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Freitag, 15. August 2025

Staatsinteresse

Als Hamburger Jung interessiere ich mich natürlich für den Block-Prozess, der bis mindestens Ende des Jahres vor dem Hamburger Landgericht verhandelt wird.

Die Details dazu sind höchst abenteuerlich.

Es gibt eine Flut von Presseberichten. Wer sich über die Hintergründe informieren will, möge beispielsweise diese SPIEGEL TV Reportage ansehen.


Ich gebe gern zu, von einer gewissen missgünstigen Sensationsgier getrieben zu sein, da ich seit vielen Jahren eine enorme Abneigung gegen den frommen AfD-wählenden Firmenpatriarchen Eugen Block hege.

Das geht so weit, daß ich im Supermarkt seine Block House-Produkte boykottiere.

Als Vegetarier fällt es mir zwar denkbar leicht, seine Steakhäuser zu meiden, aber seine Soßen, Quarks und Gewürzmischungen sind bedauerlicherweise sensationell gut. Insbesondere finde ich keine Alternative für den Block House Knoblauch Pfeffer. Der ist und bleibt einfach der Beste am Markt.

Ich verabscheue aber auch die CDU-Frau Christina Block und ihren Freund Gerhard Delling. Daher bin ich 100% Team Hensel und hoffe auf einen langen Knast-Aufenthalt seiner Ex-Frau.

So funktioniert subjektive Gafferei. Denn tatsächlich kenne ich keinen der Beteiligten persönlich. Theoretisch könnten auch einige der Vorwürfe, die Christina Block an ihren früheren Ehemann und Vater ihrer vier Kinder richtet, zutreffen. Ich glaube es nicht, weiß aber gar nichts.

Die kriminellen Taten an sich, also das Niederschlagen Hensels in jener berüchtigten Silvesternacht 23/24, die gewaltsame Entführung der beiden kleinen Kinder über Landesgrenzen, sowie die traumatischen Folgen für die beiden Jüngsten, stehen außer Frage. Wer ganz genau dahinter steckt, vermute ich sehr stark, aber nochmals: Ich weiß es nicht.

Ich beschäftige mich mit der Prozessberichterstattung, weil das Auftreten der Blocks so ikonisch ist. Unvergessen, wie Delling und Block nach dem ersten Prozesstag aus dem ehrwürdigen Landesgericht spazieren, in das bereitstehende Nobel-Mercedes-Cabriolet steigen, der am Steuer sitzende Staranwalt Otmar Kury, 2007-2018 Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer, mit maximalem Snobismus dem Pulk der Journalisten zuruft „Wir hören das Mozart-Requiem und geben keine Erklärungen ab“ und das Gaspedal durchdrückt. Der Nobel-Anwalt hatte dem Gericht zuvor eine alternative Täterin präsentiert. Nicht Christina Block, sondern ihre Mutter Christa Block, habe bei den israelischen Ex-Mossad-Leuten die Entführung beauftragt und bezahlt. Und zwar posthum; denn Christa Block starb ein halbes Jahr vor der Entführung. Kurze Zeit später feuerte Christina Block Kury und vertraut nun nur noch dem hirsutismischen rheinischen Rasputin Ingo Bott, den sie seither geradezu verliebt anstarrt.

[…] Otmar Kury ist ein Mann der Kultur, daran lässt er keinen Zweifel.  […]

Das Verfahren um die mutmaßliche Entführung zweier Kinder läuft seit Mitte Juli und gilt in der Hansestadt als Prozess des Jahres. Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft Block und weiteren Angeklagten vor, die Geschwister ihrem Vater gewaltsam entrissen und widerrechtlich von Dänemark nach Deutschland gebracht zu haben. Nach der Sommerpause soll die Verhandlung am 15. August fortgesetzt werden. Dann vielleicht schon ohne Otmar Kury.

„Die Dame Block“, wie der Jurist seine prominente Mandantin nennt, so als sei er jederzeit bereit, für sie den Fehdehandschuh zu werfen, hat offenbar das Vertrauen verloren. „Ich danke Herrn Rechtsanwalt Kury für seinen großen Einsatz. Seit einiger Zeit habe ich allerdings festgestellt, dass unsere beiden Welten sehr unterschiedlich sind. Mir ist daran gelegen, als der Mensch gesehen und gehört zu werden, der ich tatsächlich bin“, erklärte Christina Block am Mittwoch. Die alleinige  Verteidigung soll nun Ingo Bott übernehmen, den Christina Block erst kurz vor Prozessbeginn hinzuzog.

Bott, 42, sucht das Rampenlicht. Er hat mehrere Kriminalromane geschrieben, in deren Zentrum ein junger, ehrgeiziger Strafverteidiger steht, der sich gern über juristische Konventionen hinwegsetzt. […] Botts Eröffnungsstatement im Block-Prozess war lang, immer wieder ging es darin um Ingo Bott selbst, seine Gefühle angesichts eines brutal ausgetragenen Sorgerechtsstreits, einer Mutter in Not. […] Otmar Kury möchte kein schlechtes Wort über seinen Kollegen verlieren, seine Enttäuschung über die Zusammenarbeit kann er am Telefon aber kaum verhehlen. Wer zu ihm durchgestellt wird, hört in der Warteschleife erneut klassische Musik. „Das habe ich in 42 Jahren noch nicht erlebt“, sagt der Jurist zur neuesten, sehr persönlichen Volte im Block-Prozess. […]

(Ulrike Nimz, 06.08-2025)

Der Unterhaltungsfaktor zu Lasten der Kammer und der Prozessbeteiligten ist nicht  nur wegen der Prominenz der Beteiligten, sondern auch wegen der hanebüchenen Erklärungen und Ausreden Christina Blocks faszinierend.

Als Schöffenrichter sitze ich selbst regelmäßig auf der Richterseite und bin so froh, daß es sich dabei um ein Amtsgericht ohne Promi-Fälle handelt. Zuschauer gibt es in meinem Gerichtssaal fast nie.

Ganz anders bei den Blocks, wo sich schon Stunden vor Verhandlungsbeginn endlose Schlangen vor dem Gerichtssaal bilden und nie ein einziger Platz frei bleibt. Die bizarren Rechtfertigungen der Angeklagten zeigen hohen Unterhaltungswert. Auch für Nicht-Hamburger und Nicht-Juristen.

