Samstag, 28. April 2018

Homo-Förderung


Es ist schon erschreckend im Jahr 2018 #MeToo mit zu erleben und bestätigt zu bekommen wie viele Vorurteile es noch gegenüber Frauen gibt.
Schon vor mehreren Dekaden während meiner Schulzeit hatte ich das erste mal das Gefühl, diese Diskriminierung wäre nun aber langsam mal überwunden.
Als Teeni der frühen 1980er fühlte ich sexuell betrachtet eine Geschlechterklischees überwindende Zeit angebrochen. Man musste nicht unbedingt den Mädchen massiv hinterher steigen und traf dann auf sich zierende Wesen, die es galt zu überreden.
Mädchen saßen bei Partys nicht devot am Rand und warteten bis sie zum Tanzen aufgefordert wurden.
Meine erste Freundin hatte ganz eindeutig das Heft des Handelns selbst in die Hand genommen und war auf mich zugegangen.
Als schüchterner Junge – und ich behaupte die allermeisten frisch die Pubertät erlebenden und ihre körperlichen Veränderungen beobachtenden Jungs sind erst mal schüchtern – fand ich dieses neue weibliche Selbstbewußtsein durchaus angenehm.
Cindy Laupers „Girls just wanna have fun“ war nicht von ungefähr einer der großen Hits des Jahres 1983.  
Madonnas offen sexfreudiges „Like a virgin Touched for the very first time” folgte gleich anschließend.
Die neuen Mädchen, die wußten was sie wollten, waren aus meiner Sicht ein Glücksfall.
Woher soll man auch genau wissen wie man sein Interesse bekundet und auf eine mögliche Partnerin zugeht, wenn man es nie zuvor gemacht hat?
Ich bildete mir wirklich ein, wir wären die Generation, die erstmals gleichberechtigt aufwächst.

Die ersten Zweifel stellten sich wenige Jahre nach meinem Abitur ein, als immer mehr Nachrichten eintrafen, daß die flippigsten und modernsten Mädchen aus meiner Klasse plötzlich geheiratet hatten, ihre Ausbildung, ihr Studium aufgaben und Hausfrauen wurden.

SABINE? Sabine macht jetzt einen auf Hausfrau und lebt vom Geld, das ihr Macker verdient? Und Johanna ist auch gleich zu Bernd gezogen und schwanger geworden, als der ein Reihenhaus für sie gemietet hat?

Eigentlich kann ich es immer noch nicht richtig begreifen wie viele Frauen sich trotz bester Voraussetzungen für ein Dasein an der Seite eines männlichen Ernährers entschieden haben.
Warum? Die waren alle keinen familiären oder religiösen Einschränken unterworfen, hatten ihr Abi und hätten doch alles werden können?
Erst jetzt, da ich langsam ins Greisenalter wechsele und mir über so unangenehme Dinge wie Altersvorsorge Gedanken mache, fällt bei mir der Groschen. Ist es vielleicht eine Form von Bauernschläue sich gleich an einen Versorger mit eigenem Haus zu binden? Jahrzehnte bevor ich begriff, daß es durchaus Vorteile hat finanziell abgesichert zu sein?

Aber das ist eben mein Schicksal als Mann: Wir verstehen Frauen nicht.
Ich kann es mir a posteriori nur so erklären, daß auch in den 80ern Frauen noch zu wenig gefördert wurden, zu schräg angesehen wurden, wenn sie Karriere machen wollten, ihnen das Selbtsbewußtsein dazu fehlte an sich zu glauben.

Tatsächlich verdienen in den zehner Jahren des 21. Jahrhunderts Frauen immer noch ein Fünftel weniger als Männer und in den Top-Jobs als Vorstandsmitglieder oder Chefärzte sind sie immer noch eine Rarität.
Letzteres ist besonders erschreckend, da inzwischen mehr Frauen Medizin studieren als Männer.
Aber was erwarten wir in einem Land, in dem 26 Millionen Menschen und eine veritable Parteivorsitzende zahlende Mitglieder einer Organisation sind, die grundsätzlich keine Frauen in Leitungspositionen lässt?
Es gibt weltweit etwa 400.000 katholische Priester, an die 5.000 Bischöfe und darunter keine einzige Frau.
Noch mal zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2018!
Wie ist es möglich, daß Frauen wie Nahles oder Schavan sich ihr ganzes Leben für eine Kirche engagieren, die ihnen buchstäblich ex cathedra erklärt „IHR SEID ZU MINDERWERTIG UM DIE ENTSCHEIDENDEN GEISTLICHEN ÄMTER ZU BEKLEIDEN“?

