Sonntag, 13. Januar 2019

Waren das die beiden guten Trump-Jahre?


Man kann es sich kaum vorstellen, aber da uns Trump seit Jahren lehrt das Unvorstellbare als Realität zu akzeptieren, sollten wir uns noch mal den Grundsatz „schlimmer geht immer!“ in seiner ganzen Bandbreite vergegenwärtigen.

Ja, Trump lügt wie gedruckt, zerstört diplomatische Beziehungen, drischt auf Minderheiten ein, betreibt Rassismus und Nepotismus.
Ja Trump ruiniert das Ansehen der USA, zerschmettert die internationalen Handelsbeziehungen, unterminiert Justiz und Pressefreiheit.
Ja, Trump schickt die Börsen auf Talfahrt, legt die Regierung still und hetzt die Amerikaner jeden Tag mehr dazu auf andere Amerikaner zu hassen.

Schön ist das nicht.
Aber bisher konnten wir uns in Europa noch einigermaßen zurücklehnen, waren sogar in gewisser Weise amüsiert, wie US-Satiriker, TV-Hosts und seriöse Journalisten zur Hochform aufliefen.
Ich habe noch nie so viele Videoclips zur amerikanischen Innenpolitik gesehen wie seit 2017 – und immerhin konsumierte ich den Stoff schon vorher in rauen Mengen.

Die ersten beiden Trump-Jahre waren aber auch davon geprägt, daß er sich mit seiner Bully-Methode weitgehend durchsetzen konnte. Wer es wagte zu widersprechen oder auch nur insgeheim andere Meinungen vertrat, ging einfach, oder wurde gegangen.
Trumps gewaltige Lügen und der Schaden, den er täglich anrichtet, haben keine Konsequenzen für ihn. Bei Fox, Breitbart und im Kongress sitzen immer noch willige Speichellecker, die sich vor ihm erniedrigen.
Der ehemalige extrem rechte und sehr schlechte gebildete Fox-Kommentator Grenell ist so einer. Er wird hier scharf kritisiert, aber was kümmert ihn Deutschland? Obwohl er eigentlich einen Job als US-Botschafter in Deutschland hat, zielt sein ganzes Trachten darauf ab seinem göttlichen Idol Trump zu gefallen.
Genau wie Stephen Miller, Sarah Sanders oder Kellyanne Conway tritt er ausschließlich für das Einmann-Publikum Trump in dessen Lieblingssendern auf, um dort schambefreit dem Boss Honig ums Maul zu schmieren.
Von diesen sehr unangenehmen Kriechern gibt es noch sehr viele.

[…..] Grenell […..] hat lange als Kommentator für Fox News gearbeitet, er weiß, was von ihm erwartet wird. Meinungsschwäche gehört nicht zu seinen dominanten Charaktereigenschaften. […..] Schon am Tag seines Amtsantritts weist er wie "ein rechtsextremer Kolonialoffizier" (Ex-SPD-Chef Martin Schulz) über Twitter deutsche Unternehmen an, ihre Iran-Aktivitäten "sofort" runterzufahren. Vier Wochen später ruft er in "Breitbart", dem Zentralorgan der Trump-Jünger und rechtsextremen Alt-Right-Bewegung, zum Regime Change auf: "Ich möchte unbedingt andere Konservative in ganz Europa stark machen."
[…..] Von Deutschland und Europa habe Grenell wenig Ahnung, die Dossiers, die ihm seine Mitarbeiter in der Botschaft aufschrieben, ignoriere er weitgehend, seine Thementiefe sei marginal. "Der Ric kratzt nur an der Oberfläche", sagt einer, der regelmäßig mit ihm zu tun hat. […..] Als Botschafter müsste er sich an die Deutschen wenden und bei öffentlichen Auftritten und in Interviews für die amerikanische Position werben. Grenell entscheidet sich für die Gegenrichtung. Ihm scheint es nicht um Deutschland zu gehen, auch nicht um die amerikanische Öffentlichkeit, sondern nur um einen einzigen Adressaten, und der sitzt im Weißen Haus.
Wer Trump erreichen will, muss bei Fox News auftreten. Und so scheint Grenell jede Gelegenheit zu nutzen, auf Sendung zu gehen. Mal ist er aus Berlin zugeschaltet und kommentiert wie ein Auslandskorrespondent die politische Lage in Deutschland und Europa, mal sitzt er in Washington im Studio und schmeichelt seinem Präsidenten.
"Ich habe ihn heute von ganz nahe gesehen", sagt er nach dem Besuch der Kanzlerin Ende April im Weißen Haus. Grenell schließt scheinbar ergriffen die Augen, dann blickt er die blonde Moderatorin an. "Als Verhandlungsführer ist er ein Meister", sagt er, "für mich hat sich heute noch einmal bestätigt, warum ich von Anfang an Donald Trump unterstützen wollte." […..]
(SPIEGEL-Ausgabe 3/2019)

Die Grenells dieser Welt machen Trump möglich. Denn sie sind es, die übrig bleiben, nachdem die härtesten Generäle alle jammernd das Weite gesucht haben.
Und so kann Trump ungehindert sein Volk mit Nonsens talibanisieren.