[….] 11:15 Uhr Für das halbe Jahr in ihren Diensten habe der Ex-Beamte „unfassbar viel Geld bekommen. Über 100.000 Euro. Einen Teil hat meine Mutter bezahlt.“ Sie selbst habe kein Einkommen, so Christina Block, sie bekomme nur Ausschüttungen „wenn es der Block-Gruppe gut geht.“

[….] 14:05 Uhr In dem Notizbuch des Israelis taucht der Name des Ex-LKA-Beamten auf, geschrieben in der Handschrift von Christina Block. Dazu die Notiz auf Hebräisch: „Der hat den Kontakt und ist zuständig für die Einteilung der Entführer.“ Auch die Namen der dänischen Schulen stehen in Christina Blocks Handschrift in dem Notizblock des Israelis, der sich laut Block mit seiner Firma eigentlich nur um die IT-Sicherheit des Hotels kümmern sollte. Ihre Erklärung: „Er fragte mich nach den Schulen und ich schrieb sie ihm in das Buch. Ich weiß nicht, was er damit wollte.“ Die Israelis haben so einem ausgeprägten Familiensinn, sie sei einfach dankbar gewesen, dass sich jemand für ihre Kinder interessiert habe.

 [……] 15:00 Uhr  Noch immer, sagt Christina Block, sei sie überzeugt, die Kinder seien bei ihrem Vater im Gefahr. Für die Zeit nach der Rückführung habe der Kinderpsychologe eine „Detoxzone“ empfohlen, damit sie sich sammeln können. Was so eine Zone sei, was das konkret bedeute, will die Vorsitzende wissen. Anwalt Bott weist daraufhin, dass auch dieses Konzept Teil der IT-Beweise ist, die nicht verwendet werden dürfen: „Es tut mir sehr leid.“

[….] 15:07 Uhr  Dieses Konzept zur Rückführung der Kinder hat Christina Block ein Jahr später an „Olga“ geschickt mit dem Zusatz „I hope you can use it.“ Wofür hätte die Israelin das denn nutzen können, will die Vorsitzende wissen. Christina Block spricht erneut von ihrer Verzweiflung. Die Richterin bleibt dran: „Was hatte Olga denn mit einer Rückführung zu tun?“ Block betont, sie habe sich nichts dabei gedacht, sie habe das Konzept einfach in ihren Unterlagen gefunden und Olga habe sich immer so für die Kinder interessiert.

[….] 15:30 Uhr  Im Dezember 2023, also in den Wochen vor der Entführung, habe sie viel zu tun gehabt, sagt Christina Block, die Mutter war gestorben, der Vater braucht Hilfe, die Tochter sollte ein schönes Weihnachten bekommen. Olga habe dann geschaltet und gewaltet, wie sie wollte, Zimmer im Élysée eigenmächtig reserviert. Block: „Ich wusste gar nicht mehr, was da unten im Hotel passierte.“ Was Cyber Cupula so machte, das sei „in den Hintergrund getreten.“ [….]

(MOPO, 15.08.2025)

Bei so viel Sensationsgier wird es Zeit, die Kritiker des Prozesses und der Berichterstattung ins Boot zu holen. Ausgerechnet im „Hamburger Abendblatt“, welches sehr Block-affin und philoBlockisch schreibt (der Abendblatt-Chefreporter Jens-Odewald schrieb just das Jubel-Jubiläumsbuch „Blocks Gastro-Bibel“), beklagt sich der ehemalige Uni-Präsident Dieter Lenzen über die Berichterstattung. Der Prozess ginge niemanden etwas an.

[….] Der „Fall Block“ wird uns noch etliche Monate, wenn nicht Jahre medial begleiten. Es gibt kaum Medien, die nicht, gewollt oder ungewollt, Partei ergreifen oder den Medienkonsumenten nahelegen, dieses zu tun. Tatsächlich geht es uns aber schlicht nichts an, niemanden. Beziehungsangelegenheiten sind private Angelegenheiten, solange nicht die Rechte dritter Personen berührt sind. Diese wahrzunehmen ist Aufgabe des Staates, und nicht von Hans und Franz.

Es wird gern ein öffentliches Interesse an dem Fall behauptet, der keiner ist, aber ein öffentliches Interesse ist nicht dasselbe wie öffentliche Neugier und Sensationslust. Darauf gibt es keinen Anspruch. Es handelt sich um nichts anderes als das, was geschieht, wenn bei einem Autobahnunfall die Gaffer abbremsen, um Blut zu sehen und dabei selbst einen Auffahrunfall verursachen. […]

(HH Abla, 15.08.2025)

Ein bißchen heuchlerisch, Herr Prof. Lenzen, das ausgerechnet im Block-Block-Block-Abendblatt zu beklagen.

Aber ich habe auch inhaltliche Einwände. Abgesehen von der Boulevardpresse, die sich immer auf Promis im Elend stürzen wird, verhalten sich seriöse Blätter geradezu vorbildlich zurückhaltend.

Denn zunächst sind es nicht die Medien, die Christina Block verfolgen, sondern es ist genau umgekehrt. Block und Delling ziehen alle Register, um große Zeitungen einzuspannen, versuchen immer wieder, die Medien für ihren Feldzug gegen Stefan Hensel auszunutzen.

[….] Im Herbst 2022 wendet sich Christina Block erstmals an die Presse und wählt dafür eine Zeitung aus: „Bild“. Sie habe alles versucht, sagt Block damals, um „vor allem die Kinder aus der Öffentlichkeit herauszuhalten“. Aber sie sei verzweifelt, bange um ihre Kinder, die ihr Ex-Mann „gekidnappt“ habe. Der wolle sich, schreibt „Bild“ in diesem ersten Artikel, nicht äußern.

Auch „Bunte“ gibt Block ein Interview („Mein Mutterherz blutet“), sie wird von der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) daheim besucht, im „Hamburger Abendblatt“ erscheint ebenfalls ein Text, in dem die Mutter ihre Sicht schildert: „Ich gehe täglich durch die Hölle“. Dort und in der SZ spricht damals auch der Vater, Stephan Hensel. Er bittet nun ebenfalls Medien zu sich: Er lädt ein Kamerateam von RTL an seinen Esstisch ein, die Kinder sind dabei. Auch als die SZ bei ihm zu Hause vorbeischaut, sind sie da, „laufen ab und zu durchs Wohnzimmer, holen sich eine Limo“. Dass Hensel das zulässt und Journalisten nicht etwa anderswo trifft, dürfte wohl Kalkül gewesen sein, um zu demonstrieren, wie gut es den Kindern bei ihm geht.

