Heute gab es in der „atheistischen Szene“ breites Lob
für die SWR-Reportage „Die Story im Ersten: Vergelt's Gott - Der verborgene Reichtum der katholischen
Kirche.“
Ausgestrahlt wurde die Sendung gestern Abend um 22.45 Uhr; zur
Sicherheit also klar nach der Primetime, wenn die frommen Bürger schon in den
Federn liegen. Immerhin 1,75 Millionen Zuschauer schalteten ein und bekamen
zwar nicht unbedingt Klarheit darüber wie viele hundert Milliarden Euro
Vermögen die RKK-Deutschland hortet, aber man konnte sich doch einen guten
Eindruck darüber verschaffen wie sorgfältig die Kirchenfürsten ihre Reichtümer
verschleiern.
Zudem präsentierte der Autor Stefan Tiyavorabun
eindrückliche Beispiele für die Heuchelei der Top-Kleriker; insbesondere Papst
Franzens Berater Kardinal Marx.
Marx, der in einem besonders prächtigen Palais residiert und sich für schlappe
zehn Millionen Euro dazu noch eine Villa in Rom – „Palazzo
Marx“ – leistet, während er offiziell die neue Bescheidenheitslinie des Papstes
vertritt.
Dazu prasst der Luxuskardinal noch einmal 30 Millionen
des Kirchenvermögens für sein Diözesanmuseums raus, während er das
Obdachlosenheim nebenan schließen läßt. Dort fehlen wenige Euro, um die
Einrichtung offen zu halten.
In Freising etwa halten die Verantwortlichen das Diözesanmuseum für so
bedürftig, dass sein Erhalt mit 30 Millionen Euro gesichert ist - während für
das katholische Obdachlosenheim der Stadt laut ARD-Recherchen schlappe 64.000
Euro fehlen. Das Heim wird geschlossen.
Um es klar zu sagen:
Ja, die Reportage war gut und richtig. Hoffentlich sehen sich das noch möglichst viele Menschen an.
Ja, die Reportage war gut und richtig. Hoffentlich sehen sich das noch möglichst viele Menschen an.
Nachdem ich nun auch den Beitrag gesehen habe, kann
ich mich wieder einmal nur über den unterschiedlichen Wissensstand der Menschen
wundern.
Bzw - es wundert mich natürlich nicht mehr wirklich.
Genau die TOPs der Reportage, die Tiyavorabun als
Gerüst benutzt- also Diözesanadministrator Stefan Heßes eigenartige Angaben, die
dubiosen Methoden des Münchner Generalvikars Peter Beer, die seit 1803 fließenden Sonderzahlungen in
Höhe von rund 560 Millionen Euro jährlich an die Kirchen, das Rokoko-Palais Holnstein und Dutzendfach
mein Lieblingsbischof TVE - habe ich
alle schon lange in meinem Blog beschrieben.
Und dabei bin ich ja nur jemand, der Zeitungen liest.
Ich betrieb keine eigenen investigativen Recherchen, indem ich selbst nach
Limburg gefahren wäre und Fragen gestellt hätte. Das heißt also; es wurden in
der Reportage skandalöse finanzielle Machenschaften aufgedeckt, die längst
öffentlich bekannt waren!
Das hätte/könnte/sollte jeder seit vielen Jahren wissen.
Das hätte/könnte/sollte jeder seit vielen Jahren wissen.
Offensichtlich sind aber die Kirchenmitglieder zu phlegmatisch,
um sich dafür zu interessieren. Sie zahlen brav und stellen keine Fragen.
Genauso war es auch mit den Missbrauchsfällen, von
denen Bischöfe wie Andreas Laun behaupten, das sei erstmals 2010 an die
Öffentlichkeit geraten. Also habe man vorher gar nichts dagegen unternehmen
können, weil man es gar nicht gewußt habe.
Völliger Blödsinn.
Darüber gab es schon seit 20 Jahren Berichte und zwar nicht
nur in winzigen Provinzzeitungen, sondern auch in der Süddeutschen Zeitung oder
der ARD-Sendung „Panorama“.
Die meisten Leute haben sich aber Mühe gegeben das zu
ignorieren.
Das ist das Elend an der Kirche: Es gab IMMER einige
Menschen, die aufklärten. Hier in Deutschland konnte man beim IBKA, der HU und
so weiter seit Jahrzehnten alles erfahren, was jetzt als großer Skandal
erscheint.
In der gestrigen Reportage kommt Hans-Peter
Schwintowski, Professor für Handelsrecht in Berlin, zu der schockierenden
Aussage, daß die staatlichen Sonderzahlungen an die Kirchen, um beispielsweise
die Bischofsgehälter aufzubringen, seiner Ansicht nach sogar verfassungswidrig wären.
Guten Morgen.
Die bahnbrechende Untersuchung „Trennung von Staat und
Kirche“ des Juristen Erwin Fischer (* 7. August 1904; † 15. Juli 1996) erschien
1964 im Szczesny Verlag München. Vor einem halben Jahrhundert konnte man
das also schon alles schwarz auf weiß nachlesen.
Die Humanistische Union, HU, wurde 1961 von Gerhard Szczesny
zusammen mit Fritz Bauer und Erwin Fischer gegründet.
(Von Anfang an
dabei war übrigens eine Tante von mir, die eng mit Szczesny zusammenarbeitete
und das Hamburger Büro der HU leitete. Daher kenne ich viele Geschichten aus
der Zeit.)
