Sonntag, 25. August 2024

Familienstämme

Niemand kann etwas für die Eltern, die einen gezeugt haben. Aber ganz offensichtlich wird man sowohl genetisch, als auch durch ihr habituelles Vorbild geprägt.

Bei sehr beschissenen Eltern besteht eine hohe Chance, selbst auch beschissen zu werden. Dazu muss man sich nur Don Jr., Ivanka, Eric, Tiffany und Barron Trump ansehen.

Aber offenbar gibt es auch noch andere Faktoren, denn sonst könnten Geschwister nicht so unterschiedlich sein. Mein Vater beispielsweise hatte einen Zwillingsbruder, mit dem er so gut wie gar keine Gemeinsamkeit hatte. Es waren nicht nur völlig andere Einstellungen, sondern auch extrem unterschiedliche Talente und Charaktereigenschaften.

Betrachten wir den Gangster und Ku Klux Klan-Mann Fred C. Trump, 1905-1999, der ein besonderes Charakterschwein war. Er kam ganz nach seinem Vater, der halbkriminellen Rotlichtgröße „Friedr. Trumpf“ und zeugte 1946 mit Donald einen Sohn, der charakterlich ebenso verkommen wie er ist; wenn auch wesentlich dümmer. Betrachtet man dazu auch noch Donalds fünf Kinder, könnte man den Eindruck gewinnen, diese Gene und dieser Familieneinfluss brächten nur Abschaum hervor. Aber das stimmt natürlich nicht. 

Donalds ältere Schwester, Maryanne Trump Barry (*1937; †2023) war Staatsanwältin und Richterin am Berufungsgericht des 3. Bundesgerichtskreises der USA und gruselte sich vor den Lügen ihres kleinen Bruders.

Donalds Nichte Mary L. Trump; 1965 als Tochter von Fred Trump Jr. geboren, promovierte in klinischer Psychologie. Sie ist eingetragene lautstarke Demokratin, die mit drastischen Worten, unter anderem in ihrem 2020 erschienene Buch „Too Much and Never Enough“, eindringlich vor ihrem Präsidenten-Onkel warnt.

Donalds Neffe Frederick Crist "Fritz" Trump III., Marys 1962 geborener älterer Bruder, wurde Pilot, wählte 2016 und 2020 ausdrücklich demokratisch, unterstützt jetzt Kamala Harris; unter anderem mit seinem soeben erschienen Abrechnungs-Buch „All in the Family: The Trumps and How We Got This Way.“

Die amerikanische Vorliebe, Söhnen den Vornamen ihrer Väter zu geben und Nummerierungen an ihre Namen zu hängen, resultiert natürlich aus dem Neid auf die in den USA nicht vorhandenen europäischen Adelsfamilien.

Man will sich auch etwas auf seine Herkunft einbilden, obwohl die Aristokratie mit ihrer massiven Inzucht und den Jahrtausenden Krieg, die sie anzettelte, eigentlich zeigt, weswegen man eben nicht aufgrund des Zufalls seiner Geburt, Privilegien genießen sollte.

Donald Trumps Geburt als Nepo-Baby zeigt die Untauglichkeit dieses Prinzips nur zu gut. Zwar erbte er vom Vater und Großvater deren kriminelle Energie, um reich zu werden, aber er ist derartig dumm und indiszipliniert, daß er selbst Unternehmungen wie Casinos, die als Lizenz zum Gelddrucken gelten, unweigerlich immer wieder in die Pleite ritt. Stets musste Papa Fred mit seinen Millionen kommen, um den vertrottelten Sohn aus der Scheiße zu ziehen.

Ohne diese väterliche Hilfe, würde Donald heute als Obdachloser und Gescheiterter unter irgendeiner Brücke hausen und sicher nicht Kinder mit osteuropäischen Supermodels gezeugt haben.

Die schlechten Gene und die miese Erziehung durch die Familie sind nicht alles, wie Maryanne, Mary und Frederik III. zeigen. Es gibt natürlich auch den umgekehrten Fall, wie bei den Kennedys. Eine herausragende liberale und gebildete Politiker-Familie, die in den USA Hochadel-Statur genießt, aber eben auch vereinzelt rechtsradikale Vollidioten, wie RFK hervorbringt.