Vor allem „Bild“ hat seither immer wieder über den Streit berichtet und fortwährend die Geschichte einer leidenden Mutter erzählt, deren Ex-Mann ihr die Kinder weggenommen hat und der nun auch juristisch Unrecht geschehe: Bei „Bild“ ist Block die „verzweifelte Frau im Nieselregen, mit Tränen in den Augen“, die man ja eigentlich als „Millionärin auf dem roten Teppich“ kenne, „strahlend“. Es geht um den „Kampf“ einer „starken Frau“, die „ganz besonders tapfer“ sei, um ihren Vater, den „Steakhaus-König“ Eugen, der um seine „verschleppten Enkel“ flehe, und um den „traurigen Tod“ der Großmutter, die sich nicht von ihnen habe verabschieden dürfen. Die andere Seite, die Sicht des Vaters, kommt meistens nur am Rande vor.   [….]

(Boris Rosenkranz, 29.02.2024)

Besonders lobend erwähnen möchte ich die Süddeutsche Zeitung, die von den Blocks alarmiert, zwei ihrer besten Reporterinnen nach Hamburg schickte, die stundenlang im Elysee von Christina Block mit Schmutzmaterial über ihren Ex-Mann angefüttert wurden. Geradezu vorbildlich gab die SZ eine Menge Geld aus, um die Story auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und kam dann aber zu dem Schluss nichts darüber zu veröffentlichen, wie sie erst zwei Jahre später anlässlich des Prozessauftaktes enthüllt.

[….] In der Zeit nach der Entführung war die Familie Block sehr interessiert daran, die Medien über den Sorgerechtsstreit ins Bild zu setzen. Auch an die Süddeutsche Zeitung trat ein professioneller Krisenmanager heran, ermöglichte ein Gespräch mit Christina Block und Gerhard Delling in einem Konferenzraum des Grand Elysée. In den folgenden drei Stunden brach Christina Block mehrfach in Tränen aus, aus ihren Schilderungen ergab sich das Bild einer tief besorgten, mit der Situation überforderten Mutter.

Die Süddeutsche Zeitung entschied sich zu diesem Zeitpunkt gegen eine Berichterstattung, auch weil Christina Block Fragen zum Geschehen in der Silvesternacht abwehrte oder nicht beantwortete. Sie und Delling wollten ihre Version der Geschichte platzieren und nur diese. […]

(SZ, 25.04.25)

Der ehemalige Uni-Präsident missversteht den grundsätzlichen Charakter des Falls.

Natürlich gehen die Öffentlichkeit die Details eines schmerzhaften Sorgerechtsfalles auf dem Rücken der Kinder nichts an. Solche Fälle kommen jedes Jahr Myriadenfach vor und sollen diskret behandelt werden.

Der Block-Fall aber ist von öffentlichen Interesse. Nicht, weil die Beteiligten reich und berühmt sind. Sondern weil Block und Delling gezielt die Öffentlichkeit suchten, um mit ihrer Prominenz Gerichte zu beeinflussen. Es geht um die Frage, wie gleich Bürger vor Gericht sind. Können Superreiche mit ihren Kontakten Urteile manipulieren? Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, wenn Megaprominente für ihre privaten Fehden a.) August Hanning, den ehemaligen Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) und ehemaligen Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, b) den Außenminister Sigmar Gabriel und c.) gar den Vizepräsidenten des Bundestages Wolfgang Kubicki einspannen können, der sofort anbietet, seine Amtsinsignien in die Waagschale zu werfen?

[….] In der Sorgerechtsaffäre um zwei Kinder aus der Hamburger Unternehmerfamilie Block (Block House) hat sich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki offenbar deutlich stärker engagiert als bisher bekannt. Diesen Schluss legen Handynachrichten nahe, die der FDP-Politiker an Christina Block geschrieben hat, Tochter des Block-House-Gründers Eugen Block und die Mutter der Kinder[…] Schon am 1. Januar 2024 schrieb Kubicki an die »liebe Frau Block«, er wünsche ein gutes neues Jahr. »Und wenn es stimmt, was ich lese, alles Glück dieser Erde.« Es folgte der bekannte Satz: »Wenn Recht zum Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.«

Auf die Frage des SPIEGEL, ob er damit eine Entführung befürworten wollte, erklärte Kubicki, er sei von Beruf Strafverteidiger und »befürworte oder relativiere keine Straftaten«.[…] In diesem Zusammenhang war am 2. Dezember 2021 ein Gerichtstermin in Dänemark anberaumt. Im Vorfeld reagierte FDP-Mann Kubicki auf die Bitte der Mutter um diplomatische Unterstützung. Kubicki versprach am 30. November: »Ich tue mein Bestes.« Zwei Tage später teilte er mit, die »diplomatischen Vertretungen« hielten es für »kontraproduktiv«, wenn ihre Leute im Gerichtssaal säßen. Er könne aber selbst anreisen und ihr den Rücken stärken.

Kubicki verwies darauf, er sei als Vizepräsident des Bundestages »protokollarisch ganz weit oben«. In einer weiteren Nachricht teilte er mit, er »käme im Dienstwagen selbst«. […] Kubicki betonte, seine Unterstützung für Christina Block »war und ist nicht unzulässig«. Sie gehöre »zu den Aufgaben eines Abgeordneten«. Im Übrigen kenne er Christina Block und ihren Partner, den Ex-Sportmoderator Gerhard Delling, »aus einer Vielzahl von Veranstaltungen und Empfängen«. […]

(SPON, 21.03.2025)

Hier liegt ein für die Öffentlichkeit relevanter Skandal vor, der mE nach einer gesetzlichen Regelung verlangt.

Sonntag, 25. August 2024

Familienstämme

Niemand kann etwas für die Eltern, die einen gezeugt haben. Aber ganz offensichtlich wird man sowohl genetisch, als auch durch ihr habituelles Vorbild geprägt.

Bei sehr beschissenen Eltern besteht eine hohe Chance, selbst auch beschissen zu werden. Dazu muss man sich nur Don Jr., Ivanka, Eric, Tiffany und Barron Trump ansehen.

Aber offenbar gibt es auch noch andere Faktoren, denn sonst könnten Geschwister nicht so unterschiedlich sein. Mein Vater beispielsweise hatte einen Zwillingsbruder, mit dem er so gut wie gar keine Gemeinsamkeit hatte. Es waren nicht nur völlig andere Einstellungen, sondern auch extrem unterschiedliche Talente und Charaktereigenschaften.

