Donnerstag, 9. Januar 2025

There is no hope road

Heute wieder nur verdammt schlechte Nachrichten. Es geht nicht nur sehr viel schneller dem Abgrund entgegen; das Ganze geschieht auch weitgehend widerstandslos. Müde und schlaff fügen sich die US-Demokraten in die Trumpokratie.

[….] Die Golden Globes, Hollywoods feuchtfröhlichste Preisparty, waren oft eine Bühne für politischen Protest. 2017 zerlegte die Schauspielerin Meryl Streep dort den frisch gewählten Donald Trump mit den Worten: »Respektlosigkeit führt zu Respektlosigkeit. Gewalt führt zu Gewalt. [….] «

[….] Aber diesmal? Bei der jüngsten Verleihung am Sonntag hatten die Stars zwar viel zu sagen. Doch zur Politik schwiegen sie, obwohl es ihre erste große Zusammenkunft seit Trumps Wiederwahl war. Keine Kritik, keine Sticheleien, kein Aufruf zum Widerstand. [….] Zwei Monate nach der Wahl hisst nicht nur Hollywood »die weiße Flagge« vor Trump, wie es »New York Times«-Filmkritiker Brooks Barnes kommentierte . Demoralisiert aufgegeben zu haben, scheinen auch viele in der Techbranche, in den Medien und insbesondere beim einstigen Widerstand aus Aktivisten und Anti-Trump-Politikern. Mächtige, die Trump kritisch gegenüberstanden, huldigen ihm nun offen, reisen seit dem Wahlsieg nach Florida, um ihm in seinem Anwesen Mar-a-Lago den Ring zu küssen. [….] Das gilt vor allem für die Könige des Silicon Valley. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zeigte sich einst gern mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama und setzte sich für progressive Belange ein. Nach dem Sturm aufs US-Kapitol 2021 suspendierte  Facebook Trump von den Plattformen. Jetzt war er einer der Ersten, der in Palm Beach mit dem Wahlsieger dinierte. Danach spendete er eine Million Dollar für Trumps Vereidigungsfeierlichkeiten. Er machte einen Republikaner zum globalen Politikchef seines Meta-Konzerns und warb den Kampfsportpromoter Dana White für den Aufsichtsrat an, einen engen Freund Trumps. Schließlich kündigte  er am Dienstag die totale Kehrtwende an: Sein Konzern, zu dem neben Facebook auch Instagram, WhatsApp und Threads gehören, werde keine Faktenchecks mehr betreiben. Künftig soll es etwa erlaubt sein, Mitglieder der LGBTQ-Community als psychisch krank zu bezeichnen. [….] Der US-Historiker Timothy Snyder warnt schon seit Trumps erster Amtszeit vor »vorauseilendem Gehorsam«, vor schneller und bereitwilliger Anpassung – in seinem Buch »On Tyranny«  bezeichnet er sie als Vorzeichen einer autokratischen Herrschaft.

Der kollektive Kniefall vieler Eliten des Landes hat mehrere Ursachen: Erschöpfung, Resignation, Selbsterhaltungstrieb, Mitläufertum – und Profitsucht. Zuckerbergs Meta zum Beispiel muss sich im April in einem Kartellverfahren verantworten, bei dem die US-Handelskommission es aus Wettbewerbsgründen aufspalten will. Da macht man sich lieber keine Feinde bei der Regierung. [….]

(Marc Pitzke, 09.01.2025)

In Europa krempelt derweil der von Linocchio angehimmelte rechtsradikale Verschwörungstheoretiker Musk die Parteienlandschaften um, wirbt massiv für Neonazis, die ihr Glück vor lauter Arschküssen kaum in Worte fassen können.

Alice Weidel klärte den 450 Milliarden Dollar schweren Südafrikaner heute über das Wesen Deutschlands auf: „Hitler war ein Kommunist und an deutschen Schulen wird ausschließlich Genderstudies gelehrt“. Ja, genau. Und ich bin ein Reptiloid vom Neptun.

Europäische Regierungen, sowie die jeweiligen Oppositionsparteien ehren Musk weiterhin, indem sie ihre offiziellen Accounts auf der Nazi-Fakenews-Schleuder „X“ laufen lassen.

In Deutschland vergeht kein Tag, an dem nicht prominente schwarzgelbe Politiker verfassungswidrige rechtsextreme Sprüche von sich geben, die noch vor wenigen Monaten zu Parteiausschlüssen geführt hätten. Inzwischen werden offener Rassismus und Antisemitismus in CDU, CSU und FDP akzeptiert und treffen nicht mal mehr auf Widerspruch.

