Man kann es sich kaum vorstellen, aber da uns Trump seit
Jahren lehrt das Unvorstellbare als Realität zu akzeptieren, sollten wir uns
noch mal den Grundsatz „schlimmer geht immer!“ in seiner ganzen Bandbreite
vergegenwärtigen.
Ja, Trump lügt wie gedruckt, zerstört diplomatische
Beziehungen, drischt auf Minderheiten ein, betreibt Rassismus und Nepotismus.
Ja Trump ruiniert das Ansehen der USA, zerschmettert die
internationalen Handelsbeziehungen, unterminiert Justiz und Pressefreiheit.
Ja, Trump schickt die Börsen auf Talfahrt, legt die
Regierung still und hetzt die Amerikaner jeden Tag mehr dazu auf andere
Amerikaner zu hassen.
Schön ist das nicht.
Aber bisher konnten wir uns in Europa noch einigermaßen
zurücklehnen, waren sogar in gewisser Weise amüsiert, wie US-Satiriker, TV-Hosts
und seriöse Journalisten zur Hochform aufliefen.
Ich habe noch nie so viele Videoclips zur amerikanischen
Innenpolitik gesehen wie seit 2017 – und immerhin konsumierte ich den Stoff
schon vorher in rauen Mengen.
Die ersten beiden Trump-Jahre waren aber auch davon geprägt,
daß er sich mit seiner Bully-Methode weitgehend durchsetzen konnte. Wer es
wagte zu widersprechen oder auch nur insgeheim andere Meinungen vertrat, ging
einfach, oder wurde gegangen.
Trumps gewaltige Lügen und der Schaden, den er täglich
anrichtet, haben keine Konsequenzen für ihn. Bei Fox, Breitbart und im Kongress
sitzen immer noch willige Speichellecker, die sich vor ihm erniedrigen.
Der ehemalige extrem rechte und sehr schlechte gebildete
Fox-Kommentator Grenell ist so einer. Er wird hier scharf kritisiert, aber was
kümmert ihn Deutschland? Obwohl er eigentlich einen Job als US-Botschafter in
Deutschland hat, zielt sein ganzes Trachten darauf ab seinem göttlichen Idol
Trump zu gefallen.
Genau wie Stephen Miller, Sarah Sanders oder Kellyanne
Conway tritt er ausschließlich für das Einmann-Publikum Trump in dessen
Lieblingssendern auf, um dort schambefreit dem Boss Honig ums Maul zu
schmieren.
Von diesen sehr unangenehmen Kriechern gibt es noch sehr
viele.
[…..] Grenell […..] hat lange als
Kommentator für Fox News gearbeitet, er weiß, was von ihm erwartet wird.
Meinungsschwäche gehört nicht zu seinen dominanten Charaktereigenschaften.
[…..] Schon am Tag seines Amtsantritts weist er wie "ein rechtsextremer
Kolonialoffizier" (Ex-SPD-Chef Martin Schulz) über Twitter deutsche
Unternehmen an, ihre Iran-Aktivitäten "sofort" runterzufahren. Vier
Wochen später ruft er in "Breitbart", dem Zentralorgan der
Trump-Jünger und rechtsextremen Alt-Right-Bewegung, zum Regime Change auf:
"Ich möchte unbedingt andere Konservative in ganz Europa stark
machen."
[…..] Von Deutschland und Europa habe
Grenell wenig Ahnung, die Dossiers, die ihm seine Mitarbeiter in der Botschaft
aufschrieben, ignoriere er weitgehend, seine Thementiefe sei marginal.
"Der Ric kratzt nur an der Oberfläche", sagt einer, der regelmäßig
mit ihm zu tun hat. […..] Als Botschafter müsste er sich an die Deutschen wenden
und bei öffentlichen Auftritten und in Interviews für die amerikanische
Position werben. Grenell entscheidet sich für die Gegenrichtung. Ihm scheint es
nicht um Deutschland zu gehen, auch nicht um die amerikanische Öffentlichkeit,
sondern nur um einen einzigen Adressaten, und der sitzt im Weißen Haus.
Wer Trump erreichen will, muss bei
Fox News auftreten. Und so scheint Grenell jede Gelegenheit zu nutzen, auf
Sendung zu gehen. Mal ist er aus Berlin zugeschaltet und kommentiert wie ein
Auslandskorrespondent die politische Lage in Deutschland und Europa, mal sitzt
er in Washington im Studio und schmeichelt seinem Präsidenten.
"Ich habe ihn heute von ganz
nahe gesehen", sagt er nach dem Besuch der Kanzlerin Ende April im Weißen
Haus. Grenell schließt scheinbar ergriffen die Augen, dann blickt er die blonde
Moderatorin an. "Als Verhandlungsführer ist er ein Meister", sagt er,
"für mich hat sich heute noch einmal bestätigt, warum ich von Anfang an
Donald Trump unterstützen wollte." […..]
