Über den
Verdacht bin ich ja wohl erhaben, daß ich Politiker nach ihrem Aussehen
beurteilen würde.
Es ist
nur auffällig, daß die Phänotypen tumbe Wuchtbrumme und verquollener Pykniker
überdurchschnittlich in den Unionsreihen vertreten sind.
Das ist
ja auch gar nicht mein Thema.
Man darf
aber schon mal die Wahrheit aussprechen, indem man feststellt, daß Merkel,
Gröhe, Kauder, Dobrindt, Altmaier und Schavan wirklich hässliche Menschen sind.
Entschuldigung. Das sagt selbstverständlich nichts über ihre politische
Qualifikation aus. Es ist sogar in gewisser Weise sympathisch, wenn sich
öffentliche Personen so offensichtlich nicht um ihr Erscheinungsbild kümmern.
Natürlich erwarte ich nicht, daß unsere Regierenden Modeikonen sind.
Etwas
bedenklich finde ich es aber, wenn diejenigen, die man wirklich täglich in der
Presse sieht, so schlecht beraten sind.
Es ist
ja völlig in Ordnung, daß Merkel sich von ihrer Schneiderin immer den gleichen zweiteiligen
Hosenanzug in allen Farben anfertigen lässt. Sie braucht ja auch praktische
Kleidung und wird keine Zeit haben sich täglich wie einst Marlene Dietrich eine
Ballrobe auf den Leib nähen zu lassen.
Aber
wieso sagt ihr niemand, daß ihre Sakkos immer eine Nummer zu klein sind?
Die dürfen über dem Bauch nicht spannen und die Ärmel sollten schon bis zum Handgelenk gehen.
Die dürfen über dem Bauch nicht spannen und die Ärmel sollten schon bis zum Handgelenk gehen.
Schlimm
auch, daß sie nicht etwas tiefer geknöpft sind und sich immer über ihrem
Schritt schon aufspreizen.
Es wäre
keine Sekunde aufwändiger ihre Jäckchen so zu schneidern, daß sie wenigstens
passen, damit Merkel ordentlich aussieht.
Und
diese leidige Sache mit ihrer fehlenden Maniküre. Die abgeknabberten kaputten
Fingernägel kann man sich nicht leisten, wenn man Deutschland repräsentiert.
Bei
Männern ist das ob ihrer Einheitsanzüge leichter zu übersehen, aber auch da
gibt es Unterschiede. Klaus Kinkel beispielsweise trug immer auffällig schlecht
sitzende Anzüge, die zu groß waren und zudem offensichtlich auch eher selten
gereinigt wurden, so daß sie ständig total zerknittert waren.
Muß das
sein als oberster Diplomat, der Deutschland im Ausland vertritt?
Idealerweise
trägt man als Minister seinen Anzug als Arbeitskleidung. Der sollte nicht
schreiend extravagant ausfallen, dafür aber immer tadellos sitzen. Jürgen
Trittin ist dafür ein Beispiel. Der sieht immer adrett angezogen aus, ohne daß
überhaupt irgendetwas an ihm auffällt. Dasselbe gilt für Peter Struck oder
Hans-Ulrich Klose. Immer Maßanzüge, immer perfekt, aber unauffällig.
Ein
guter Minister/Kanzler sollte um seine Schwächen wissen und dann eben jemand
anstellen, der sich darum kümmert, daß die Klamotten die richtige Größe haben.
Tolerant
bin ich hingegen bei den extrovertierten Typen wie Claudia Roth oder Elmar Brok.
In 99%
der Fälle treffen sie nicht meinen Geschmack, aber ich schätze, daß sie sich
dem Arbeitskleidungsdiktat ihrer Branche widersetzen und in irgendeiner Form
ihren eigenen Stil prägen.
Königin
des praktischen Outfits bleibt allerdings Prof. Uta Ranke-Heinemann, die sich
schon zu der Zeit, als ihr Vater Bundespräsident war und sie ihn oft offiziell
begleiten mußte, aus praktische Erwägungen eine Kollektion Perücken anschaffte.
Alle mit derselben Frisur, aber in unterschiedlichen Farbnuancen.
