Dienstag, 28. Mai 2013

Vorbild USA


Es ist nicht so leicht mich politisch noch zu überraschen.
Aber ein bißchen staunte ich schon, als im letzten US-Wahlkampf der systematische Einsatz von „Fact-Checkers“ zwar das erwartete Ergebnis lieferte, daß Republikaner sehr viel mehr und dreister logen als Demokraten; es aber kaum Einfluß auf ihre Wählerschaft hatte!
Geradezu stolz verkündete man sich im „post-truth“-Zeitalter zu befinden. 
Trotzig verbreiteten die Kandidaten Romney und Santorum sie ließen sich ihren Wahlkampf nicht von den „fact-checkern“ kaputt machen.
Wahrheit war zur Manövriermasse geworden.
Untersuchungen hatten ergeben, daß die Zuschauer und Zuhörer von konservativen Medien wie „Fox News“ systematisch so desinformiert worden waren, daß sie in Fragen zu aktuellen politischen Wissen klar schlechter als diejenigen abschnitten, die überhaupt keine politischen Nachrichten sahen.
Die Hirne der Bachman- oder Palin-Anhänger sind derartig geschädigt, daß sie sich eher in ihren Ansichten bestätigt sahen, wenn neutrale Quellen die Aussagen ihrer Idole als „Pants on fire“ (=größtmögliche Lüge) entlarvten.

Ich halte es allerdings ohnehin für naiv, dem Wähler eine Vorliebe für ehrliche oder gar „Klartext“-Politiker zu unterstellen.
Das Gegenteil ist der Fall.
Die Schwafler, die so vage und wischiwaschi daherreden, daß es alles und das Gegenteil dessen bedeuten kann, sind beliebt.
Klare Kante wirkt hingegen abschreckend auf das scheue Wahl-Reh!
Spitzenpolitiker, die wie von der Leyen, Merkel oder Schäuble immer wieder der Lüge überführt wurden, führen dennoch (oder gerade deswegen?) die Polithitparaden an.
Lügen haben den riesengroßen Vorteil, daß man es dem Publikum viel leichter recht machen kann, als wenn man sich an die lästigen Fesseln der Wahrheit halten muß.
Als Merkel lostönte, es könne nicht angehen, daß die fleißigen Deutschen für Griechenland zahlten und dafür die Griechen länger Urlaub machten und früher in Rente gingen, war das so ein Volltreffer!
Genau so sehen sich die Deutschen.
„Wir sind fleißig und die anderen faulen Säcke wollen uns das hart erarbeitete Geld wegnehmen!“
Das hört man gern, wenn die Kanzlerin das auch so sieht und dementsprechend die deutschen Interessen verteidigt.
Daß nichts daran wahr ist – die Griechen arbeiten mehr und länger als die Deutschen und Geld ist in Griechenland gar nichts angekommen; das landete alles unter anderem bei deutschen Banken – macht da fast gar nichts.

Ausgerechnet das biedere ZDF, das mit seinem schwarzgelb und kirchlich dominierten Verwaltungsrat für regierungsfreundliche und kirchentreue Chefredakteure sorgt, versucht sich nun zur Wahl auch an einer Art "Fakten-Check“ für Politikeraussagen im Wahlkampf. Unter „zdfcheck.de“ werden sparsam vereinzelte Aussagen überprüft.

Im Berliner Hauptstadtstudio des ZDF arbeitet ab Mitte Mai ein Team aus Faktencheckern, Social-Media-, und Grafik-Redakteuren von ZDF und Phoenix – sichtet, wählt aus und recherchiert. Die Expertise aus den ZDF-Fachredaktionen fließt dabei mit ein. Die Ergebnisse des Teams kann jeder live und transparent auf ZDFcheck.de verfolgen und selbst mitrecherchieren: Noch ist die Internetseite ZDFcheck.de im Aufbau, aber ab dem 13. Mai 2013 können Interessierte direkt ihre Hinweise auf der Seite eingeben und sich so in den Rechercheprozess einbringen.