January 2017 - GOP majority
January 2017 Wall not an emergency
February 2017 Wall not an emergency
March 2017 Wall not an emergency
April 2017 Wall not an emergency
May 2017 Wall not an emergency
June 2017 Wall not an emergency
July 2017 Wall not an emergency
August 2017 Wall not an emergency
September 2017 Wall not an emergency
October 2017 Wall not an emergency
November 2017 Wall not an emergency
December 2017 Wall not an emergency
January 2018 Wall not an emergency
February 2018 Wall not an emergency
March 2018 Wall not an emergency
April 2018 Wall not an emergency
May 2018 Wall not an emergency
June 2018 Wall not an emergency
July 2018 Wall not an emergency
August 2018 Wall not an emergency
September 2018 Wall not an emergency
October 2018 Wall not an emergency
November 2018 Wall not an emergency
November 2018 Democratic majority elected in House
January 2019 EMERGENCY!!!!!

Nicht, daß man irgendeine Form von Anstand erwartet hätte bei den GOP-Parlamentariern des 21. Jahrhunderts, aber wie devot sie den Wahnsinn wegstecken, raubt einem die allerletzten rudimentären Hoffnungsschimmer auf menschliche Vernunft unter Konservativen.

Schon jetzt sind vernunftbegabte Beobachter am Rande es eines Nervenzusammenbruches. Nicht nur wegen Trump, sondern insbesondere, weil die USA sich so einen gefallen lassen.

[….]  Wenn Donald Trump früher Geld brauchte, bat er seinen vermögenden Vater um Hilfe. Viele der 800.000 Staatsdiener, die in dieser Woche wegen des Teil-Stillstands der Regierungsarbeit in den USA zum ersten Mal keinen Lohn mehr erhalten, haben diese Möglichkeit nicht. [….] Ich, ich, ich: Der Präsident will vor allem seiner Basis mit den roten Trump-Mützen beweisen, dass er seine politischen Versprechen einhält. [….] So ist die Mauer zu dem zentralen Symbol für Trumps verkorkste Präsidentschaft geworden. Sie steht für seine skrupellose, für eine demagogische Politik. Es ist eine Politik, die letztlich ignorant ist, unmodern, die keine Kompromisse kennt, die Vorurteile gegen Fremde schürt, bei der die wahren Probleme und Lösungen keine Beachtung finden. Kurz gesagt, eine Politik, die einfach so ist wie Trump selbst: veraltet, verlogen und schlecht.
[….] Trumps Lügen, seinem egomanischen Populismus muss der Garaus gemacht werden. Diese Mauer - so wie er sie will - darf nicht gebaut werden. Nur so wird der Vernunft in der amerikanischen Politik wieder zu ihrem Recht verholfen. Denn wenn Trump seinen Willen bekäme, wenn seine Erpressungs- und Ablenkungsmanöver funktionierten, würde er diese Mittel immer wieder anwenden. Es wäre der Triumph des Irrsinns. [….]

Trump hatte sehr viel Glück in seinem Leben.
50 Jahre reihte er als Geschäftsmann Pleite an Pleite, wurde aber immer wieder von seinem steinreichen Papi rausgehauen, erbte insgesamt eine Milliarde Dollar.
Er übernahm eine demoralisierte GOP, deren 16 andere Bewerber sich gegenseitig blockierten und bekam mit Hillary Clinton die einzige demokratische Gegenkandidatin, die er überhaupt schlagen konnte.
Am Ende erhielt Clinton fast drei Millionen Wählerstimmen mehr, aber wieder hatte Trump so viel Glück, daß er durch eine extreme Verzerrung des US-Wahlsystems doch Präsident wurde und dazu im Gegensatz zu Obama Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses.
Sein Vorgänger hatte das GOP-Chaos des GWB mühsam abgebaut und einen Daueraufschwung hinterlassen.
Und binnen eines Jahres konnte er auch noch zwei Supremecourt-Stellen auf Lebenszeit besetzen, während Barack Obama in acht Jahren nur einmal die Gelegenheit dazu hatte.
(„Mehr Glück als Verstand“ wollte ich gerade schreiben. Aber das ist redundant bezügliches eines Soziopathens ganz ohne Verstand.)

