Donnerstag, 19. Juli 2012

Langsam reicht es - Teil IV




Wochenend und kein Sonnenschein, da nahm ich mir zum Glück allein die aktuelle ZEIT vor....


Es kam wie ich es gestern vermutete und wie es wohl kommen mußte.

In der aufgeheizten Diskussion um die religiöse Beschneidung von Jungen hat der Bundestag eine eindeutige Position bezogen. Die Kernaussage der Resolution des Parlaments: "Eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen" müsse "grundsätzlich zulässig" sein. Die Abgeordneten stimmten mit breiter Mehrheit zu.

Jacques Tilly / www.giordano-bruno-stiftung.de
Der Bundestag erreichte damit einen Tiefpunkt dieser Legislaturperiode.

Die überwältigende Lawine der sachlichen Gegenargumente wurde nicht im Geringsten berücksichtigt. Nur ganz, ganz wenige Abgeordnete, wie Marlene Rupprecht (SPD) beklagten die Missachtung von Kinderrechten.


Jüdisches und muslimisches Leben müsse "weiterhin in Deutschland möglich sein", heißt es in der Begründung der Entschließung. Verwiesen wird auch auf die Verunsicherung der Ärzte, "ob sie strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie künftig Beschneidungen vornehmen". Die Beschneidung stelle "einen irreversiblen Eingriff in die körperliche Integrität" des Kindes dar. "Eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch die Beschneidung liegt nicht vor", betonte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck.

Offensichtlich ist der grüne Volksvertreter taub und blind für Argumente und folgt blind seiner proreligiösen Ideologie.

Behauptung:

„Kinderpenisbeschneidung ist ganz harmlos - wie Impfen.“
(Robert Spaemann, Volker Beck, Charlotte Knobloch)

Tatsachen:

„Die aktuelle Debatte zum Verbot von Beschneidungen in Norwegen wurde beispielsweise dadurch ausgelöst, dass in Oslo ein zwei Wochen altes Baby nach einer ordnungsgemäß von einem Arzt durchgeführten Beschneidung verblutete. Auch in Großbritannien verblutete Anfang 2012 ein Säugling im Alter von nur einem Monat.
In den USA gingen in den letzten Wochen wieder einmal Herpesinfektionen von Neugeborenen durch das jüdisch-orthodoxe Ritual metzizah bi peh (Saugen des Blutes vom Penis des Babys mit dem Mund) durch die Presse, die zum Tod bzw. zu Hirnschäden bei mehreren Säuglingen führten (eine solche Praxis würde bei Fehlen des religiösen Hintergrundes im Übrigen als schwerer sexueller Missbrauch bestraft). Und in Israel wurde wenige Wochen vor dem Kölner Beschneidungsurteil einem Jungen versehentlich der Penis abgetrennt.
Dies sind nur einige wenige herausgegriffene Beispiele aus den letzten Monaten.
Stellt man alle bekanntgewordenen schweren Komplikationen und Todesfälle zusammen, kommt man auf ein erschreckendes Ausmaß an gravierenden "Kollateralschäden" von Jungenbeschneidung. Und dabei wird ein Großteil der Komplikationen erst gar nicht bekannt, da sowohl Ärzte / traditionelle Beschneider als auch Familien ein Interesse haben, diese Geschehnisse nicht an die große Glocke zu hängen.“

Volker Becks Stellungnahme ist im Wortlaut noch nicht veröffentlicht. Aber er legt schon nach.


(Fall jemand auf Youtube eine Bewertung abgeben möchte, muß ich ihn enttäuschen. Beck hat die Funktion deaktiviert!)

Zwei Wochen lang bekommt Beck massiv Argumente zugespielt und er hat NICHTS davon begriffen. Nichts ist bei ihm angekommen.

Er betont das „Recht des Kindes als vollwertiges Mitglied einer Religionsgemeinschaft aufzuwachsen.“

Kinderrechte, die Religionsfreiheit des unmündig Beschnittenen ignoriert Volker Beck nach wie vor.
„Eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch die Beschneidung liegt nicht vor.“
 Der Beschneidungsbefehl ist fundamental erklärte Beck mit Verweis auf Genesis 17. 
Das sei der erste Befehl Gottes und das Fundament aller Abrahamitischer Religionen.