Alle Hemmungen sind gefallen. Let all hell loose. Die kotzgelbe Pest sucht ihr Heil ebenfalls in braunen Gefilden.

[….] Der FDP-Chef kokettiert mit Elon Musk. [….]  Doch die Liberalen senden zunehmend libertäre Signale – und suchen die Nähe zu problematischen Bitcoin-Influencern.

Warum hat Christian Lindner sich nur an Elon Musk rangeschmissen? [….]  Beim traditionellen Dreikönigstreffen der Liberalen in der Stuttgarter Oper hat Lindner es nun verraten. Der Parteichef möchte so Wähler von der AfD zurückholen. Ein paar Prozentpunkte, so die Hoffnung, seien hier zu holen. [….] Libertäre sind Maximierer der individuellen Freiheit, es gibt sie auch unter Rechtspopulisten. Daher lobt Lindner Elon Musk, den umstrittenen Unternehmer. Lindner lobt den Präsidenten Argentiniens, Javier Milei, um Wähler anzulocken, die mit der Kettensäge und dem Schlachtruf „¡Afuera!“ – „Weg damit!“ – die deutsche Bürokratie wegbolzen wollen. Und er zielt auf junge Männer, die Kryptowährungen mögen, sogenannte Krypto-Bros, indem er den Bitcoin im Bundestag zur Zukunftstechnologie für Deutschland erklärt.

[….] [….]  Bemerkenswert ist daher eine FDP-Veranstaltung im Bundestag Ende dieser Woche. Die Fraktion hat Bitcoin-Influencer eingeladen, um mit ihnen öffentlich zu diskutieren. Auch Lindner soll dort sprechen.

Auf der Bühne sitzen soll laut Einladung danach Marc Friedrich. Der betreibt einen Youtube-Kanal mit Hunderttausenden Abonnenten und hat nach Weihnachten ein neues Video veröffentlicht. Dort darf ein Gesprächspartner auf Einladung Friedrichs auf die Frage „Warum wurden wir angelogen?“ einen „Verdacht“ über die Corona-Pandemie äußern, der zur meist geschauten Szene des langen Videos wurde: Hinter der „sogenannten Pandemie“ habe der Plan gestanden, den „Globus in den Griff“ zu bekommen. Und Schuld daran, dafür gäbe es belastbare Hinweise, seien „Eliten im Hintergrund, die einen guten Teil des Kapitals entweder besitzen oder beeinflussen können zumindest“ – ein häufiger Code in antisemitischen Verschwörungserzählungen. Der Gesprächspartner nennt in dem Zusammenhang auch explizit „die Rothschilds“, eine jüdische Familie.

Würden andere Fraktionen Youtuber in den Bundestag einladen, die auf ihren Kanälen antisemitische Verschwörungserzählungen verbreiten, wäre die Empörung in der FDP groß. Angesprochen auf die entsprechende Stelle im Video des FDP-Gasts sagt der Abgeordnete Frank Schäffler, der Chef-Libertäre der Fraktion und Organisator der geplanten Diskussionsrunde: „Ziel der Veranstaltung ist es, auch kritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen.“ [….]

 (Bastian Brinkmann, 06.01.2025)

Ebenfalls fest angedockt an den faschistischen Zeitgeist ist die pfälzische Lobbydirne Julia K., die schon sich schon in ihren beiden Bewerbungen um den MP-Posten in Mainz weit rechts von Angela Merkel positionierte, xenophobe Stimmung anheizte und beide Male total scheiterte. Jetzt aber, 2025 unter dem weit Rechtsaußen operierenden CDU-Parteichef, lässt sie es richtig krachen.

[…] Endlich und rechtzeitig vor der Wahl bekennt #Klöckner offen: #CDU genauso rechtsextrem wie A*D. […..]

(Marc Raschke, 09.01.2025)

Nachdem es Kritik gibt, reagiert Klöckner wie Rechtsextreme immer reagieren: Sie räumt nicht etwa einen Fehler ein, sondern beschwert sich, wie ein Rohrspatz schimpfend, über die bösen woken Linksgrünen, die sie mutwillig falsch verstehen wollten. Es ist 1:1 das AfD-Handbuch, nach dem sie handelt.

[…..] Julia Klöckner hat diesen Post gelöscht, weil sie nicht will, dass man ihn weiter verbreitet. Dieses offensichtliche Anbiedern an rechtsradikales Gedankengut ist derart infam, dass man sich fragt, ob es bei diesen Leuten noch irgendeine moralische Sicherung gibt, die nicht durchgebrannt ist. […..]

(Erik Marquardt, MdEP, 09.01.2025)

Und diese Leute werden stärkste Partei! There is no Hope Road.