Zwei Jahre Trump haben wir nun hinter uns und jetzt im Januar 2019 erlebt er erstmals etwas ganz Neues: Nany Pelosi sagt „Nein“. Sie sagt ihm das ins Gesicht und lässt sich nicht durch seine Tobsuchtsanfälle einschüchtern.
Trump ist fassungslos. Gegen diese Wand hat er kein Mittel. Es ist eine völlig neue Situation für ihn auf jemand zu treffen, den er nicht mit Macht und Geld wegschubsen kann.

Zu allem Übel  regieren die Demokraten nun das House, setzen alle Hebel in Bewegung um Robert Mueller zu schützen und stellen sogar eigene Untersuchungen gegen Trump an.
Der ohnehin cholerische Politversager tobt immer mehr.

[….]  In typisch cholerischer Manier hat US-Präsident Donald Trump auf einen Bericht über Ermittlungen der Bundespolizei FBI gegen ihn reagiert. "Wow, ich habe gerade aus der scheiternden New York Times erfahren, dass die korrupten Ex-Führungskräfte des FBI (...) eine Untersuchung gegen mich eröffnet haben, ohne Grund und ohne Beweise, nachdem ich den lügnerischen James Comey gefeuert habe, diesen Schleimer!", schrieb Trump auf Twitter und bezeichnete den Ex-FBI-Chef später noch als "betrügerischen Polizisten".
Die "Times" hatte gemeldet, das FBI habe nach der Entlassung seines Chefs im Mai 2017 untersucht, ob Trump für Russland und gegen US-Interessen gearbeitet habe. [….]

Es scheint, daß der geistig Retardierte erst jetzt zu verstehen beginnt welche Macht ein Präsident hat und das führt uns in eine ganz neue Qualität der Destruktivität.

Sein Köcher ist noch nicht leer.

Da gibt es einerseits die Möglichkeit einen Notstand auszurufen und dann ohne Parlament wie ein absoluter Diktator zu regieren.
Es ist zwar höchst umstritten was ein nationaler Notstand ist, aber am Ende müßte der oberste Gerichtshof entscheiden, den Trump gerade mit ihm hörigen Ultrakonservativen geflutet hat.
Diese Notstandbefugnisse hatten sich die Väter der Verfassung für alles Unvorhergesehene ausgedacht. So etwas wie ein Angriff Außerirdischer, für den keinen gesetzlichen Mechanismen greifen.
Daß die unvorhergesehene Supergefahr der Präsident selbst sein könnte, haben sie offensichtlich nicht vorausgesehen.

Andererseits ist Trump Oberbefehlshaber, sitzt auf „Football“ und „Cake“, so daß er Kriege anzetteln kann, um von dem Chaos in Washington abzulenken.
Sein ultra-extremer Sicherheitsberater Bolton liebäugelt schon damit.

[…..]  Die Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump haben einem Zeitungsbericht zufolge das Verteidigungsministerium um Optionen für einen Angriff auf Iran gebeten. Die Anfrage sei im vergangenen Herbst gestellt worden, meldete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf jetzige und frühere Regierungsvertreter.
[….] Das US-Verteidigungsministerium habe die erbetenen Optionen ausgearbeitet, heißt es in dem Bericht. [….] Der Nationale Sicherheitsrat wird von John Bolton geleitet, der als scharfer Kritiker Chinas und des Iran gilt. Ein Sprecher des Gremiums erklärte, man stelle Präsident Donald Trump Optionen zur Verfügung, um auf eine Vielzahl von Bedrohungen zu reagieren.
Das "Wall Street Journal" schrieb, die Anfrage habe sowohl im Pentagon als auch im Außenministerium Besorgnis ausgelöst. "Sie verunsicherte die Menschen", wurde ein ranghoher Ex-Mitarbeiter zitiert. "Es war irre, wie unverblümt sie über einen Angriff auf Iran sprachen."
[….] Vor allem Trumps Sicherheitsberater Bolton gilt als Hardliner gegenüber der islamischen Republik. "Bombardiert Iran, um die iranische Bombe zu stoppen", hatte er im März 2015 in der "New York Times" gefordert. […..]

Wen interessieren schon Nancy Pelosi, Shutdown und Mueller-Berichte, wenn der Nahe Osten in Flammen steht und ein großer internationaler Atomkrieg tobt?

Von Donald Nero dürfen wir das durchaus erwarten.

Kann sein, daß wir uns bald in die netten Trump-Jahre 2017 und 2018 zurück wünschen, wenn er tobsüchtige Depp mit absoluten Machtbefugnissen agiert und Atombomben losschickt.