Transparent?
Naja, wieso hier welche Aussagen genau gecheckt werden, erschließt sich mir nicht.
An Merkel hat sich jedenfalls noch keiner herangewagt.
Den ersten Check ließ allerdings die gewohnheitsmäßige Lügnerin Ursula von der Leyen über sich ergehen.
 Sie, die Arbeits- und Sozialministerin, die es wissen müßte, hatte behauptet die Einkommensschere schließe sich seit drei Jahren.
Das ist, überraschend, überraschend, natürlich eine Lüge. Schließlich handelt es sich ja um von der Leyen und die verabscheut Fakten.
Nimmt man die Ministerin beim Wort, lässt sich Ihre Aussage nicht zweifelsfrei belegen. Das gilt vor allem für ihren Zeitbezug "in den letzten drei Jahren". Für diesen Zeitraum gibt es keine aktuellen Zahlen. Die Daten des Statistischen Bundesamtes reichen bis zum Jahr 2011 und zeigen nicht, dass sich die Einkommensschere schließt. Die Aussage der Bundesarbeitsministerin stützt sich nach Angaben ihres eigenen Ministeriums auf DIW-Daten, die allerdings nur die Jahre 2005-2010 analysieren. Und selbst diese alten Daten werden vom DIW sehr unterschiedlich interpretiert. Für die Schlussfolgerung von Ursula von der Leyen finden sich deshalb hier keine hieb- und stichfesten Belege. Deshalb das Fazit: stimmt so nicht.
So richtig trauen sich die ZDF’ler also auch nicht. 
Experten, wie zum Beispiel der bekannte Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge werden gar nicht erst befragt und ob das DIW, welches schon mal Mitarbeiter entläßt, wenn sie sich nicht regierungsfreundlich genug zeigen, so eine objektive Quelle ist, wage ich auch zu bezweifeln.
Das Problem scheint mir beim ZDF-Faktencheck vor allem die „Probennahme“ zu sein.
Wer sagt was in welchen Zusammenhang?
Bei Linken haben sich beispielweise das Gerd-Schröder-Zitat vom „lupenreinen Demokraten Putin“ und das Müntefering-Zitat es sei unfair Politiker nach der Wahl an ihren Versprechen vor der Wahl zu messen absolut in den Köpfen festgesetzt.
Wie ich mehrfach in diesem Blog nachwies, sind das grob verfälschende Zitate, die so wie sie jetzt zitiert werden, nie gemeint waren.
Andererseits ist es schwer bei professionellen Nichtssagern wie Merkel überhaupt kernige Aussagen zu bekommen.
Und wozu auch?
Den Wählern behagt es möglichst unkonkret.
 So behaupten sie zwar mit großer Mehrheit „Klartext-Politiker“ zu bevorzugen und glauben das womöglich auch. Es stimmt dennoch nicht. Denn unter „Klartextpolitiker“ versteht der deutsche Michel einen Unklar-Plapperer wie Guttenberg. 
Jemand, der tatsächlich unverblümt Wahrheiten abfeuert, schreckt den Wähler ab. Steinbrück ist ein Klartextpolitiker, der ehrlich und klar ausdrückt was er will. 
Da zieht sich der Urnenpöbel zurück wie ein scheues Reh und flüchtet ins Reich des Wolkigen bei der Kanzlerin.
Bei ihr sind sie doppelt sicher, denn selbst wenn Merkel versehentlich mal eine klare Meinung zum Ausdruck bringt, zum Beispiel indem sie etwas ausschließt, kann man versichert sein, daß sie bald auch wieder das Gegenteil dessen sagen wird.
Sie beläßt es bei vagen Ankündigungen, wolkigem Gewaber und einigen konkreten Aktionen, die sie für die Zukunft „ausschließe.“

Merkel treibt planlos vor sich hin - durch ihren aberwitzigen ZickZack- und Hinhaltekurs hat sie die Eurorettungsaktion zigfach verteuert. 
Ihr abstruses Spardiktat würgt die Konjunkturen diverser Nationen ab.
 So ein Rezept hätte sie nie für Deutschland gewollt. Hier reagierte sie 2008/2009 völlig gegenteilig auf die Krise; nämlich mit gewaltigen Ausgaben-Orgien, zwei dicken Konjunkturpakten und Geldrauswurfmaßnahmen wie der Abwrackprämie.