(SPIEGEL-Ausgabe 3/2019)
Die Grenells dieser Welt machen Trump möglich. Denn sie sind
es, die übrig bleiben, nachdem die härtesten Generäle alle jammernd das Weite gesucht
haben.
Und so kann Trump ungehindert sein Volk mit Nonsens talibanisieren.
January 2017 - GOP majority
January 2017 Wall not an emergency
February 2017 Wall not an emergency
March 2017 Wall not an emergency
April 2017 Wall not an emergency
May 2017 Wall not an emergency
June 2017 Wall not an emergency
July 2017 Wall not an emergency
August 2017 Wall not an emergency
September 2017 Wall not an emergency
October 2017 Wall not an emergency
November 2017 Wall not an emergency
December 2017 Wall not an emergency
January 2018 Wall not an emergency
February 2018 Wall not an emergency
March 2018 Wall not an emergency
April 2018 Wall not an emergency
May 2018 Wall not an emergency
June 2018 Wall not an emergency
July 2018 Wall not an emergency
August 2018 Wall not an emergency
September 2018 Wall not an emergency
October 2018 Wall not an emergency
November 2018 Wall not an emergency
November 2018 Democratic majority elected in House
January 2019 EMERGENCY!!!!!
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November 2018 Democratic majority elected in House
January 2019 EMERGENCY!!!!!
Nicht, daß man irgendeine Form von Anstand erwartet hätte
bei den GOP-Parlamentariern des 21. Jahrhunderts, aber wie devot sie den
Wahnsinn wegstecken, raubt einem die allerletzten rudimentären Hoffnungsschimmer
auf menschliche Vernunft unter Konservativen.
Schon jetzt sind vernunftbegabte Beobachter am Rande es
eines Nervenzusammenbruches. Nicht nur wegen Trump, sondern insbesondere, weil
die USA sich so einen gefallen lassen.
[….] Wenn
Donald Trump früher Geld brauchte, bat er seinen vermögenden Vater um Hilfe.
Viele der 800.000 Staatsdiener, die in dieser Woche wegen des Teil-Stillstands
der Regierungsarbeit in den USA zum ersten Mal keinen Lohn mehr erhalten, haben
diese Möglichkeit nicht. [….] Ich,
ich, ich: Der Präsident will vor allem seiner Basis mit den roten Trump-Mützen
beweisen, dass er seine politischen Versprechen einhält. [….] So ist die Mauer zu dem zentralen Symbol für
Trumps verkorkste Präsidentschaft geworden. Sie steht für seine skrupellose,
für eine demagogische Politik. Es ist eine Politik, die letztlich ignorant ist,
unmodern, die keine Kompromisse kennt, die Vorurteile gegen Fremde schürt, bei
der die wahren Probleme und Lösungen keine Beachtung finden. Kurz gesagt, eine
Politik, die einfach so ist wie Trump selbst: veraltet, verlogen und schlecht.
[….] Trumps Lügen, seinem egomanischen Populismus muss der Garaus gemacht
werden. Diese Mauer - so wie er sie will - darf nicht gebaut werden. Nur so
wird der Vernunft in der amerikanischen Politik wieder zu ihrem Recht
verholfen. Denn wenn Trump seinen Willen bekäme, wenn seine Erpressungs- und
Ablenkungsmanöver funktionierten, würde er diese Mittel immer wieder anwenden.
Es wäre der Triumph des Irrsinns. [….]
Trump hatte sehr viel Glück in seinem Leben.
50 Jahre reihte er als Geschäftsmann Pleite an Pleite, wurde
aber immer wieder von seinem steinreichen Papi rausgehauen, erbte insgesamt
eine Milliarde Dollar.
Er übernahm eine demoralisierte GOP, deren 16 andere
Bewerber sich gegenseitig blockierten und bekam mit Hillary Clinton die einzige
demokratische Gegenkandidatin, die er überhaupt schlagen konnte.
Am Ende erhielt Clinton fast drei Millionen Wählerstimmen
mehr, aber wieder hatte Trump so viel Glück, daß er durch eine extreme
Verzerrung des US-Wahlsystems doch Präsident wurde und dazu im Gegensatz zu
Obama Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses.
Sein Vorgänger hatte das GOP-Chaos des GWB mühsam abgebaut
und einen Daueraufschwung hinterlassen.
Und binnen eines Jahres konnte er auch noch zwei
Supremecourt-Stellen auf Lebenszeit besetzen, während Barack Obama in acht
Jahren nur einmal die Gelegenheit dazu hatte.
(„Mehr Glück als Verstand“ wollte ich gerade schreiben. Aber
das ist redundant bezügliches eines Soziopathens ganz ohne Verstand.)