Betrachten wir den Gangster und Ku Klux Klan-Mann Fred C. Trump, 1905-1999, der ein besonderes Charakterschwein war. Er kam ganz nach seinem Vater, der halbkriminellen Rotlichtgröße „Friedr. Trumpf“ und zeugte 1946 mit Donald einen Sohn, der charakterlich ebenso verkommen wie er ist; wenn auch wesentlich dümmer. Betrachtet man dazu auch noch Donalds fünf Kinder, könnte man den Eindruck gewinnen, diese Gene und dieser Familieneinfluss brächten nur Abschaum hervor. Aber das stimmt natürlich nicht. 

Donalds ältere Schwester, Maryanne Trump Barry (*1937; †2023) war Staatsanwältin und Richterin am Berufungsgericht des 3. Bundesgerichtskreises der USA und gruselte sich vor den Lügen ihres kleinen Bruders.

Donalds Nichte Mary L. Trump; 1965 als Tochter von Fred Trump Jr. geboren, promovierte in klinischer Psychologie. Sie ist eingetragene lautstarke Demokratin, die mit drastischen Worten, unter anderem in ihrem 2020 erschienene Buch „Too Much and Never Enough“, eindringlich vor ihrem Präsidenten-Onkel warnt.

Donalds Neffe Frederick Crist "Fritz" Trump III., Marys 1962 geborener älterer Bruder, wurde Pilot, wählte 2016 und 2020 ausdrücklich demokratisch, unterstützt jetzt Kamala Harris; unter anderem mit seinem soeben erschienen Abrechnungs-Buch „All in the Family: The Trumps and How We Got This Way.“

Die amerikanische Vorliebe, Söhnen den Vornamen ihrer Väter zu geben und Nummerierungen an ihre Namen zu hängen, resultiert natürlich aus dem Neid auf die in den USA nicht vorhandenen europäischen Adelsfamilien.

Man will sich auch etwas auf seine Herkunft einbilden, obwohl die Aristokratie mit ihrer massiven Inzucht und den Jahrtausenden Krieg, die sie anzettelte, eigentlich zeigt, weswegen man eben nicht aufgrund des Zufalls seiner Geburt, Privilegien genießen sollte.

Donald Trumps Geburt als Nepo-Baby zeigt die Untauglichkeit dieses Prinzips nur zu gut. Zwar erbte er vom Vater und Großvater deren kriminelle Energie, um reich zu werden, aber er ist derartig dumm und indiszipliniert, daß er selbst Unternehmungen wie Casinos, die als Lizenz zum Gelddrucken gelten, unweigerlich immer wieder in die Pleite ritt. Stets musste Papa Fred mit seinen Millionen kommen, um den vertrottelten Sohn aus der Scheiße zu ziehen.

Ohne diese väterliche Hilfe, würde Donald heute als Obdachloser und Gescheiterter unter irgendeiner Brücke hausen und sicher nicht Kinder mit osteuropäischen Supermodels gezeugt haben.

Die schlechten Gene und die miese Erziehung durch die Familie sind nicht alles, wie Maryanne, Mary und Frederik III. zeigen. Es gibt natürlich auch den umgekehrten Fall, wie bei den Kennedys. Eine herausragende liberale und gebildete Politiker-Familie, die in den USA Hochadel-Statur genießt, aber eben auch vereinzelt rechtsradikale Vollidioten, wie RFK hervorbringt.

Robert Francis Kennedy Junior, RFK, 1954 als drittes Kind des legendären Robert F. Kennedy und Neffe des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy geboren, mischt derzeit den US-Wahlkampf als rechter Verschwörungstheoretiker und Hardcore-Covidiot auf. Der gesamte restliche Kennedy-Clan stellt sich empört gegen ihn. RFK unterstützt nun Donald Trump.

[….] Robert F. Kennedy's sister has said that his endorsement of former President Donald Trump left her "disgusted."

"If my father were alive today, he would detest almost everything Donald Trump represents," Kerry Kennedy told CNN.

"His lying, his selfishness, his rage, his cynicism, his hatred, his racism, his fascist sympathies, his deliberate misinformation about vaccines, his criminal felony convictions, his contempt for the poor and suffering, for ethics, for democracy, and for his cruel sneering at human rights for suffering people in America and around the world, which is the cause that so moved and motivated my father. "I'm outraged and disgusted by my brother's embrace of Donald Trump. I love my brother, but this is an outrage," she said. [….]

(Newsweek, 24.08.2024)

Viele Äpfel fallen sehr sehr dicht am Stamm.

Einige nehmen aber auch eine ganz andere Flugrichtung.

Das ist auch in Deutschland so.

Bern Höckes Großvater war ein ostpreußischer Nazi, der Adolf Hitler bewunderte. Bernd Höckes Vater war ein glühender Faschist, der die antisemitische Zeitschrift Die Bauernschaft des verurteilten Holocaustleugners Thies Christophersen abonniert hatte. Eine ganz üble braune Pest, in die der kleine Bernd 1972 hineingeboren wurde. Er saugte offenkundig begierig des Nazi-Scheiße auf und wurde zu dem Abschaum, der er heute ist.

Es gibt aber auch ganz andere Beispiele.

Hans Frank (1900-1946) war einer der widerlichsten Nazis der Weltgeschichte.

Als Adolf Hitlers persönlicher Rechtsanwalt wurde er Reichsrechtsführer und schaltete die gesamte deutsche Justiz gleich.

Im Krieg wurde er Hitlers Generalgouverneur in Polen, wo er als Massenmörder wütete und schließlich als „Schlächter von Polen“ im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof zum Tode verurteilt wurde. Sein 1939 geborener Sohn Niklas rechnete 1987 in seinem berühmten Werk „Der Vater“ mit ihm ab und setzte sich zeitlebens als überzeugter Antifaschist gegen Leute wie seinen Vater ein.

Ein weniger bekannter Fall ist der 1959 geborene Sigmar Gabriel, dessen Vater Walter Gabriel (1921–2012) zeitlebens ein überzeugter Nazi blieb. Sigmar distanzierte sich schon als Jugendlicher von ihm und wurde dazu animiert, sich während seiner ganzen Karriere als Antifaschist zu engagieren. Insbesondere besuchte Sigmar Gabriel regelmäßig mit Jugendlichen KZ-Gedenkstätten, um über den Holokaust aufzuklären.