Die Chaotisierung der europäischen Finanzarchitektur durch Wolfgang Schäuble und Angela Merkel folgt einer Grundregel, die SPD-Fraktionsgeschäftsführer Oppermann sehr schön auf den Punkt brachte, nachdem der eben noch endgültig auf maximal 218 Milliarden Euro begrenzte Haftungsrahmen von Merkel doch auf 280 Milliarden aufgeblasen wurde.
Wieder einmal, so Oppermann, komme das "Merkel'sche Gesetz" zur Anwendung: Je vehementer die Kanzlerin etwas ausschließt, desto sicherer ist, dass es später doch eintritt. Der Ärger der Genossen erscheint verständlich, denn es ist beileibe nicht das erste Mal, dass Merkel in der Schuldenkrise eine Position revidiert. Im Gegenteil: Die meisten Bundesbürger haben angesichts des Hü und Hott längst den Überblick verloren. Sie registrieren nur noch, dass die Summen, für die sie einstehen sollen, immer astronomischer werden und dass mittlerweile halb Europa auf ihre Kosten zu leben scheint. Wut, Frust und Missverständnisse haben ein Maß erreicht, das geeignet ist, die Demokratie in ihren Grundfesten zu erschüttern.    Die Hauptschuld daran trägt die Kanzlerin, der es nicht gelingt, mit den Bürgern so zu kommunizieren, wie es die Schwere der Krise von ihr verlangt. Keine Fernsehansprache, keine Rede zur Lage der Nation, stattdessen Gemauschel in Hinterzimmern nebst anschließender Kurskorrektur.
Griechenlandumschuldung, Wehrpflicht, Atomkraft, Mehrwertsteuer, Gesundheitsreform - wohin man auch blickt; man kann sich stets darauf verlassen, daß das was die Kanzlerin als absolut alternativlos einnordet doch nicht kommt, sondern eher das Gegenteil dessen angepeilt wird.
Man müßte also einen Faktencheck der Gesamtperson Merkel beginnen.
Heraus käme mit Sicherheit, daß auf ihre Aussagen absolut kein Verlass ist.
Und es würde ihr vermutlich noch nicht mal schaden.

Die größten Märchenerzähler und offensichtlichen Lügner, nämlich die Religionsführer, gelten hierzulande immer noch als hochangesehene Moralexperten.

Bei ihnen sollte der öffentliche Rundfunk mal das Fakten-Checken beginnen.
Wir kennen das von Dampfplauderern wie dem Ex-EKD-Chef Bischof Huber, der zwar der wiederholten und hartnäckigen Lüge überführt ist, aber dennoch als ETHIK-Experte in der Ethikkommission der Bundesregierung sitzt und für die ZEIT Ethik-Seminare auf DVD verkauft.

Seine Nachfolgerin Bischöfin Käßmann ist sogar noch schlimmer, indem sie ihr schlichtes ahistorisches Weltbild hinter so einem Schwall von nichtssagenden Allgemeinplätzchen verbirgt, daß man kaum noch greifen kann, was sie überhaupt sagt. 
Und genau das gefällt den Massen. Sie wird auf Kirchentagen gefeiert wie die vier Beatles in einer Person.
Menschen mit Gehirn leiden Höllenqualen, wenn sie Käßmanns Schriften lesen müssen, aber der Urnenpöbel ist begeistert.
Es gab schon einmal den „Scheck-Check Käßmann-Edition.“
Plappermäulchen Käßmann konnte es noch nicht mal unterdrücken die intimsten medizinischen Dinge, wie ihre einsetzende Menopause oder ihre Brustkrebserkrankungen sofort in der BILD auszuplaudern.

Ihre Mitteilungswut konterkariert notwendigerweise ihre geistige Schlichtheit.
 Ihr fortwährend erscheinenden Bücher (80 Stück bisher!) sind derart platt und inhaltsleer, daß professionelle Buchkritiker wie Denis Scheck vor echte Herausforderungen gestellt werden, wenn sie die neuesten Käßmannschen Plattitüden-Ansammlungen beschreiben müssen.

