Die meisten US-Amerikaner haben keine Ahnung, wer die Vorsitzenden, the chair, der beiden großen Parteien sind. Sie spielen traditionell keine große Rolle.
Die Machtzentren liegen für die eine Partei im Weißen Haus und für die andere entweder beim Team des Präsidentschaftskandidaten oder (außerhalb der Wahlkampfphase) bei den beiden Fraktionschefs im Kapitol.
Tatsächlich sind in einem völlig antiquierten Mehrheitswahlrecht die Parteibindungen schwächer. In 95% der Wahlkreise wird ohnehin immer die gleiche Partei gewählt, weil sie durch extremes Gerrymandering grotesk zugeschnitten wurden.
Die Entscheidung über die oder den Abgeordnete/n findet also nicht am Wahltag, sondern bei den Primaries unter sehr geringer Beteiligung statt. Die nationale Parteiführung hat darauf so gut wie keinen Einfluss, Parteiprogramme spielen keine Rolle.
Umso wichtiger sind in den Präsidentschaftswahljahren die viertägigen Nominierungsparteitage, die als gewaltige Show inszeniert werden und die eine Ausnahme darstellen, in der wirklich Parteienvertreter aus allen US-Staaten zusammenkommen, um sich auf einen Person und ein Programm zu einigen.
Die Show ist deswegen so wichtig, weil die traditionell enorme Medienaufmerksamkeit den politisch apathischen Wahlberechtigten, die kaum verstehen, wie das eigene System funktioniert und sich nicht für die Kandidaten interessieren, die eine Gelegenheit bietet, sie über alle 50 Staaten hinweg kennen zu lernen.
Bis vor 16, oder 20 Jahren, gab es dementsprechend nach den jeweiligen Parteitagen für den Kandidaten einen deutlichen Sprung nach oben in den Umfragen. 20 Prozentpunkte mehr kamen durchaus vor, weil viele Amis ihn das erste mal bewußt wahrnahmen und sich von der guten Laune, den music-acts und der Promi-Parade anstecken ließen.
Dieser Effekt schwächt sich aber durch Social Media kontinuierlich ab, weil alle Wahlkämpfer dauernd auf allen Kanälen feuern. Außerdem ist das Land bekanntlich so gespalten, daß 46% der tatsächlich Wählenden, weitere 46% der tatsächlich Wählenden wie die Pest hassen und ohnehin absolut auf einen Kandidaten festgelegt sind. Nur rund fünf bis zehn Prozent der „likely voters“ sind überhaupt für Wahlkampfinformationen empfänglich.
Selbst nach der pseudoreligiösen Trump-Messe vor einem Monat, als bei der Republican National Convention in Milwaukee seine fanatisierten Jünger mit am Ohr festgeklebten Damenbinden erschienen, um ihren kurz zuvor angeschossenen Messias zu feiern, gab es anschließend nur einen 1-Prozentpunkt-Peak in den Umfragen. Das Problem der QTrumpliKKKans verstärkte sich bei dieser extra creepy Veranstaltung für alle offensichtlich: Je mehr die GOPer in der Halle in Begeisterung extatisierten, desto weirder erschienen sie allen anderen Amerikanern. Zudem bekommen die Trumpanzees schon lange keine wirklich großen Namen mehr als Showacts; es treten immer die gleichen Debilen auf: Kid Rock, Tucker Carlson, Hulk Hogan – nicht gerade Hollywoods A-List.
2024 ist alles anders. Das erste mal seit 1968 tritt ein vier Jahre amtierender US-Präsident nicht wieder an und macht damit das Weiße Haus für die eigene Partei zur Lame Duck. Die Fäden laufen längst alle im Harris-Wahlkampfbüro zusammen. Auf der anderen Seite steht gar keine Partei mehr, sondern ein destruktiver Kult, der sklavisch einem manisch lügenden grell orange geschminkten Wirrkopp folgt.
Trumps 75 Millionen Anhänger sind so debil, daß es inzwischen schwer fällt, sich vorzustellen, wie er seine Mission, sich moralisch täglich selbst zu unterbieten, noch erfüllen kann. Erstaunlicherweise gelingt es ihm aber doch. So laufen die Trumpisten nachdem Kamala Harris‘ running mate Tim Walz das politisch hochumstrittene Thema In Vitro-Befruchtung (IVF) aufgriff und schilderte, wie er der Methode seine Kinder verdankt, neuerdings mit J.D.Vance-Sperma-Becherchen rum, um sich über die vermeidlich unfruchtbaren Walzes lustig zu machen und die Potenz ihres Manliner-Kandidaten zu preisen.
Der bestialisch rassistisch und misogyne Trump verbreitet unterdessen die widerlich Klischee-beladene Lüge, Kamala Harris sei dumm und habe ihre Posten nur durch sexuelle Gefälligkeiten erreicht. Daß eine dunkelhäutige Frau selbst etwas leistet, ist in der ekelhaften Gedankenwelt der GOPer offenbar nicht möglich.
[….] Former President Donald Trump posted an extraordinarily crass video that makes sexually explicit allusions about Vice President Kamala Harris and pushes long-debunked claims about the 2020 election being stolen.
The video, which Trump posted to his Truth Social account on Sunday, opens with a mock up image of Harris holding a sign that reads “I am a moron.” Then, a parody version of the Alanis Morissette song “Ironic” plays. While the original lists a series of unfortunate circumstances (that aren’t actually ironic), the Trump version begins by accusing President Joe Biden of having dementia and Harris of “pulling the strings to cut his rope.”
It then veers abruptly into false stolen election claims, accompanied by footage of windows being covered at a ballot center that has been touted as evidence the 2020 election was stolen. Those claims, as well as all claims of rampant fraud in the last presidential race, have been roundly fact-checked and rejected.
“Make the ballots fake on election day; no matter who votes, count’s on the take,” the song in Trump’s post goes, before taking an ugly turn: “Spent her whole damn life down on her knees; To be commander in chief, that’s how you say please.”
The jab is a reference to Harris’s relationship with Willie Brown, the former mayor of San Francisco, who she dated in the 1990s. […..]
Der Kontrast zum demokratischen Parteitag in Chicago, dessen zweiter Tag heute läuft, könnte nicht drastischer sein.
Die Stimmung lautet „Joy“.