[….]  Walter Gabriel, der im Juni 2012 mit 91 Jahren starb, war NSDAP-Mitglied und blieb auch in der Bundesrepublik bei seiner Gesinnung. Gabriel berichtet, dass er im Nachlass Kisten voller rechtsextremistischer Literatur wie „Der Auschwitz-Mythos“ oder „Keine Gaskammern/Holocaust-Legende“ fand, allesamt vom Vater durchgearbeitet und mit Unterstreichung mit dem Lineal versehen.  Walter Gabriel hat demnach an etwa zweitausend Zeitgenossen rechtsextremistische Pamphlete gesandt. Nach seiner Pensionierung als Beamter der Kreisverwaltung Bad Oldesloe sei Walter Gabriel, der aus Schlesien stammte, ein Fulltime-Nazi gewesen. [….]  [Sigmar] Gabriel war seit 1976 Mitglied der SPD-nahen Jugendorganisation Die Falken und engagierte sich gegen die neonazistische Organisation Wiking-Jugend, ohne damals schon von der Gesinnung des Vaters zu wissen. In den 1980er Jahren hatte Gabriel regelmäßig die Gedenkstätten der früheren Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek besucht. [….]  Bei der Beerdigung im Juni 2012 habe er am offenen Sarg gestanden und über seinen Vater gedacht: „Mein Gott, dein ganzes Leben hast du vergeudet.“ [….]

(taz, Stefan Reinicke, 10.01.2013)

Sonntag, 11. August 2019

Wir heuchlerischen Arschlöcher


Dank des alten Herren, für den ich die rechtliche Betreuung übernommen habe, werde ich nebenbei zum Hausverwalter.
Vorher lief die Treppenhausreinigung seines Hauses leicht kuddelmuddelig. Da ich jetzt für seine Finanzen geradestehen muss, kann ich natürlich niemand für kleines Geld schwarz beschäftigen, sondern mache alles überkorrekt mit Rechnungen und Belegen.
Wie wir schon gesehen haben, sind Deutsche sich fast immer zu fein, um Dienstleistungen anzubieten. „Fleiß“ ist eine Konnotation, die man beim Begriff „Deutschland“ endlich mal streichen sollte. Hilfsbereite, freundliche und flexible Hilfe bieten nur Migranten an.
Heute war ein junger, sehr gut aussehender Eritreer im Kleid da. Mit seinen kleinen Söhnen, die ebenfalls farbenfrohe bodenlange Kleider trugen.
Natürlich, denn es war Sonntag, 14.00 Uhr und als gute Christen kamen sie gerade aus dem Gottesdienst, der bekanntlich in afrikanischen Ländern viel weniger steif und dröge abgehalten wird.
Man möge mir den positiven Rassismus verzeihen: Aber diese knallbunten Regenbogenfarben sehen zu „schwarzer“ Haut natürlich viel besser aus, als zu der Käseweiß/rosa-Epidermis herkömmlicher Fischköppe (daher trage ich auch nur schwarz).
Der gute Mann betreibt eine kleine Gebäudereinigungsfirma, arbeitet ausgesprochen gründlich und gewissenhaft. Allerdings mit einer völlig undeutschen Einschränkung: Er guckt dabei nicht griesgrämig gequält, sondern verbreitet ausgesprochen gute Laune, strahlt jeden freundlich an.
Natürlich sei es gar kein Problem am Sonntag zu kommen.

Sogar das konservative Burda-Magazin „Focus-TV“, dessen online-Ableger immer vorn dabei ist, wenn Flüchtlinge kritisiert werden, lobte in der letzten Wochenende nicht nur den Einsatz von Altenpflegern aus Afrika, Asien und Osteuropa, sondern bekannte klar, daß Deutschland ohne sie zusammenbreche.

[…..] Deutsche Altersheime finden keine Pfleger mehr. Hoher Arbeitsdruck, große Verantwortung und ein Gehalt von nur 2500 Euro brutto machen den Job unattraktiv. Weil mindestens 15.000 Fachkräfte fehlen, werben deutsche Heimbetreiber immer mehr Altenpfleger aus dem Ausland an.
Doch wie kommen Asiaten oder Südeuropäer mit wenigen Sprachkenntnissen bei uns zurecht, und werden sie von den Heimbewohnern akzeptiert? FOCUS TV hat eine Gruppe Vietnamesen bei der Arbeit in einem Münchner Altenheim begleitet. Fern der Heimat mussten sie sich an eine andere Umgebung und Kultur gewöhnen. Das steht der 23-jährigen Benedetta aus Italien noch bevor: Sie will Altenpflegerin in Bayern werden. Aber gelingt es ihr, in der Fremde Fuß zu fassen? Geschafft hat es inzwischen die Kongolesin Nadine Condurachi. Seit sie vor 20 Jahren aus Afrika flüchten musste, hat sie sich in Karlsruhe bis zur Pflegedienstleiterin hochgearbeitet und sogar selbständig gemacht. Die FOCUS TV Reportage über Ausländer, die unser Pflegesystem vor dem Kollaps bewahren und über deutsche Senioren, die damit eine ganz neue Erfahrung machen. [….]

Um das klar zu stellen: wäre kein einziger Nicht-Biodeutscher arbeitsfähig, würden sie allesamt nur enorme Kosten und ökonomischen Schaden verursachen, wäre ich trotzdem aus grundsätzlichen humanitären Erwägungen dafür alle aufzunehmen.
Verstärkt wird das Argument noch dadurch, daß deutsche und europäische Politik massiv dazu beiträgt das Leben in den „Herkunftsländern“ unerträglich zu machen. Unsere Landwirtschafts-, Export-, Subventions-, Klima-, Fischfang-, Waffenexport- und Finanzpolitik ruiniert schließlich die afrikanischen Nationen.

Allerdings benötigen wir meine Gutmensch-Bahnhofsklatscher-Argumente gar nicht, denn die Migranten in Deutschland erhalten unsere Wirtschaft am Leben, generieren Nachfragen und spülen Geld in die Steuerkassen.

Umso abartiger, verwerflicher und amoralischer, daß EU, USA und Deutschland nach wie vor Terrorregime stärken, Waffen in Krisengebiete exportieren und Entwicklungsländer ökonomisch drangsalieren, so daß vielen nur noch die Flucht bleibt.


Mit einer Kanzlerin Merkel und Unions-Kräften à la von der Leyen, AKK, Söder, Spahn, Merz, Linnemann, Klöckner regiert aber nach wie vor das rassistisch-völkische Ressentiment, welches der aus dem Osten über Deutschland quellenden AfD-Pest nach dem Munde redet. Eine aberwitzige Politik.
Wider die Vernunft und des Humanismus.

Nach wie vor sorgen Deutschland und Europa dafür immer neue Fluchtursachen zu schaffen.

