Ist der
Ruf erst ruiniert, hetzt es sich ganz ungeniert.
Nach dem
Motto rockert sich Minister de Maizière inzwischen
durch die politische Landschaft.
Daß in
seiner politischen Heimat, des failed states Sachsen die
Asylbewerberheime brennen und durch die tätige Mithilfe de Maizières Partei CDU
der Rechtextremismus immer stärker wird, scheint dem Bundesinnenminister nicht
mehr genug zu sein.
Deutschland
wird international gerade als vorbildlich hilfsbereit und großzügig
wahrgenommen. Das kann der Bundesinnenminister offenbar nicht ertragen und gibt
sich alle Mühe auch bundesweit Ressentiments und Xenophobie zu schüren.
Daß
einige Syrer sich „frei bewegen“ und nicht starr und demütig in ihren
zugewiesenen Lagern hocken, regt de Maizière ganz fürchterlich auf. Er sieht
offenbar alle Ausländer prinzipiell als kriminell an und verlangt, sie sollten
sich schon a priori devot wie Gefängnisinsassen benehmen.
Würde
und Menschenrechte? Wo kämen wir denn dahin, wenn das jeder in Anspruch nähme!
Im ZDF-"heute
journal" sagte der CDU-Politiker: "Bis zum Sommer waren die
Flüchtlinge dankbar bei uns zu sein. Sie haben gefragt, wo ist die Polizei, wo
ist das Bundesamt. Wo verteilt Ihr uns hin."
Das habe sich seither
geändert. "Jetzt gibt es schon viele Flüchtlinge, die glauben, sie können
sich selbst irgendwohin zuweisen", führte der Minister aus.
"Sie gehen aus Einrichtungen raus, sie
bestellen sich ein Taxi, haben erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von
Kilometern durch Deutschland zu fahren. Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft
nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt, sie
prügeln in Asylbewerbereinrichtungen."
Dies sei zwar noch
eine Minderheit, räumte de Maizière ein. "Aber da müssen wir klar sagen,
wer hier nach Deutschland kommt (...) der muss sich dahin verteilen lassen,
wohin wir ihn bringen, sich einem fairen Verfahren unterstellen und unsere
Rechtsordnung anerkennen."
Absolut
unverschämt, diese Asylanten!
Erst erdreisten sie sich die Überfahrt im Mittelmeer zu überleben und nicht zu ersaufen, wie es de Maizière gefordert hatte, als er die Mission Mare Nostrum abschaffte.
Erst erdreisten sie sich die Überfahrt im Mittelmeer zu überleben und nicht zu ersaufen, wie es de Maizière gefordert hatte, als er die Mission Mare Nostrum abschaffte.
Und nun
kommt es noch toller: Einige hier Angekommene benehmen sich wie freie Menschen!
Unerhört. Dafür bezichtigt sie der Minus-Mann generell als undankbar. Pack,
dieses. Irgendwie muß man die doofen Deutschen, die sich FREIWILLIG melden den
Flüchtlingen zu helfen ja wieder eintrichtern, daß alle Ausländer doof sind,
daß man denen nicht hilft, sondern GEGEN sie demonstriert.
Der
überzeugte Christ de Maizière weiß eben was Nächstenliebe ist.
[….]
Wenn ein Innenminister sich auf die eine
Seite der Wippe setzt, dorthin, wo die Ablehnung von Flüchtlingen sitzt, dann ist
es klar, dass die Stimmung kippt.
Es gibt Interviews,
die man zweimal liest, weil man nicht glauben mag, dass ein gestandener
christdemokratischer Politiker so daher redet: "Es kann nicht sein, dass
ein Teil der Ausländer bettelnd, betrügend, ja auch messerstechend durch die
Straßen zieht, festgenommen wird, und nur, weil sie das Wort Asyl rufen, dem
Steuerzahler auf der Tasche liegen." [….] Der Satz
stammt vom damaligen Berliner CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky. [….]
Das Interview, das
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere im "Heute Journal" des ZDF
gegeben hat, ist von der obszönen Brutalität des Klaus Landowsky noch
einigermaßen weit entfernt. Aber der sonst oft so bedächtige Minister
pauschalisiert auf gefährliche Weise: "Sie", so sagt er, und meint
"viele Flüchtlinge", "gehen aus Einrichtungen raus, sie
bestellen sich ein Taxi, haben erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von
Kilometern durch Deutschland zu fahren. [….] Der Minister
macht daraus Regelfälle; er verallgemeinert; er wirft Rabauken, die es unter
Flüchtlingen auch schon vor dem Sommer 2015 gegeben hat, in einen Topf mit so
vielen Flüchtlingen, die nichts anderes wollen als Ruhe, Schutz, Hilfe und
Integration.
[….]
Der Minister verhöhnte mit seinen Sätzen
auch die Leute, die in der Enge des Erstaufnahmelagers durchdrehen - und in
denen es die Flüchtlinge nach dem neuesten Asylrecht nicht nur bis zu drei,
sondern sechs Monate aushalten sollen. Das ist nicht gut. Das schürt
Vorurteile. So, wie der Minister redet, führt man das "Kippen" der
öffentlichen Stimmung, die man dann bedauert, selbst mit herbei. [….]
Ich
suche schon wieder.
