Donnerstag, 14. Januar 2021

Gefährliche Meinungsfreiheit

Das habe ich sogar schon in der eigenen Familie erlebt.

Die Frau meines kalifornischen Onkels erklärte stets mit voller Emphase und grimmiger Überzeugung, niemals zum Arzt zu gehen. Sie lebten fast direkt am Strand und sie schwor auf die heilenden Kräfte der Elemente. Barfuß bei Sonnenaufgang am Pazifik fühle sie sich den Elementen so stark verbunden, da tanke sie auch, das sei heilsamer als jedes Medikament.

Außerdem fühlte sie sich von den abschreckenden Beispielen ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester bestätigt. Beide litten lange an bösen Schmerzen, aber als sie schließlich zum Onkologen gingen, wäre es schnell bergab gegangen. Die schulmedizinische Pharma-Behandlung habe sie umgebracht. Daher würde sie selbst auch niemals zum Onkologen gehen.

Kalifornien ist wie die gesamte USA, sehr heterogen. Einerseits Hightech, Heimat der Software-Giganten, andererseits mit total veralteter Infrastruktur, völlig maroden Straßen und Stromleitungen.

Kalifornien hat extrem wenige Krankenhausbetten pro Bevölkerung, schlecht versicherte Bürger. Es gibt viele Superreiche, für die Geld gar keine Rolle spielt und ein Heer von Obdachlosen und McJobbern, die gerade mal eben so über die Runden kommen.

Meine angeheiratete Tante lebte vollständig in einer Welt aus esoterischen Schwurblern, die alle genauso wenig wie sie von der Schulmedizin hielten.

Mit etwa 70 bekam sie immer öfter Schmerzen im Unterleib; ihre Kinder, also meine Cousins, bekamen davon aber gar nichts mit. Entweder verheimlichte sie es ihnen professionell, oder aber sie haben es in ihrem Sonne-Sommer-Strand-Surfer-Dasein im Lala-Land auch nicht wissen wollen, weil sie sich selbstverwirklichten.

Irgendwann fand sie ihre Nachbarin in ihrer gated-senior-community am Boden liegend und holte einen Krankenwagen.
Die Ärzte diagnostizierten diverse Tumore und setzten eine Not-OP an.

Es war offenbar kein schöner Anblick, nachdem sie den Bauch aufgeschnitten hatten. Alle Organe waren schon voll mit Metastasen. Es war viel zu spät, also nähten sie gleich wieder zu.

Aus der Narkose erwachte sie nicht mehr uns starb wenige Tage später.

Für ihre Esoterik-Freundinnen war damit wieder einmal bewiesen:
Lass niemals Onkologen oder Chirurgen an Dich ran. Die bringen einen um. Eben ging es dir noch gut und kurz nach der OP ist man tot.

Diese Geschichten gibt es in unendliche vielen Varianten natürlich auch in Europa.

Krebspatienten, die sich nur von ihrem Heilpraktiker und Homöopathen behandeln lassen, die auf Mistel-Tee und Globuli schwören, weil sich ihr Heilpraktiker um „den ganzen Menschen“ bemüht, sich so viel Zeit nimmt und jeden Patienten individuell behandelt. Das ist keine Medizinfabrik, da fühlt man sich geborgen und schöpft wieder Hoffnung. Außerdem sind Chemotherapie und Bestrahlungen bekanntermaßen oft schlimmer als die eigentliche Krankheit.

Wenn dann aber alles nichts genützt hat, der Krebs ins finale Stadium gelangt und man in höchster Todesangst doch im Krankenhaus landet, können die Onkologen auch nichts mehr machen.

Es ist der größte Frust der Onkologen solche Patienten zu erleben, denen sie mich sehr hoher Wahrscheinlichkeit hätten helfen können, wenn sie doch bloß rechtzeitig gekommen wären.

Dabei ist es keineswegs hochgeheimes Onkologen-Wissen, sondern inzwischen eine Binsenweisheit, die jeder Teenager aufsagen kann: Bei Krebs kommt es darauf an die Krankheit früh zu erkennen. Je früher, desto besser die Heilungschancen.

Daher hat der liebe Gott auch die vielen Vorsorge-Untersuchungen erfunden.

Deswegen geht man auch mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt und lässt den Dentisten an jedem Zahn rumkratzen. Wenn er eine winzige kariöse Stelle mit seinem beeindruckenden Okular-Aufsatz erkennt, kann er sie mit minimalem Aufwand entfernen und man ist nach ein paar Minuten wieder draußen.