So argumentiert ein Grüner im Bundestag und läßt weiterhin den Teil des ersten Gottesbefehls, der die Beschneidung aller Sklaven und die Ausrottung der Unbeschnittenen formuliert weg. 

Ein Blick in die Heilige Schrift würde helfen - so Beck.
 Ein Beschneidungsverbot bedeutete, daß jüdisches und muslimisches Leben legal nicht mehr möglich sei.
Auch das ist nichts anderes als eine glatte Lüge Becks.

Jüdisch sein heißt nicht unbedingt beschnitten zu sein. In Schweden sind es z.B. nur 40%, in Deutschland angeblich 20%. Selbst in Israel werden nicht alle Kinder beschnitten.

Man beachte insbesondere Becks Bemerkung zur Debatte im Netz:


Er selbst führe die Debatte sachlich, während die Typen im Netz "ignorant herumwirbeln und polemisieren. Teilweise sehr verletzend."

No comment.

Nun habe ich leider schon oft erfahren müssen wie faktenfern und ideologiegeleitet Politiker vorgehen.
 Es ist auch ganz klar, daß Religiöse und andere Lobbyvertreter subjektiv über religiöse Bräuche sprechen. Auf Kathnet, im Rheinischen Merkur oder „Christ und Welt“ erwarte ich ebenfalls nicht unbedingt eine ausgewogene Berichterstattung. 


Unter der Ägide des katholischen Chefredakteurs di Lorenzo hat die einstige liberale Zeitung ihre Objektivität aufgegeben und macht ungeniert religiöse Propaganda.

Prominent auf der Titelseite der heutigen Ausgabe prangt der Leitartikel „Hilfe, die glauben!“. Geschrieben hat ihn Jan Ross (geb. 1965 in Hamburg, Studium der klassischen Philologie, Philosophie u. Rhetorik in Hamburg u. Tübingen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Philosophie der FU Berlin, 1991-1996 Redakteur im Feuilleton der FAZ, seit 1998 politischer Redakteur der "Zeit"), der ganz offensichtlich trotz der seit 14 Tagen intensiv geführten Debatte noch nicht einmal die elementarsten Fakten zur Kenntnis genommen hat.


Für die Beschneidung wird in Deutschland rechtliche Sicherheit geschaffen werden; wahrscheinlich durch ein neues Gesetz. Das ist gut so. […]
[Es] lässt sich beobachten, dass bei den religionskritischen Maßregeln der Geist des Misstrauens und des Verdachts am Werk ist. Statt das Kreuz als Zeichen einer reichen, zum Nachdenken anregenden Überlieferung zu verstehen, sahen die Verfassungsrichter darin ein Missions- und Propagandawerkzeug, das auf andersgläubige Schüler geistigen Druck ausübt.
[…] Und die Beschneidung, die man auch als physisch harmlosen Eingriff von großer ritueller Ehrwürdigkeit betrachten könnte, erscheint aus der Verbotsperspektive als Quälerei, die einem Wehrlosen angetan wird.

Stets wird die Selbstdeutung des Glaubens beiseitegeschoben und durch eine unfreundliche, sich für objektiv haltende Außensicht ersetzt.
[…] Nur gibt es auch die Menschenwürde der Gläubigen. Was eine religiös tendenziell unmusikalische Gesellschaft leicht vergisst, wofür ihr oft einfach der Sinn fehlt, ist die Tiefe der Verletzung, die mit Eingriffen in die Religionsfreiheit verbunden ist.
(DIE ZEIT, s.1, 19.07.12)

Um das zu kommentieren fehlt mir jetzt die Kraft.

Aber ich muß wohl doch mein Abo kündigen.

Sind die Grünen noch wählbar? 

NACHTRAG am 22.07.12:

Becks Rede ist jetzt online nachzulesen.