[…..]  Der ehemalige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel wirft führenden europäischen Staaten vor, den Bürgerkrieg in Libyen durch Unterstützung gegnerischer Kriegsparteien anzuheizen und zu verlängern. Europa mache sich "mitschuldig", dass der Krieg kein Ende finde. So treibe Europa auch die Fluchtbewegung über das Mittelmeer an. Die Europäische Union schaffe "die Voraussetzung dafür, dass der Migrationsdruck größer wird", sagte Gabriel Panorama. […..]  Der SPD-Politiker hebt die Folgen dieser widersprüchlichen europäischen Politik für die Migrationsfrage hervor. Die Aussichten, die Flüchtlingsbewegungen einzudämmen und menschenwürdige Bedingungen für Migranten herzustellen, bewertet Gabriel negativ: "Solange dieser Bürgerkrieg tobt, werden wir praktisch keine Chancen haben". Hier bemängelt Gabriel eine eklatante Widersprüchlichkeit in der europäischen Außenpolitik gegenüber der südlichen Nachbarregion, weil die europäischen Staaten ausnahmslos die Migration über das Mittelmeer stoppen wollten. Durch die Unterstützung gegnerischer Kriegsparteien bewirke man jedoch das Gegenteil.
[…..] 

Montag, 11. Februar 2019

Wie gewonnen, so zerronnen.


Zunächst einmal heißen Dank an Volker Bouffier für die Unterstützung der SPD.

[….] CDU-Vize Volker Bouffier ist entsetzt über Linkskurs der SPD. [….] Bouffier wirft der SPD vor, mit ihren Ideen die soziale Marktwirtschaft zu beerdigen.
[….] Ein radikaleres sozialpolitisches Profil soll her: eine Mindestlohnanhebung von 9,19 Euro auf zwölf Euro, ein großzügigeres Arbeitslosengeld I, ein Recht auf Homeoffice, das Ende des bisherigen Hartz-IV-Systems und eine teure Grundrente. [….]  „Die SPD plant die Beerdigung der sozialen Marktwirtschaft“, sagt [Bouffier] im Gespräch mit unserer Redaktion. „Mit ihrem Wunsch, wieder Wähler zu gewinnen, hat sie sich für einen strammen Linkskurs entschieden.“ [….]

Einen größeren Gefallen hätte er Andrea Nahles nicht tun können; schließlich leidet die SPD-Chefin unter einem gewaltigen Glaubwürdigkeitsproblem.
Aber wenn die CDU derartig gereizt reagiert, scheint der soziale Kurs ernst gemeint zu sein.

Interessant ist dabei auch die Wortwahl der Funke- und Springer-Zeitungen.
Während in CDU-Bundesministerien mehrere hundert Millionen Euro für externe Berater ausgeben, die pro Nase bis zu 18.000 EURO am Tag verdienen, sind ein Mindestlohn von 12 Euro „sozialpolitisch radikal“, die Grundrente von bis zu 447 Euro „teuer“ und das AlgI „großzügig“.

CDU/CSU/FDP möchten stattdessen den Solidaritätsbeitrag abschaffen.
Das käme fast ausschließlich den Superreichen zu Gute und wäre deutlich teurer als Heils Respektrente.


(…..) Aber die deutsche Finanzpolitik der Konservativen, also mutmaßlich der Typen, die mich vor 30 Jahren in ihren Anzügen aus dem Wiwi-Bunker kommend schon nervten, verstehe ich auch nicht.
Die wollen den Geringverdiener und den Mittelstand entlasten. Dafür wollen CDU, CSU und FDP den „Soli“ abschaffen. Also eine Steuer, die prozentual das Einkommen belastet und somit umso mehr gezahlt wird, desto reicher man ist.

Wird der Soli ganz abgeschafft, bekommt ein Mensch, der eine Million im Jahr verdient wie der neue alte CDU-Held Friedrich Merz, der das natürlich auch fordert, rund 24.000 Euro vom Staat dazu. Ein Geringverdiener mit 15.000 Euro Jahreseinkommen wird hingegen um 44 Euro entlastet.

Wie gesagt, meine Mathematik in den Uniseminaren war vielleicht zu elementar.
Ich wäre glatt davon ausgegangen, daß 24.000 Euro mehr als 44 Euro sind und daß man mit solchen Schritten überproportional die Superreichen entlastet. (….)  Die unteren 70 % der Verdiener zahlen nur 12% des Soliaufkommens, wenn sich Union und FDP durchsetzen, würden davon ausschließlich die 4% der Superreichen in Deutschland profitieren.
Es würde also statt der vorgesehenen Entlastung der unteren und mittleren Einkommen, genau wie in den USA massiv nur die Superreichen profitieren. (….)

In den sozialen Netzen herrscht Begeisterung für die SPD-Vorsitzende. Die Erneuerung wirke.


Erstmals seit langer Zeit habe man in Umfragen wieder mit den Grünen gleich gezogen.
Tatsächlich, Emnid sieht Grüne und SPD heute beide bei 17%.
17%, toll.
Jedenfalls wenn man nicht auf Forsa und die Forschungsgruppe Wahlen guckt; beide sehen die Grünen weiterhin vier Prozentpunkte vor der SPD.

Noch ein Ereignis ließ meine Nahles-Aversion ein wenig schwächer werden: Der Hinterrücks-Angriff ihres Vorvorgängers Gabriel.
Auch Gerd Schröder hatte Gabriel als begabtesten Sozi-Politiker gelobt.
Seit zwölf Jahren schreibe ich in diesem Blog das Gleiche über Sigmar Gabriel: Er kann ausgesprochen brillant sein, ist ein schlauer Kopf, der aber auch nachdenklich und umsichtig sein kann.
Als Außenminister war er der beliebteste deutsche Minister und seine Popularität steigt.
So einen Mann rauszuwerfen dürfte dem Duo Nahles/Scholz schwergefallen sein.
Aber Gabriel ist eben gleichzeitig auch vollkommen unberechenbar, sprunghaft und fällt mit Vorliebe seinen eigenen Mitstreitern in den Rücken. Heiko Maas kann in der Causa Vorratsdatenspeicherung ein Lied davon singen.

Diesen bösen Gabriel gibt er jetzt wieder und bestätigt - LEIDER – weswegen Nahles vermutlich Recht hatte ihn zu feuern.

[….] Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel hat mit einem vergifteten Lob auf die Grundrenten-Pläne seiner Partei reagiert – und SPD-Chefin Andrea Nahles rhetorisch vor das Schienbein getreten.
Die Vorschläge von Sozialminister Hubertus Heil (SPD) seien „fair, gerecht und überfällig“, schrieb Gabriel am Montag bei Twitter. „Er bringt das Sozialministerium auf Kurs, das noch vor zwei Jahren die Grundrente gemeinsam mit dem Kanzleramt verhindert hatte. Gut so.“
Sozialministerin vor zwei Jahren war: Andrea Nahles. [….]

