Montag, 11. Juni 2018

Der dicke irre Diktator und Kim Jong Un.



Also nun geht es los in Singapur. Es ist ein bißchen irre das jetzt in einem Blog zu erwähnen, da niemand die geringste Ahnung hat, wie es ausgehen wird, was da passieren kann.
Mir fehlt die Phantasie, um das einschätzen zu können.
Ich mutmaße nur, daß wir es auch in einigen Tagen a posteriori kaum beurteilen können werden. Denn was auch immer verabredet wird  - von totaler Konfrontation über Eklat und Annäherung bis zu harmonischer Friede – es wird nicht von Dauer sein, da Trump notorisch lügt und immer wieder plötzlich das Gegenteil dessen tut, was er noch kurz zuvor behauptete.

So hatte Trump den Nordkoreanischen Führer erst gelobt, ihm dann mit totaler Vernichtung gedroht, ihn als „little rocketman“ beschimpft.
Nur um kurz darauf zu sagen, er werde sich mit ihm treffen. Das Treffen sagte der US-Präsident nur Tage später durch einen debilen Brief voller Rechtschreibfehler ab.  Als sich Moon Jae-in und Kim Jong Un unbeeindruckt davon noch einmal trafen und drohten allein Weltgeschichte zu schreiben, kippte das selbsternannte „very stable genius“ schon wieder um, weil es nicht ertragen kann nicht im Rampenlicht zu stehen und wollte sich nun doch wieder mit dem Nordkoreanischen Staatschef treffen.
Also was auch immer morgen geschieht; sei es purer Hass, der in einem wüsten Faustkampf endet, oder auch Liebe auf dem ersten Blick, die zu einer weltweit übertragenen schwulen Traumhochzeit zweiter „Leader“ mit baldiger territorialer Fusion beider Staaten führt – in jedem Fall bestünde eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, daß Trump es sich wenige Tage später anders überlegt.
Das „very stable genius“ ist nämlich zwei Dinge ganz sicher: Instabil und verblödet.

Ein paar Gewissheiten gibt es dennoch:

1.)
Nordkorea hat die deutlich besseren Karten, weil den seit einem halben Jahrhundert radikal gemiedenen, isolierten und sanktionierten Staat das Treffen mit Trump schon an sich als gewaltige diplomatische Anerkennung gilt.
Man spricht endlich auf Augenhöhe mit Washington – und das auch noch ohne irgendeine Vorbedingung erfüllt zu haben.
Kim ist ein Meister-Diplomat. Von so einem internationalem Erfolgt konnten Kim-Jong Il und Kim Il Sung nur träumen.

2.)
Das auf Amerika fixierte Nordkorea bereitet sich seit Jahrzehnten auf Verhandlungen mit der USA vor. Kim wird garantiert seit Jahren alle Optionen akribisch durchdacht haben. Trump hingegen ist derartig borniert, daß er nicht die geringste Ahnung davon hat wie kompliziert die historische Gemengelage ist und was bei Nuklearverhandlungen alles zu bedenken ist. Er merkt scheinbar wirklich nicht wie komplett lächerlich er sich macht, wenn er erklärt, er müsse sich gar nicht vorbereiten,

[…..] When asked about his planning for the Singapore summit, the president was straightforward.
"I don't think I have to prepare very much," he said. "It's about the attitude. It's about willingness to get things done." [….]

3.)
Insbesondere nach dem totalen kanadischen Desaster braucht Trump unbedingt einen außenpolitischen Erfolg, um sich vor den Kongresswahlen bei seiner Basis mit neuen Talkingpoints in Szene zu setzen.
Dem steht aber seine schwere Egopsychose entgegen. Kim kann damit verglichen völlig entspannt abwarten.


4.)
Trump selbst ist schon extrem borniert und wahnsinnig.
Aber zudem hat er auch noch derartig geisteskranke Soziopathen als Berater, daß es durchaus möglich erscheint, daß einer von ihnen noch einen Krieg anzettelt.

Moon Chung, außen- und sicherheitspolitischer Berater des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In konnte es kaum fassen:

[….] Moon: [….] Pjöngjang hatte aber auch deutlich gemacht, dass es Verhandlungen nur in gegenseitigem Respekt führen wolle und nicht darum betteln werde. 

tagesschau.de: Genau dies hat aber Trumps Berater, Rudy Giuliani, gerade behauptet. Dass Kim "auf Knien und Händen" um den Gipfel gebeten habe. Und dass dies genau die Position sei, in der man ihn haben müsse.

Moon: Giulianis Bemerkung war falsch und dumm, sehr dumm. Und sie hilft niemandem. Ich habe keine Ahnung, was ihn dazu trieb. Es ist wohl diese alte Attitüde, Amerika ist groß und stark und Nordkorea ist klein, deshalb sollen die sich auch so verhalten. Ich akzeptiere das nicht, es ist leichtsinnig und kann noch immer alles ruinieren. […..]
(Tagesschau, 10.06.2018)

5.)
Trump verwechselt komplizierte Abrüstungsdiskussionen auf allerhöchster Ebene mit primitiver Hundedressur; er glaubt, er müsse nur die erste Minute ganz allein mit Kim Jong Un verbringen, um ihn ob seiner Comic-Menschenkenntnis einschätzen zu können. Er habe das dann im Gefühl.
Also diese superioröse Eigenschaft, die sein Herz für Jeff Sessions, Roy Moore und Rudy Giuliani; für Steve Bannon, Rex Tillerson und Sean Spicer erwärmte.

PS:
Nein, Giuliani ist nicht erst seit Trump plötzlich durchgedreht, sondern ist seit Jahrzehnten ein weltbekannter Irrer.