Fahnde
nach Vokabeln, die dem Minus-Minister gerecht werden.
Abschaum? Widerling? Aber: Don’t insult Abschaum und Widerling.
Mal
gucken, was andere schreiben….
Er hat es kapiert.
Glückwunsch, Herr de Maizière, zu der Einsicht, dass ein paar Stammtischparolen
gegen Flüchtlinge einen wieder beliebt macht bei den Wählern. CSU-Chef Horst
Seehofer hat es mit seinem Anti-Merkel-Kurs vorgemacht. [….] Wenn Seehofer mal die Klappe hält, seehofert jetzt offenbar der
Innenminister. Im ZDF zieht er, Überraschung, gegen Flüchtlinge vom Leder [….]
Ist ja auch
unglaublich, dass jemand, der in seiner Heimat verfolgt wird, noch so viel Geld
hat, dass er sich in Deutschland sogar ein Taxi leisten kann! Wird das denn
nicht ordnungsgemäß beschlagnahmt? Und verdammt, wer hier schon eine Zuflucht
bekommt, soll sich doch nicht noch darüber beschweren, dass er sein Zuhause mit
ein paar hundert Menschen teilen muss.
[….]
Warum dann dieser Ton? Die Erklärung
liegt auf der Hand: Es war für de Maizière einfach zu verlockend, für eine
Weile auf der Anti-Merkel-Welle mitzureiten. [….] Es ist traurig, in diesen Tagen zu erleben, wie manche Unionspolitiker
in alter „Kinder statt Inder“-Tradition die Menschen verängstigen, indem sie
Einwanderung als Gefahr definieren und nicht als Chance – obwohl sie vermutlich
das Gegenteil begriffen haben, aber ein paar Umfragepunkte für wichtiger halten
als das Wohl des Landes. [….] Es sind
oft die Feuerwehrleute, die gerne mal selbst einen Brand legen.
[….]
In
einer kaskadenhaften Aufzählung von Beispielen beschwerte er sich über
vermeintlich undankbare Flüchtlinge, die sich nicht anständig benehmen würden. [….]
1. "Bis zum
Sommer waren die Flüchtlinge dankbar, bei uns zu sein."
Mir ist schleierhaft,
wie de Maizière auf diese Aussage kommt. [….]
2. "Jetzt gibt es
schon viele Flüchtlinge, die glauben, sie können sich selbst irgendwohin
zuweisen."
Das ist nicht neu. Im
Gegenteil: Immer wieder verlassen registrierte Flüchtlinge die ihnen
zugewiesenen Unterkünfte. Das war auch in der Vergangenheit so. [….]
3. "Sie bestellen
sich ein Taxi, haben erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von Kilometern
durch Deutschland zu fahren."
Ich weiß, dass das
gegen die Intuition ist, aber de Maizière sollte es besser wissen: Nicht alle
Flüchtlinge sind arm. Viele haben alles verkauft, was sie besessen haben – ein
Haus, vielleicht eine Firma. Das Geld reicht für die Flucht und die Schleuser
und vielleicht auch noch eine Weile, nachdem sie hier angekommen sind. [….] Also, Herr de Maizière, finden Sie doch bitte wieder zur Ihrer
nüchternen Redeweise zurück. [….]
[….] Klären
wir erst einmal das Wesentliche: Was Thomas de Maizière am Donnerstag zum Thema
„Dankbarkeit“ und Benehmen geflüchteter Menschen von sich gegeben hat, ist
widerlich, niederträchtig, verlogen, arrogant, menschenfeindlich,
ressentimentgeladen und so dumm, dass man sich damit eigentlich nicht weiter
beschäftigen möchte.
Geht aber nicht. Denn
de Maizière ist ja nicht irgendein Pegida-Vollpfosten oder anonymer PI-News-Kommentator.
Er ist noch nicht einmal CSU-Chef. Wie auch immer es dazu kommen konnte, der
Mann ist amtierender Bundesinnenminister, zuständig für die Sicherheit aller in
Deutschland lebenden Menschen.
Schon qua Amt sollte
ihm also aufgefallen sein, dass nahezu jeden Tag in Deutschland Flüchtlinge
angegriffen werden. Und zwar nicht, weil sie durch ihr Verhalten provozieren.
Sondern weil die Angreifer genau den Mist im Kopf haben, dem de Maizière am
Donnerstag das Wort redete.
„Jetzt gibt es schon
viele Flüchtlinge, die glauben, sie können sich selbst irgendwohin zuweisen“,
empört sich der Minister. Na sowas, sie kümmern sich um ihr eigenes Schicksal!
Wo kommen wir da nur hin! [….]
Und wie kommen diese Leute überhaupt
dazu, nicht dankbar die Massenunterkunft für 1.000 Geflüchtete, ohne
Privatsphäre, mit 30 Duschen und schlechtem Essen zu akzeptieren, sondern sich
einfach selbstständig etwas besseres zu suchen?
[….]
Eigentlich müsste ein deutscher
Innenminister den Rechtsstaat gegen den Mob verteidigen und nicht andersherum.
De Maizière aber zündelt. Die Kanzlerin müsste ihn eher heute als morgen hinauswerfen.
Macht sie aber nicht. Da ist zu viel Angst vor den rechten Dumpfköppen – auf
der Straße und in der eigenen Koalition. [….]