Niemand kämpfte so entschieden für die Groko wie Gabriel – nun stellt er sie in Frage, um Nahles zu schaden und womöglich selbst wieder SPD-Chef zu werden.
Es wird oft geschrieben, aber weil es so zutreffend ist, wiederhole auch ich: Wer Gabriel als Parteifreund hat, braucht keine Feinde mehr.
Die neue Chefin musste ihn loswerden.

Für mich fühlt es sich ganz eigenartig an; meine Welt wird auf den Kopf gestellt. Sollte nun ausgerechnet Nahles mal etwas richtig machen?
Folgt sie womöglich sogar einer Art politischer Strategie?
Gibt es in ihrem Pfälzer Provinzverstand doch so etwas wie Gehirnzellen?

Zum Glück ist auf die alte Nahles Verlass; sobald ich mir diesen ketzerischen Gedanken gestattete, gab sie wieder einmal eine Gala-Vorstellung ihrer religiotischen Totalverblödung, indem sie bei evangelisch.de ihr Leid klagte.

[….] Nahles: Christlicher Glaube ist kein Schutz für Politiker
Gläubige Christen haben es nach Überzeugung der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles besonders schwer, sich in der Politik zu behaupten. Der christliche Glaube stehe "auf Kriegsfuß" mit jeder Form von Macht, sagte die praktizierende Katholikin bei einem Besuch in der Evangelischen Studierendengemeinde in Mainz. [….]

Was soll man dazu noch sagen?

[….]  Also mal ehrlich, da bleibt einem doch die Spucke weg. Das ist Geschichtsklitterung und Realitätsverdrehung vom Feinsten.
Frau Nahles lügt, ohne rot zu werden, oder sie glaubt den Schwachsinn, den sie da verzapft selber.
Weltweit und zu allen Zeiten vertrugen sie die christlichen Gläubigen und Kirchen bestens mit den Machthabern. Das war schon immer und überall so. Mit Ausnahme des Kommunismus.
 Hat der christliche Glaube, dem 1933 fast 100% der Deutschen angehörten, Hitler verhindert? Nein, im Gegenteil. In deutschen Wohnzimmern, von deutschen Kirchenkanzeln wurde der „Führer“ in das Gebet eingeschlossen. Die beiden Kirchen kollaborierten ganz selbstverständlich mit dem Nazi-Staat.
Egal, in welche Epoche wir schauen: Kirchen und Macht waren immer eng verbunden. Sogar Könige mussten sich oft der Macht der Kirchen beugen.
Europa wurde durch die Macht der christlichen Kirchen zeitweise komplett beherrscht.
Man muss sich wirklich fragen, wie Frau Nahles zu solchen völlig absurden und abstrusen Äußerungen kommt. Entweder lügt sie, oder ist unzurechnungsfähig.

[….]  „Gläubige Christen haben es nach Überzeugung der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles besonders schwer, sich in der Politik zu behaupten.“
Deshalb wurde dem „Arbeitskreis Christinnen und Christen in der SPD“ ja auch verboten, sich „Sozialdemokraten“ zu nennen.
Ups, das waren ja die „Laizistischen Sozialdemokraten“, sowas …

In den Zeiten von May, Trump und Storch ist man ein gerüttelt Maß historischer Unkenntnis gewohnt. Aber Nahles ist jeglichen Fakten so weit entrückt, daß man sich fragt, ob sie auch nur rudimentär zurechnungsfähig ist.

[….] "Christus gibt an keiner Stelle auch nur irgendeine Hilfestellung für uns Politiker", so Nahles. Wer aus einer christlichen Haltung heraus versuche, anderen Menschen gegenüber immer Gesprächskanäle offenzuhalten, mache sich damit auch verletzlicher. [….]
Auf die Frage, was ihre Partei von den Kirchen lernen könnte, nannte sie den achtsamen zwischenmenschlichen Umgang miteinander. Die Parteien wiederum könnten den Kirchen als Vorbild darin dienen, Veränderungen durchzusetzen und dafür Kompromisse auszuhandeln. [….]

Die arme Frau. Das wird ein Schock, wenn ihr mal jemand erklärt was es in der Geschichte wirklich mit der Kirche und Christus auf sich hatte.
Eine Kirche, die immer an der Seite der Obrigkeit stand, weil Gott genau das verlangt. Eine Kirche, die die brutalsten faschistischen und rassistischen Diktaturen unterstützte und hartnäckig gegen alle gesellschaftlichen Fortschritte agitierte, die von der Politik voran gebracht wurden.

 20 Wenn einer seinen Sklaven oder seine Sklavin mit dem Stock so schlägt, dass er unter seiner Hand stirbt, dann muss der Sklave gerächt werden.
21 Wenn er noch einen oder zwei Tage am Leben bleibt, dann soll den Täter keine Rache treffen; es geht ja um sein eigenes Geld.
22 Wenn Männer miteinander raufen und dabei eine schwangere Frau treffen, sodass sie eine Fehlgeburt hat, ohne dass ein weiterer Schaden entsteht, dann soll der Täter eine Buße zahlen, die ihm der Ehemann der Frau auferlegt; er kann die Zahlung nach dem Urteil von Schiedsrichtern leisten. 23 Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, 24 Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, 25 Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.
26 Wenn einer seinem Sklaven oder seiner Sklavin ein Auge ausschlägt, soll er ihn für das ausgeschlagene Auge freilassen.
27 Wenn er seinem Sklaven oder seiner Sklavin einen Zahn ausschlägt, soll er ihn für den ausgeschlagenen Zahn freilassen.
(Exodus 21)

Mugabe, Hitler, Franco, Mussolini, Eichmann, Kaltenbrunner und alle faschistischen Diktatoren Südamerikas wurden begeistert von Nahles‘ Kirche unterstützt.

(…..) Beauftragt von Pius XII organisierte Giovanni Batista Montini (später Papst Paul VI) die Flucht von Nazi-Schlächtern nach Argentinien.
Eichmann schlüpfte unter dem Schutzmantel des Vatikans nach Südamerika. 

Als der Organisator des Holocaust 1960 von Israelis aus Buenos Aires entführt wurde, protestierte der argentinische Kardinal und Leiter der Katholischen Aktion, Antonio Caggiano:

"Es ist unsere Christenpflicht, ihm zu verzeihen, was er getan hat."