Zwei Jahre Trump haben wir nun hinter uns und jetzt im
Januar 2019 erlebt er erstmals etwas ganz Neues: Nany Pelosi sagt „Nein“. Sie sagt ihm das ins Gesicht und lässt sich nicht
durch seine Tobsuchtsanfälle einschüchtern.
Trump ist fassungslos. Gegen diese Wand hat er kein Mittel.
Es ist eine völlig neue Situation für ihn auf jemand zu treffen, den er nicht
mit Macht und Geld wegschubsen kann.
Zu allem Übel
regieren die Demokraten nun das House, setzen alle Hebel in Bewegung um
Robert Mueller zu schützen und stellen sogar eigene Untersuchungen gegen Trump
an.
Der ohnehin cholerische Politversager tobt immer mehr.
[….] In typisch cholerischer Manier
hat US-Präsident Donald Trump auf einen Bericht über Ermittlungen der
Bundespolizei FBI gegen ihn reagiert. "Wow, ich habe gerade aus der
scheiternden New York Times erfahren, dass die korrupten Ex-Führungskräfte des
FBI (...) eine Untersuchung gegen mich eröffnet haben, ohne Grund und ohne
Beweise, nachdem ich den lügnerischen James Comey gefeuert habe, diesen
Schleimer!", schrieb Trump auf Twitter und bezeichnete den Ex-FBI-Chef
später noch als "betrügerischen Polizisten".
Die "Times" hatte gemeldet, das FBI habe nach der Entlassung
seines Chefs im Mai 2017 untersucht, ob Trump für Russland und gegen
US-Interessen gearbeitet habe. [….]
Es scheint, daß der geistig Retardierte erst jetzt zu
verstehen beginnt welche Macht ein Präsident hat und das führt uns in eine ganz
neue Qualität der Destruktivität.
Sein Köcher ist noch nicht leer.
Da gibt es einerseits die Möglichkeit einen Notstand
auszurufen und dann ohne Parlament wie ein absoluter Diktator zu regieren.
Es ist zwar höchst umstritten was ein nationaler Notstand
ist, aber am Ende müßte der oberste Gerichtshof entscheiden, den Trump gerade
mit ihm hörigen Ultrakonservativen geflutet hat.
Diese Notstandbefugnisse hatten sich die Väter der
Verfassung für alles Unvorhergesehene ausgedacht. So etwas wie ein Angriff
Außerirdischer, für den keinen gesetzlichen Mechanismen greifen.
Daß die unvorhergesehene Supergefahr der Präsident selbst
sein könnte, haben sie offensichtlich nicht vorausgesehen.
Andererseits ist Trump Oberbefehlshaber, sitzt auf „Football“
und „Cake“, so daß er Kriege anzetteln kann, um von dem Chaos in Washington
abzulenken.
Sein ultra-extremer Sicherheitsberater Bolton liebäugelt
schon damit.
[…..] Die Sicherheitsberater von
US-Präsident Donald Trump haben einem Zeitungsbericht zufolge das
Verteidigungsministerium um Optionen für einen Angriff auf Iran gebeten. Die
Anfrage sei im vergangenen Herbst gestellt worden, meldete das "Wall
Street Journal" unter Berufung auf jetzige und frühere
Regierungsvertreter.
[….] Das US-Verteidigungsministerium habe die erbetenen Optionen
ausgearbeitet, heißt es in dem Bericht. [….] Der Nationale Sicherheitsrat wird von John Bolton geleitet, der als
scharfer Kritiker Chinas und des Iran gilt. Ein Sprecher des Gremiums erklärte,
man stelle Präsident Donald Trump Optionen zur Verfügung, um auf eine Vielzahl
von Bedrohungen zu reagieren.
Das "Wall Street Journal" schrieb, die Anfrage habe sowohl im
Pentagon als auch im Außenministerium Besorgnis ausgelöst. "Sie
verunsicherte die Menschen", wurde ein ranghoher Ex-Mitarbeiter zitiert.
"Es war irre, wie unverblümt sie über einen Angriff auf Iran sprachen."
[….] Vor allem Trumps Sicherheitsberater Bolton gilt als Hardliner gegenüber
der islamischen Republik. "Bombardiert Iran, um die iranische Bombe zu
stoppen", hatte er im März 2015 in der "New York Times"
gefordert. […..]
Wen interessieren schon Nancy Pelosi, Shutdown und
Mueller-Berichte, wenn der Nahe Osten in Flammen steht und ein großer internationaler
Atomkrieg tobt?
Von Donald Nero dürfen wir das durchaus erwarten.
Kann sein, daß wir uns bald in die netten Trump-Jahre 2017
und 2018 zurück wünschen, wenn er tobsüchtige Depp mit absoluten
Machtbefugnissen agiert und Atombomben losschickt.