Sie muß
nur eine aufsetzen und ist in drei Sekunden fertig gestylt. Das türkis-farbige
Lederkostüm, welches sie seit Dekaden bei jedem öffentlichen Auftritt trägt,
treibt den extravaganten Pragmatismus auf die Spitze. Großartig!
Auch die
weniger schrillen Typen haben durchaus Möglichkeiten Akzente zu setzen, indem
sie wie der ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende Ludwig Stiegler immer einen roten
Pullover, oder wie Genscher stets einen gelben Pullunder tragen. Karl
Lauterbach und Heinz Riesenhuber binden sich jeden Tag eine verrückte Fliege
um; Madeleine Albright pflegt ihre Stimmungen mit einer extravaganten Brosche
auszudrücken. Gut gefiel mir auch der obligatorische Paisley-Seidenschal von
Ralph Giordano.
Gelegentlich
sind Kleidungsauffälligkeiten auch politische Signale.
Joschka
Fischer trug bei seiner Vereidigung als hessischer Umweltminister sicherlich
keine Turnschuhe, weil er sich nicht von seinem Lieblingskleidungsstück trennen
mochte, sondern weil er optisch demonstrieren wollte, daß nun ein neuer
politischer Typ die Bühne betritt.
Das
entsetzte Aufkreischen der Konservativen ob der selbstgestrickten Pullover,
Bärte und langen Haare der ersten grünen Bundestagsfraktion von 1983,
rechtfertigt erst die Provokation der neuen Parlamentarier.
Wozu
Herr Hofreiter im Jahr 2015 immer noch seine Winnetou-Gedächtnisfrisur trägt,
ist mir allerdings unklar.
Ungerechterweise
haben es gutaussehende Menschen als Politiker leichter.
Das gilt
jedenfalls für Männer. Wenn weibliche Politiker SEHR gut aussehen, kann das
auch ein Nachteil sein.
Attraktive
Männer werden aber ernst genommen, obwohl sie schön sind.
Sie
haben viel mehr Möglichkeiten ihr Outfit zu optimieren.
Altmaier
und Kohl sind eingeschränkter – allerdings rechtfertigt das noch nicht, daß
ihre Anzüge wahllos rumschlabbern und aus billigem Stoff sind.
Rudolph Moshammer trug trotz Megawampe immer perfekt geschnittene dunkle Anzüge – wenn auch sein StarWars-Helm, den er immer aufsetze, Geschmackssache war.
Rudolph Moshammer trug trotz Megawampe immer perfekt geschnittene dunkle Anzüge – wenn auch sein StarWars-Helm, den er immer aufsetze, Geschmackssache war.
Ein, wie
ich finde attraktiver Mann ist der neue griechische Finanzminister Yanis Varoufakis, 53.
Yanis Varoufakis met UK Chancellor George Osborne on Monday |
Der
Mathematiker und Ökonom studierte unter anderem in Oxford und lehrte als
Professor auf drei Kontinenten; Sydney, Austin und Athen.
Sein
gewaltiges Fachwissen dürfte ob seiner zahlreichen Expertisen, Veröffentlichungen
und Beraterfunktionen zur „Eurokrise“ außer Frage stehen.
Er ist
im Gegensatz zu Merkels CDU-Epigonen alles andere als Berufspolitiker, der nie
etwas anderes tat, als sich in der Parteihierarchie nach oben zu dienen.
Varoufakis
ist das diametrale Gegenteil des Typus Eckart von Klaeden, Ronald Pofalla oder
Hermann Gröhe.
Sieht er
womöglich deswegen viel besser aus?
Abgesehen
davon, daß er etwas von seiner Materie als Finanzminister versteht, ist er
nicht nur extravagant im Denken sondern auch optisch. Er trägt keine
langweiligen Anzüge, sondern kommt so frisch und individuell daher, daß sogar
die stockkonservative britische Finanzwelt entzückt ist.
A yawning gulf has opened in the world of financial diplomacy. It is not
whether to bail out Greece yet again. It is how a Greek finance minister should
dress when visiting a chancellor of the exchequer. Yanis Varoufakis arrived in
Downing Street yesterday in black jeans, a mauve open-necked shirt that was not
tucked in, and the sort of leather coat Putin might wear on a bear hunt. If
George Osborne still didn’t get the point, Varoufakis had a No 1 haircut. What
was going on?