Wer aber irgendeine ungewöhnliche Stelle an einem Zahn bemerkt, aber aus Angst vor dem Zahnarzt jahrelang alles verdrängt, bis die Schmerzen so unerträglich werden, daß man sich doch auf den Dentistenstuhl begibt, wird sehr gerunzelte Stirnen über sich erblicken und kann sich auf einige sehr unangenehme Sitzungen gefasst machen.

Und Überraschung, natürlich läuft es auch bei Corona so.

Wer sich rechtzeitig, wie in Taiwan oder Japan an die strengen Hygienemaßnahmen hält, auf Abstand achtet und stets eine Maske trägt, hat ein sehr viel geringeres Risiko angesteckt zu werden. Das Virus kann sich nicht entsprechend ausbreiten, die Kapazitäten der Krankenhäuser bleiben intakt, so daß jeder dennoch Infizierte die optimale Versorgung erhält.

So sterben weniger Menschen.

Genau das erleben wir überall in der Welt und bekommen das in den Todesstatistiken bestätigt.

Wo auch immer die Regierungen und damit auch große Teile der Bevölkerung die Pandemie nicht ernst nahmen, gegen Maskenpflicht rebellieren und sich Hygienemaßnahmen widersetzen, kommt es zum ganz großen Sterben.

In den USA ist die Lage vielerorts außer Kontrolle. Es gibt täglich über 4.000 neue Covid19-Tote. In Kalifornien werden Schwerstkranke inzwischen nicht mehr in die Krankenhäuser gefahren, weil die Intensivstationen derartig überlastet sind, daß zusätzliche Patienten den Betrieb gänzlich zusammenbrechen ließen. Die Triage sieht so aus, daß Infizierte mit starken Symptomen einfach zum Sterben in ihren Wohnungen gelassen werden.

(In Kalifornien sterben trotz der strengeren Lockdown-Maßnahmen mehr Menschen als im eher lockeren Florida, weil es in dem Rentnerparadies an der Süd-Ost-Küste sehr viel mehr Krankenhausbetten pro Einwohner gibt, sehr viel mehr Menschen versichert sind und durch die homogenere Bevölkerungsstruktur weniger extrem Arme gezwungen sind zu arbeiten. Außerdem gibt es an der Westküste durch die seit zehn Monate andauernde Lockdown-Maßnahmen eine Corona-Fatigue, so daß sich immer weniger Menschen um die korrekte Einhaltung kümmern.)

England machte sich lange lustig über die doofen EU-Europäer, die sich vor der Pandemie fürchteten. Im Alltag sah man kaum Masken.

Die Quittung kam heftig.

[……] Zaid Awad schneidet den röchelnden Patienten die Luftröhre auf, damit sie nicht ersticken. Dank ihm können sie dann wieder atmen. Weiterleben. Und weiterkämpfen, um nicht zu sterben. Er sagt: "Die Situation in den Krankenhäusern ist ernst. Ziemlich ernst."   Und zwar in ganz London. Die britische Hauptstadt ist gerade der Corona-Hotspot Europas. Jeder Dreißigste hat sich hier mittlerweile mit dem Virus infiziert. Während man in vielen deutschen Städten eine Inzidenz von mehr als 200 pro 100 000 Einwohner fürchtet, liegt sie in London bei 1000. In manchen Bezirken sogar über 1500. Bürgermeister Sadiq Khan hat vor einer Woche den Katastrophenfall ausgerufen. Er sagt: "In London ist die Ausbreitung des Virus außer Kontrolle." […..]

(SZ, 14.01.2021)

Der gleiche Zusammenhang in Deutschland. Die Bundesländer mit sehr hohem AfD-Wähleranteil und entsprechend vielen Covidioten, die sich den Lockdownmaßnahmen verweigern, melden gewaltige Inzidenzen.

(……) Zu den Sachsen fällt mir nichts mehr ein.

Wie kann man nur so fest die Augen vor der Realität verschließend und so selbstbewußt-zufrieden alle Fakten leugnen?