Aus groupiehafter Sehnsucht nach der medialen Wiederaufstehung einer wegen Trunkenheit am Steuer zurückgetretenen Landesbischöfin und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland ein grauenhaftes Mischmasch aus Sermon, Erbauungsliteratur und moralisierenden Textautomatenbausteinen über Monate an die Spitze der deutschen Bestsellerlisten zu jubeln – für solch merkwürdige Heiligenverehrung kennt man meines Wissens im Norddeutschen das schöne Wort "katholisch!"
Margot Kässmann "In der Mitte des Lebens"
Changierend zwischen Predigtentwürfen und autobiographischen Notizen, geschrieben in jenem anbiedernden theologischen Kauderwelsch, das zum Niedergang der protestantischen Predigt beigetragen hat, ist dieses in seiner Konzeption nicht nachvollziehbare, in seinen Gedankengängen sprunghafte Büchlein eher eine Art Promigucken als wirklich etwas zum Lesen.
Margot Kässmann: "Sehnsucht nach Leben "
In zwölf besinnungsaufsatzähnlichen Texten denkt die Ex-Vorsitzende der EKD über Leben und Liebe, Kraft, Heimat, Stille und ja, auch über Gott nach. Dabei schreibt sie Sätze wie: "Ein Nein ohne jedes Ja – das wurde auf lila Tüchern beim Kirchentag 1983 in Hannover gegen den Willen von Kirchentagsleitung und Evangelischer Kirche in Deutschland zum Symbol." "Ein Nein ohne jedes Ja", auf diesen wirren Nenner könnte man auch meine Meinung zu diesem Mischmasch von einem Buch bringen.
Aber auch Naturwissenschaftler beschäftigen sich gelegentlich mit den Aussagen der Religioten.
Die Ergebnisse sind erwartungsgemäß verheerend. Die beweist ein neues Buch von Prof Thomas Rießinger: „Ratzinger – ein brillanter Denker?“
Rießinger zeigt, dass Ratzinger alias Benedikt XVI. „alles andere als ein scharfer oder tiefer Denker ist, seine angeblichen Resultate beruhen in der Regel auf einer Kombination aus Wunschdenken und Ausblendung der Realität… und von gedanklicher Tiefe kann in seinen Studien keine Rede sein“. Unbequeme Bibelstellen, die in Ratzingers Projekt eines total idealisierten und vergöttlichten Jesus nicht hineinpassen, ignoriert er. Zugleich bringt er Interpretationen vor, „die das gewünschte Ergebnis in Gestalt eines christlichen Glaubens bereits voraussetzten, das sie eigentlich erst gewinnen wollten… Das Prinzip, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, hat er mit bewundernswerter Konsequenz durchgehalten. Auf der Strecke geblieben ist dabei nur die Suche nach der Wahrheit, aber die darf man von einer Hermeneutik des Glaubens wohl nicht erwarten“. […]

[…]   Noch weit niedriger muss man das Bild hängen, wenn man sich mit der Theologie Margot Käßmanns befasst. Dementsprechend vernichtend fällt das Urteil Rießingers über sie aus: „Manchmal bezieht sie Positionen zu konkreten Problemen unserer Zeit, vergisst dabei aber, die Realität wenigstens ein wenig in ihren Betrachtungen zu berücksichtigen, sondern zieht es vor, selbstgerechte moralische Allgemeinplätze zu präsentieren. In der Regel beschränkt sie sich aber darauf, Alltagsgeschichten zu berichten und daraus freundliche Lehren für den Hausgebrauch zu ziehen, die meistens darauf hinauslaufen, dass dies und das der Fall ist, das Gegenteil aber eigentlich auch, und dass man zwischen beiden die Balance wahren sollte. Und gelegentlich wagt sie sich auch auf das gefährliche Feld der Theologie und Bibelinterpretation, wobei sie großzügig alles ignoriert, was ihrem persönlichen Geschmack nicht entspricht, und auf diese Weise Deutungen produziert, die jeder Beschreibung spotten. Wer seine Freude an moralisch garnierten Banalitäten hat, der darf sich bei Margot Käßmann gut aufgehoben fühlen“.

Ein besonderer „Leckerbissen“ in der „Theologie“ und Bibeldeutung Käßmanns ist ihre Beschreibung der Gotteserfahrung des Propheten Elia, der nach ihr „Gott im Säuseln“ erlebt habe. Das ist in Käßmanns Deutung eine Gotteserfahrung „in ganz leisen Tönen“ gewesen. Deswegen unterscheide sich auch das Gottesbild dieses Propheten „schon im hebräischen Teil der Bibel von all diesen Bildern vom gewalttätigen Donnergott… Sanft, zart, zuwendend, so erlebt der Prophet Gott“. Käßmanns großartiges Fazit auf der Basis des eben Gesagten: „Gott und Gewalt gehen nicht konform“. Dass dieser „sanft säuselnde Gott“ seinem braven Diener Elia befahl, 450 Baal-Priester zu töten, was dieser auch prompt erledigte, stört Frau Käßmann nicht und verschweigt sie auch vor den gläubigen Schafen, die ihre Bücher lesen.

Was soll’s?! Die Frau ist populär, ihre Bücher verkaufen sich blendend, ihre Auftritte ziehen Massen des Kirchenvolkes an, und den Verantwortlichen der evangelischen Kirche geht es längst nicht mehr um die Wahrheit, sondern nur noch um Popularität und Profit.