Sonntag, 11. Oktober 2020

Obamas Kardinalfehler bitte nicht wiederholen

Natürlich, das amerikanische Wahlrecht bevorzugt sehr stark Trump und benachteiligt Biden, aber die jüngsten Zahlen sehen für Biden deutlich besser aus als für Clinton vor vier Jahren.

 Neben dem offensichtlichsten Grund für Bidens Führung; die abschreckende Wirkung Trumps; gibt es noch einen weiteren Faktor, den man nicht unbedingt bei einem Demokraten erwartet, der gegen einen Milliardär mit vielen Milliardärs-Freunden antritt: Die Biden-Kampagne nimmt deutlich mehr Spenden ein und kann dementsprechend in den umkämpften Swingstates entsprechend lauter die Werbetrommel schlagen.

Dabei hatte Trump im Juli 2020 bereits eine Milliarde Dollar Wahlkampfspenden eingesammelt und die Demokraten schienen abgehängt.

[….] Donald Trump will unbedingt im Weißen Haus bleiben. Für die Wiederwahl des US-Präsidenten haben sein Kampagnenteam, seine Partei und zwei beteiligte Wahlkomitees seit 2017 983 Millionen Dollar ausgegeben. Das teilte die Federal Election Commission mit. Die Behörde ist zuständig für die Regulierung der Wahlkampffinanzierung.  Allein im Juni wurden 240 Millionen Dollar in die Wiederwahlkampagne des amtierenden US-Präsidenten gesteckt. Für den designierten Herausforderer der Demokraten, Joe Biden, wurden im selben Monat 165 Millionen Dollar ausgegeben. Das Geld fließt sowohl in Werbespots, öffentliche Wahlkampfauftritte als auch die Medienproduktionen für Soziale Netzwerke. Mit dem Sammeln von Spenden hat es Trump deutlich eiliger als seine Vorgänger. Barack Obama kam zum gleichen Zeitpunkt bei seiner Kampagne 2012 auf rund 552 Millionen Dollar. Sogar die erfolgreiche "Make America Great Again"-Kampagne von 2016 hatte ein Volumen von 878 Millionen Dollar. Bis zur Wahl im November dürfte Trumps aktuelles Budget diesen Wert deutlich übersteigen. [….]

(21.07.2020

Der Juli lief optimal für IQ45; insgesamt füllte sich seine Wahlkampfkasse mit 1,33 Milliarden Dollar (Biden 990 Millionen).

Im August sammelte Biden allerdings 291 Millionen Dollar ein; Trump kam auf 129 Millionen Dollar.

Ende September schien Trumps Geldmaschine zu stottern, während die Demokraten immer mehr Spenden sammelten und zuletzt deutlich mehr Werbung schalten konnten als der amtierende Präsident.

Trump geht das Geld aus; er muss bereits gebuchte Werbezeiten in einigen Staaten stornieren.

[….] President Trump stopped all of his television and radio advertising in three states and substantially reduced it in four others in recent weeks after his lackluster fundraising left him unable to match a surge in spending by his Democratic challenger, Joe Biden.   Trump’s retreat from Ohio, Iowa and New Hampshire reflects his struggle to change the dynamics of a race that polls suggest he is on track to lose. In the six weeks since his party’s national convention, Trump’s campaign has yanked more than $17 million in ads he’d previously booked in those states.   Two of them, Ohio and Iowa, are must-wins for the Republican president. Polls show him running almost dead even with the former vice president in both. Trump’s withdrawal of advertising in those states — despite the risk — is a sign of his campaign’s poor financial condition. “It seems the Trump campaign has reached the point where they have to do some triage,” said Travis Ridout, co-director of the Wesleyan Media Project, which tracks political ads. “They don’t seem to have enough money to run ads everywhere.”    By contrast, Biden has been sharply increasing his ad spending across the entire election map and has begun pouring money into states that once looked out of reach. Among them are Texas, Georgia, Ohio and Iowa. In the week that will end Monday, Biden’s $36 million in TV and radio spots overall is double Trump’s $18 million, according to Advertising Analytics, an ad tracking firm.  The reason for the disparity is clear: Trump has far less money than Biden. At the end of August, Biden reported $466 million in the bank, and Trump $325 million, according to filings at the Federal Election Commission and tallies shared by the campaigns. [….] Since the end of August, Trump has also cut $11 million in ad time that he’d previously reserved in Nevada, Minnesota, Wisconsin and Michigan, according to Advertising Analytics. [….]

(LA Times, 10.10.2020)

So funktioniert die amerikanische Demokratie: Wer mehr Geld hat gewinnt.

So zieht also Biden in den umkämpften Staaten; außer Georgia, auf breiter Front davon.

Arizona, der einstmals solide republikanische Staat im Südwesten tendiert nun zu Biden, dem es sehr gelegen kommt, daß die Witwe des legendären US-Senators John McCain aus Arizona nun Werbung für Joe Biden macht.

Dieser in Amerika fast völlig ausgestorbene überparteiliche Ansatz kommt Joe Biden, der so sehr mit McCain und Graham befreundet war, entgegen.

Das mag dabei helfen das GOP-Schreckgespenst vom Kommunisten Biden, der den Sozialismus einführen will abzuschwächen.

Aber ich befürchte, Biden vergisst daß es kaum noch überparteiliche, unentschiedene unabhängige Wähler gibt.

Im Hamburger Abendblatt erschien vor zwei Wochen eine Reportage aus Wisconsin; ebenfalls Swingstate im industrialisierten Norden.

Wisconsin, der Käse-Staat gilt als der deutscheste US-Staat, weil dort so viele germanische Auswanderer leben.