Robert Francis Kennedy Junior, RFK, 1954 als drittes Kind des legendären Robert F. Kennedy und Neffe des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy geboren, mischt derzeit den US-Wahlkampf als rechter Verschwörungstheoretiker und Hardcore-Covidiot auf. Der gesamte restliche Kennedy-Clan stellt sich empört gegen ihn. RFK unterstützt nun Donald Trump.

[….] Robert F. Kennedy's sister has said that his endorsement of former President Donald Trump left her "disgusted."

"If my father were alive today, he would detest almost everything Donald Trump represents," Kerry Kennedy told CNN.

"His lying, his selfishness, his rage, his cynicism, his hatred, his racism, his fascist sympathies, his deliberate misinformation about vaccines, his criminal felony convictions, his contempt for the poor and suffering, for ethics, for democracy, and for his cruel sneering at human rights for suffering people in America and around the world, which is the cause that so moved and motivated my father. "I'm outraged and disgusted by my brother's embrace of Donald Trump. I love my brother, but this is an outrage," she said. [….]

(Newsweek, 24.08.2024)

Viele Äpfel fallen sehr sehr dicht am Stamm.

Einige nehmen aber auch eine ganz andere Flugrichtung.

Das ist auch in Deutschland so.

Bern Höckes Großvater war ein ostpreußischer Nazi, der Adolf Hitler bewunderte. Bernd Höckes Vater war ein glühender Faschist, der die antisemitische Zeitschrift Die Bauernschaft des verurteilten Holocaustleugners Thies Christophersen abonniert hatte. Eine ganz üble braune Pest, in die der kleine Bernd 1972 hineingeboren wurde. Er saugte offenkundig begierig des Nazi-Scheiße auf und wurde zu dem Abschaum, der er heute ist.

Es gibt aber auch ganz andere Beispiele.

Hans Frank (1900-1946) war einer der widerlichsten Nazis der Weltgeschichte.

Als Adolf Hitlers persönlicher Rechtsanwalt wurde er Reichsrechtsführer und schaltete die gesamte deutsche Justiz gleich.

Im Krieg wurde er Hitlers Generalgouverneur in Polen, wo er als Massenmörder wütete und schließlich als „Schlächter von Polen“ im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof zum Tode verurteilt wurde. Sein 1939 geborener Sohn Niklas rechnete 1987 in seinem berühmten Werk „Der Vater“ mit ihm ab und setzte sich zeitlebens als überzeugter Antifaschist gegen Leute wie seinen Vater ein.

Ein weniger bekannter Fall ist der 1959 geborene Sigmar Gabriel, dessen Vater Walter Gabriel (1921–2012) zeitlebens ein überzeugter Nazi blieb. Sigmar distanzierte sich schon als Jugendlicher von ihm und wurde dazu animiert, sich während seiner ganzen Karriere als Antifaschist zu engagieren. Insbesondere besuchte Sigmar Gabriel regelmäßig mit Jugendlichen KZ-Gedenkstätten, um über den Holokaust aufzuklären.

[….]  Walter Gabriel, der im Juni 2012 mit 91 Jahren starb, war NSDAP-Mitglied und blieb auch in der Bundesrepublik bei seiner Gesinnung. Gabriel berichtet, dass er im Nachlass Kisten voller rechtsextremistischer Literatur wie „Der Auschwitz-Mythos“ oder „Keine Gaskammern/Holocaust-Legende“ fand, allesamt vom Vater durchgearbeitet und mit Unterstreichung mit dem Lineal versehen.  Walter Gabriel hat demnach an etwa zweitausend Zeitgenossen rechtsextremistische Pamphlete gesandt. Nach seiner Pensionierung als Beamter der Kreisverwaltung Bad Oldesloe sei Walter Gabriel, der aus Schlesien stammte, ein Fulltime-Nazi gewesen. [….]  [Sigmar] Gabriel war seit 1976 Mitglied der SPD-nahen Jugendorganisation Die Falken und engagierte sich gegen die neonazistische Organisation Wiking-Jugend, ohne damals schon von der Gesinnung des Vaters zu wissen. In den 1980er Jahren hatte Gabriel regelmäßig die Gedenkstätten der früheren Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek besucht. [….]  Bei der Beerdigung im Juni 2012 habe er am offenen Sarg gestanden und über seinen Vater gedacht: „Mein Gott, dein ganzes Leben hast du vergeudet.“ [….]

(taz, Stefan Reinicke, 10.01.2013)