6 Millionen Menschen umbringen ist also aus katholischer Sicht nicht nur theoretisch verzeihbar, sondern es ist sogar ChristenPFLICHT so eine Petitesse zu verzeihen.

Anders als Hitler und die Nazis, verdammte Pius XII Hitlers Gegner mehr als deutlich. Beispielsweise in der Enzyklika „Divini Redemptoris“ (am 19. März 1937 veröffentlicht).

Die "acta apostolicae sedis", die Gesetzessammlung des Heiligen Stuhls vom Juni 1949 machte die Exkommunikation der Kommunisten und ihrer Anhänger aktenkundig und offiziell.

Die Weisung des Vatikans lautet: Kein Katholik kann Mitglied einer kommunistischen Partei sein oder sie begünstigen. Kein Katholik darf Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften veröffentlichen, lesen oder verbreiten, in denen die kommunistische Doktrin verkündet wird. Jeder Katholik, der die materialistische und antichristliche Lehre des Kommunismus verkündet, sie verteidigt oder gar verbreitet, verfällt als Abtrünniger des katholischen Glaubens der Exkommunikation.
(DER SPIEGEL)

Der unfehlbare Papst definiert „kommunistische Erzsünder“ als Intellektuelle und KP-Propagandisten, die automatisch exkommuniziert sind.

Mitglieder der katholischen Kirche blieben hingegen Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Rudolf Hoess, Julius Streicher, Fritz Thyssen, Klaus Barbie, Leon Degrelle, Emil Hacha, Ante Pavelic, Konrad Henlein, Pierre Laval, Franco, Mussolini, oder Josef Tiso.

Das ist die Realität der Heiligen Römisch-katholischen Kirche.
Die Befreier von Ausschwitz, die Rote Armee, wurden verdammt und exkommuniziert, aber der Lagerkommandant Rudolf Hoess, sowie der Megasadist Josef Mengele blieben Mitglieder der RKK.

Nach 1945 half der Vatikan den Massenmördern des Jüdischen Volkes der Justiz zu entkommen.

Adolf Eichmann, Alois Brunner, Dr. Josef Mengele, Franz Stangl (Kommandant der Vernichtungslager Sobibór und Treblinka), Gustav Wagner (Stangls Assistent), Klaus Barbie, Edward Roschmann („Der Schlächter von Riga“) und Aribert Heim (KZ Mauthausen) sind einige der Männer, die auf Veranlassung des Papstes durch Bischof Hudal mit Vatikanischen Papieren ausgestattet vor der alliierten Justiz nach Südamerika flüchteten.

Die überlebenden Juden, die sich nach Israel retten konnten, schätzte der Vatikan weit weniger.

Es dauerte bis 1993 - fast ein halbes Jahrhundert - bis sich der Vatikan dazu herab ließ auch nur diplomatische Beziehungen zu Jerusalem aufzunehmen. (….)

Welche Drogen nimmt Nahles?

[….] Auf die Frage, was ihre Partei von den Kirchen lernen könnte, nannte sie den achtsamen zwischenmenschlichen Umgang miteinander. [….]

Ihr Sklaven, seid gehorsam euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens als dem Herrn Christus;  nicht mit Dienst allein vor Augen, um den Menschen zu gefallen, sondern als Knechte Christi, die den Willen Gottes tun von Herzen.  Tut euren Dienst mit gutem Willen als dem Herrn und nicht den Menschen; denn ihr wisst: Was ein jeder Gutes tut, das wird er vom Herrn empfangen, er sei Sklave oder Freier.
(Epheser 6,5-8)

Eine der bizarrsten Gaga-Aussagen folgt aber noch.
Der Papst, der sich mehrfach dafür aussprach Kinder zu schlagen, der verurteilte Kinderficker begnadigte, Schwule für psychiatrische Fälle hält und die übelsten Reaktionäre befördert, wird von Nahles als liberaler Reformer angesehen.

(…..) Die Befürchtungen, ein zu sympathischer Jorge Bergoglio könne das Bemühen der Atheisten zu Nichte machen und die westlichen Menschen zurück in die Arme der RKK locken, haben sich glücklicherweise inzwischen völlig zerstreut.
Franz ist nicht nur deutlich kinderfickerfreundlicher als sein Vorgänger – und das war immerhin der Typ, der als Präfekt der Glaubenskongregation weltweit unter Androhung schwerster Kirchenstrafen verbot Kinderfickerpriester den Behörden zu melden – sondern bereichert die Scheußlichkeit des Vatikans mit seinen immer wieder kehrenden Ermunterungen zur Gewalt.
Kinder schlagen? Findet er gut!

Zuletzt plapperte der lustige einlungige Argentinier davon, er schlage denjenigen nieder, der seine Mutter beleidige und daß es im Übrigen „schön“ sei Kinder zu schlagen – solange man nicht ihre Würde verletze


Während sich der in prächtige Goldroben, damenhafte Hermelin-Hütchen und knallrote Prada-Lackschühchen gewandete Ratzinger mit seinen bahnbrechenden Erkenntnissen („Kondome verschlimmern das Aidsproblem!“) wenigstens zum Helden der Altnazis, Antisemiten und Holocaustleugner aufschwang, vergräzt Franziskus sowohl Liberale als auch Ultrakonservative in der Kirche.
Bergoglio bietet aber auch den unverbesserlichen Heiden wie mir etwas: Er ist eine bedeutende Witzfigur, die in immer schnellerer Frequenz hanebüchenen Unsinn von sich gibt. (…..)

Papst Franz ist ein Kinderfickerfreund, der den ausgesprochenen Päderastenförderer Müller zum Kardinal erhob und zur Nummer Drei im Vatikan beförderte, sowieso auch den Kinderficker Kardinal Pell mehrfach demonstrativ mit Posten versorgte.
Bei Nahles klingt das so:

[….] Die katholische Kirche sei unter Papst Franziskus liberaler geworden. Protestanten dürften sich nicht in der Vorstellung ausruhen, sie seien die fortschrittlichere Konfession: "Ich habe schon unheimlich viele konservative Evangelikale getroffen, und kenne so viel 'Pietcong' bei Euch." Auch in der katholischen Kirche werde es irgendwann einmal Priesterinnen geben, versicherte sie und warb für Verständnis, dass eine Weltkirche nicht schnell zu reformieren sei. "Erst vor einigen Jahren hat der Papst offiziell festgestellt, dass es keine Lindwürmer gibt. Manchmal braucht das etwas." [….]