Mittwoch, 19. Dezember 2018

Der, den keiner will


Den Sportunterricht in der Schule fand ich immer ganz schlimm.
In verschiedenen Altersklassen aus verschiedenen Gründen.

Besonders unangenehm waren mir Mannschaftssportarten, weil ich darin erstens schlecht war und zweitens immer die Demütigung bei der Mannschaftswahl über mich ergehen lassen musste.
Bis heute ist es mir ein völliges Rätsel was eigentlich Sportlehrern im Pädagogikstudium beigebracht wird. Kann man die ohnehin schlechteren Schüler noch massiver demotivieren, als ihnen jede Stunde die Peinlichkeit zuzumuten als Letzter ausgewählt zu werden?
Meine Sportlehrer haben mich so nachhaltig gequält, daß ich bis heute voller Abscheu an sie zurückdenke.
Zu meiner miesen Performance trug aber nicht nur die Tatsache bei der Jüngste in der Klasse gewesen zu sein, der sich auch in den Pausen immer von den fußballspielenden Rüpeltypen fernhielt, sondern ich war auch unfähig für mich zu werben. Natürlich reckte ich bei diesen peinlichen Auswahlverfahren nie flehentlich meine Arme in die Höhe – bitte nimm mich!
Warum hätte ich mich auch bemühen sollen in die Fußball-Mannschaft der beliebten Jungs aufgenommen zu werden; es stimmte ja, daß ich eher eine Last war und dem Trachten nach Toren abträglich gewesen wäre.

In einer erbärmlichen Welt, in der Muskelkraft und Willen zählen ist es widersinnig sich nach vorn zu drängeln, wenn man diesen Willen zu gewinnen nicht hat.

Abgesehen davon, daß mir die sadistischen Sportlehrer meiner Schule bis heute endgültig die Lust an körperlicher Betätigung vergällten, so haben sie mich vielleicht aber ungewollt gelehrt keinen falschen Ehrgeiz für das zu entwickeln, das mir nicht liegt. Ich weiß um die Dinge, die ich nicht besonders gut kann und akzeptiere sie.

Die von Karen Duve in ihrem wunderbaren Essaybuch „Warum die Sache schiefgeht“ beschriebenen Alpha-Männer an der Spitze der Nahrungskette kennen natürlich keine Selbstzweifel. Sie kommen auf die höchsten Stufe der Karriereleitern, weil sie sicher sind dahin zu gehören und sich zutrauen alles zu können. Sie sind so selbstbewußt, halten sich so selbstverständlich für Gottes Geschenk an die Menschheit, daß sie in der Lage sind diesen Irrglauben auch ihrem gesamten Umfeld einzupflanzen.
Das funktioniert; Testosteron, Rücksichtslosigkeit, Selbstüberschätzung, Dominanz und Risikobereitschaft bringen einen ganz nach vorn.
Und deswegen geht die Sache auch schief.

Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen
(Karen Duve)

Es wäre besser für das Fortbestehen der Menschheit wenn statt dieser ICH-BIN-IN-ALLEM DER-BESTE-Trumps lieber vorsichtigere, abwägende und um Rat bemühte Anführer die Politik bestimmten.

Ein Mensch, der nie eine Universität von innen gesehen hat und nicht an fataler Selbstüberschätzung leidet, würde vermutlich ablehnen Verfassungsminister der viergrößten Industrienation der Erde zu werde, weil er ahnen würde, daß alle bisherigen Bundesinnenminister bisher studierte Juristen waren.

Nicht so bei Horst Seehofer, der einfach verkündete, er wäre eben Erfahrungsjurist, weil er schon so viel mit Gesetzen zu tun gehabt hätte.
Dementsprechend katastrophal wird das Ministerium nun auch geführt.

Mit der Begründung könnte sich auch ein chronischer Kariespatient als Dentist niederlassen.

Mein Freund, der Kapitän berichtet immer wieder von „Paxen“ (Passagieren auf Frachtschiffen), die sich zum Leidwesen der Crew ununterbrochen auf der Brücke aufhalten und den Offizieren Ratschläge geben, weil sie sich aufgrund einer früheren Kreuzfahrt-Teilnahme einbilden Nautiker zu sein.

Welch erstaunliche Anmaßung!
Nein, wer sich den Appendix entfernen lassen hat ist nicht anschließend qualifiziert als Chirurg zu arbeiten.

Mit dieser radikalen Selbstüberschätzung geht oft eine erstaunliche Schamlosigkeit einher.
Man kennt das insbesondere von den vielen, alten, fetten, häßlichen Männern, die fest davon überzeugt sind knackige, schöne, junge Frauen passten zu ihnen.
70-jährige Typen ohne Haare und mit Schmerbauch, die aber äußerst kritisch die Figuren ihrer 25-Jährigen Verlobten betrachten.

Nur in einer gestörten, kranken Welt wie der unseren kann ausgerechnet ein adipöser Vollidiot mit derart abstoßender Physiognomie wie Donald Trump zum König der Misswahlen und Dauer-Juror aufsteigen.
Trump beurteilt Frauen nach Busengröße und Attraktivität. Ausgerechnet er. Hat der noch nie in den Spiegel gesehen?

Ähnlich verblödet ist auch Friedrich Merz, der sich für Gottes Geschenk an die Politik hält.
Dadurch, daß er als Handaufhalter für übelste Heuschrecken Geld verdient hat, hält er sich als Minister für qualifiziert.

