrrad
fahren!
(….) Die Radelei ist für die
Sportskanone Hobby und Sucht gleichzeitig.
[….] Handball, Fußball, Tennis, Marathon – und jetzt auch noch der
Wettbewerb für die Harten und Vielseitigen: Triathlon. Seit Monaten trainiert
Anjes Tjarks für die Teilnahme an dem Kombinationswettbewerb aus Schwimmen,
Radfahren und Laufen Mitte Juli an Alster und Elbe. Der Chef der
Grünen-Bürgerschaftsfraktion schwimmt an Wochenenden 50 Bahnen im „Festland“,
radelt zu allen Terminen durch die Stadt und läuft jeden Morgen um 6 Uhr, bevor
er seine drei Söhne weckt, von der Altonaer Altbauwohnung zur Strandperle am
Elbstrand und zurück. Falls das Sporttreiben nicht sogar eine Sucht ist, mehr
als ein Hobby ist es auf jeden Fall für den Studienrat. „Sport ist die DNA
meines Lebens“, sagt der 37-Jährige. […..]
Er agiert wie evangelische
Bischöfinnen in ihren Kolumnen – sie erzählen voller Selbstbewunderung etwas
aus ihrem Leben, das sie ganz toll machen und folgern und fordern aus dieser
extremen Ego-Perspektive alle anderen mögen es ihnen bitte nachtun.
Tjarks radelt und sportelt, das
sollen nun alle anderen Hamburger auch.
Daß es Menschen gibt, die aus
beruflichen Gründen ein Auto brauchen, oder die womöglich schon 88 sind und
nicht mehr Radfahren können, die auch nicht im öffentlichen Bus fahren können,
weil sie dort beim Anfahren hinschlagen würde oder nicht mit ihrem Rollator
hineinkommen, oder die wie ich aufgrund eines gebrochenen Beines und jeder
Menge Schrauben im Knie und Sprunggelenk nicht Pedale treten können, kommt
Tjarks offenbar nicht in den Sinn.
In seiner Welt sind alle Menschen
genauso jung, perfekt und sportlich wie er. (…..)
Kein vernünftiger Mensch bestreitet, daß möglichst viele
Verkehrsteilnehmer auf das ökologische und emissionsfreie Fahrrad umsteigen
sollten, statt auf die ökologisch katastrophalen E-Scooter, die Fegebank so liebt.
[….] "Mit einem Elektro-Scooter zu fahren macht Spaß und schützt das
Klima. [….] Von den Erfahrungen, die
hier in Sachen Sicherheit und Fahrpraxis gemacht werden, können wir in Hamburg
insgesamt profitieren und so einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende
leisten." […..]
Drei Monate später werden die E-Scooter von den Hamburger
gehasst wie die Pest. Überall liegen die Dinger im Weg. Da taucht Fegebank
natürlich ab.
[…..] Im Auftrag des „Hamburger Abendblatt“ befragte das Forsa-Institut zwischen Mitte Dezember 2019 und Anfang Januar insgesamt 1009 wahlberechtigte Hamburger*innen. Laut der Umfrage hätten sich mit 62 Prozent fast zwei Drittel der Befragten dafür ausgesprochen, die rund 2000 E-Scooter von Hamburgs Straßen zu nehmen. Dagegen haben nur ein Viertel der Hamburger*innen gegen ein Verbot gestimmt und etwa 13 Prozent haben sich enthalten. […..]
Also kehren die Grünen wieder zurück zu ihrem einzigen Thema
Fahrrad und legen zur heißen Wahlkampfphase ihre „Grüne Radverkehrsstrategie“
vor.
Eigentlich hatten sie sich auch hinter die Initiative Autos raus aus der Innenstadt gestellt,
aber das kam bei den Geschäftsleuten so schlecht an, nachdem Sporty-Tjarks sich
dafür begeisterte.
[…..] Sollen
Autos raus aus der Innenstadt?
Die City wäre dann viel attraktiver, sagt Anjes Tjarks von den Grünen.
Unsere besten Kunden kommen aber mit dem eigenen Wagen, entgegnet der
Schuhunternehmer Ludwig Görtz. [….]
Also fiel Fegebank gleich wieder um und erklärte die eben
noch begrüßten Pläne als „irre“.