Die Politik ist etwas weiter als Wirtschaft und Gesellschaft, aber explizit weibliche Frauen wie Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sind dennoch selten. Die Frauen, die es wie Merkel, May, Clinton oder Lagarde ganz nach oben geschafft haben, geben sich alle Mühe kein vermeidliches weibliches Manko erkennen zu lassen. Sie geben sich alle als besonders rational und hartnäckig. Sie alle legen durchaus Wert darauf, daß ihre Konkurrenten erfahren mit wie wenig Schlaf sie auskommen, wie lange sie am Stück verhandeln können und wie wenige Pinkelpausen sie dabei brauchen. Und sie tragen auch alle eine Art Uniform.
Als Merkel 2017 (sic!) von der lesbischen Wissenschaftlerin Miriam Meckel gefragt wurde, ob sie Feministin wäre, geriet sie arg ins Schwimmen.

[…..] Nun ja, es gebe da „Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede“ antwortete Merkel dann gedehnt. Weiter: „Ich möchte mich ja auch nicht mit einem Titel schmücken, den ich gar nicht habe.“ Denn: Es gebe Frauen, die hätten „richtig gekämpft, so wie Alice Schwarzer“. Und da will Merkel sich nicht „einfach draufsetzen und sagen: Ich bin auch eine Feministin“. […..]

Das ist das Problem: Mächtige Frauen nutzen nicht die Chance andere Frauen zu fördern, weil sie nicht in die Feministinnenschublade rutschen möchten.

Dabei geht es nicht darum Menschen zu fördern, die so sind wie man selbst, sondern gezielt diejenigen zu ermuntern, die bisher benachteiligt wurden.
Was sonst könnte Aufgabe der Politik sein?

Andere Regierungschefs sind da deutlich weiter. Justin Trudeau schrieb schon in seiner Jugend feministische Songs und bekennt sich stolz dazu Frauen und Schwule zu fördern.

[….] Boys need to be raised to be feminists as much as girls because “our sons have the power and the responsibility to change our culture of sexism”, Justin Trudeau, Canada’s prime minister, wrote in an essay published on Wednesday.
Teaching boys to be feminists gives them a sense of justice and empathy and helps them “escape the pressure to be a particular kind of masculine” that is damaging to men and those around them, Trudeau writes. “I want them to be comfortable being themselves, and being feminists – who stand up for what’s right, and who can look themselves in the eye with pride.” [….]

Recht hat er, der Kanadier!

Noch benachteiligter als Frauen sind in unserer Gesellschaft beispielsweise Dunkelhäutige und Schwule.

Insofern finde ich es nicht nur akzeptabel, sondern geradezu notwendig, daß ein Schwuler in einer Chefposition möglichst viele andere Schwule fördert.

Ole von Beust zum Beispiel hat das getan, als er erst Hamburgs CDU-Chef und dann auch Bürgermeister wurde.
Er setzte seinen schwulen Freund Roger Kusch als Justizsenator ein und als dieser 2006 gefeuert werden musste, ernannte von Beust konsequent wieder einen offen Schwulen zum neuen Justizsenator: Carsten Lüdemann
Das setzte Zeichen, auch der Hamburger CDU-Spitzenkandidat von 2015, Dietrich Wersich, ist schwul.
Der seit 2015 amtierende neue Landesvorsitzende der Hamburger CDU, Roland Heintze, ist ebenfalls schwul.

Man muss nur aufpassen, daß „schwul“, „Frau“ oder „dunkelhäutig“ nicht zum alleinigen Einstellungskriterium werden.
Man erweist der guten Sache einen Bärendienst, wenn man nur wegen des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung Deppen befördert.

Dietrich Wersich führte die CDU zielsicher zum schlechtesten Wahlergebnis aller Zeiten: 15,9%!
Roger Kusch war von Anfang an eine Katastrophe, der in seiner Behörde schnell den Spitznamen lächelnden Guillotine erwarb, weil er gnadenlos alle fähigen Mitarbeiter entließ.

„Wiederholt kam es zu schweren Konflikten mit der Hamburger Richterschaft und der Staatsanwaltschaft. Im Sommer 2002 besuchte Kusch das Wüstengefängnis von Sheriff Joe Arpaio im US-amerikanischen Staat Arizona und bezeichnete diese besonders harte Form des Strafvollzugs als „Stilblüte“. Zu seinen justizpolitisch umstrittensten Entscheidungen gehörte die Schließung der Sozialtherapeutischen Anstalt Altengamme und der Übergangsanstalt Moritz-Liepmann-Haus.“
(Wikipedia)

Kusch trieb es so wild, daß ihn sein Freund und Vermieter Ole von Beust 2006 rauswerfen musste. Daraufhin trat Kusch beleidigt aus der CDU aus, gründete eine stramm rechte AfD-Vorläuferpartei „HeimatHamburg“ und zog mit rechtsradikalen Parolen durch die Talkshows.
Viel schlimmer noch sein Verein Dr. Roger Kusch Sterbehilfe e. V., mit dem er der Angelegenheit einen Bärendienst erwies, weil er zu offensichtlich Profit erzielen wollte.

Auch Lüdemann erwies sich als kompletter Fehlgriff, wie die gesamte Beust-Personalpolitik.