[….] Friedrich Merz liebäugelt auch nach seiner Niederlage bei der Wahl zum CDU-Vorsitz weiter mit einem Politik-Comeback. Er könne sich sogar vorstellen, ein Amt als Bundesminister zu übernehmen, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).
„Ein solches Amt würde ich mir aufgrund meiner Erfahrung in der Wirtschaft und Politik zutrauen“, so Merz. [….]

Da legt der Mann eine Trottel-Parade sondergleichen hin, belegt jeden Tag wie wenig er intellektuell den Anforderungen der Politik gewachsen ist, kassiert auf dem Parteitag eine Niederlage und hält sich selbst anschließend auch weiterhin öffentlich für so fabelhaft, daß ihm sicher niemand widerstehen könne.
Der arme Mann ist offensichtlich vollkommen auf den Kopf gefallen, wenn er denkt nach seiner Anti-Merkel-Rache-Kandidatur würde Frau Merkel ihn begeistert ins Kabinett holen und dafür Wirtschaftsminister Altmaier rauswerfen, dem sie vertraut.

Merz, der sich selbst freundlich für einen Kabinettsposten empfiehlt ist an sich schon eine Ausgeburt der Peinlichkeit, aber wie kann er so verwirrt sein zu glauben, auf solche erbärmlichen Offerten würde die Kanzlerin sich einlassen?

Da hätte Quasimodo bessere Chancen, wenn er sich großzügig dazu herablassen würde Giselle Bündchen ein Kind zu machen.

Da wird einem fast die Kanzlerin sympathisch, die Merz eiskalt und ungerührt abtropfen lässt.

[….] Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Ambitionen des früheren Unionsfraktionschefs Friedrich Merz auf einen Posten in ihrem Kabinett eine Absage erteilt. "Die Bundeskanzlerin plant keine Kabinettsumbildung", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert auf eine entsprechende Frage. [….]

Was ist bloß los mit diesen alten Andenpaktlern? Seit 15 Jahren sind die ausgemustert und des mehrfachen totalen Versagens überführt – von Merkel, AKK und Co locker aufs Abstellgleis geschoben.
Ein Ehrenplatz in der Hall of Shame der meistüberschätzten CDU-Zampanos der 90er Jahre erkämpfte sich Andenpakt-Chef Roland Koch, der von seiner eigenen Bedeutung so erfüllt war, daß er aus dem Ministerpräsidentenjob direkt an die Spitze des prosperierenden weltweiten Baukonzerns Bilfinger-Berger wechselte, dem er als MP Aufträge beim Frankfurter Flughafenbau zugeschanzt hatte.
Dort war er von 2011 bis 2014 Vorstandsvorsitzender, verdiente 2,35 Millionen Euro pro Jahr Grundgehalt und schaffte es in diesen drei Jahren den Konzern fast in den Ruin zu treiben. Bilfinger zahlte das Gehalt bis Ende 2016 weiter, wenn er nur nicht wiederkäme, um weiteren Schaden anzurichten.
Allein Kochs Versagen im Bereich Complience verursachte einen dreistelligen Millionenbetrag Verlust, die Bilfinger gegenwärtig versucht von Koch einzuklagen.

[…..] Der Industriedienstleister Bilfinger fordert von zwölf ehemaligen Vorständen einen dreistelligen Millionenbetrag. Der Grund: Sie hätten keine ausreichenden Anti-Korruptionsregeln aufgestellt.
Zwar sei das Thema Korruption während ihrer Amtszeit noch nicht so im Fokus der Öffentlichkeit gewesen wie heute, sagte der Berater des Konzerns, der ehemalige FBI-Direktor Luis Freeh, in Mannheim. „Doch schon zu dieser Zeit hat es einen Verhaltenskodex gegeben, nach dem die Zahlung von Schmiergeldern an Regierungsmitglieder verboten war.“ Selbst ohne explizite Standards sei die Führung eines Konzerns zu integrem Geschäftsgebaren verpflichtet, betonte Freeh. […..]

Wieder mal so eine Meldung, die auch aus dem Postillon stammen könnte. Bilfinger verklagt ausgerechnet die Inkarnation der Korruption, den Serienlügner Koch („Jüdische Vermächtnisse“), keine Antikorruptionsrichtlinien aufgestellt zu haben. Kann man sich nicht ausdenken.

Und noch lustiger: Ministerpräsident Rainer Haseloff findet Koch und Merz sollten einen CDU-Thinktank bilden.

[…..] «Der konservativere Lungenflügel der CDU» müsse wieder deutlicher beatmet werden, zudem habe er den Eindruck, dass Merz die Interessen des Ostens «deutlich im Blick hat», sagte Haseloff der «Magdeburger Volksstimme».
«Ich denke, die Partei braucht eine neue Strategiestruktur. Eine Art Thinktank, ein Beratergremium also, das sich in Grundsatzfragen laut zu Wort meldet.» Dabei müsse es um Fragen gehen wie die Sicherung des Wohlstands, den Migrationspakt und den Umgang mit Osteuropa. «In solch ein Team gehören Friedrich Merz aber auch Ole von Beust, Roland Koch und andere. Sie haben den nötigen Abstand zum politischen Tagesgeschäft.» [….]

Genau, Ole von Beust fehlte gerade noch im diesem Trio Infernale. Der schlechteste Bürgermeister aller Zeiten, der Hamburg mit einer ununterbrochenen Kette dilettantischer Fehlentscheidungen und einen zweistelligen Milliardenschaden hinterlassen hat.