[……] In Zittau sterben so viele, dass das Krematorium nicht mehr hinterherkommt. Und trotzdem streiten sie hier immer noch über die Gefahr der Seuche. Szenen aus einer Stadt an der Grenze. […..]In Eibau, einer lang gezogenen Ortschaft, weht vor einem Fachwerkbauernhaus die Wirmer-Flagge, schwarz-goldenes Kreuz auf rotem Grund. Ein Symbol der Widerstandskämpfer des 20. Juli, Ende der Neunziger von Neonazis umgedeutet und heute gern geschwenkt von Pegidaleuten und "Reichsbürgern". Auf den Stufen zum Hauseingang steht eine Laterne in Schwarz-Weiß-Rot, am Gartenzaun hängt ein Plakat: "Schnauze voll, Maske ab!" […..]

(Christoph Koopmann, SZ, 29.12.2020)

Das Massensterben, der Inzidenzwert von 700, die drastische Übersterblichkeit – all das führt immer noch nicht zur Einsicht bei den Covidioten.

Diese Menschen sind gefährlich, weil sie nicht nur sich selbst gefährden, sondern die Vulnerablen in der Nachbarschaft, in der Familie ins Grab bringen. (…..)

(Borniertheit und Erkenntnisresistenz, 30.12.2020)

Der frühe Krebs-Tod meiner angeheirateten US-Tante wäre mutmaßlich zu verhindern gewesen, aber es war ihr Wunsch das so zu handhaben, niemand anders wurde gefährdet und ich respektiere die Freiheit über sein eigenes Leben und damit auch den Tod selbst zu bestimmen.

Bei Infektionskrankheiten handelt es sich um einen ganz anderen Fall, da die eigene Doofheit auch alle anderen massiv gefährdet.

Deswegen waren Boris Johnsons und insbesondere Donald Trumps Beispiel moralisch so extrem verwerflich. Sie sorgten erst für den Kontrollverlust und das Massensterben.

Und genau deswegen sollte man einem bösartigen Bornierten wie Trump, der ständig die Pandemie herunterspielt und die Anti-Maskers fördert unbedingt die Social Media-Accounts sperren, so daß sie nicht mehr so leicht ihre letalen Botschaften verbreiten können.

Der irre rechtsextreme verschwörungstheoretische Covidiot David Berger ist ein Paradebeispiel der Desinformation.

In abstruser Weise verkehrt er Ursache und Wirkung, führt die durch viel zu lasche Hygienemaßnahmen steigenden Todeszahlen auf zu viel und zu strenge Maßnahmen zurück.

Ein groteske Umkehrung der Wahrheit und eine tödliche Gefahr.

Er faselt Hildmannsch-morbide von „angeblicher Pandemie“ und fantasiert von bayerischen Kunststoff-Möhren, die man sich in den Hintern stecken soll, falls Corona anal übertragen werden sollte. Ohne NS-Vergleiche (Goebbels: „Wollt ihr den totalen Krieg?“) macht es der knitterköpfige Irre ohnehin nicht.

[…….]  Wollt Ihr den totalen Lockdown?  […….]  Ist Dummheit oder Bösartigkeit der Grund für dieses Versagen der Verantwortlichen? […….]   bei den Reaktionen der großen Mehrheit der Deutschen auf die apokalyptisch anmutende Endschlacht, in die uns Söder, Merkel & Co führen wollen. Wie immer bei solchen nationalen Kraftanstrengungen unterstützt von den zuvor über längere Zeit gleich geschalteten Medien und jenen gesellschaftlichen Kräften, die doch nur gehorsam ausführen, was man ihnen befiehlt. […….]  […….]  Und wer garantiert uns, dass wir in ein paar Monaten nicht zu hören bekommen, man habe die FFP2-Masken völlig vergeblich getragen, jetzt müssen man sich stets eine von einer bayerischen Firma exklusiv angefertigte Kunststoffmöhre in den After stecken, da Lauterbach eine Studie gefunden habe, nach der Corona vor allem anal übertragen werde?   […….]  Das heißt im Klartext: wir setzen hier etwas fort, das nachweislich gegen die angebliche Epidemie nichts hilft, aber enorme Kollateralschäden mit sich bringt, die in ihrer ganzen Wucht überhaupt noch nicht absehbar sind. Und die auf lange Zeit das tausendfache an Todesopfern fordern könnte als die bei dem überwiegenden Großteil der Menschen völlig harmlos verlaufende Corona-Infektion. […….]

(D. Berger, Phimosa Penis, 14.01.2021)

So denken sie an der AfD-Aluhut-Front.

Denken dürfen sie, aber die Verbreitung dieser destruktiven Lügen ist tödlich.

Bitte, Männer im weißen Kittel, holt ihn doch endlich ab und sperrt ihn weg!