Das FUNKE-Blatt wollte also erfahren wie die Deutschamerikaner dort denken und fand Trump-Land. Die Menschenloben ausgerechnet „die Ehrlichkeit“ des 20.000-fach der Lüge überführten Trumps.


Das zeigt nur zu deutlich wie wenig sinnvoll es ist auf Kompromisse und Vernunft zu setzen.

Man kann nicht mit Trump-Fans argumentieren.

An dem Punkt war auch Barack Obama vor 12 Jahren, als er versuchte dem rechten, rassistischen, konservativen. Weißen, evangelikalen Amerika die Hand zu reichen und trotz der überragenden demokratischen Mehrheit in beiden Kongresskammern die Hand ausstreckte, sogar einen republikanischen Verteidigungsminister ernannte. Er wollte den Reaktionären, die sich vor einem Schwarzen im Oval Office fürchteten eine Brücke bauen, sie nicht mit allzu radikalen Politikideen verschrecken, suchte stets den Kompromiss im Kongress.

Der Philanthrop Obama glaubte an die Kraft des Arguments, an die Einheit der USA, an die gemeinsamen Werte und den Willen des Volkes zum Wohle aller zusammenzuarbeiten.

Eine kapitale Fehleinschätzung! So verlor er zwei Jahre und die Gestaltungsmehrheit. Mit Graham-McConnell-GOPern kann man nicht zusammen arbeiten. Es sind Rassisten, Egoisten, die bereitwillig das Land vor die Hunde gehen lassen, um ihren finanziellen Vorteil zu erreichen.

Die gesamte aktive politische Klasse der Republikaner ist heute Komplize eines Verbrechers, der mit seinen Lügen schon 215.000 Amerikaner in den Tod getrieben hat.

[…..] Als Ba­rack Oba­ma am 4. No­vem­ber 2008 zum 44. Prä­si­den­ten der USA ge­wählt wur­de, hielt er in Chi­ca­go eine Rede, die die Na­ti­on nach ei­nem lan­gen Wahl­kampf wie­der zu­sam­men­füh­ren soll­te. Oba­ma hat­te ei­nen fu­rio­sen Sieg ein­ge­fah­ren, der den De­mo­kra­ten nicht nur die Prä­si­dent­schaft, son­dern auch die Macht im Kon­gress ge­si­chert hat­te. Den­noch reich­te er den Re­pu­bli­ka­nern die Hand. In sei­ner Rede schlug er den Bo­gen zum ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger­krieg und ver­kün­de­te: »Wie Abra­ham Lin­coln zu ei­ner Na­ti­on sag­te, die weit mehr ge­spal­ten war als un­se­re: Wir sind kei­ne Fein­de, son­dern Freun­de.« Es war wahr­schein­lich der größ­te Irr­tum sei­ner Amts­zeit. Nichts wur­de bit­te­rer ent­täuscht als die Hoff­nung Oba­mas auf eine ge­deih­li­che Ko­ope­ra­ti­on mit den Re­pu­bli­ka­nern. Sie be­kämpf­ten die Re­form des Ge­sund­heits­sys­tems und blo­ckier­ten zum Ende sei­ner zwei­ten Amts­zeit für acht Mo­na­te die Neu­be­set­zung ei­ner Va­kanz am Obers­ten Ge­richts­hof.

 


Joe Bi­den soll­te sich an die­se Lek­tio­nen er­in­nern, wenn er am 3. No­vem­ber die Wahl ge­win­nen soll­te. […..]  Die Chan­cen des Prä­si­den­ten schwin­den, sich auf le­ga­lem Wege im Amt zu hal­ten – wes­halb er ver­sucht, die Wahl an sich zu dis­kre­di­tie­ren. Die Re­pu­bli­ka­ner ste­hen bei die­sem kri­mi­nel­len Ver­such Schmie­re. Die Par­tei hat mit ih­rem Prä­si­den­ten je­den mo­ra­li­schen Kre­dit ver­spielt, und Bi­den soll­te dar­aus die Kon­se­quen­zen zie­hen. […..]

(René Pfister, SPIEGEL, 02.10.2020)

Sollte also Biden gewinnen, sollten die Demokraten Parlamentsmehrheiten erreichen, dürfen sie nicht wieder nett sein.

So nett wie der freundliche Herr Biden, der nach Trumps Corona-Infektion aus moralischen Gründen gleich die Anti-Trump-Ads stoppen ließ.

Ein Fehler! Die RepubliKKKaner kennen keine Moral. Auch ohne Trump sind sie toxisch, verlogen und destruktiv. Jeden Kompromissversuch werden sie als Schwäche auslegen. Sie werden ohnehin; ganz egal wie Biden und Harris agieren; mit ihrer ganzen Kraft gegen die Regierung arbeiten, unfaire Mittel einsetzen, betrügen, manipulieren, filibustern, verunglimpfen, höhnen, heucheln, agitieren, pöbeln, mit Dreck werfen und keine Bösartigkeit auslassen.

Auf sie darf nie wieder ein Demokrat Rücksicht nehmen. Kein Trumpublikaner im Kongress hat sich deutlich von Trumps Begeisterung für „White Supremacy“ distanziert, niemand stellte sich gegen die Attacken auf die US-Verfassung und die Demokratie, kein GOPer verteidigt freie Wahlen und den friedlichen Machtwechsel.

Sie gehören bekämpft. Die United States of America sind tot. Ausgelöscht. Es gibt nur noch die Divided States of America. Findet Euch damit ab, Demokraten und macht das Beste für Eurer Klientel.

DIVIDED WE STAND heißt es nun und das muss auch Joe Biden begreifen.