What was going on was real life. If I were a banker and had seen
Varoufakis arrive in the same dark suit as Osborne was wearing, what would I
think? I would think here was a man eager to be accepted into the club. He
dresses like a banker, therefore he thinks like a banker, which is how today’s
finance ministers are supposed to think. I would be reassured.
We don’t want bankers to be reassured by Varoufakis just now. We want
them to be terrified. Don’t mess with me, he is saying. I have a sovereign
electorate behind me, and I have a bankrupt country. When your banks go
bankrupt you bail them out. When your businesses go bankrupt you write off
their debts and let them start again. Do the same to me. Your banks have lent
my country crazy sums of money, way beyond the bounds of caution or common
sense. Now you honestly think you will get it back. You can’t. Read my lips,
look at my jeans, feel my stubble. You can’t. Get real.
Europe just now needs the shock of Varoufakis’s livery. [….]
Meanwhile Greece has a finance minister who looks like a normal human
being. That is a start.
Ich
halte es für möglich, daß Varoufakis nicht nur zufällig auffällig anders
angezogen ist; vielmehr könnte das ein Hinweis auf ein neues Denken sein.
Er nimmt
offenbar zumindest in Kauf, daß die Banker von ihm erschreckt sind.
Die
bisherigen Austeritäts-Lösungsansätze waren schließlich nicht so erfolgreich in
Griechenland.
Zeit für etwas anderes.
Auch eine Woche nach
den Wahlen in Griechenland steckt Brüssel weiter in einer Art Schockstarre:
Teils entsetzt, teils ratlos reagiert das neoliberale EU-Establishment auf die
feste Haltung der neuen Athener Regierung. EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU)
schäumte am Wochenende vor Wut und bezeichnete den griechischen
Ministerpräsidenten Alexis Tsipras als »frech und unverschämt« – einzig weil
dieser, anders als hiesige Politiker, seine Wahlversprechen ernst nimmt. »Die
Brüskierung der EU-Institutionen« sei, so Oettinger weiter, »ein bisher
einmaliger Vorgang in der Geschichte«. Martin Schulz, Präsident des
Europäischen Parlaments (EP), warnte den neuen griechischen Premier vor
weiteren verbalen Attacken auf die Bundesregierung. Tsipras sei »gut beraten,
seine Angriffe auf Bundeskanzlerin Angela Merkel zu beenden«, sagte Schulz der
Welt am Sonntag.
Empört ist man auch
darüber, dass der neue Finanzminister Giannis Varoufakis am Freitag den
EU-Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem bei dessen Besuch in Athen abblitzen
ließ. Dijsselbloem hatte die weitere Kooperation Athens mit dem Kontrollgremium
Troika sondieren wollen und bekam von Varoufakis Klartext zu hören: »Mit diesem
auf verrotteten Grundlagen errichteten Ausschuss werden wir nicht mehr
zusammenarbeiten«, sagte er Medienberichten zufolge. Und fuhr fort, der
griechische Staat habe eine Zukunft, werde aber keine »sich selbst verstärkende
Krise« aus Deflation und untragbaren Schulden akzeptieren.
In den letzten Jahren
hatte der international bekannte Ökonomieprofessor Varoufakis immer wieder
darauf hingewiesen, dass die »EU-Rettungspakete« fast ausschließlich an die
Finanzkonzerne in anderen EU-Ländern gingen, um dort eine Bankenpleite zu
vermeiden. Die Kosten dafür seien aber den griechischen Bürgern aufgebürdet
worden. Dieser Vorwurf wurde jetzt durch eine Untersuchung der griechischen
Nachrichtenagentur MacroPolis mit Fakten unterlegt. Demnach sind lediglich zehn
Prozent der 240 Milliarden Euro »Rettungsgelder« in Händen der griechischen
Regierung verblieben, der Rest ging sofort zurück an ausländische Banken und
andere Gläubiger. Aus Varoufakis' Sicht ist das aber nur Teil eines finsteren
Gesamtplans. [….]