[….] Anjes Tjarks,
Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wir treten kräftig in die Pedale und heben den
Ausbau der Fahrradstadt Hamburg auf die nächste Stufe. Denn der Radverkehr ist
ein zentraler Schlüssel für eine nachhaltige Mobilität und eine lebenswerte
Stadt. Mit unserem Radverkehrskonzept stellen wir nun weitere konkrete
Maßnahmen vor, um das Radfahren einfach, schnell, sicher und bequem zu machen.
Denn dieser Vierklang ist es, der die Menschen auf’s Fahrrad bringt. Um dies zu
erreichen, wollen wir ein Rad-Komfortnetz aufbauen, auf dem lästiges Warten an
Ampeln möglichst vermieden wird. Ein solches Komfortnetz wollen wir auf allen
viel befahrenen Routen testen und bei Erfolg weiter ausbauen. Die Kurzformel
für diese Maßnahme lautet: Lange Strecken, wenige Stopps, mehr Freude am Radeln.
Konkret stellen wir uns eine solche Strecke zum Beispiel auf der Veloroute 4
vor, so dass man aus Winterhude in einem Rutsch bis in die City radeln kann.
Weitere wichtige Bausteine unseres Konzeptes sind u.a. mehr Protected Bike
Lanes und das Fahrradparken vor der Haustür. Denn wer aus der Wohnung kommt und
weiß, dass sein Fahrrad ebenerdig, sicher und wettergeschützt direkt vor der
Tür parkt, wird auch danach greifen. Wir werden alles dafür tun, um das
Radfahren in Hamburg noch besser und sicherer zu machen. [….]
Die meisten Medien steigen voll ein und erklären
ebenfalls wie wichtig Schnellradwege, Ampelfreiheit, Komfort-Radparkhäuser, „bike
protected lanes", Radstationen und Luxusräder sind.
Erstens: Ja, Radfahren ist gut.
Zweitens: Ist es trotzdem möglich einfach nur Fahrrad zu
fahren, ohne das zu einem politischen Popanz aufzubauen und ein halbes Dutzend
Forderungen zu stellen?
Ich bin heute zwar gezwungenermaßen Autofahrer, aber ich war
auch mal jünger und viele Jahre ein passionierter Radfahrer.
Als Kind und Schüler war ich kaum von dem Ding runter zu
bekommen und erledigte alle meine Wege mit dem Zweirad.
Allerdings war es damals so, daß man sich zu dem Zweck
einfach draufsetze und losfuhr.
Ich war nie in einem Luxusfahrradshop und habe mir für
vierstellige Beträge irgendwelche Must-have-Modelle aufschwatzen lassen, ich
hatte nie einen Fahrradhelm, nie Radhosen, nie windschnittige Radschuhe, sicher
keine Radwesten und auch kein besonderen Schlösser.
Ich habe auch nie eine Radstation, wettergeschützte
protected lines, oder ampelfreie Velo-Routen vermisst.
Die heutige Ausstattung der Radler ist einfach nur
lächerlich. Außerdem ist es mir rätselhaft wie es sein kann, daß heutzutage 60%
der Radfahrer abends ohne Licht fahren, wenn sie schon so ein unglaubliches
Bohei um ihre Treiben veranstalten, jedes Radtour zum Event verklären.
Meine Fahrräder hatten nie auch nur annähernd den Luxus, den
zumutbare Drahtesel heute bieten müssen.
Aber als Jugendlicher
wußte ich durchaus, daß Fahrräder von Polizisten auf Verkehrssicherheit
überprüft wurden. Dazu gehörten funktionierende Bremsen, eine Klingel und
natürlich Licht.
Das war alles. Allerdings waren wir damals noch nicht so
hoffnungslos verweichlicht, daß wir widerstandsfreie LED-Scheinwerfer mit uns
rumschleppten – die offenbar ständig vergessen werden – sondern hatten
schlichte festinstallierte Lampen, die über einen kleinen Dynamo am Reifen
betrieben wurden. Ja, sicher, dafür mußte man minimal mehr in die Pedale
treten, aber lange vor der Notwendigkeit von E-Scootern und Elektro-Bikes waren
auch die vielen Komfort-Ansprüche von heute noch nicht erfunden.
Also bitte Tjarks und andere Radler: Fahrt Rad, aber das ist
nicht das einzige Thema der Welt. Man muss nicht unbedingt pausenlos darüber
sprechen und man braucht auch keine spezielle Rad-Infrastruktur.
Jetzt möchte ich schon aus Prinzip nur noch Auto fahren. Ihr
nervt so dermaßen!