 (…..) Ein neues Strafvollzugsgesetz wurde verabschiedet, das zwar vermutlich verfassungswidrig ist, aber da gleichen die kleinen Hamburger (Lüdemann) offenbar den großen CDU’lern in Berlin (Schäuble):
Grundgesetz ist eher irrelevant in CDU-Augen. Justizministerin Zypries kritisiert es als "Armutszeugnis".
Die CDU-Hamburg hatte ja schon ihre Verfassungsfeindlichkeit mehrfach unter Beweis gestellt. 1993 mußte die Wahl von 1991 in Hamburg wiederholt werden, weil das Verfassungsgericht die Kandidatenaufstellung der CDU für so gravierend verfassungswidrig hielt, daß Neuwahlen angesetzt werden mussten.
Daß gleich ein halbes Dutzend CDU-Bürgerschaftsabgeordnete staatsantwaltlich ermittelt wurde, wundert da auch nicht mehr. Ich nenne nur mal den Pleitier Andreas Wankum. Zudem liefen 2005 Verfahren gegen die CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Karl-Heinz Warnholz und Bruno Claußen wegen Abgeordnetenbestechung beziehungsweise falscher Verdächtigung, gegen den CDU-Abgeordneten Jörn Frommann wegen Erschleichung von Erziehungsgeld und gegen den Ex-Abgeordneten der CDU Volker Okun wegen Wahlbetrugs.
So nun also auch Lüdemann mit seinem Strafvollzug, der auf Rechte von Gefangen kaum noch Rücksicht nimmt:
Ende September wenden sich Hamburger Richter empört an die Öffentlichkeit, weil die Justizbehörde Urteile, die Häftlinge erstritten haben, nicht umsetzt. "Die Justizbehörde ist ihrer gerichtlichen Verpflichtung über Jahre nicht nachgekommen", so der Landgerichts-Präsident, Kai-Volker Öhlrich. Der Senator habe davon gewusst. (….)

(…..) Im April 2005 mußte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Clemens Nieting schnell aus der Bürgerschaft geworfen werden, nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Besitzes und des Verbreitens kinderpornographischen Materials gegen ihn einleitete. Im Juli 2005 erließ das Amtsgericht Hamburg einen Strafbefehl wegen des Besitzes und des Verbreitens kinderpornographischer Schriften, den Nieting akzeptierte.
Reihenweise mussten CDU-Abgeordnete ihre Sessel räumen, weil sie mit dem Gesetz in Konflikt kamen.
Unvergessen JU-Kreischef Alexander Weiss. Gegen den 22-jährigen Jungpolitiker wurde wegen ausländerfeindlicher Äußerungen ermittelt. "Niggerschlampe" soll der Jurastudent eine südländisch aussehende Kommilitonin beschimpft haben und sie dann mit Bierdeckeln beworfen haben. Zudem, so die Vorwürfe, soll Weiß "Nicht-Arier" als "eine Schande für das Juristentum" bezeichnet haben. (….)

Justizsenator Lüdemann richtete eine derartige Pannenkaskade an, daß Ole von Beust 2008 auch ihn rauswerfen musste.

Glücklicherweise endete das Chaos, als die CDU 2011 in die Opposition geschickt wurde.

Carsten Lüdemann, Beusts Justizsenator ist nach zehn Jahren endlich auch mal wieder in den Medien, weil er junge Männer in einer Dampfsauna befummelt.

[….] Ein 27-jähriger Jurist hat Ex-Justizsenator Carsten Lüdemann (53) angezeigt, ihn „begrapscht“ zu haben. Der CDU-Politiker bezeichnete gegenüber der MOPO die Vorwürfe als „frei erfunden“.
Eines ist sicher: Beide Männer befanden sich am fraglichen Tag gemeinsam in der Sauna. [….] Der 27-jährige Jurist erklärte gegenüber der MOPO, er habe bemerkt, wie sich Carsten Lüdemann selbst befriedigte, und sei von ihm weggerückt. Dann sei er eingenickt und erwacht, als Lüdemann ihm in den Schritt griff. Daraufhin habe er die Sauna verlassen, die Aufsicht gerufen und Lüdemann aufgefordert, sich zu entschuldigen. Der 27-Jährige: „Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass der dort seinen Schniedel rausholt und sich einen keult.“ Der Jurist erstattete einige Stunden nach dem Sauna-Besuch Anzeige. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts der Sexuellen Nötigung (§ 177 StGB).
[….]  Beide Männer erklärten übereinstimmend, sich nie zuvor begegnet zu sein. Der 27-Jährige sagte, dass ihm erst klar geworden sei, wen er da angezeigt hatte, als er den Namen an seinem Arbeitsplatz, einer Anwaltskanzlei, gegoogelt habe. Es steht Aussage gegen Aussage. Der Ausgang des Ermittlungsverfahrens darf mit Spannung erwartet werden. [….]