Es ist also weniger eine Frage des Erkenntnisgewinns,
wenn man über die Kirchenmachenschaften aufklären will, sondern eine der
Erkenntnisverbreitung.
Wie stellt man es an, daß auch die 50 Millionen
Mitglieder der Kirche erfahren, daß ihre obersten Kleriker Milliarden über
Milliarden in dubiosen Kassen verstecken?
Wie schafft man es die Desinteressierten, die einem triumphal entgegenhalten, sie wären ohnehin schon ausgetreten, dafür zu interessieren, daß sie dennoch Bischofsgehälter, Theologiestudium und katholische Kita bezahlen?
Und wie erreicht man es die Millionen Indifferenten dazu zu bringen ihren Landtags- und Bundestagsabgeordneten entsprechend Druck zu machen?
Da steckt die atheistische Bewegung bedauerlicherweise immer noch in den Kinderschuhen.
Wie schafft man es die Desinteressierten, die einem triumphal entgegenhalten, sie wären ohnehin schon ausgetreten, dafür zu interessieren, daß sie dennoch Bischofsgehälter, Theologiestudium und katholische Kita bezahlen?
Und wie erreicht man es die Millionen Indifferenten dazu zu bringen ihren Landtags- und Bundestagsabgeordneten entsprechend Druck zu machen?
Da steckt die atheistische Bewegung bedauerlicherweise immer noch in den Kinderschuhen.
Der skandalöse Zustand, daß kirchlich betriebene
Gesundheitseinrichtungen sich rasant weiter ausbreiten und in vielen Gegenden
NRWs und Bayerns gar keine Auswahl mehr besteht, wird achselzuckend
hingenommen.
Es wird über Personalmangel in Pflegeheimen geklagt
und (außer Ingrid Matthäus-Maier) erklärt niemand, daß muslimischen und konfessionsfreien
Jugendlichen in vielen Jobzentren dringend davon abgeraten wird sich zum
Altenpfleger ausbilden zu lassen, da ohnehin alle Heime in kirchlicher Hand
sind und dort gilt bekanntlich nicht nur „Juden unerwünscht“, sondern Muslime
werden genauso wenig wie Lesben, Hindus oder Atheisten eingestellt – auch wenn
die Stelle zu 100% von Staat finanziert wird.
Da kann so eine Sendung helfen; auch wenn sie zu kurz
war und viele extrem skandalöse Kirchengeschichten fehlten.
Unterdessen hoffe ich, daß der Urnenpöbel eine größere
Sensibilität dafür entwickelt, wie immer wieder Politiker aller Ebenen versuchen
den Kirchen noch mehr Geld zuzuschieben.
Die auf einem riesigen Milliardenschatz hockende EKD bekommt
mal eben vom Staat zusätzliche 70 Millionen Euro für das Lutherjahr, also der
Privatfeier von Deutschlands dümmster Bischöfin und Lutherbotschafterin
Käßmann.
Lutherjahr: Staat zahlt 70 Millionen – Kirche 17
Millionen
[…] Der Bund
stellt aus dem Kulturetat 35 Millionen Euro für das 500-jährige
Reformationsjubiläum zur Verfügung und das Land Sachsen-Anhalt, wo sich die meisten
Lutherstätten befinden, 35 Millionen. Die evangelischen Landeskirchen haben 17
Millionen Euro bewilligt.
Wieso gibt es da nicht den geringsten öffentlichen
Aufschrei, während Bürgerkriegsflüchtlinge wegen Geldmangels unter erbärmlichen
Zuständen hausen müssen?
Es fehlt immer noch gewaltig an Aufmerksamkeit für die
Spendierhosen des Staates gegenüber der Superreichen der Kirchen.
Die folgende Nachricht wurde heute von 20 Menschen
gelesen.
Es sollten 20 Millionen sein!
"Nach den aktuellen Unwetterschäden an der kommunalen Infrastruktur
und angesichts der allgemeinen Finanzlage der Stadt steht Münster vor ganz
anderen Herausforderungen als der Finanzierung eines Katholikentags", sagt
Daniela Wakonigg, Sprecherin des Internationalen Bundes der Konfessionslosen
und Atheisten (IBKA) im Münsterland. "Es kann doch nicht sein, dass durch
den immer härteren Sparkurs der Stadt überall Sozialwohnungen fehlen und
ständig über Kürzungen im Kulturbereich nachgedacht wird, während gleichzeitig
1,5 Millionen Euro für die Finanzierung eines Katholikentags verpulvert
werden."
Wakonigg plädiert für eine sinnvolle Verwendung der kommunalen Gelder:
"Die Instandsetzung des durch das Unwetter zerstörten Bürgerzentrums
Kinderhaus kommt allen Bürgerinnen und Bürgern zugute. Ein katholisches
Vereinsfest wie ein Katholikentag spricht in erster Linie die Mitglieder der
katholischen Kirche an und unterstützt sie in ihrem selbstgesetzten
Missionierungsauftrag."
Nach Ansicht des IBKA sei deshalb ein Kirchentag auch von der Kirche selbst
zu bezahlen, so Wakonigg, insbesondere, da die katholische Kirche über
ausreichende Eigenmittel verfüge und ein Sponsoring von Kommune, Land oder Bund
unnötig sei.